Freitag, 13. April 2018

Frühling Calla 2018 (2)




Ich fühlte mich bei Ankunft noch immer geschwächt von der Influenza, die uns diesen Winter beide erwischt hatte und über Wochen zu schaffen machte.  Irland war immer mein Fixstern -  und auch die Hoffnung auf etwas Wärme.

¨Nie aussichtslos¨ - das ist, was wir hier vom Wetter gelernt haben... Und:  wenn es einem so erscheint, dann ein gutes Buch nehmen, eine Wolldecke und einen Lesetag einlegen!

Kälte macht klare Himmel - und die Sterne sind nachts so nah, als könnten wir sie mit den Händen herunterholen. 



Wir schlafen wunderbar - und draußen im Garten an Florians Stein brennt wieder die Laterne, die die Sonnenstrahlen am Tag eingefangen hat.  Dahinter weit draußen wirft der Leuchtturm sein Licht in die schwarze Nacht.  Es ist unendlch friedvoll!   Was stört da eine Blasenentzündung, die ich - dank mitgebrachten Antibiotika - schnell schmerzfrei im Griff habe... Ich intepretiere diese Episode so, dass ich noch zu wenig Abwehrkräfte mobilisieren kann -und  gönne mir viel Wärme, Ruhe literweise Cranberrytee! 



Mein Radius bleibt also zunächst - bis auf einen Besuch am Strand von Manin-Bay sehr klein. Hans und Astrid, die uns besucht, vergrößeren ihren mit langen Strandwanderungen. ¨St.-Patricks-Day¨ fällt für mich aus und die beiden kommen von der Parade in Clifden ziemlich enttäuscht zurück. Ein eisiger Wind fegte durch die Straßen und viele der sonst vertretenen Gruppen, vor allem auch die Schulklassen -  traten gar nicht erst an.  Also auch da habe ich nichts verpaßt!




Die gemeinsamen Essen, die Abende am Torffeuer, sie sind vertraut, gemütlich und es gibt viel zu erzählen, da Astrid sich selbst nun ein Haus gekauft hat - und zum ersten Mal eigenständig - außerhalb von Camphill leben wird!  Dieser Schritt wird ihr leicht gemacht, da die Umstellungen und Veränderungen bei Camphill so drastisch und dramatisch sind, dass ohnehin die Zukunft aller bisher dort lebenden, langjährigen Mitarbeiter ungeklärt ist.  Es schmerzt, zu hören, was aus dieser wunderbaren Idee, der selbstlosen Initiative und Kreativität dieser Gründer der Plätze hier in Irland geworden ist.  Niemand honoriert ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Betreuung und das gemeinsame Leben mit  den Menschen mit ¨special needs¨.  Das haben sie wahrhaft nicht verdient und Karl König würde sich im Grabe umdrehen, wenn er diese Entwicklung erleben müßte.. 
Die Bürokratisierung Irlands ist kaum irgendwo so deutlich wie hier - und Camphill in der Form, in der wir es erlebt haben und wie Florian als Mitarbeiter dort lebte, ist gestorben!

Das ist bitter - und so wird Astrid im besten Fall als Angestellte bei Camphill weiter arbeiten, aber -nach getaner Arbeit-  nach Hause gehen.  Kein Zusammenleben mehr mit den ¨specials¨ über diese Arbeitsstunden hinaus.  


Ich ziehe mich bald zurück mit meinem Buch und lasse den Geschwistern die Zeit, die sie ja nur hier gemeinsam haben! 

Astrids Begeisterung für das Haus, für Connemara, für die liebevolle Umsorgung durch uns, sind wunderbar und sie ist wirklich ein Gast, wie man ihn sich wünscht.  



Unser gemeinsamer Spaziergang am Strand von ¨Dogs Bay¨ und über die Wiese nach ¨Gurteen¨ ist dann beinahe euphorisierend! Wie sehr hat mir die Nähe des Atlantik gefehlt, hier bin ich sofort im Kontakt mit Florian - taumelnd im Glück und innerlich schreiend vor Trauer...



Nasse Muscheln in der Manteltasche und zerzauste Haare unter der Kapuze des Mantels - so betreten wir ¨The Bogbean¨ - unser Lieblingscafé in Roundstone - und, wie schon in ¨ Upstairs Downstairs¨ in Clifden, werden wir freudig begrüßt  hier sogar mit einer festen Umarmung von Orla:  "How wonderful to see you again"!!!   Und ja, wir sind keine richtigen  ¨Touristen¨ mehr, wenngleich wir auch keine richtigen ¨residents¨ sind :)  eben etwas dazwischen, was sich aber durchaus gut anfühlt...



Jeder Chat hier beginnt mit dem Wetter und wir sind erstaunt, wie schlecht Iren ihr Wetter darstellen. ¨It was raining since June last year¨... Das haben wir nun mehrfach gehört und wir können dies einfach - durch Anwesenheit sowohl im Juni als auch im September - widerlegen :)


Es war - zugegebener Maßen kein sehr stabiler Sommer und es hat auch sicherlich viel geregnet, aber es war keineswegs ein hoffnungsloser Sommer und selbst der Winter war - wie wir von Claudia oft hörten - not too bad! Auch am Zustand des Hauses können wir feststellen, dass es so naß, wie ständig beteuert, nicht gewesen sein kann :)  Aber wir kommentieren die Aussage nicht, sind sie doch subjektiv so empfunden - und letztlich kommt es nur darauf an! 


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