Dienstag, 25. Juli 2017

Über die Einfachheit



 
"Einfachheit ist das Resultat der Reife." Friedrich von Schiller

Es sind nun bald zwei Wochen einfachen Strandlebens. Raubauzige Nordsee. Brüllende Natur. Entschleunigung total. Ich habe seit mehr als zehn Tagen keinen Schuh mehr getragen. Sand zwischen den Zehen und Leinen auf der Haut. Unser Haus in den Dünen. Keine hundert Meter in die Brandung. Mal 4, mal 5 und mal 6 Beaufort. Wind. Gischt. Salz. So viel Sauerstoff in der Luft. Eine eigene Düne mit Fernwehblick von Ewigkeitswert. Für den Morgenkaffee und den Abendtee. Schweigsames, einsames Einverständnis. Sonnenuntergänge für weit offene Münder. Wilde, echte Romantik. Der Schlaf ist tief und lang. Erholsam. Und die Nacht ist klar und voller Sterne.

Erst kommt die Ruhe. Dann kommt die Sehnsucht. Nach der Ruhe. Und der Einfachheit. Die Sehnsucht nach mehr Einfachheit im Alltag. Ich lese von der Einfachheit. Und bleibe an Jean-Jacques Rousseau hängen. Der Genfer Schriftsteller und Pädagoge sagte schon im 18. Jahrhundert: 

"Auf allen Gebieten ist die Einfachheit verschwunden, selbst aus der Kinderstube. Schellen von Silber, von Gold, von Korallen, von geschliffenem Kristall, Klappern von jedem Preise und jeder Gattung - was für unnützes und verderbliches Zeug! Fort mit all diesem Krame! Fort mit den Schellen! Fort mit den Klappern! Kleine Baumzweige mit ihren Früchten und Blättern, ein Mohnkopf, in welchem man die Samenkörner klappern hört, ein Stück Süßholz, an dem es saugen und kauen kann, werden das Kind in ebenso großes Entzücken versetzen."

Da hat er Recht. Und das adressiert er sicher nicht nur an die Kinder. Jeder von uns kennt sein eigenes Süßholz. Oder das, was es ersetzen sollte, aber viel zu selten wirklich kann. Das was uns in unserem Alltag gefangen nimmt, uns bindet. An seine vorgebliche Zwangsläufigkeit. An sein scheinbares Muss. Hinterfragen lohnt. Zerlegen. Und entrümpeln. Atmen.
Eines dieser großartigen, jüdischen Bonmots sagt weise, leise und darin auch ganz laut und schmerzhaft wahr: "Während wir dem Glück hinterherlaufen, verlieren wir unsere Zufriedenheit." Ja. Ich spüre hier gerade einen Anflug von tiefer und ruhiger Zufriedenheit. Und die mag ich mir erhalten. Ganz unbedingt. 

Bruno Schulz 

Ich möchte Euch diesen Text hier zugänglich machen (habe ihn selbst auf Facebook entdeckt),
weil er so gut in mein Irland-Gefühl paßt... 
Vielleicht macht ich Euch einfach auch eine Freude damit!

Sonntag, 16. Juli 2017

Lament for a Son



There's a hole in the world now.
In the place where he was, there's now just nothing.
A center, like no other, of memory and hope and knowledge and affection
which once inhabited the earth
is gone.
Only a gap remains. 


A perspective on this world, unique in this world,
which once moved about within this world,
has been rubbed out.
Only a void is left.

There's nobody now who saw just what he saw,
knows what he knew, remembers what he remembered,
loves what he loved.
A person, an irreplaceable person is gone.

Never again will anyone apprehend the world quite the way he did.
Never again will anyone inhabit the world the way he did.
Questions I have can never now get answers.
The world is emptier.
My son is gone.
Only a hole remains, a void, a gap,
never to be filled

(Nicholas Wolterstorff)

Foto:  Florian 1997 in Castlegregory