Reise-, Erlebnis-, Gedanken- und Herz-Tagebuch einiger Irland-Urlaube und ein happy-end, wie wir es uns nie schöner hätten erträumen können: das School House in Connemara - a home in Ireland :)
Ihr merkt am blog: ich bin gedanklich viel in Irland! Hier in Berlin bleibt die Musik, bleiben die Filme, bleiben die Bilder und die Erinnerungen, bleibt die Sehnsucht auf das "nächste Mal" und das wird Ende Mai sein.
Es gibt nicht viel zu berichten. Alles, was ich aus Calla höre, klingt zumindest beruhigend. Das Wetter ist besser geworden - der Winter vorüber. Die letzten technischen Notwendigkeiten (wie ein Gaszähler) sind eingebaut und nun breitet das Haus die Arme aus für seine ersten Gäste, die im März kommen! Es ist ein kleiner, aufregender Moment, zu wissen, dass nun alles den kritischen (und hoffentlich freundlichen) Blicken derer ausgesetzt ist, die das Haus als zahlende Gäste bewohnen werden. Wie ein kleines Ohmen erscheint mir, dass das erste Paar ein "gemischtes" ist: sie ist Irin und er Deutscher! "Zufall"?
Philomena Lee war 18 und schwanger. Ihren Sohn musste sie 1952 im
Kloster zur Welt bringen, katholische Nonnen verhökerten ihn nach Amerika – so
wie tausende anderer Kinder auch.
Damals, 1952, wusste Philomena, ein unschuldiges Mädchen vom Land, nicht, wie
ihr geschah . Ihre Mutter war gestorben, als sie selber sechs war, der Vater,
mit sechs Kindern überfordert, schickte sie zu den Nonnen aufs Internat. Beim
Karneval lernte die 18-Jährige, inzwischen bei der Tante Untermieterin, einen
netten Jungen kennen, mit dem sie ein paar schöne Stunden verbrachte. Sie wusste
nicht, dass man davon schwanger wird, Aufklärung stand in der Klosterschule
nicht auf dem Stundenplan.
Ein uneheliches Kind zu bekommen, das war in Irland damals mehr als ein
Skandal: eine große Schande für die ganze Familie. In diesem erzkonservativen,
erzkatholischen Land gab es keinen Platz für alleinstehende Mütter – außer das
Kloster. So kam Philomena ins Mutter-Kind-Heim der Sean Ross Abbey in Tipperary.
Schmerzmittel gab’s keine bei der schweren Geburt, die Mädchen sollten büßen für
ihre Sünden. Je heftiger, desto besser. Ob sie den Akt denn genossen hätte,
wollten die Nonnen wissen, sie ihre Unterhose ausgezogen habe? In der
Kloster-Wäscherei musste Philomena schuften; eine Stunde pro Tag durfte sie Sohn
Anthony in der Krippe besuchen.
Alles wurde ihr genommen, ihre Kleidung, ihre Freiheit, ihre Identität.
Marcella wurde sie nun genannt, das war Teil der Vertuschungsstrategie. Den
Mädchen wurde streng verboten, miteinander über ihre Familien zu reden, die
meiste Zeit mussten sie ohnehin schweigen. Ohne Zeitung, Bücher, Radio lebten
sie von der Außenwelt komplett isoliert. Schließlich wurde Philomena der Sohn
genommen. Das war von Anfang an der Plan.
In der kargen Nachkriegszeit, als die Iren so arm wie kinderreich waren und
die Kirche noch mächtiger als der Staat, boomte der Export von Babys in die USA.
In der Regel wurden diese als Waisenkinder deklariert, obwohl ihre jungen Mütter
quicklebendig waren. In den USA war die Nachfrage nach – weißen – Kindern größer
als das Angebot. Und die wohlhabenden Amerikaner zahlten gut.
Allerdings mussten die potenziellen Eltern bestimmte Bedingungen erfüllen:
fromm sein natürlich und nicht verhüten, was ihnen Pfarrer und Arzt schriftlich
bestätigen mussten. Außerdem mussten die Paare sich verpflichten, die Kinder
ausschließlich auf katholische Schulen und Universitäten zu schicken.
Nirgendwo in Europa war es so leicht, an die für die „Ausfuhr“ nötigen
Papiere zu kommen wie in Irland. Das erfuhr die Öffentlichkeit ausgerechnet
durch ein deutsches Boulevardblatt: Hollywoodstar Jane Russell, auf der Suche
nach Nachwuchs, hatte den Sohn eines armen irischen Paares bekommen, ihn, so der
Vorwurf, gekauft.
