Montag, 7. Januar 2013

A home in Ireland Teil II




Das cottage von Cornelia + Peter liegt (was zu erwarten war)  ziemlich unmittelbar am Strand… auf einem Hügel. Wir kennen diesen Weg, denn es war unser Weg zum Stand vor 4 Jahren, als wir Urlaub im cottage von Ulrike machten und es wird auch jetzt der nächste Strand sein vom School House. Ihr Haus atmet Atmosphäre und guten Geschmack! 

Das Torffeuer brennt noch als wir kommen und verbreitet diese angenehme Wärme und den unvergleichlichen Duft. Wir wärmen unsere Hände an den heißen Tassen Tee und besprechen noch einmal Schritt für Schritt, was nun am Haus zu tun ist..

Hans-Jürgen möchte von Peter und Cornelia wissen, ob sie – wären sie an unserer Stelle – dieses Haus kaufen würden und beide nicken ein deutliches „ja“.

Vielleicht fällt in diesem Moment die Entscheidung und wir beschließen, am nächsten Tag in das Büro von James Joyce (!) zu gehen, um den Vertrag über das School House zu unterschreiben!


Peter wird sich nun aller weiteren Schritte annehmen: Es wird eine Ausschreibung gemacht und ein Generalunternehmer soll die Verantwortung für alle Gewerke, die nun nach einander arbeiten sollen, übernehmen. Peter wiederum kontrolliert den Generalunternehmer und bespricht die anstehenden Schritte mit uns.

Als wir uns verabschieden – um uns später noch einmal im Pub zu einem Abendessen, mit dem wir uns für heute bei den beiden bedanken wollen, treffen, meint Peter,  uns bliebe nun die Aufgabe, die Anordnung der Steckdosen zu besprechen!  Alles andere würde uns abgenommen – vorerst auf alle Fälle. Was für eine Erleichterung!

Im B+B ruhen wir kurz aus und lassen den Abend bei „Kings“ und einem leckeren Essen und vielen guten Gesprächen mit Peter und Cornelia ausklingen.  What a day!



2.1.2013



Leider hat sich die Sonne wieder verzogen – und heute sind die Berge im Nebel verschwunden.. leiser Nieselregen.. aber in uns ist es hell – und so scheren wir uns nicht um „Wetter“.  Unser erster Gang heute geht zur Bank, um ein Konto zu eröffnen, was an der irischen Bürokratie scheitert. Man sagt ja, dass sie zwischenzeitlich die deutsche in den Schatten stellt.. und wir bekommen einen Vorgeschmack.

      Aus meinem Tagebuch, das ich an diesem Nachmittag schrieb:


Clifden, 2.1.2013

Wir haben unteschrieben! Wir haben ab heute ein Haus in Irland – und es ist wie Träumen! Kein aufregender Akt, ein schlichtes Anwaltsbüro – eine Unterschrift unter einen wenig inhaltsvollen Vertrag und doch alles von einer solchen Tragweite! ….

Grundrisss von Haus und Grundstück


Schnell sind wir wieder draußen und beschließen, dem Tag den nötigen Glanz zu verleihen und nach Ballynahinch Castle zu fahren.



Auf der Fahrt schweigen wir beide.. und jeder hängt den eigenen Gedanken nach. Ich glaube, unsere Seelen werden erst später verstehen, was in diesen Tagen geschieht…

In Ballynahinch freue wir uns auf einen Cappuchino und die guten Scones im „Fisherman Pub“. Es ist voll und das Hotel scheint ausgebucht zu sein.  Viele Amerikaner – ausgewanderte Iren – kommen über Weihnachten und Neujahr nach Hause. Im riesigen

Kamin brennt das Holzfeuer. Die Hotelgäste sitzen beim lunch . Riesige, verstaubte Fangbücher liegen zum Anschauen und zeugen von Rekordfängen aus dem gleichnamigen See und Fluss.

Ballynahinch ist und bleibt mit Florian ganz eng verbunden. Jedes Jahr, wenn wir in Connemara sind, sind wir hier.. Die ersten Male waren sehr schwer – zu nah noch die Bilder, sein Lachen, seine Freude, hier im Schloss eine Nacht mit uns zu wohnen, er, der vom „Bauernhof“ kam und meinte, er habe noch Kuhscheiße unter den Schuhen…

 In den letzten Jahren wurde es leichter, zu kommen. Leider liegt kein Gästebuch aus, so dass wir uns diesmal nicht eintragen können.

Ein kurzer Spaziergang durch die herrlich wilden Gärten des Schlosses und zurück ins B+B mit der Kiste voller Unterlagen, die ich durchsehen möchte. Einige der Texte will ich mitnehmen. Außerdem benötigen wir einen break. 
 Im Park von Ballynahinch Castle

Viele dieser Eintragungen gibt es aus den letzten 12 Jahren im Gästebuch des Schlosses
 
Ich habe gerade in einem alten Tagebuch von 2009 geblättert und dort folgendes gefunden:


…..Bei aller Schönheit der Landschaft um Cleggan sind wir doch froh, etwas Neues entdeckt zu haben und mit Roundstone und Ballyconneely sind wir der ursprünglichen Bog-Landschaft auch noch näher – sozusagen im Herzen Connemaras!....



Wir hätten damals nie zu wagen geglaubt, dass wir eines Tages genau dort, inmitten dieser Landschaft ein Haus haben würden… Unfassbar!
 

 Zurück auf  der spektakulären "Bog Road" von Roundstone nach Clifden




Abends gehen wir wieder in einem Pub essen und besprechen alles bisher Erlebte später noch einmal direkt am Torffeuer.  Es ist ruhig an diesem Abend.  Ein alter Mann trinkt seine Pint und bekommt schon ein neues, volles Glas nachgestellt, sobald er auf dem letzten Drittel des vorherigen angekommen ist! 

