Mittwoch, 11. Dezember 2013

Am Puls der Natur


Irland präsentiert sich im Westen wie eine Welt aus den wildromantischsten Träumen. Es gibt urtümliche Inseln und gigantische Steilklippen zu entdecken. Und eine äusserst lebendige Kulturhauptstadt.


Zwei Autos kommen sich auf einer ländlichen Strasse entgegen. Beim Kreuzen stoppen beide, die Fahrer halten in urchiger Sprache einen Schwatz miteinander ab. Ein weiterer Wagen nähert sich und wartet. Der Lenker scheint sich überhaupt nicht darüber zu ärgern, dass ihm die Plaudertaschen im Weg stehen. Eine Szene aus einer langsamen, gemütlichen Welt, in der sich jeder kennt. Dies gibt es auch in der heutigen Zeit – genauer auf den Aran Islands vor der Westküste Irlands. Auf der Insel Inis Mór beziehungsweise Inishmore und ihren zwei Schwesterinseln scheint die Zeit auf positive Weise stehen geblieben. Erst seit 38 Jahren wird Inis Mór mit Strom versorgt, und ein grosser Teil der lokalen Bevölkerung spricht noch Irisch, das seit 2007 auch offizielle Amtssprache der EU ist.
Wie auf einer Patchworkdecke verteilen sich über die Insel sattgrüne Felder, die durch Naturstein und kleine Steinhäuser voneinander abgetrennt sind. Zwischendurch kommen von Wind und Wetter glatt geschliffene Felsen zum Vorschein. An Inis Mórs Westküste türmen sich gigantische Klippen über dem rauen Atlantik, dahinter liegt das grüne Plateau – genau so, wie man es sich in seinen wildromantischen Irlandträumen vorstellt. Auf einer der Klippen thront Dún Aonghasa, eine sichelförmige Steinfestung aus prähistorischen Zeiten. Am besten besucht man den Ort, wenn die Abendsonne die Mauern und Klippen in goldenes Licht taucht.





Kultur und Kulinarik in Galway

Lebendiger, aber keinesfalls gehetzt, geht es in der Universitätsstadt Galway an der Westküste zu. Wir schlendern durch eine mittelalterliche Marktgasse, vorbei an kleinen Geschäften mit Whisky, Wollpullis und Schmuck und hören zu, wie junge Strassenmusiker traditionelle irische Musik spielen. Diese erlebt in Irland ein regelrechtes Revival. Galway, auf Irisch Gaillimh, gilt als Kulturhauptstadt Irlands.
Im Sommer und Herbst finden zahlreiche Festivals statt, und in den Pubs wird Livemusik aller Art gespielt. In der Stadt und der gleichnamigen Grafschaft (County) werden auch die irische Sprache und Tradition rege gelebt. So bietet die Universität Galway als einzige der Welt sämtliche Fachrichtungen auf Irisch an. Die Stadt ist ausserdem berühmt für ihre kulinarische Seite – wegen der Küstenlage besonders für Fisch und Meeresfrüchte. Dazu gehört die berühmte Galway-Auster, der das Galway International Oyster & Seafood Festival von Ende September gewidmet ist.




Nördlich der Grafschaft Galway, in der Grafschaft Mayo, reibt sich der Besucher die Augen: Feine, goldene Sandstrände gibt es da, und an der Clew Bay und der vorgelagerten Insel Achill sind einige Surfer zu sehen. Befinden wir uns wirklich auf fast 54 Grad nördlicher Breite? Hügel, Felsen und Inselchen ergänzen das Panorama. Die Region eignet sich nicht nur fürs Surfen, sondern auch für den Kajaksport, für Windsurfen, Klettern, Reiten, Wandern und Velofahren.


Einer dieser Berge ist der 764 Meter hohe Croagh Patrick, der einem Vulkan ähnelt und eine Wallfahrtsstätte zu Ehren des heiligen Patrick ist. Am letzten Sonntag im Juli pilgern Zehntausende hinauf, viele barfuss. Weniger bevölkert, aber nicht minder schön, sind Wanderungen auf die Mweelrea Range. Ab dem Delphi Mountain Resort, das auch geführte Touren anbietet, geht es über sumpfiges Gras steil auf den 814 Meter hohen Gipfel, den höchsten der Region. Dort gibt es eine spektakuläre Sicht auf den Killary-Fjord, den einzigen Fjord in Irland.



 Auch in der Region Connemara – mit ihrem Nationalpark eine der Hauptattraktionen der Grafschaft Galway – geraten wir ins Staunen. Viele Seen, genannt Loughs, sind eingebettet zwischen braunen und grünen Hügeln. Schafe trotten über die Strasse. In der rauen Schönheit der Natur wähnt man sich weit weg von der Alltagshektik. Plötzlich erhebt sich vor einem ein prächtiges Schloss, das sich elegant in den stillen Wassern eines Sees spiegelt. Wir sind bei der berühmten Kylemore Abbey angekommen, die 1867 erbaut und seither als Abtei, Schule und Museum genutzt wurde
 


Ridley Scotts Kulisse
Ein weiteres Juwel in Connemara ist das altehrwürdige Schlosshotel Ballynahinch in Recess, wo schon Hollywoodstars logiert haben. Einige Zimmer bieten Aussicht auf einen Fluss, der direkt vor dem Hotel vorbeifliesst. Wohlig versinkt man am Abend in grosszügigen Sofas, während im Cheminée ein Feuer knistert. Die Fisherman’s Bar und Zimmer namens «Salmon Leap» oder «Bear Island» lassen erahnen, dass das Hotel in ein Naturparadies eingebettet ist. Dies inspirierte auch Filmregisseur Ridley Scott, der dort 2006 für die Verfilmung von «Tristan und Isolde» Szenen drehte. Die sattgrüne Umgebung ist auch beliebt bei Fischern. So bietet das Schlosshotel Fischertouren für jedes Niveau an. Hoteldirektor Patrick O’Flaherty teilt diese Leidenschaft. Nie ist er um einen Spruch verlegen: «Wenn ich ein Fisch wäre, würde ich aufgeben. Ihr seht grossartig aus!», ruft er einer Fischergruppe zu.


Gleich vor der Hoteltür liegt auch ein ausgedehntes Netz von Spazier- und Wanderwegen – zehn Kilometer befinden sich allein auf dem riesigen Anwesen des Schlosshotels. Wer ein grösseres Gebiet in der Region mit Muskelkraft erkunden will, kann im Hotel zudem Fahrräder mieten. Und es tut auch einfach einmal gut, dem süssen Nichtstun zu frönen. «Habt keinen Plan. Dann kann nichts schiefgehen.»




Von Olivia Raths. Aktualisiert am 13.07.2013
Diese Reportage entstand mit Unterstützung von Tourism Ireland. (Tages-Anzeiger)
Fotos: eigene



Für uns hat Ballynahinch eine besondere Bedeutung, da wir mit Florian hier im Mai 1997
eine Nacht verbrachten und den Geburtstag von Hans-Jürgen feierten...  
Diese Bilder sind eingebrannt in unsere Erinnerung!




Unzählige Male waren wir inzwischen in Ballynahinch und immer tragen wir uns
 in das Gästebuch ein...

Es ist gut, da zu sein, aber zugleich fühle ich mich sehr verloren...

  R.I.P.  Beloved

 






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