Samstag, 4. Oktober 2014

Zurück im Land der Melancholie - Teil 6



 9.9. abends 18.30

Es ist ein wirklich wundervoller Sommertag heute und in Clifden sind die Straßencafés am überquellen und die Shops leer :)  Wer will bei solchem Wetter schon einkaufen...   
Die ganze Stadt schmückt sich auf die ARTS WEEK, auf die wir uns freuen. Zum ersten Mal sind wir - zumindest einige Tage noch hier!  
Wir ¨daten¨ kurz die handys ab, warten noch auf den Anruf von Whirlpool, der nicht erfolgt... Und so wissen wir nicht, wann morgen der Herd geliefert wird. Aber was soll's, wenn man es auch hier um das Haus so schön hat!



An unserem Coral Beach - hier ankommen und wieder umfängt mich dieses glückliche Gefühl, wenn unser Haus endlich erscheint!

Wir machen gemeinsam eine kleine Verschönerung am Tor.... Sie gibt dem ungleichen Eingang einen kleinen, bunten Pfiff!  Mein Bruder wird staunen, wenn er nach uns kommt! Er war im Juni letztes Jahr mit uns hier... Das Haus nicht fertig - und Schwerstarbeit im Garten :)  Diesmal kann er genießen!



Ich weiß nicht, ob uns die bevorstehende ARTS WEEK  in Clifden schon jetzt anregt,jedenfalls entsteht hier KUNST IM GARTEN :)  und wir entwickeln Kreativität und Freude!!!
Im "Swimming Pool" hängt Strandkunst!






Hans-Jürgen übertrifft sich geradezu in der Gestaltung der Mauer um diese Terasse, die wir sehr nutzen und die ja diesen nahen Blick auf den bog hat!!! Wunderbar!!!!


Freitag erwarten wir Astrid und - zumindest kurz - werden auch Peter und Cornelia reinschauen. Sie haben schon wieder ein neues Projekt aus zwei Ruinen in Claddaghduff. Sie sind gefragt - und sie sind gut. Wir bewundern Peter sehr, der trotz seines Alters und der überstandenen Krankheit am Telefon auf meine Frage, wie es ihm gehe meinte:  ¨Better than ever¨ - was mich laut lachen lies. Ach, diese Menschen sind einfach toll!





10.9.
What a day!  Wolkenloser blauer Himmel nach einer wolkenlosen Nacht mit einem Mond, der die Natur und das Haus nachts belebt!  Es ist kühl in den Nächten und morgens liegt dichter Tau auf den Wiesen - die einzige Feuchtigkeit seit den ersten Tagen hier!  No rain! 
 Frühstück im ¨“Sun Room“¨ - so sonst - und wir haben Besuch:  ein dicker, brauner Hase, fast so groß wie ein Dackel sitzt aufrecht und hält seine Nase witternd in die Luft. Er geht weiter, bleibt aber noch ein Weilchen um uns... Wir regen uns nicht hinter den großen Scheiben!
Auf der Weide sind seit gestern Kühe am Grasen. Wir haben beobachtet, wie der Bauer sie über die Straße trieb. Immer wieder wird der Verkehr hier durch den Viehtrieb aufgehalten... ¨Traffic jam in Ireland¨ seht auf Ansichtskarten, die dies bezeugen!  Ja, es ist die Insel, auf der man - in jeder Hinsicht - viel Geduld braucht!



Wir sind ans Haus gebunden, da wir auf Whirlpool warten und so gehen wir - jeder seinen - Tätigkeiten nach:  ich beschließe einen gründlicheren Hausputz. Obwohl wir die reinste Luft Europas haben, gibt es doch auch Staub :) Natürlich tragen wir einiges vom Strand und dem Garten ins Haus.. Ingesamt ist es aber wirklich sehr sauber und die gute Arbeit von Bridgit als Grundlage zu sehen!
Ein kleiner Imbiß am Mittag, der meist aus leckerem Müsli mit Obst und einem Cappuccino besteht ist eine gute Unterbrechung und dann legen wir uns wieder die Decken in dies Wiese und liegen in der Sonne! 


