Samstag, 7. Juli 2018

Summer Days - June 2018 / II





Montag
Heute sind wir zwei Wochen hier und die Zeit scheint - endlich -stehen zu bleiben und die Tage sind lang und wunderbar!  Es ist ein Paradies auf Erden hier - und an Sommertagen ganz bersonders. 

Heute ist der Himmel so blau wie das Meer und vor mir im Garten wiegen sich hochgewachsene Margeriten in einer leichten Brise.  Die Sonne strahlt und nur gelegentlich fällt der Schatten einer Wolke über uns und zieht dann weiter und das Licht flutet wieder über den Bog, den Maumeen Lake, die Erisbeg. Farbspiele über dem See und in den Bergen.  Schafe weiden und sind für uns weiße Punkte im Grün und Braun. 


Nie kann einem dieses Schauspiel vor der Tür langweilig werden - und wer es nicht sieht, der ist zu bedauern. Es braucht eigentlich so wenig, der Seele Nahrung zu geben. Die Landschaft Connemaras vermag es, zu nähren und wir spüren es in und um uns.


Hans ist unermüdlich im Garten beschäftigt, das hohe Gras ist geschnitten, er hat die Margeriten-Inseln stehen lassen. Die Hecken sind beschnitten und wir mußten einiges umpflanzen.  Pfalnzen, die den Platz nicht bekommen haben, den sie brauchen,  lassen es uns das wissen und so wandern einige von ihnen durch den Garten, bis sie am rechten Fleck angekommen sind... Viel Arbeit - aber sie lohnt!

Petes Kühe sind endlich wieder zu sehen - vor dem Haus auf den Wiesen zur Küste. Sie sehen gut aus, wie alle Kühe hier: frisch gewaschen vom Regen und gesund vom Gras auf den Wiesen.
Der Bog ist langsam trockener und so werden sie wohl bald umziehen auf die andere Straßenseite und uns hier unterhalten und erfreuen.


In den Senken zwischen den Felsen und vor unserer Terrasse blühen die gelben Iris - sie überziehen die Küstenabschnitte mit gelben Teppichen - wunderschön!  Dazwischen kleine gelbe Blüten - ein leuchtendes Bild.
Unser Ginster hat in diesem Jahr sein GELB versprüht und uns bezaubert. Nun ist er grün und die Mageriten übernehmen.  Immer blüht es hier um diese Zeit - üppig.  Die Strandrosen hinter der Mauer sind gewachsen und große blühende Büsche, die die Köpfe schon langsam über die Mauer strecken.  Die Zistrose an der Wand zur Meerseite, neben der Abendbank blüht üppig!


Meine am Shed gepflanzen Calla tun sich dagegen schwer.  Sie waren gerade eben einmal aus der Erde, als wir kamen, nun haben wir eine erste weiße Blüte - aber unvergleichlich mit der Pracht des letzten Jahres.  Lassen wir ihr die Zeit, die sie braucht- und vielleicht erleben wir ja noch eine Überraschung.  Es ist schön, wie jede Blüte hier viel mehr Aufmerksamkeit bekommt, als dies in Berlins Garten der Fall ist..
Von dort schickt uns Christine, die bei konstanten Temperaturen von ca. 30° die Pflege übernommen hat und wohl alle Hände voll zu tun, dem Garten genügend Wasser zuzuführen, ihre Grüße!

Ihr Einsatz wird ihr gedankt mit einer derart üppigen Blüte, wie wir sie nicht mehr erleben werden in diesem Sommer :)  Das ist ein kleiner Wermutstropfen, mit dem wir leben müssen.  Man kann nicht beides haben!   Die Rose im Birnbaum hüllt diesen inzwischen mit einem Meer aus weißen Blüten ein und ihr Duft scheint den ganzen Garten zu überziehen...
Es ist schön, wenn wir Menschen mit dem Garten eine Freude machen können und wir selbst geniessen es sehr, zu wissen, dass alles in guten Händen ist!

Wir genießen den irischen Sommer - mit langen Aufenthalten an unseren Stränden,  mit Schwimmen im Atlantik, der - an einigen Stellen - selbst für mich erträglich ist :)





Wir haben unsere neuen Nachbarn kennengelernt und sind wirklich beschenkt mit ihnen. W. + K. leben in Dublin und werden in Kürze oft hier sein.  Auch ihre Berufstätigkeit endet und sie freuen sich auf Calla. Seit 20 Jahren machen sie Urlaub in dieser Region und entschlossen sich im letzten Jahr, das Haus von Marianne zu kaufen.  Ich denke, wir haben Glück mit ihnen (und umgekehrt  :) jedenfalls war unser erstes Treffen sehr  herzlich und unkompliziert.

Nach einem Tea + Gebäck in ihrem Haus zogen wir zusammen ins School House und selten haben wir so viel Begeisterung und Zustimmung und vor allem auch Aufmerksamkeit für die Details im Haus bekommen!  Das war sehr berührend. Die Farbe der Räume, die vielen kleinen Dinge, die wir ¨herumstehen¨ haben, die Kunst an den Wänden und natürlich standen wir auch vor dem Foto von Florian. ¨ Is this your son?¨ (Wir hatten im Gespräch zuvor über die Kinder, die wir haben, gesprochen und erwähnt, dass Florian gestorben ist..) ¨ Yes, this is my son¨ - und eine Hand legt sich leicht auf meine Schulter und ich sehe in den Augen der anderen, welch Schicksal ich täglich trage...  das ist immer ein Moment, in dem ich in Tränen ausbrechen könnte. Diese Form der Empathie erleben wir hier völlig anders als in Deutschland,  tiefer, authentischer, wahrhaftiger.  Kinder zu haben ist hier offenbar doch noch immer ein größerer Segen im Leben.. Und solchen Menschen zu erklären, weshalb der zweite Sohn es bisher nicht geschafft hat, uns hier zu besuchen - das ist fast unmöglich und macht uns beide auch noch einmal traurig... 
Aber such is life!


Wir wollen nach Clifden.  Der Kühlschrank ist leer und wir werden uns unter die vielen Menschen mischen und staunen, was so ein Bankholilday-week-end auf die Beine bringt...
Jedenfalls kam Hans vorhin (mit dem Rad) vom Strand zurück und war völig überrascht, an Calla Beach derart viele Menschen vorzufinden... Er ist immer einsam... Aber nicht, wenn eine ¨ Heat Wave¨ über Irland liegt...+  Bankholiday week-end ist :)

Hinter mir läuft die Musik, die ich für Florian zum 1. Juli aufgenommen habe -- und es legt sich auch hier im Paradies immer wieder ein tiefer Schatten über mein Herz.  Hinter aller Schönheit, hinter aller Tiefe, die ich hier empfinde, ist eine große Trauer. Florian fehlt - er fehlt auch hier besonders... Und sein Lachen kann ich - wenn ich es möchte - im Garten hören. Dieses Lachen, dieses ansteckende Flori-Lachen..  Ich hoffe, ich werde es nie vergessen! 


Your House is narrow, and dark, and small -
But the only Peacefull House of all


James C. Mangan  (1803  1849)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen