Montag, 13. Januar 2014

Tagebuch Dez. 2013 V "Gäste"



...."Wenn wir allein hinausgehen + in die Einsamkeit eintauchen, kehren wir heim zu unserer Seele. 
Wenn wir einen Platz in der Natur finden, an dem Geist und Herz zur Ruhe kommen, 
dann haben wir einen Zufluchtsort für unsere Seele entdeckt.
Die westirische Landschaft bietet der Seele bereitwillig Schutz und Geborgenheit...."

John O'Donohue
"Echo der Seele" 
 




Wir sind uns sicher, diesen Ort für unsere Seelen gefunden zu haben!


 Blick von der (entstehenden) Terasse neben dem Schuppen auf den bog


29.12.2013

Hoechste Zeit, wieder zu schreiben...die Tage eilen dahin und wie schnell haben wir vergessen, was ¨gestern¨ war.

Dass der Sturm, der in der Zeitung inzwischen als ¨hurricane¨ bezeichnet wird, uns nichts anhaben kann, erwies sich - leider - als Trugschluß, denn wir hatten in der gleichen Nacht einen ersten Stromausfall. Astrids Kommen stand ebenfalls in Frage, da auch Tipperary ohne Strom war. Schön, dass sie sich schließlich doch auf den Weg machte und nach dem Frühstück kam der Strom - zunächst - zurück. Aufatmen. Die Heizung war nur kurz ausgefallen und das Haus wurde schnell wieder warm.

Einkauf und Blick ins Internet und whatsapp in Clifden in  UPSTAIRS DOWNSTAIRS, wo es den besten Cappuchino gibt.  Zu unserer großen Freude gab es gleich 2 Anfragen für das School House im  April und 2 Anfragen für ARSINOE!  Was für eine Freude.

Clifden ist wie ausgestorben! Unsere Vermutung, dass um diese Zeit - durch die vielen über Weihnachten nach Hause kommenden Auslands-Iren, ¨Hochsaison¨ sei, erweist sich ebenfalls als Trugschluß. Die kleinen Läden bleiben geschlossen, die Restaurants sind gut besucht - und die Supermärkte  halten Preisbrecher bereit, wie 1 Pfund Karotten für 00,06 € oder Kartoffeln für 00,08 €.  Und selbst hier tobt, wie Astrid uns später erzählt, noch der Preiskampf zwischen LIDL und Aldi.  Aber das Einkaufen scheint größtenteils erledigt zu sein. Man huscht durch die Regale und packt das Nötigste, das in die Arme paßt und eilt zur Kasse..

Meine Fenster, die ich so einigermaßen sauber bekommen hatte, sind durch den Sturm der vergangenen Nacht wieder völlig dreckig!  Dieser Sturm hatte es wirklich in sich und zwang uns gegen Morgen die Zimmer zu welchseln, da er direkt auf die Seite einpeıtschte, auf der unser Schlafzimmer liegt!  Es war beängstigend und er hatte seine Kraft und Wucht noch einmal gesteigert!  So war der vorübergehende Stromausfall auch nicht wirklich erstaunlich.

Astrid berichtete, dass  bei  Oughterad Bäume umgestürzt waren und dass über Schäden - vor allem auch an der Ostküste berichtet wurde. Ein Orkan hatte über der gesamten Insel gewütet und an den Küsten bis zu 10 m hohe Wellen aufgetürmt..
Während wir am Torffeuer saßen, erzählten und uns über die Begeisterung, die der Rundgang durch das Haus bei Astrid auslöste, freuten, hatte sich die Elektrizität praktisch verabschiedet. Zunächst fiel unsere zusätzliche Pumpe aus und dann die Heizung!  Oh my God!  Selbst unser Klempner, der tatsächlich kam - brachte keine gute Nachricht.  Die starken Stromschwankungen, meinte er, könnten das Gerät kaputt gemacht haben und er riet uns, alle anderen, am Strom hängenen, empfindlichen Geräte, wie Heizung, Kühlschrank und Waschmaschine, ebenfalls auszustellen.  Das Licht, wenn überhaupt noch da, funzelte nur auf halber Stärke.. Und wir ahnten, was kommen würde: Jemand von der ESB, die für die Leitungen verantwortlich sind, kam etwas später und  unterbrach den Strom für unser und einige Nachbarhäuser (bis auf Weiteres)...   Direkt in unserer Nähe war ein Kabel unterbrochen.... So ging um 19 Uhr hier das Licht aus und ein Kerzenmeer und der Kamin übernehmen die Beleuchtung.. 

