13.06.2016
Nun beginne ich, der Zeit hinterher zu
laufen! Unsere letzte Woche hat begonnen
und mit ihr ein Wetterwechsel. Der
Sommer hat sich - überwiegend - verzogen, aber noch immer gibt es sonnige
Abschnitte während des Tages und dann
ist es sofort sehr heiss. Der Regen tut der Landschaft und auch unserem Garten
gut. Die gemähte
Wiese ist an vielen Stellen braun und die Kühe von nebenan
benötigen
bald wieder frisch wachsende Wiese zwischen den Felsen, die sie auf ihrem Weg
zum See auf- und ab besteigen. Wunderbar, wenn sie auf der Kuppe stehenbleiben,
so, als wollten sie sich einen Überblick verschaffen! Was für wundervolle Tiere. Wir beobachten
sie vom ¨Sunroom¨aus so gerne.
Wir sind zurück aus
Doolin. Das Festival ist seit letztem
Jahr ein fester Bestandteil unserer Tage im Juni und wieder hat es sich sehr
gelohnt.
Die Fahrt ist uns ja wohlbekannt
zwischenzeitlich und - wenn man Richtung
Lisdoonvarra und Doolin abbiegt ist die irischen Straßen nie
langweilig: Berg auf - Bereg ab, Kurve links, Kurve rechts, begrenzt von
Hecken, Moor, Mauern, überraschende Ausblicke, durch dichtes
Grün,
das wie sich wie Tunnel über uns schließt, kleine Brücken und im
Moment überall
das Gelb auf den Wiesen. Glückliche Kühe überall in
Irland. Und: es gibt sehr viel mehr Kühe als
Menschen hier; und sie sind auch gegenüber den
Schafen in der Mehrheit. Das hätte ich allerdings nicht gedacht.
Wir hatten ein anderes B+B, das leider
nicht so hübsch
und originell war und auch die Begrüßung eher professionell - aber
dafür
haben wir bessere Betten, was für diesen Anlass wichtiger ist als ein
stimmungsvolles Ambiente :)
Als wir um 3 pm zum Hotel Doolin kommen,
beginnt der Ort sich gerade zu füllen. Eine sehr angenehme Neuerung
ist, dass ein (kleiner) Teil des riesigen Zeltes abgeteilt ist und mit Stühlen versehen,
so dass man die müden Füße
zwischendurch ausruhen kann. Hans-Jürgen nennt das ganze eine ¨Rentnerloge¨ - aber es ist
mir egal - und letztlich gehören wir - vom Alter zumindest -
durchaus auch in diesen Teil.
Wie lange der Abend gehen wird, lassen
wir offen. Es sind immerhin 8 Gruppen,die an diesem Tag spielen und wir sind
gespannt und müssen
auf den ersten Auftritt nicht lange warten.
Im Nachhinein ist diese Gruppe /
bestehend aus zwei Brüdern / die, die mir am meisten in
Erinnerung geblieben ist. ¨Ye Vagabonds¨ nennen sie
sich, obwohl sie durchaus eher wie Studenten aussehen und es wohl auch
sind. Die Ansagen,mit denen sie jedes
ihrer Stücke
einleiten, sind einfach wundervoll und bringen das Zelt zum Lachen und in eine
schöne
Festivalstimmung.
¨The first song is about someone who is dead¨.
Und es folgt ein sehr stimmungsvolles,
schönes
irisches Lied, das sie ausgegraben - oder besser -gehoben haben. ¨The next song is a sad song too - it
is about many dead people¨
und erntet Beifall und
Lachen. Als
sie dann ein fröhliches
Lied ansagen folgt aus ein Publikum ein enttäuschtes ¨ Oh nooooooo¨ und nun lachen die Beiden herzhaft... Sie
haben einen tollen Draht zum begeisterten Publikum.. Es folgen selbst
geschriebene Lieder und ihre Instrumente (Bouzouki, Gitarre, Geige)
beherrschen sie einfach perfekt. ¨The last song is about also about
death or even worse¨..... Und man mag sie garnicht entlassen. Sie fühlen sich sehr
geehrt, hier beim Festival auftreten zu dürfen und man
merkt ihnen diese Freude am Spiel an.