Der Riesenrummel führte zur Verabschiedung des „Adoption Acts“ (bis dahin
konnten Kinder in Irland selbst nur in Pflege genommen, nicht adoptiert werden).
Jetzt mussten die Kleinen mindestens ein Jahr alt sein und die Orden durften
keine Gebühren mehr verlangen. Geld floss trotzdem weiter - in Form großzügiger
Spenden. Außerdem musste die leibliche Mutter sich schriftlich mit der Adoption
einverstanden erklären. Was auch Philomena tat, von den Nonnen gedrängt. Die
Mädchen hatten gar keine Wahl: Ihre Familien wollten oder konnten die
Quasi-Aussätzigen ja nicht bei sich aufnehmen.
1955 kam eine Amerikanerin nach Tipperary, die schon drei Söhne hatte; ein
Mädchen fehlte ihr noch. Das hat sie in Philomenas Kloster gefunden: Mary, die
beste Freundin von Philomenas Sohn. Der aufgeweckte Junge stürmte auf die Frau
zu und gab ihr einen Kuss. Also nahm sie ihn auch noch mit. Zwei Wochen lang, so
der Journalist Martin Sixsmith in seinem Buch, das im Original „The Lost Child
of Philomena Lee“ heißt, hat Philomena geweint.
Dann schickten die Nonnen sie nach Liverpool, um in einem Heim für schwer
erziehbare Jugendliche zu arbeiten. Bis sie schließlich fortging,
Krankenschwester wurde in der Psychiatrie, heiratete und zwei Kinder bekam, sich
scheiden ließ und noch mal heirate, und in all der Zeit jeden Tag an ihren Sohn
dachte. Aber nicht sprach. Auch darauf schworen die Nonnen die Frauen ein: auf
ewig zu schweigen. Weihnachten 2004, ein bisschen beschwipst vom Sherry,
vertraute sie ihrer Familie das Geheimnis an. Tochter Jane machte sich sofort
auf die Suche nach einem Journalisten, der ihrer Mutter bei der Suche nach
Anthony helfen konnte.
Es gibt viele Philomena Lees. Die Mutter-Kind-Heime waren Teil eines
umfassenden institutionellen Systems, das „Sünderinnen“, Aufmüpfige, Unbequeme,
schwer Erziehbare wegsperrte, seelisch quälte und zu unbezahlter Zwangsarbeit
verdonnerte.
Irland hat als keltischer Tiger einen so gewaltigen Sprung nach vorn getan,
dass man leicht vergisst, wie erzkonservativ das Land bis vor kurzem noch war,
in einigem noch immer ist. Bis 1976 durften Kondome in den Medien nicht mal
erwähnt werden, bis 1993 bekam man sie nur in der Apotheke, auf Rezept. Erst
seit 1996 sind Scheidungen erlaubt, Abtreibungen gar erst seit letztem Sommer:
wenn das Leben der Mutter bedroht ist. Das Gesetz brachte dem Premier
Morddrohungen und blutbeschmierte Briefe ein.
Die bekanntesten – und berüchtigsten – Institutionen der kirchlichen
Sklaverei waren die Magdalene Laundries. Die klostereigenen Wäschereien waren in
gewisser Weise schlimmer als Gefängnisse; dort können die Häftlinge wenigstens
regelmäßig Besuch empfangen und wissen, wann sie rauskommen. Die Mädchen
dagegen, ohne Prozess und Urteil, lebten in völliger Ungewissheit über die Länge
ihres Freiheitsentzugs.
Eine dieser „Maggies“ war Sinéad O’Connor. Nachdem die 15-Jährige ein paar
Mal beim Ladendiebstahl erwischt worden war, musste sie anderthalb Jahre lang
Priesterkleidung in kaltem Wasser waschen. Allerdings traf sie, wie Philomena,
auch eine warmherzige Nonne. Die ihr die erste Gitarre schenkte.
1992 zerriss die Sängerin in der Fernsehsendung „Saturday Night Live“ ein
Bild des Papstes, Johannes Paul II. Nicht als blasphemischen Akt – genau wie
Philomena Lee hat ihr das Erlebte den Glauben nicht nehmen können –, sondern um
eine Diskussion zu provozieren über den systematischen, brutalen Missbrauch
(einschließlich des sexuellen) von Kindern.
Damals kannte kaum einer die Magdalene Laundries. Da viele der Kirchensünden
im Verborgenen stattfanden, war der Schock groß, als 1993, beim Verkauf eines
Klostersgeländes an einen Immobilieninvestor, plötzlich 155 Frauenleichen
entdeckt wurden: Insassen der Magdalenenheime, anonym verscharrt. Ein Jahr
später sang Joni Mitchell ihren Song „Magdalene Laundries“.