Hans-Jürgen stand am Gasherd mit Taschenlampe und Kopflampe!  Was für ein  Bild... Aber wir versuchten, es leicht zu nehmen und uns die Freude über das Zusammentreffen nicht nehmen zu lassen..
In die Betten legten wir, um sie vorzuwärmen,  leere Wasserkanister mit heißem Wasser.
Uns wurde an diesem Abend und in dieser Nacht sehr bewußt, wie schnell das Haus auskühlt und wie wichtig deshalb die bessesre Isolierung ist - sie hat nun Vorrang vor allen anderen -noch durchzuführenden - Arbeiten bekommen!!!

Um es vorwegzunehmen:  wir haben es gut überstanden!  Es war weitaus weniger schlimm, als befürchtet und zum Frühstück brannte das Torffeuer und gegen 10 Uhr ging das Licht wieder an.  "It could have been worse" - stellten wir fest:
Die ¨Feuertaufe¨ für unsere Irlandtauglichkeit war bestanden!


Der nächste Morgen erwartete uns mit rosa Wolken, angestrahlt von der hinter den Bergen aufgehenden Sonne... Und rosa das Meer in der  Bucht vor uns!  Was für ein Geschenk - und bei Torffeuer und ausgedehntem Frühstück ist alles schnell vergessen!  Astrid ist total begeistert und sie,  der wir ein Urteil darüber zutrauen, versichert uns, dass dieses Haus eine gute, gesunde und heilende Aura besitzt.  Sie habe selten so ruhig und so tief und erholsam in einem neuen Haus geschlafen.  Das hören wir wirklich gerne - denn ein wenig glauben auch wir daran, dass die Seelen der Verstorbenen in den Häusern weiterhin ein- und ausgehen! 




Auf zum Strand!  Wie haben wir das vermisst und nun hat sich der fast 5 stündige Trip für Astrid auf alle Fälle gelohnt! Zunächst inspizieren wir unseren Calla beach, der an diesem Morgen noch vom Wasser überschwemmt ist..  Weiter nach Murvey, wo wir nun den nächsten Besucher mit dem wirklich völlig skurilen, an eine Mond- oder afrikanische Wüstenlandschaft erinnernde Küstenlandschaft haben. Einmalig und beeindruckend. Von hier überblicken wir den Atlantik und sehen die gigantischen, sich an Felsen brechenden Wellenberge! 




Wir gehen ein Stück entlang der hohen Küste, suchen immer wieder nach Steinen und stoßen auf eine Stelle hinter einem Felsen wo Hunderte von ¨Teller¨muscheln übereinandergeschoben einen Muschelberg bilden... Und mit vollen Händen geht es auf den Rückweg. Was werden wir mit all diesen Schnecken, Muscheln, Steinen anfangen?  Wir werden uns inspirieren lassen und ganz sicher etwas finden!

 



 Kurz bevor wir das Auto erreichen, überrascht und doch noch ein Schauer, der sich aus dunklen Wolken, die hinter unserem Rücken lagen, ergiesst...
Das Café in Roundstone ist - leider - ungeheizt und so trinken wir den Cappuchino und essen unseren Scone bei ungemütlichen Innentemeraturen.. 

Gut, dass unser Haus wieder warm ist.. Dennoch schlüpfe ich in mein Bett und wärme mich an der Heizdecke auf... Ich lese ein sehr interessantes Buch, das den Konflikt von Nordirland beleuchtet in einer wunderbar erzählten Liebesgeschichte, die in Deutschland spielt, aber auch dort stoßen die beiden Protagonisten immer wieder an ihre ¨nordirischen Grenzen¨.. Sehr berührend und für mich immer wieder erhellend, diesen Konflikt in unterschiedlichen Formen zu verstehen versuchen . (Killen Mc Neill: Am Schattenufer)

 "Es ist eine wahnsinnige Freiheit, wenn man lieben kann, wen man will und wenn da keine Steine auf dem Weg liegen. Das ist vielen Menschen nicht bewusst, aber das ist auf der Welt noch an sehr vielen Orten so."
          Killen McNeill