Hans-Jürgen ist an diesem Abend so voller Glück – es strahlt aus ihm auf mich über.  Ich bin eher erschöpft und mein Bauch schmerzt.. Es ist alles viel – sehr viel! Die Emotionen sind noch nicht wirklich dabei.. ich scheine allem noch nicht zu trauen.  Nie wieder ist Glück – einfach Glück.. Immer ist da auch die Trauer, die Gedanken an Florian, dem wir dies alles nicht mehr erzählen können. Immer ist da die Angst, es könne alles von einem auf den anderen Augenblick zerbrechen! 

Aber ich genieße so sehr die Freude von Hans-Jürgen, der wirklich in dieser Landschaft und Umgebung erblüht und noch einmal ausspricht, was ich mir so sehr wünsche:  dass Irland für uns ein neues Stück „Heimat“ wird. Wir beide erleben dieses Land nun seit so vielen Jahren als das,  mit dem wir uns am meisten identifizieren können: die Entschleunigung, die uns hier sofort erfasst,  seine Menschen, seine Landschaften, seine Musik, seine Kultur… eine unglaubliche Bereicherung längst auch in unserem Leben zu Hause in Berlin!

Es ist unser letzter Abend in Connemara. 




Am nächsten Morgen schauen wir bei Matt O’Sullivan, unserem Makler vorbei und freuen uns sehr, Sinéad anzutreffen.  Wir liegen uns in den Armen und wieder sind wir – wie im September – auf dem Weg zurück nach Dublin – aber diesmal ist der Traum, mit dem wir damals abreisten – wahr geworden und Sinéad freut sich aufrichtig, als wir ihr sagen, dass der Vertrag von unserer Seite unterzeichnet ist. Nun müssen die Verkäufer noch unterschreiben!



Wir behalten den Schlüssel noch, weil wir noch einmal zum School House fahren und die Fenster ausmessen wollen.  


Nun hoffen wir fest, dass wir das Haus zum letzten Mal in diesem Zustand sehen! Er ist wirklich erbarmungswürdig. Hoffentlich bald wird Leben auf diesem Grundstück einziehen und das Alte ein frisches, neues Gewand bekommen… und doch soll auch der Charakter des Schulhauses möglichst erhalten bleiben. Wir denken, wir haben die richtigen Architekten dafür gefunden!



Im Garten zünden wir die Kerze, die ich mitgebracht habe und die ursprünglich nach Rathmines sollte, im Garten an. Der Stein, den wir dafür aussuchen sieht einem Grabstein sehr ähnlich!

Es ist ein kleiner bewegender Moment, denn nun hat auch Florian seinen Platz hier gefunden.


Mit Florian in Clifden 1997
.....und vor Ballynahinch Castle ....  in annother life!



Ein letzter Cappuchino in Clifden und dann sind wir wieder auf der Rückreise. Fast genau 3 Stunden brauchen wir- von „Tür zu Tür“ dank einem sehr guten, flotten Leihwagen!

IKEA – schnell gefunden und wir holen uns einen „irischen“ Katalog ab, damit wir schon zu Hause an der Einrichtung arbeiten können.  (Wir amüsieren uns darüber, dass wir inzwischen einen „zypriotischen“ Katalog, nun einen irischen, aber noch immer keinen deutschen für 2013 haben!)



Zum Essen holen und Dirk und Siobhan ab, unsere irischen Freunde und fahren mit uns noch einmal nach Howth, das wir nun in anderer Richtung am nächsten Morgen wieder überfliegen werden.

Es ist ein schöner, ruhiger Abend am Torffeuer und wir erfahren wieder einiges Neue über Irland. „Bis nächstes Mal – in hoffentlich nur einigen Monaten“….  Und im Hotel fallen wir in unsere Betten…

Früh geht es zurück nach Berlin.


Die Maschine ist voller irischer Berlintouristen!  Schon kurz nach dem Start teilt sich die Maschine in zwei Lager: die einen, die schon mal vorschlafen – um die nächsten Nächte zu Tagen zu machen – und denen, die sich mit viel Prosecco in Stimmung versetzen!

Es ist schön, ihre – unnachahmliche – Aussprache zu hören.. es ist wie Musik für mich… und mich ergreift zum ersten Mal auf dieser Reise eine Welle von Emotionen, die ich nicht mehr sortieren kann, die mich in Tränen ausbrechen lässt.. Ich glaube, erst in diesem Moment beginnt meine Seele zu begreifen, was in diesen perfekten Tagen geschehen ist.  Das Haus in Irland ist „Zukunft“ und ich, die ich so lange an Zukunft nicht mehr glauben konnte und wollte beginnt – wieder einmal – zu verstehen, dass es ein Leben ohne Florian gibt, dass es eine Berechtigung auf Leben und Glück auch ohne diesen so sehr vermissten Sohn gibt nun auch in Irland geben wird! 




Seit ich zum ersten Mal irischen Boden betrat, hegte ich den Traum, hier eines Tages ein eigenes Haus zu haben… Das war im Mai 1994!  Im Jahr 2013 soll es wahr werden!

Wem kann ich danken?

Dir, Florian, denn Du hast uns diesen Weg gewiesen und uns dieses wunderbare Land hinterlassen!

 Auch wenn die lautlosen Tränen unseres Herzens nach und nach versiegen und wir uns mehr oder weniger wieder in unser Leben finden, bleibt in uns ein Ort, der dem Verschwundenen vorbehalten ist. Niemand sonst wird je den Schlüssel zur Tür dieses Ortes erhalten...."

John O‘Donohue

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