Samstag, 7. Juli 2018

Summer Days - June 2018 / III



5.6.2018


¨There is a fine line between pleasure and pain¨
Vielleicht wird dies einmal die Überschrift über mein Leben sein, ich würde mich in ihr wiederfinden!
Gestern war einer dieser Tage, an denen sich dies bewahrheitet:  eine Enttäuschung, Wut und Trauer und  dann dreht sich der Tag  - und plötzlich scheint alles ¨gut¨ zu sein und ich das Glück und die Zufriedenheit auf meiner Seite zu haben..Strange life!


Beginnen wir mit dem Morgen: der Blick auf das  Wetter der nächsten Tage versprach weiterhin Sommer!  Heute und morgen kann es einige Schauer geben, aber ab Freitag 13 Stunden Sonne.

Auf die Liste des heutigen Einkaufs  in Clifden kam ein Sonnenschirm, da wir unser Frühstück am Morgen ins Haus verlegt hatten, um der brennenden Sonne zu entkommen.  Bei Aldi hatten wir einen einzigen Schirm vor Tagen gesehen... Und:  er war noch da und ist unserer!! Hans erstand eine weitere Heckenschere und ich schenkte ihm eine wirklich hübsche meerblaue Jacke für den Garten!  Das ist kleines Glück...und sollte mit einem ¨Rhubarb Crumble¨ im STEAM Café gefeiert werden :)  Zum ersten Mal setzten wir uns draußen vor das Café an einen der bunten Tische unter die Birke, die in einem großen Topf steht.



Eine Frau, etwas jünger als wir mit einem jungen Mann nahmen an einem der anderen Tische Platz und ich wußte sofort,  dass ich dieses Gesicht kenne, ohne es unterbringen zu können. ¨Das ist Mary, "unsere" Mary aus Cleggan¨ versicherte mir Hans und ich sah auch in seinem Gesicht die große Freude, die ihre Erscheinung in uns auflöst!
Mary und ihr wunderschönes B+B ¨Wild Heather¨, in dem wir mehrfach waren - meist als einzige Gäste, ein Haus in dem wir uns wohl und geborgen fühlten in den ersten schweren Jahren nach Florians Tod. Hier war ¨Heimat¨ - sie so mitfühlend, umsichtig und freundlich mit uns, wir fühlten uns wohl mit und bei ihr. Irgendwann erklärte sie uns, dass sie schließe und wir tatsächlich ihre letzten Gästen bleiben würden.  Sie hatte sich entschlossen nach England zu gehen und noch einmal zu studieren. Die beiden Söhne waren alt genug, ihr Leben in die Hand zu nehmen - sie fühlte sich frei und wollte noch einmal etwas Neues beginnen.
Mary bot uns an, das Haus für die Zeit, die sie nicht da sei, zu übernehmen und gerne das B+B weiterzuführen...Es ehrte uns und war natürlich keine Option.


Wir blieben in dieser Gegend, fanden aber kein vergleichbares B+B mehr und dies war einer der Gründe, weshalb wir uns  dann um Häuser bemühten,  die uns aber ebenfalls enttäuschten! Alles war seelenlos und vor allem lieblos.... Und das sicher öffneten diese Erfahrungen auch das Tor für das ¨Calla School House¨ :)

Jedenfalls machten wir uns bemerkbar und auch, wenn Mary unsere Namen nicht erinnerten, sie erkannte uns  und freute sich offenbar nicht weniger über ein Wiedersehen!  ¨ OMG, what a long time since we met¨...Sie stellte uns ihren Sohn vor, der in Galyway mit seiner Familie lebt und hier über das Bankholiday Wochende als junger Arzt Praxisvertretung in der Praxis, die auch wir kennen, machte.
Wir liessen alles im Schnelldurchlauf noch einmal vorbeipassieren und lachten und wärmten uns an den Erinnerungen. Mary ist zurück in ihrem Haus, das leider in den Jahren sehr heruntergewirtschaftet wurde und man sah ihr an, welche Enttäuschung dies für sie bedeutet.
Sie versucht nun, den Zustand, in dem es einmal war, wiederherzustellen, was aufgrund der fehlenden Fachkräfte wohl wirklich schwer geworden ist.
Wieder versprachen wir uns, uns gegenseitig zu besuchen und - ein kleiner Schachzug von mir -ich gab Mary meine Karte, so dass es nun auf ihrer Seite ist, ob sie darauf zurück kommt, oder nicht.. Wir lernen dazu!


2005, als wir bei Mary zum letzten Mal waren, lies ich an einem ihrer Fenster meinen schönen Herzstein zurück.... 

