Dienstag, 30. Juli 2013

Irischer Segen



Der gesegnete Regen, der köstliche, sanfte Regen,
ströme auf Dich herab.
Die kleinen Blumen mögen zu blühen beginnen
und ihren köstlichen Duft ausbreiten,
wo immer Du gehst.
Der große Regen möge deinen Geist erfrischen,
dass er rein und glatt wird wie ein See,
in dem sich das Blau des Himmels spiegelt und manchmal ein Stern.


Irischer Segen

Donnerstag, 25. Juli 2013

Die Wahrheit übers irische Wetter


“…Der Regen ist hier absolut, großartig und erschreckend. Diesen Regen schlechtes Wetter zu nennen ist so unangemessen, wie es unangemessen ist, den brennenden Sonnenschein schönes Wetter zu nennen.

Man kann diesen Regen schlechtes Wetter nennen, aber er ist es nicht. Er ist einfach Wetter, und Wetter ist Unwetter. Nachdrücklich erinnert er daran, daß sein Element das Wasser ist, fallendes Wasser. Und Wasser ist hart.
Und wieviel Wasser sammelt sich über viertausend Kilometer Ozean, Wasser, das sich freut, endlich Menschen, endlich festes Land erreicht zu haben, nachdem es so lange nur immer ins Wasser, nur in sich selbst fiel. Kann es dem Regen schließlich Spaß machen, nur immer ins Wasser zu fallen?
Gut ist es immer Kerzen, die Bibel und ein wenig Whiskey im Hause zu haben, wie Seeleute, die auf Sturm gefaßt sind; dazu ein Kartenspiel, Tabak, Stricknadeln und Wolle für die Frauen, denn der Sturm hat viel Atem, der Regen hat viel Wasser, und die Nacht ist lang.
… Wir standen auf; es war hell geworden, und im gleichen Augenblick war es ruhig draußen. Wind und Regen hatten sich entfernt, die Sonne kam über den Horizont, und ein großer Regenbogen stand über der See, so nah war er, daß wir ihn in Substanz zu sehen glaubten; so dünn, wie Seifenblasen sind, war die Haut des Regenbogens. Immer noch schaukelten Korken und Holzstücke auf der Pfütze, als wir die Treppe hinauf in die Schlafzimmer gingen…”


Aus: Heinrich Böll, “Irisches Tagebuch”, (*am 21.12.1917, + am 16.7.1985)


Foto: Januar 2013 an der Bog Road 

Montag, 15. Juli 2013

Vorfreude


Ich las vor einigen Tagen eine schöne Definition der "Vorfreude".


...."Die Vorfreude entsteht als ausgeformte Fantasie, in der wir unsere Wünsche und Sehnsüchte aufleben lassen. Das kann auch Angst machen. Weil wir uns öffnen, ungeschützt geben, nicht kontrolliert sind. Vorfreude bedroht den Ängstlichen mit Enttäuschung, den Kontrollierten mit Kontrollverlust"....

Wenn zu Beginn unseres Projektes mancheiner meinte, er würde uns "für unseren Mut bewundern", haben wir lachend erwidert, dass mutig zu sein für uns etwas ganz anderes bedeutet..  Nun, bei aller Vorfreude und Aufregung entsteht doch auch ab und an ein Gefühl von Angst, Angst vor der eigenen Courage :) Aber dann, wenn einer von uns zu sehr grübelt ermutigt der andere:  Ja, wir werden es schaffen und der große Traum wird - in nicht allzu langer Zeit - wahr werden.  Denn später im Text heißt es: 

 
"Die Vorfreude verliert an Ekstase im Lauf des Lebens. Wir werden realistischer, wir wissen, dass es keine Sonne ohne Schatten gibt. Aber dafür wächst dann mit der Reife des Lebens, mit der Erfahrung darüber, was uns wirklich guttut, die Vorfreude auf das Gute, was uns mit Sicherheit erwartet. Die Vorfreude wird stiller, aber gewisser!"...



Wir sind zurück aus 10 Tagen Connemara. Wir waren erneut von sonnig-schönem Wetter begleitet und hatten Zeit, nicht nur den (bis dahin geringen) Fortschritt am School House zu begutachten, sondern auch die ersten Gartenarbeiten zu beginnen! Was für ein wunderbares Gefühl, im "irischen Garten", über den "die Zeit gewachsen ist" zu arbeiten:  Strukturen wurden freigelegt, Steinkreise kamen unter dichtem Grasteppich zum Vorschein. Eine Hecke, die den Blick auf den Garten völlig verstellt hatte, mußte weichen. 





