Sonntag, 3. Juli 2016

Diary May/June 2016 VI



13.06.2016

Nun beginne ich, der Zeit hinterher zu laufen!  Unsere letzte Woche hat begonnen und mit ihr ein Wetterwechsel.  Der Sommer hat sich - überwiegend - verzogen, aber noch immer gibt es sonnige Abschnitte während des Tages und  dann ist es sofort sehr heiss. Der Regen tut der Landschaft und auch unserem Garten gut. Die gemähte Wiese ist an vielen Stellen braun und die Kühe von nebenan benötigen bald wieder frisch wachsende Wiese zwischen den Felsen, die sie auf ihrem Weg zum See auf- und ab besteigen. Wunderbar, wenn sie auf der Kuppe stehenbleiben, so, als wollten sie sich einen Überblick verschaffen!  Was für wundervolle Tiere. Wir beobachten sie vom ¨Sunroom¨aus so gerne.

Wir sind zurück aus Doolin.  Das Festival ist seit letztem Jahr ein fester Bestandteil unserer Tage im Juni und wieder hat es sich sehr gelohnt.
Die Fahrt ist uns ja wohlbekannt zwischenzeitlich und  - wenn man Richtung Lisdoonvarra und Doolin abbiegt ist die irischen Straßen nie langweilig: Berg auf - Bereg ab, Kurve links, Kurve rechts, begrenzt von Hecken, Moor, Mauern, überraschende Ausblicke, durch dichtes Grün, das wie sich wie Tunnel über uns schließt, kleine Brücken und im Moment überall das Gelb auf den Wiesen.  Glückliche Kühe überall in Irland. Und:  es gibt sehr viel mehr Kühe als Menschen hier;  und sie sind auch gegenüber den Schafen in der Mehrheit. Das hätte ich allerdings nicht gedacht.

Wir hatten ein anderes B+B, das leider nicht so hübsch und originell war und auch die Begrüßung eher professionell - aber dafür haben wir bessere Betten, was für diesen Anlass wichtiger ist als ein stimmungsvolles Ambiente :)


Als wir um 3 pm zum Hotel Doolin kommen, beginnt der Ort sich gerade zu füllen. Eine sehr angenehme Neuerung ist, dass ein (kleiner) Teil des riesigen Zeltes abgeteilt ist und mit Stühlen versehen, so dass man die müden Füße zwischendurch ausruhen kann. Hans-Jürgen nennt das ganze eine ¨Rentnerloge¨ - aber es ist mir egal - und letztlich gehören wir - vom Alter zumindest - durchaus auch in diesen Teil.
Wie lange der Abend gehen wird, lassen wir offen. Es sind immerhin 8 Gruppen,die an diesem Tag spielen und wir sind gespannt und müssen auf den ersten Auftritt nicht lange warten.

Im Nachhinein ist diese Gruppe / bestehend aus zwei Brüdern / die, die mir am meisten in Erinnerung geblieben ist. ¨Ye Vagabonds¨ nennen sie sich, obwohl sie durchaus eher wie Studenten aussehen und es wohl auch sind.   Die Ansagen,mit denen sie jedes ihrer Stücke einleiten, sind einfach wundervoll und bringen das Zelt zum Lachen und in eine schöne Festivalstimmung.
¨The first song is about someone who is dead¨.  Und es folgt ein sehr stimmungsvolles, schönes irisches Lied, das sie ausgegraben - oder besser -gehoben haben. ¨The next song is a sad song too - it is about many dead people¨  und  erntet Beifall und Lachen.  Als sie dann ein fröhliches Lied ansagen folgt aus ein Publikum ein enttäuschtes ¨ Oh nooooooo¨  und nun lachen die Beiden herzhaft... Sie haben einen tollen Draht zum begeisterten Publikum.. Es folgen selbst geschriebene Lieder und ihre Instrumente (Bouzouki, Gitarre, Geige) beherrschen  sie einfach perfekt.  ¨The last song is about also about death or even worse¨..... Und  man mag sie garnicht entlassen.  Sie fühlen sich sehr geehrt, hier beim Festival auftreten zu dürfen und man merkt ihnen diese Freude am Spiel an.