In Murvey haben wir die meisten unserer großen Strandkiesel, die an der Wand zur Küche, aber auch  hier im kleinen Schlafzimmer als Dekoration liegen, geholt und dort beginnen wir ...und werden fündig: schnell sind die großen IKEA-Einkaufstüten mit dem mitgebrachten Spaten gefüllt und wir haben Muße für einen Spaziergang am Strand. Das Wasser erscheint uns heute ausgesprochen warm und hätten wir Badesachen im Auto, wäre dies der Moment gewesen :)  Die Bucht mit ihren durchfurchten Ausläufern gleicht wirklich einer Mondlandschaft... Und dahinter - wie immer hier - die Twelve Bens!  Noch immer keine Wolke am Himmel und es ist sommerlich warm! 


Wir können es kaum glauben und bekommen von einem jungen Mann, der angeschwemmte Reusen am Strand einsammelt die Bestätigung: ¨ Isn't is a brillant weathter today. And so unusal for this period¨.  Gut, wir können es nicht wirklich bestätigen, denn es ist die Zeit, um die wir jedes Jahr hier sind - und immer haben wir gutes Wetter - bis auf 2009, wo auch wir im Regen gelandet waren und promt  ein Jahr aussetzten :)

Weiter geht es nach Roundstone zum Cappuccino + Scone, den wir uns teilen. Ein Blick in die Handys und es ist ruhig. Das ist gut. Hans-Jürgen wirft immer auch einen Blick in die Weltpolitik, aber auch die schlimmen Krisenherde scheinen ein wenig zu ¨pausieren¨ - eine Lösung für die Ukraine noch nicht gefunden - und wer wird Putin noch Glauben schenken... Aber wir lassen dies alles eine Randnotiz sein und wollen uns auch von der Politik und der Not der Welt eine Pause gönnen. Sie hat uns in Berlin in den letzten Wochen fast den Atem geraubt... ¨ You sometimes need a break¨ 


Weiter geht es - weil das Wetter es geradezu herausfordert - nach Inishnee, der kleinen Halbinsel gegenüber von Roundstone. Wir waren seit längern nicht auf diesem uns begeisternden Fleckchen und entdecken auch hier einen Pier, auf dem sich Reusen stapeln. Lobster wird wohl am meisten vor Irlands Küsten gefangen und - wie die Austern -sicherlich gezüchtet. Das Licht des hereinbrechenden Abends taucht Wasser und Land in seine unvergleichlichen Farben. 
 


Bunte kleine Holzboote liegen unbeweglich im Wasser, Möwen und Reiher kreisen und auf den Weiden grasen Kühe.  Es ist ein wenig mehr gebaut worden, aber meist scheint man doch alte Cottages mit viel Geschmack und Gefühl zu restaurieren - und so buhlen weiße Wände mit roten Fenstern und Türen und nicht minder roten dichten Ginsterbüschen um unsere Aufmerksamkeit. Ein Hund bellt, das einzige Geräusch. Es gibt einen neuen ¨loop¨ (Rundweg), den wir mit Sicherheit noch gehen werden. Steinmauern  und Ruinen kleiner Cottages - manchmal nur noch vom Efeu aufrechtgehalten, geben dieser Insel ihren Charakter. Wunderbar!


 
 
„…. Das Gefühl unserer uralten Sehnsucht nach der Natur wachzurufen, kann uns dabei helfen, unsere Sehnsucht zu verankern. Wenn wir allein hinausgehen und in die Einsamkeit eintauchen,
kehren wir heim zu unserer Seele.  Wenn wir einen Platz in der Natur finden, an dem unser Geist und unser Herz zur Ruhe kommen, dann haben wir einen Zufluchtsort für unsere Seele entdeckt“…

John O‘Donohue
Landschaft der Seele, 2000

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