 Mein Bruder Michael, der uns begleitet und  Hans-Jürgen, die sich im nächsten Baumarkt in Clifden die nötige Arbeitskleidung besorgt hatten, bildeten ein gutes Arbeitsteam!



Ein großer Salbei wächst am Schuppen -und wird den Abriss hoffentlich überleben! 

Was uns im Haus selbst erwartete, war eher ein wenig erschreckend:  Nachdem man die Dielen, die von Holzwürmern zerfressen waren, hochgenommen hatte, eröffneten sich tiefe Hohlräume unter dem Haus, mit denen niemand gerechnet hatte - "Katakomben" sozusagen und Grundmauern, die man sich nicht erklären konnte. 


Unser "builder", Fechin, der auch Nachbar ist und  selbst als Kind in diese Schule gegangen ist, nahm alles mit irischer Gelassenheit und viel Humor.  "No problem" - auch dieses unerwartete Problem würde man lösen und die Räume schließen!
Nicht nur er, auch andere Menschen, die wir treffen,  haben Erinnerungen an dieses Gebäude, an die Schule und meist sind es keine guten! Sie erzählen von Lehrern, von denen sie gezüchtigt wurden, von der Kälte der Klassenräume, in denen sie saßen, von Ratten, die die ängstliche Lehrerin, die aus Dublin kam, mit dem Stuhl auf den Pult tieb :) und nie hatten sie sich vorstellen können, dieses Haus später noch einmal zu betreten!  
Nun machen sie - hoffentlich - eine ganz andere Erfahrung und wir freuen uns schon jetzt darauf, mit ihnen allen zusammen das Haus mit einem großen Fest im nächsten Jahr einweihen zu können! 
Als wir bei der Bank of Ireland in Clifden ein Konto eröffnen und nach unserer irischen Anschrift gefragt werden, huscht erneut dieses  "Erkennen" über das Gesicht der Bankangestellten:  "Oh, you bought the old School House. This is lovely. We wish you all the best"..  Ja, wir brauchen wohl nicht zu erklären, wo wir sind, denn jeder wird uns finden :)  Wir sind sogar auf google earth "eingetragen"...  Was für ein Privileg für ein "Haus in Irland"  :)



Gut, unsere Architekten Peter + Cornelia an der Seite zu haben. Nichts bringt sie aus der Ruhe und ihre Professionalität und dennoch große Freundlichkeit und Zugewandheit begeistern uns sehr.


Dank ihrer Hilfe lassen sich alle Unwägbarkeiten fast leicht überwinden!  
Wir treffen andere Handwerker und es gibt eine Menge an Entscheidungen, die getroffen werden müssen.
Wir wählen die Farben für die Räume aus, was, bei einem gemütlichen Essen bei Peter und Cornelia in ihrem schönen Cottage, eine reine Freude ist!!  Wir sind uns in allen Räumen sehr schnell schlüssig - und nur das "Grün" im Badezimmer will Peter nicht gefallen... aber wir setzen uns durch. Wir lachen viel und fühlen uns - offenbar - sehr wohl mit einander!



Peter und Cornelias Cottage liegt auf dem Weg zum kleinen Strand, der der nächstliegende von unserem Haus aus sein wird. 


Was uns erneut zutiefst berührt und ergreift, ist die Landschaft um uns herum. Obwohl nun schon so häufig hier waren, begeistert sie uns immer von neuem und überrascht mit anderen Blicken, mit einem veränderten Licht - einfach zauberhaft und wunderbar!
All diese Blicke direkt vor uns.... wir können es selbst immer wieder nicht glauben und fassen und stehen ergriffen Hand in Hand: This is Ireland :)  and there will be a new home for us - and for FLORIAN!






 Und hinter dem Haus die weite Moorlandschaft, Blicke über den Maumeen Lake in dem sich der Himmel spiegelt und die Berge, die diesem Bild einen Rahmen geben!  Wir fühlen uns, wie mitten im Paradies gelandet :) 


Niemand beschreibt meine Gefühle so gut wie John O'Donohue, wenn er sagt: 


„Zu unseren wundervollsten Erinnerungen zählen die Erinnerungen an schöne Orte, an denen wir uns sofort heimisch fühlten. Warum? Weil wir uns in der Gegenwart des Schönen am lebendigsten fühlen, denn es kommt den Bedürfnissen unserer Seele entgegen.
Für eine Weile wird die Anstrengung des Kämpfens und Duldens gelindert und unsere Zerbrechlichkeit wird durch ein anderes Licht erhellt; ein Licht, in dem es uns gelingt, hinter dem Schauer der Erscheinungen einen flüchtigen Blick auf die verlässliche Form der Dinge zu werfen. Wenn wir Schönheit erfahren, geschieht beides im selben Akt: Wir erwachen und geben uns hin. Die Schönheit vermittelt ein Gefühl der Vollendung und Verlässlichkeit.“..