Jetzt taten Überlebende sich zusammen, gründeten Interessenvertretungen,
gingen an die Öffentlichkeit, kämpften für die Anerkennung des Unrechts, das
ihnen angetan worden war, für Entschuldigung und Entschädigung. Vor einem Jahr
war es endlich so weit: Im Februar 2013 trug der irische Premier Enda Kenny im
Parlament die Ergebnisse eines Untersuchungsberichts über „das schreckliche
Geheimnis dieses Landes“ vor, erzählte von seinen Begegnungen mit „Maggies“, von
ihren horrenden Erfahrungen, diesem „brutalen Irland“, entschuldigte sich wieder
und wieder. Am Ende des Vortrags brach ihm die Stimme. Nach ein paar Anläufen
brachte er die Rede zu Ende und setzte sich schnell hin. Die applaudierenden
Abgeordneten standen irgendwann auf: um den Überlebenden der Magdalene
Laundries, die an diesem Tag ins Parlament gekommen waren, Respekt zu
zollen.
Ohne ihren hartnäckigen Kampf und das Drängen des UN-Komitees gegen Folter
hätte es wohl weder den Untersuchungsbericht gegeben noch die offizielle
Entschuldigung oder den Fonds, mit dem den Überlebenden, wie Kenny ankündigte,
möglichst schnell und unbürokratisch Entschädigungen ausgezahlt werden sollen.
Und die brauchen die mittlerweile alten Frauen: Allein weil sie damals ohne Lohn
und Sozialversicherung arbeiteten, entsprechend niedrige Renten haben. Die
katholische Kirche hat den Fonds begrüßt, einzahlen will sie nicht.
Die Erschütterung des Premierministers wirkte echt – und hängt sicher mit dem
eigenen Schuldbewusstsein zusammen. Denn der Staat hat dieses Unrechtssystem
nicht nur geduldet – er hat es unterstützt, ja, selbst davon profitiert. Es war
das Außenministerium, das den amerikanischen Adoptiveltern auf unbürokratische
(und verborgene) Weise Pässe für die Kleinen ausstellte. Das Land zahlte der
Kirche auch Unterhalt für die Insassen. Das kam immer noch billiger, als selbst
für sie zu sorgen. Ein Viertel der Mädchen wurde von staatlichen Stellen
eingeliefert, wenn Insassen wegliefen, fing die Polizei sie wieder ein und
brachte sie zurück. Ja, teilweise ließen sich offizielle Stellen in den
Laundries auch ihre Wäsche waschen. Zum allmählichen Niedergang und der
Schließung der letzten Laundry 1996, sagt eine Historikerin, ist nicht allein
die allgemeine Liberalisierung der Gesellschaft verantwortlich, sondern auch die
Verbreitung der Waschmaschine.
Philomena – „Die der Liebe treu bleibt“, bedeutet der Name im Griechischen
treffenderweise. Mutter und Sohn hätten sich treffen können: Beide sind nämlich
mehrmals ins Kloster gefahren, um den anderen zu finden, einmal im Abstand von
nur drei Wochen. Aber beide kriegten von den Nonnen das Gleiche zu hören: Sie
könnten ihnen nicht weiterhelfen, hätten keine Informationen. Ja, Anthony alias
Michael A. Hess wurde gesagt, seine Mutter habe ihn als ganz kleines Baby
weggegeben. Als diese ihn fand, war er tot.
Anthony-Michael Hess hatte Jura studiert und bei den Republikanern Karriere
gemacht, Bush senior machte ihn zu seinem juristischen Berater. Was der
US-Präsident so wenig wie seine Parteigenossen wusste: Michael Hess war schwul,
hatte eine feste Beziehung und viele Abenteuer. 1995 starb er an Aids. Beerdigen
ließ er sich – gegen eine großzügige Spende – auf dem Friedhof des Klosters, in
dem er geboren wurde. In der Hoffnung, dass seine Mutter ihn doch noch finden
würde, ihn trotz des fremden Namens am Geburtsdatum erkennen würde.
Philomena Lee, offenbar so handfest und humorvoll wie Judi Dench sie in dem
für vier Oscars nominierten Film portraitiert, nutzt die riesige Aufmerksamkeit,
die das Thema nun hat. In Washington, Dublin und Rom macht sie sich stark für
die Freigabe der Adoptionsakten. Damit Familien sich wiederfinden können, hat
sie mit ihrer Tochter das „Philomena Project“ gegründet, in Zusammenarbeit mit
der Adoption Rights Alliance. Denn im Jahr 2014 sind die Unterlagen noch immer
unter Verschluss.