Um noch einmal die Füße zu vertreten und den milden, sonnigen Tag für einen Spaziergang zu nutzen, fuhren wir nach Errislannan, was zumindest am Heimweg gelegen ist.
 Das Auto parkten wir am alten Cottage, das wir vor zwei Jahren entdeckten und damals inspizierten und fotografierten.  Ein sehr eindrückliches Erlebnis, denn hier war die Zeit tatsächlich stehen geblieben.  Der Tag, an dem der oder die letzte Bewohner/in hier herausgetragen worden war - wurde sozusagen eingefroren - und alles war noch genau wie zu diesem Augenblick. Die Tasse auf dem Tisch, das Bett mit der Bettwäsche, Geschirr in der Küche und die Ohrringe auf einem kleinen Tisch.  In der Handtasche ein Hinweis auf die Bewohnerin... Unfassbar für uns, wie dies alles - nach über 20 Jahren - noch genau so dalag! 
Nun ist das Haus der Natur übergeben:  die Tür und die Fenster sind von Efeu bedeckt und kaum noch zu erkennen.  Die üppige Vegetation um das Haus nimmt es immer mehr in Besitz und man kann an diesem Haus gut erkennen, wie Häuser zu Ruinen werden. Irgendwann wird das Dach einstürzen und alles unter sich begraben!


Wir laufen zum Pier, vorbei am Manor House, das gerade von Gästen, die dort wohl über das Wochenene logierten, verlassen wird.  Dass dies ein B+B ist, haben wir von Iris + Michael erst erfahren;  eines der gebobenen Klasse natürlich - wunderbar gelegen!
Im leeren Hafenbecken suche ich nach den ersten Herzsteinen - und werde fündig. Dieser Strand ist der Steinstrand, der Hans an einen der Stände in Südfrankreich erinnerte: Kugelrunde und flache runde Steine... Alles rund und pastellbarben... Ein sehr besonderer Strand - an dem auch das Cottage von Iris + Michael liegt.


Wir hatten nicht vor, sie zu besuchen und laufen Iris doch einige Minuten später in die Arme!
Sie kommt, mit einem Strohhut auf dem Kopf den Weg zum Cottage heruntergelaufen und lädt uns ein, doch kurz mit ihr mitzukommen.  Sie würde Michael fragen, ob ihm Besuch willkommen sei und wir finden das ehrlich und wunderbar! 
Wir bewundern erneut diesen magisch schönen Ort, an dem ihr Haus inmitten der Natur über der Küste liegt - fernab von allem und nur an Tagen wie diesem, von einigen Autos angefahren.


Wir setzen uns in den Garten unter einen Schirm, denn die Sonne ist doch noch immer sehr intensiv.
Natürlich ist Susan  wieder das Bindeglied zwischen uns und es ist schön, weiter von ihr und über sie zu hören.  Aber wir haben auch eigene Berührungen, wie zum Beispiel Berlin, das den beiden bei einem Besuch vor etlichen Jahren sehr gut gefallen hat.. Der ¨Zufall¨ wollte es nun auch noch, dass der Freund, den sie dort besuchten, praktisch ein Nachbar von uns in Köpenick ist!
OMG - what a day... Von ¨Zufall zu Zufall¨ und da wir nicht an Zufälle glauben, sehr bewegend für uns! 
Hätten wir, wie sonst, oben im Café gesessen, hätten wir Mary nicht getroffen.. Wären wir an einen der anderen Strände gegangen, wären wir Iris nicht in die Arme gelaufen... Wäre..hätten.. Es ist manchmal unerklärlich, wie Dinge sich in unserem Leben fügen, die uns  viel bedeuten und die manchmal Weichen stellten. 
 Es ist ein schönes, ein fröhliches Treffen mit den Beiden.  Es ist schön, dass Iris immer auch einmal ein wenig deutsch mit uns spricht, was ihr tatsächlich nicht (mehr) leicht fällt. Wir können sie fragen, sie kann uns Irland erklären. Das ist so wertvoll für uns. Sie ist so lebendig und ihr Gesicht steht nie still. Wunderbar. Michael ist eher ein wenig zurückhaltend, aber voller Humor und Überraschung - vielleicht ähneln sie als Paar uns beiden!

Wir verabreden uns für Donnerstag für den Spaziergang über Dogs Bay, wo Michael uns die Stelle zeigen will, an der die Asche von Susan vor Jahren dem Wind und dem Meer übergeben wurde.

Auf dem Weg zum Auto pflücke ich einen kleinen Strauß mit ¨Honeysuckle¨ (Jelängerjelieber),  der die Wege oft säumt und an den Zäunen entlangklettert.  Unserer am Shed hat inzwischen die Dachkante erreicht, aber  - wie schon im letzten Jahr - scheint er nur wenige Blüten zu bekommen.


Es ist spät geworden - wir belassen es bei einem kleinen, kalten Abendessen mit Lachs und lassen die Bilder des Tages noch einmal vorübergehen.  Es war ein ¨ Tag der kleinen Wunder¨ - der Synchronizitäten, wie man es auch nennen würde, wenn man an ¨Wunder¨ nicht glauben will oder kann.
 
Obwohl ich so müde bin, will der Schlaf nicht kommen - zu aufgewühlt, zu dankbar, für das, was wir hier erleben und in Gedanken an Florian, der - wie sich sicher bin - die ¨Strippen zieht¨ an denen wir durch dieses Leben ohne ihn gehen!
 


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