 Wir haben ein - sehr schönes - Cottage in der Nähe gemietet und fühlen uns rundum wohl. Selten haben wir in Irland so viel Harmonie und Geschmack in einem Cottage erlebt und so werden einige Dinge, die wir dort sahen, vielleicht sogar zum Vorbild für die eigene Einrichtung werden. Aus dem Küchenfenster schauen wir auf den Atlantik!



  Auf alle Fälle haben wir uns schnell entschieden, einen alten "Irish kitchen dresser" zu kaufen und uns - nach einiger Recherche - auf den Weg nach Westport gemacht - wo wir fündig wurden:


Aber nicht nur diesen über 100 Jahre alten Küchenschrank fanden wir, sondern auch einen Tisch und Stühle. Sozusagen die "Grundausstattung" für das Haus :)


Westport gefällt uns gut und lohnt unbedingt einen Besuch (nicht nur auf einen Capucchino).


Die Fahrt ist wunderschön durch eine Landschaft voller Berge, voller Seen, eine Straße, die sich hindurchschlängelt, wenig Verkehr und viel Sehenswertes.



Am Fuß des Croagh Patrick, des "Heiligen Berges" machen wir Halt und bewundern die vielen, meist jungen Menschen, die diese Tortur der Besteigung auf sich nehmen! 





Aber zurück zu unserem Cottage:  Wir haben einen herrlichen Blick auf den Atlantik und hinter dem Haus grasen die Kühe. Die Erkundung der näheren Umgebung auf Spaziergängen überrascht uns mit völlig neuen Eindrücken:





Eine wild zerklüftete Küstenlandschaft, wie wir wir noch nie gesehen haben, abgebrochen die Küste... Hasen haben ihr ein Paradies und wir sehen sie zu Dutzenden!


 Ein Ausflug nach Galway führt uns in eine ganze andere Athmosphäre:  Lebendig, ja quirlig ist diese Stadt. Wir lassen uns treiben, staunend über die Individualität der Menschen!





Immer wieder aber zieht es uns zurück in die die Ruhe, an die leeren Buchen von Dogs Bay und Gurteen Bay oder die Bog-Landschaften hinter dem Haus!
















"...Zwischen den Gezeiten wirkt dieses zerklüftete Ufer verletzlich, als sei es in einer Pose erstarrt, aus der es sich nicht mehr zu lösen vermag.
Dies erinnert an Uferlinien in unserem Leben, wo alles ins Stocken gerät. In solchen Zeiten emotionaler Verzweiflung ist das Innere verletzt und zerrissen, die Seele nackt und preisgegeben. Der natürliche Rhythmus vermag nicht mehr zu fließen. Man muss sich zu jeder Gebärde, jedem Gedanken, zu jeder Handlung zwingen. Alles wird furchtbar schwierig. Dinge, die man zuvor ohne großes Nachdenken erledigt hätte, werden zu scheinbar unüberwindlichen Hindernissen.
Doch die Hoffnung flüstert einem zu dass die Flut immer wiederkehrt. Ganz allmählich vollzieht sich die Verwandlung. Wir waren preisgegeben und abgezehrt, erstarrt in den Klauen des Schmerzes; selbst der Boden unter unsern Füßen war nackt und zerklüftet.,
Und nun kommt alles wieder in Fluss. Wir gewinnen unsere Spontaneität zurück und unser Herz ist froh und erleichtert, wenn das Meer wieder zum Ufer zurückströmt und sich alles im spielerischen Tanz der jungen Wellen vereint....."

John O'Donohue






Die Tage vergehen wie im Fluge. Wir genießen jeden Moment. Wir haben wunderbare Begegnungen, wir haben viele gute Gespräche mit einander. Wir lachen viel und wir weinen zusammen. Christianes Tod ist noch kein Jahr zurück.. und wie schwer muß es für Michael sein, all dies nun alleine und ohne sie zu erleben! 

Wir nehmen schwer Abschied von Connemara und dem School House - wissend, dass wir es so, wie es jetzt aussieht, nicht wiedersehen werden... aber zugleich sind wir voller Vorfreude!!!! 









Heute telefonieren wir mit den Architekten... Der Schuppen ist abgerissen,
der Boden ist aufgefüllt, die Heizung wird gerade eingebaut,
die IKEA-Küche ist geplant und das Badezimmer in Planung :)
Alles ist in Bewegung!!
Ich berichte weiter.....