Vielleicht habt Ihr "Once" im Kino (2007) gesehen. Ein Musikfilm aus Irland,
in dem neben Glen Hansard vor allem auch die Tschechische Sängerin
Markéta Irglová mit ihrer besonderen Stimme berührte.
The Swell Season
Der Dokumentarfilm begleitet die beiden Sänger drei Jahre lang mit unglaublicher Intensität und Leidenschaft auf einer Welttourné, die sie als Paar beginnen und
an deren Ende sie sich - als Paar und Musikduo - verloren haben.
„….
Das Gefühl unserer uralten Sehnsucht nach der Natur wachzurufen, kann uns dabei
helfen, unsere Sehnsucht zu verankern. Wenn wir allein hinausgehen und in die
Einsamkeit eintauchen,
kehren
wir heim zu unserer Seele.Wenn wir
einen Platz in der Natur finden, an dem unser Geist und unser Herz zur Ruhe
kommen, dann haben wir einen Zufluchtsort für unsere Seele entdeckt“…
Rise up, my Love
(Translation)
Rise up, my love, if you're still in bed lying
Open the door that I might come and recline
By my side I've a bottle that I've brought for your mother
And I hope she'll allow it that you shall be mine
In the thick wooded glen I live there in loneliness
From Sunday to Sunday spending time on my own
The coming and going I watch o'er the road-way
And nothing in this wide world will lift up my heart
Isn't it great for the birds that rise up every morning
And roost with each other on the same bush or spray
But that's not how it is for both me and my true-love
For it's far from each other that we rise every day
Éirigh suas a stóirín mur(a) bfhuil tú i do shuí
(F)oscail a' doras agus lig mis(e) 'un tí
Tá buidéal im aice 'bhéarfas deoch do mhnaoi'n toigh'
Is tá súil (a)gam nach ndiúltaíonn tú mé fá do (i)níon
I ngleanntán na coilleadh beo thorthaí is lag brónach a bím
Ó Dhomhnach go Domhnach is mé ag cathamh mo shaoil
'Mé a' feitheamh 'ach trathnóna cé rachadh 'n ród nó thiocfadh 'un tí
Is gan aon ní ar an domhan mhór a thógfadh mo chroí
Nach aoibhinn don éanlaith a éiríos gach lá
'S a luíos aríst ar an aon chraoibh amháin
Ní h-é sin domh féin 's do mo chéad mhíle grá
Is i bhfad i bhfad ó chéile bíos ár n-éirí gach lá
Éirigh suas a stóirín mur' bfhuil tú i do shuí
(F)oscail a' doras agus lig mis(e) 'un tí
Tá buidéal im aice 'bhéarfas deoch do mhnaoi'n toigh'
Is tá súil 'gam nach ndiúltaíonn tú mé fá do (i)níon
Eine unkonventionelle Liebesgeschichte und ein Buch über die
leidenschaftliche Suche nach dem Glück.
Versorgt von ihrer alten
Kinderfrau Annie, leben die Brüder Patrick und Dominic in einem verwitterten
Haus nahe der irischen Atlantikküste. Die Mutter ist früh gestorben, und der
Vater lebt in Paris, der Melancholie und dem Alkohol verfallen.
Fernab der
Zivilisation, inmitten der überwältigenden Landschaft, dem Wald, den Klippen und
dem tosenden Meer gestalten die jungen Brüder ihr Leben nach eigenen
Gesetzen.
Eines Tages taucht Hylla in Rasaril auf, ein wildes Kind der Natur,
unkonventionell und abenteuerlustig wie Dominic. Bald entspinnt sich zwischen
den dreien ein zartes Band der Liebe.
"Die Unbefangenheit, die Nuancen,
der Witz und die Trauer von Stuarts Erzählkunst sind in Irland eine alte
Tradition. Diese Kunst kommt ohne Mätzchen, ohne Moden aus und zeigt dem
deutschen Leser wieder etwas ganz Einfaches: dass Leben erzählbar ist und dass
erzähltes Leben unwiderruflich zu uns, in unsere Welt gehört." Süddeutsche Zeitung
Ein wunderbares Buch, das mich völlig gefangen nimmt.. Ein lyrische, schnörkellose Sprache, die wohltuend ist und innere, tiefe Bilder erzeugt! Ein "vergessenes" Buch - zu Unrecht!