 Zum Abendessen gibt es Lachs und dann sitzen wir wieder am Torffeuer und erzählen. Es ist interessant, zu hören, wie sich das Leben in Camphill in den letzten  Jahren verändert hat. Aus dem - manch mal fast an eine Sekte erinnernden - Freiraum ist ein recht bürokratisches, vom irischen Staat
 reguliertes Unternehmen geworden. Die meisten Mitarbeiter sind nun angestellt und noch die ¨Fossile¨, wie Astrid, leben in der bisher gewohnten Weise - ohne festes Einkommen, aber von Camphill ¨versorgt¨.  Wir bewundern wieder Astrids Engagement an diesem Ort mit diesen Menschen - den "people with special needs" - sehr. Vielleicht ist der Veränderng am meisten dadurch sichtbar, dass diese Menschen nun auch hier "disabled" (Behinderte) genannt werden! 
 Der anthroposophische Überbau ist geblieben, aber viele der damals so wichtigen und vielleicht auch sinnvollen Rituale sind verschwunden und der bürokratische Aufwand, der von den Leitungen der Häuser betrieben werden muß, ist enorm und erinnert wirklich sehr an Deutschland! 
Gut, dass die Menschen aber - gerade hier in Irland - viele neue Nischen finden, ihrer Spiritualität anders Ausdruck zu verleihen. Im Supermarkt - am schwarzen Brett - hängt zum Beispiel (neben Angeboten für besonders guten, preiswerten Torf, oder Kindersitze für das Auto und vieles mehr) eine Visitenkarte:
Angel ReadingsSeek guedance from the Angels. Make contact with your Guardian Angel. Contact Blaithin


Astrid gibt REIKI und so findet nun auch das REIKI-Schild, das wir hier im Schuppen fanden, endlich einen dankbaren, gerührten Abnehmer!  Wir sind sicher, dass dies sehr im Sinne von Susan wäre. 
Ich habe Astrid ein Heft mit handschriftlichen Aufzeichnungen von Susan gegeben, in das ich bisher nicht geschaut habe.  Es sind Aufzeichnungen von Susan, in denen sie den Verlauf ihrer Krebserkrankung festhält.  2006 enden sie - und ich weiß, dass Susan ihrer Krebserkrankung erlag.
Ich weiß nicht, ob man solche Dinge ¨bewahrt¨ - aus Pietät und weil sie hier so lieblos ¨herumlagen¨, oder ob Susan es lieber wäre, wenn wir sie dem Torffeuer üb
ergäben. Ich habe ja noch Zeit, darüber nachzudenken. 

Irgendwie fühle ich mich dieser unbekannten Frau, die einmal hier lebte, verbunden!  Dinge, wie ihre bunte, wahrscheinlich selbst gesponnene  Wolle, teilweise auf Spindeln aufgewickelt, die in einem Korb hier im Wohnzimmer steht, die Knopfsammlung in zwei Gläsern, ein Glas nur mit weißen Knöpfen, ein Glas mit bunten, die im kleinen, blauen Schlafzimmer auf dem breiten Fenster stehen, sind Relikte eines Lebens, ihres Lebens und ich möchte sie  bewahren. 

Die Nacht wird ruhig und das Frühstück braucht noch kein offenes Feuer! Das Haus ist gemütlich und warm. Nach dem Frühstück liegen Hans-Jürgen und Astrid auf den Knien in ¨Mihalls¨room und schaben die Leim- und Betonreste mit Spachtel und Drahtbürste ab!  Ein riesige Hilfe für uns - und dann - nach einem Müsli und einem Kaffee - saß sie im Auto, wehmütig und traurig, diesen Ort, in den sie sich total verliebt hat, verlassen zu müssen. 

Wir haben ihr versichert, dass wir uns wirklich freuen, wenn sie - jederzeit, wenn hier frei ist - wiederkommt. Es ist auch ein ¨Familienhaus¨ - und der irische Teil der Familie hat es ja nun sehr viel näher als wir. (Gerade rief sie an und die ersten Planungen mit ihren beiden Kids sind bereits in vollem Gange!) 


Besuch löste Besuch ab, denn zum Kaffee kamen meine liebe (mail)-Freundin Kerstin und ihr Mann Barry aus Belfast. Leider hatten sie einen durch und durch trüben, verregneten Tag und umso mehr freute ich mich, dass sie diesen Weg für uns auf sich genommen hatten. Ein wirklich schöner Nachmittag - natürlich am Torffeuer - und die gesamte Konversation in Englisch! Das tut uns zwar gut, aber es strengt doch auch an... Und so lagen wir bald im Bett - jeder mit seinem Buch auf der Heizdecke!  Was für ein Luxus im ¨Calla Old School House¨ ging mir beim Einschlafen durch den Kopf!!!





Gute Nacht!

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