Mittwoch, 13. August 2014

"Jimmy's Hall"

"Jimmy's Hall"
ein neuer Film über Irland läuft an



Inhalt:
Beschwingt erzähltes Drama von Ken Loach über den einzigen gebürtigen Iren, der jemals aus seinem Geburtsland ausgewiesen wurde.

Mit einer gewissen Milde und Sehnsucht, aber doch stets frei von Sentimentalität und mit gewohnt unverstelltem Blick geht Ken Loach hier ans Werk, der nach seinem Goldene-Palme-Gewinner "The Wind that Shakes the Barley" aus dem Jahr 2006 wieder eine verbürgte Episode aus der bewegten Geschichte Irlands erzählt. Vor dem Festival de Cannes 2014 angekündigt als sein letzter Film, was Loach bei der Pressekonferenz aber relativierte, erzählt der 77-Jährige von dem einzigen gebürtigen Iren, der jemals aus seinem Heimatland deportiert wurde: Als so brandgefährlich für die Moral einer kleinen Gemeinde wurde die Tanzhalle von Jimmy Gralton in den Dreißigerjahren empfunden, dass sich die Staatsmacht nicht anders zu behelfen wusste, als den Mann per Gerichtsbeschluss wieder nach Amerika zu schicken, wo er sich zuvor Jahre lang aufgehalten und von wo er vermeintlich verwerfliche Jazzmusik mitgebracht hatte.

Das ist natürlich auch ein ernstes Thema, und Loach wird ihm mit Hilfe seines begnadeten Drehbuchautors Paul Laverty jederzeit gerecht mit einem hoch politischen Film über die Notwendigkeit von Zusammenhalt und Solidarität. Es ist aber auch ein zarter und zärtlicher, ein beschwingter und swingender Film, in dem viel getanzt und gelacht und ein bisschen geliebt wird - mit unverkennbaren Anklängen an John Fords "Der Sieger" von 1952, in dem John Wayne als ehemaliger Boxer aus den USA in seine irische Heimat zurückkehrt: "Jimmy's Hall" ist eine der wenigen Arbeiten von Ken Loach, wo man sich auch gemütlich zurücklehnen und die prächtige Kulisse des ländlichen Irland genießen kann. Bis es dann die bestehenden Mächte sind, die der Harmonie einen Strich durch die Rechnung machen, die der Solidarität der Menschen nicht länger tatenlos zusehen können, weil sie ihre Stellung bedroht sehen. Eindringlich führt der Regisseur vor Augen, warum Musik und Lebensfreude gefährlich für den Status Quo gewesen waren - und in nicht wenigen Ländern auf der Welt auch immer noch als gefährlich angesehen wird. Und doch erzählt er entspannt und sieht auch gerne zu, wie seine wie immer exquisit ausgewählten Schauspieler Spaß an ihren Figuren und Rollen haben. Vor allem Barry Ward, der zuletzt vor 14 Jahren in Michael Winterbottoms "Das Reich und die Herrlichkeit" eine nennenswerte Kinorolle hatte, ist eine Entdeckung in der Titelrolle: Er wirkt wie ein junger George Segal. ts.

 

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