Es folgen, wie oben schon gesagt - 7 weitere Gruppen, die ich hier nicht ausführlicher beschreiben möchte :)  Die Auswahl der Gruppen war ausgesprochen gut und abwechslungsreich. Alle natürlich mit Wurzeln in der traditionellen irischen Musik - auch der Hauptgig des Abends:
¨Hothouse Flowers¨ - die wir durch einen Hit ¨ far back¨ erinnern.  Sie fallen mit ihrer rockigen Musik vielleicht ein wenig aus dem Rahmen, als dann aber ein letztes Stück in irisch gesungen und von einer ¨flute¨ begleitet wird, gibt es kein Halten mehr!

Das Publikum verjüngt sich mit zunehmender Uhrzeit :)   Wir sind aber davon überzeugt, dass es fast ausschließlich Iren an diesem Tag und Abend sind.  Ich kann keine Touristen ausmachen.
Wir sitzen eng zusammen und hinter uns hat es sich eine Gruppe von drei Frauen - jede mit einem Pint of Guinness in der Hand - bequem gemacht. Sie lachen und reden und singen mit - und wir freuen uns an ihrer riesigen Freude. Es scheinen Freundinnen zu sein, die sich hier zum Festival verabredet haben und den Abend und das Zusammensein genießen. Wir werden zunehmend einbezogen und - wenn auch nicht immer verständlich - geht das Gespräch um die Musik, das Wetter, das Essen draußen im Regen und wie toll doch das Festival sei.
Wir beobachten im Zelt, aber auch draußen im beginnenden Regen die Menschen, die einfach so anders sind, als solch ein Ereignis bei uns wäre... Auffallend ist, dass sie dem Wetter in einer Weise trotzen, die uns völlig fremd ist.  Einige stehen mit ihrem Glas im Regen mit einem T-Shirt und viele Mädchen in kurzen Kleidchen bekleidet,  als würde die Sonne scheinen und Regen an ihnen abperlen, was er nach einiger Zeit auch tut.  Man ignoriert ihn einfach.  

 Andere tragen Stiefel und Regenjacken, Kinder hüpfen überall herum, ausgelassen und auch sie scheinen kein Kältempfinden zu haben.  Stilsicherheit und Eleganz fehlen hier völlig, dafür viel Improvisation, Authentizität und Gelassenheit!!! Alles strahlt - als hätte jemand Glücksperlen verteilt. Wenn man durch die Menge geht und  direkt in ein Gesicht schaut, kommt fast immer ein Lächeln zurück. So viel Freundlichkeit - das ist so wunderbar und läßt einen vergessen, dass die Ohren längst zugefallen sind und Rücken und Füße müde werden...Und: es ist völlig friedlich.  Keine Streits, Auseinandersetzungen oder auch nur Gegröle, wie bei uns auf ¨Volksfesten¨ doch sehr üblich!  Und keiner soll sagen, dass dies daran läge, dass hier weniger getrunken würde.

Ich lache immer, wenn die Gruppen auf der Bühne die Hände klatschend über dem Kopf zusammenschlagen und das Publum auffordern, es ihnen gleich zu tun.  Wie sollten sie denn nur, wo sie doch - fast - alle ein Pintglas in der Hand haben, das sie aber keineswegs am Tanzen hindert!  Herrlich!!!

Wir halten tatsächlich bis 1 Uhr durch und kurz bevor die letzte Gruppe ihren Gig beendet und  die Party nun in den zahllosen Pubs in Doolin weitergehen wird, machen wir uns auf in unser B+B und  fallen beide  sofort in einen tiefen, erholsamen Schlaf.


