Mittwoch, 24. Juni 2015

Back home in Connemara Juni 2015 - part 3




1. Juni 2015
Heute ist es besonders windig und besonders kalt. Nur 9 ° und der Wind scheint durch jede Kleidung hindurchzufegen. In der Nacht und am Morgen schlug der Regen gegen die Fensterscheiben. Am liebsten hätte man schon früh ein Torffeuer entzündet. 
Wir haben drei Frühstücksplätze imHaus, die wir - je nach Wetterlage - wechseln. Dass wir häufig im ¨sun room¨ gefrühstückt haben, beweist, dass das Wetter weniger schrecklich ist, als die Iren es selbst im Moment sehen: ¨ It is horrible¨ meinte der Nachbar, der sein Haus offenbar endlich verkauft hat und zum Rasenmähen kam. ¨ It feels like winter¨ - und da geben wir ihm dann aber auch recht, denn kälter war es im Dezember 2014 nicht wirklich! Ich habe meine dicken boots  hervorgeholt und fühle mich in ihnen ausgesprochen wohl, obwohl eine nicht gerade kleine Anzahl von Frauen bereits in ¨flipflops¨ läuft und sogar ohne Jacke oder Mantel!  Dass Kinder bei diesen Temperaturen kurze Hosen tragen und ärmellose Hemdchen  kann eigentlich nur daran liegen, dass 
¨ eigentlich¨ Sommer ist! Beinahe sind wir verwundert, noch niemanden im Wasser gesehen zu haben :)


¨ Der Regen hier ist absolut, großartig und erschreckend. Diesen Regen schlechtes Wetter zu nennen, ist so unangemessen, wie es unangemessen ist, den brennenden Sonnenschein schönes Wetter zu nennen.¨

Heinrich Böll ¨ Irisches Tagebuch¨

Die dritte Woche hat begonnen - und wir haben nach wie vor ¨Wetter¨ -irisches, typisches Wetter und untypisch bleiben die Temperaturen. Es wird nicht wirklich wärmer - aber es wird freundlicher - was aber wiederum heftigen Wind bedeutet! 
Wir stellen uns dem Wetter und haben gestern- mit unserem Besuch aus Deutschland - tapfer in den Sturm begeben, der uns auf den Höhen der Bog Road beinahe umriss. 




Dogs Bay ist relativ bevölkert und an der wetterfesten Kleidung der Wanderer ist bereits zu ersehen, dass man auf alles vorbereitet ist in diesen Tagen. Unsere Besucher statten wir mit allem aus, was fehlt, denn immerhin sind in Deutschland sind zur Zeit 30°:)  Nicht, dass uns diese Temperaturen locken würden, aber ein wenig davon wäre schon schön! 



           Auf der Halbinsel Bunowen mit ihren wunderschönen Stränden!


 In Ballynahinch Castle lösen wir- mit einem kleinen Mittagsessen - ein Hochzeitsgeschenk an meine Schwester und ihren Mann ein... und erinnern uns an Florian - wie immer an diesem Ort!

 


 

Ein Besuch hier unterbricht die tägliche Routine und ist - erst einmal - eine kleine Herausforderung. Ich denke, wir haben sie gut gemeistert, hatten harmonische Tage und es macht Freude, die Orte, die man liebt, anderen zu zeigen. 

Das Haus hat Begeisterungsstürme ausgelöst und das hat uns sehr gerührt! Das Wetter zwang uns ohnehin immer wieder in die Wärme und Gemütlichkeit.  



Der Garten leidet unter den Stürmen und heftigen Regenschauern. Einen umgepflanzten Lavendel konnten wir heute - wo es sonnig ist und wir uns wieder unseren Aufgaben widmen, gerade noch umpflanzen an eine Mauer und damit retten!  Anders die Calla, die sich an ihrem neuen Platz wohl fühlen und sich mit neuen Blüten bedanken. Die erstenm Margeriten gehen auf und der Salbei blüht. Der Jelängerjelieber an der Wand des Schuppens ist kräftig und streckt seine Arme schon langsam nach dem Dach aus. Wie ich sagte:  es kommt darauf an, die richtigen Orte für die entsprechenden Pflanzen zu finden!  

Im unkultivierten Teil unseres Grundstücks öffnen sich im ¨indian balsam¨ riesige Mammutblätter - groß wie Regenschirme. Sie wirken wie Relikte einer prähistorischen Zeit und gehören optisch tatsächlich nicht wirklich in diese Landschaft. Sie stammen aus dem Himalaja und wurden - wie so viele andere Pflanzen - eingeschleppt. Selbst die Montpretien, die hier jetzt die Wegesränder und Hauswände mit ihren langen schmalen Blättern begrünen und nächstes Mal sicher in einem leuchtenden Orange blühen werden, stammen ursprünglich aus Afrika!! 
An den Wegrändern blühen im Moment kleine gelbe Primeln. Was in der Landschaft Connemaras fehlt, sind die Rottöne der Heide. Noch sind die Büsche braun und ergänzen die vielen Erdtöne der Boglandschaft. 


¨I stopped on a lonely bog road
 one winters afternoon to ask the way
of a man who was stacking turf at the road's edge.
¨Where will this road take me?¨ I asked.
¨This road¨ he said, ¨will take you wherever you want to go¨.

Mike Harding, Footloose in the West of Ireland


 

Sollte ich ein Fazit nach der Halbzeit dieses Aufenthaltes ziehen, es fiele nicht schlecht aus! Alles ist - durch das Wetter - etwas anders als sonst, aber ¨ it really could be worse¨ und wir erinnern uns nun an unsere Anfänge in Irland, den ersten Urlaub 1994, in dem ähnliche Temperaturen herrschten, in dem es noch viel öfter regnete und in dem wir unsere Liebe zur Insel entwickelten und Grundlage für Florians späteren Aufenthalt hier legten.  Nein, es ist kein ¨schlechtes Wetter¨ - es ist einfach WETTER!

Neben dem Besuch meiner Schwester und ihrem Mann hatten wir eine nette Begegnung mit einem Irlandfotografen aus Deutschland, der gerade dabei ist, einen Bildband herauszugeben, auf den wir uns sehr freuen und den wir ein wenig - mit vielen anderen Begeisterten -  ¨subventioniert¨ haben. Stefan Schnebelts Bilder begleiten mich - bei facebook - schon lange und es war schön, ihn und seine Freundin hier kennenzulernen. 

Aber auch diese Begegnung hat mir wieder deutlich gemacht, dass jeder Irlandfan ¨sein ganz eigenes¨ Irland hat! Wir lieben diese karge, baumlose Landschaft von Connemara und Donegal, Stefan und seine Freundin Birgit den (lieblicheren und baumreicheren)  Süden der Insel - wie Valentia Island. Es ist schön, sich auszutauschen! 
Leider hatten wir nicht allzu viel Zeit. Gerne hätte ich noch mehr von Stefan und Birgit über ¨ihr Irland¨ gehört :)  Vielleicht ein andermal.

¨There is sorrow in it, as there is in all sharp beauty.
Standing there with the gulls crying and the larks shivering in the skyand the wind going through the heather, a man gets cold with the beauty of it and is glad to be alone¨

M.V.Morton
In search of Ireland


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