Dienstag, 23. Juni 2015

Back home in Connemara Juni 2015 - part 2 -






Der Garten hat sich in diesen Tagen sehr verändert, als wäre er endlich erwacht! 
Einige Hecken blühen in einem kräftigen Rot und langsam öffnen sich die Blüten der Margeriten, die überall verstreut in der Wiese stehen. Bei Florians Stein blüht der Lavendel. Die Calla haben wir verpflanzt und auch die Rose am Haus hatte keine Chance an ihrem Standort.. Jede Pflanze scheint hier sehr genau zu wissen, wohin sie ¨gehört¨ und zwingt uns somit ihren Willen auf und wir beugen uns gerne. In der geschützten Ecke, in der die Bank für die Abendsonne und den Sonnenuntergang steht, hat sich die Zistrose wunderbar entwickelt. Es wird alles und es dauert und dass uns diese Insel GEDULD lehrt, das ist ja bereits bekannt!


Überall an den Straßenrändern, in den Gärten und auf den Feldern blüht in dieser Zeit der Weißdorn. Er gehört zu den ältesten Bäumen Irlands und er genießt einen besonderen Schutz. Im Weißdorn leben die Feen und wer sich an ihm vergreift, zieht ihr Missfallen auf sich. So pflügt manch irischer Baum vorsorglich um einen freistehenden Weißdorn in seinem Feld herum und ich las einmal dass eine Umfahrungsstraße  einen ungeplanten Verlauf nahm, weil im ursprünglichen Plan ein Weißdorn im Weg stand!
Wir haben einen solchen ¨Fairy Tree¨ in rot blühend im Garten stehen und behandeln ihn mit dem gebührenden Respekt!

Wenn wir schon bei den Mythen sind. Ich las über die Druiden, die auf heiligen Lichtungen lebten, die Vergangenheit und die Zukunft kannten und den Weg in die andere Welt. Inseln, Hügel, Seen, all das sind Orte, an denen sich die Andere Welt befindet.  Im Grunde seien sie überall, man müsse nur den Eingang finden. 
Sie studierten den Lauf der Sterne und kannten das Schicksal der Menschen und wußten, dass alles wiederkehrt. ¨Der Tod, sagten sie, ist die Mitte eines langen Lebens¨.
Sinnbild sind die immer wiederkehrenden Spiralmuster. Ihre Schlaufen führen stehts an den gleichen Ort zurück, und doch ist es jedesmal ein anderer. 

Mein Empfinden ist, dass die Landschaft- vor allem die Connemaras dieses alte Wissen und diese Weisheit in sich trägt. Man muß die Mystiker nicht unbedingt studieren, sondern sich der verborgenen Tiefe öffnen. 


Ein Blick aus dem Fenster auf die felsige Wiese und dort, in Mulden aufblühende goldgelbe Iris zu entdecken, das ist Glück. Ich vermisse die Kühe, die zur Zeit offenbar einen alternativen Weideplatz haben! Grasnelken, blühen in kleinen rosefarbenen Blütenpolstern, bedecken ganze Felsen an der Küste und verwandlen sie in ein Blütenmeer:  das ist Glück.
Eine Wiese voller Gänseblümchen - auch das ist Glück. 




Es sind die Widersprüche in  dieser so rauhen, manchmal unwirtlich erscheinenenden Landschaft und wer nicht genau hinschaut,wird ihre Schönheiten auch nicht entdecken!
Den Ort gefunden zu haben, der zu einem gehört, dies ist vielleicht das größte Glück, das wir erleben können.


Ich erlebe uns beide dieses Mal besonders harmisch. Wir haben hier unsere ¨Rollen¨, die zum Teil selbstgewählt, zum Teil den Umständen geschuldet sind. Meine lädierte Schulter hat nach zwei Tagen Unkrautzupfen beispielsweise so heftig reagiert, dass diese Tätigkeit erst einmal wegfällt und ich mich wieder mehr dem Hausinneren zuwende,wo genügend Arbeit wartet, ich lese  oder sitze im ¨sun room¨ und lasse die Blicke über den Maumeen Lake auf die Berge gleiten. 


Mal sind ihre Spitzen im Nebel oder den Wolken versunken, mal ragen sie in das Blau des Himmels.
Auf der Meeresseite schaue ich dem Naturschauspiel zu, in dem weiße Brecher an die fernen Felsen schlagen und über der Küste Möwen kreisen...  Ich weiß dann, dass keiner dieser Blicke, dass keiner der Momente, die ich JETZT erlebe, wiederholt werden kann und das erfüllt mich fast mit einer andächtigen Stimmung. 

Florian fehlt mir sehr. Besonders auch in diesen stimmungsvollen und tiefen Momenten spüre ich seine Abwesenheit als stechenden Schmerz...
Ich weiss um die Endlichkeit und ich habe immer weniger Angst vor ihr.
Hier wird mir dies noch bewußter als im Zuhause in der Großstadt.

 





Vorgestern waren wir an einem unserer zahllosen Strände, an dem ein kleiner Friedhof seine schützende Mauer direkt zum Strand hat. 




Man würde diesen Strand sicherlich eher ¨unprätentiös¨ nennen - aber er entfaltete für mich je weiter wir ihm Richtung Meer folgten, eine Schönheit, die mich innerlich jubeln lies. Kleine Tümpel, die das sich zurückziehende Wasser hinterlassen hat, in denen eine solche Vielfalt an Seegras /seeweed gedeiht. Tang und Algen türmen sich in breiten Teppichen  und Muscheln liegen aufgereiht auf Brandungsfelsen. Und zum ersten Mal entdecken wir ¨Muschelwege¨, wie ich sie bisher nur von Schnecken kannte. Rosa blühen auch hier Grasnelken (¨Sea Pink¨) in den Ritzen der Felsen, wie festgekrallt in den Stein. Ich hebe ein Polster ab und nehme es für Florians Platz mit.
Ein Bach schlängelt sich durch den Sand und verzweigt sich, je näher er dem Meer kommt, zu dünnen Rinnsalen, die sich, wie zarte Adern ausbreiten, bevor sie sich mit dem schäumenden Wassser vereinen.
Ich entdecke eine große "gelbe Kugel", von denen wir schon etliche an anderen Stränden gesammelt habe und auch sie wird mitgeschleppt auf dem Weg zurück. 

Über dem Strand liegt eine Blümchenwiese, auf der Schafe grasen und uns - aus sicherer Entfernung - interessiert anschauen.
Wir entdecken einen Steinkreis, zu dem es aber leider durch die Zäune keinen Zugang zu geben scheint. Wie so oft, liegt auch dieser stone circle auf einer Weide.
Unsere Füße sinken ein im losen, nassen Sand und im Zurückgehen sammle ich kleine bunte Muscheln und stecke sie - nass wie sie sind - in meine Taschen! Zu Hause fülle ich kleine Gläser mit ihnen, die ich meinen Lieben mitbringen werde. Geschenke vom Meer!

 Immer sind unsere Augen natürlich auch auf der Suche nach Herzsteinen, die noch immer etwas Magisches haben und eine Verbindung zu Florian bleiben. Überall im Haus und vor allem vor dem Haus finden sie ihren Platz und es können nie genug werden.
 

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