Der nächste Morgen hat durchaus Potential, der Regen aufgehört und es scheint ein guter Tag für unseren Ausflug durch den Burren zurück zu werden.
Beim Frühstück treffen wir auf zwei der drei Damen, die uns schon den Abend über begleitet haben und wir brechen  erneut in Lachen aus. Eine kommt aus Dublin, die Freundin aus Kerry und wir hatten recht.  Sie machen einen Frauenausflug.
Der Abend wird kurz - von Tisch zu Tisch - nachbesprochen und wir sind uns einig, dass wir nächstes Jahr wieder dabei sind.  ¨We will sit at the same place. And who is first keeps the chairs for the others!¨ 
Wir machen uns auf - durchstreifen noch einmal das bunte Dorf, das wirklich bunt bevölkert ist, vor allem auch von jungen Menschen, die nun alle die Gesichter in die Sonne halten, die sich endlch sehen läßt. Die Cafés sind voll, die  Wiesen hinter den B+B s stehen voller Zelte und ein richtiger Wagenpark für Caravans ist am Hafen angelegt. Erneut fällt uns auf, wieviele Caravans bereits jetzt unterwegs sind.. Es scheint noch immer nicht vorbei zu sein mit dieser Form der Fortbewegung hier...


14.06.2016
Regen und starker Wind wechseln sich heute ab - dazwischen kommt kurz die Sonne durch eine Wolke, aber so richtig eine Chance bekommt sie bisher nicht. Dabei wäre es schön, denn Paul arbeitet seit heute morgen an den Verschönerungen unserer Betonumrandung und der Eingänge am Haus.  Wir haben gestern noch einmal Steine in Clifden am Strand gesucht und er hat nun wirklich eine tolle Auswahl. Da, wo zu erkennen ist, wie alles einmal aussehen wird, sind wir wirklich hellauf begeistert. Es wird dem Haus noch mal einen abwechslungsvolleren Charakter geben.  Und wir sind natürlich gespannt, wie das ¨Swimmingpool¨ aussehen wird, sofern wir es noch sehen. Das Wetter besstimmt schon ein wenig den Arbeitsrhythmus, wenn man draußen arbeitet und vorhin haben wir Paul zu einem ¨cup of Tea¨ ins Haus geholt, als sich  ein heftiger Schauer über uns ergoß. Wir konnten das gestrige Fußballspiel (Irland : Schweden) noch einmal nachbesprechen, das wir uns in Keoghs Pub ansahen. 

Irgendwie steht dieses Spiel fast symbolisch für Irland:  Pech!  Viel Pech.  Irland führte - was schon unerwartet war und riesigen Beifall bekam - um dann - durch ein Eigentor (!)  den Ausgleich zu schaffen... Und:  als wäre das nicht genug  - wurde das anschließende weitere Tor der Iren, das den Pub zum sieden brachte, nicht anerkennt, weil der Ball aus dem Aus kam! 
Soviel zum irischen Glück - oder eben Pech!
Für Hans-Jürgen ist der Pub an diesem Abend ein ¨Heimspiel¨. Lachend kommt er von der Toilette zurück, da er auf dem Weg John, unseren Dachdecker, Paul und Claudia getroffen hatte. So konnte er mit John noch einmal über das noch immer undichte Dach im ¨Shed¨ sprechen und ihn daran erinnern, dass wir auf Eamon warten, den Tischler, der vor 2 Wochen versprach, unsere Tür im Sunroom abzudichten! Paul und Claudia waren mit ihren Kindern da und  interessiert an unseren Doolin-Berichten!
Nach dem Spiel leerte sich der Pub schnell und wir konnten in Ruhe essen!


Den Ausklang des Tages bot wieder einmal das Himmelsspektakel vor unserer Küste:  der Sonnenuntergang, der heute an Dramatik kaum zu überbieten ist... Durch die Wolken bricht sich immer wieder die Sonne, wirft helle Strahlenbündel auf das Wasser und verschwindet wieder - in neuer Wolkenformation zurückzukommen... Ich saß lange am Fenster und sah diesem Himmelswunder zu. 

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