Es folgen, wie oben schon gesagt - 7
weitere Gruppen, die ich hier nicht ausführlicher
beschreiben möchte
:) Die Auswahl der Gruppen war
ausgesprochen gut und abwechslungsreich. Alle natürlich mit
Wurzeln in der traditionellen irischen Musik - auch der Hauptgig des Abends:
¨Hothouse
Flowers¨
- die wir durch einen Hit ¨ far back¨
erinnern. Sie fallen mit ihrer rockigen
Musik vielleicht ein wenig aus dem Rahmen, als dann aber ein letztes Stück in irisch
gesungen und von einer ¨flute¨ begleitet
wird, gibt es kein Halten mehr!
Das Publikum verjüngt sich mit
zunehmender Uhrzeit :) Wir sind aber
davon überzeugt,
dass es fast ausschließlich Iren an diesem Tag und Abend
sind. Ich kann keine Touristen
ausmachen.
Wir sitzen eng zusammen und hinter uns
hat es sich eine Gruppe von drei Frauen - jede mit einem Pint of Guinness in der
Hand - bequem gemacht. Sie lachen und reden und singen mit - und wir freuen uns
an ihrer riesigen Freude. Es scheinen Freundinnen zu sein, die sich hier zum
Festival verabredet haben und den Abend und das Zusammensein genießen. Wir werden
zunehmend einbezogen und - wenn auch nicht immer verständlich - geht
das Gespräch
um die Musik, das Wetter, das Essen draußen im Regen
und wie toll doch das Festival sei.
Wir beobachten im Zelt, aber auch draußen im
beginnenden Regen die Menschen, die einfach so anders sind, als solch ein
Ereignis bei uns wäre... Auffallend ist, dass sie dem
Wetter in einer Weise trotzen, die uns völlig fremd
ist. Einige stehen mit ihrem Glas im
Regen mit einem T-Shirt und viele Mädchen in kurzen Kleidchen
bekleidet, als würde die Sonne
scheinen und Regen an ihnen abperlen, was er nach einiger Zeit auch tut. Man ignoriert ihn einfach.
Andere tragen Stiefel und Regenjacken, Kinder hüpfen überall herum, ausgelassen und auch sie scheinen kein Kältempfinden zu haben. Stilsicherheit und Eleganz fehlen hier völlig, dafür viel Improvisation, Authentizität und Gelassenheit!!! Alles strahlt - als hätte jemand Glücksperlen verteilt. Wenn man durch die Menge geht und direkt in ein Gesicht schaut, kommt fast immer ein Lächeln zurück. So viel Freundlichkeit - das ist so wunderbar und läßt einen vergessen, dass die Ohren längst zugefallen sind und Rücken und Füße müde werden...Und: es ist völlig friedlich. Keine Streits, Auseinandersetzungen oder auch nur Gegröle, wie bei uns auf ¨Volksfesten¨ doch sehr üblich! Und keiner soll sagen, dass dies daran läge, dass hier weniger getrunken würde.
Andere tragen Stiefel und Regenjacken, Kinder hüpfen überall herum, ausgelassen und auch sie scheinen kein Kältempfinden zu haben. Stilsicherheit und Eleganz fehlen hier völlig, dafür viel Improvisation, Authentizität und Gelassenheit!!! Alles strahlt - als hätte jemand Glücksperlen verteilt. Wenn man durch die Menge geht und direkt in ein Gesicht schaut, kommt fast immer ein Lächeln zurück. So viel Freundlichkeit - das ist so wunderbar und läßt einen vergessen, dass die Ohren längst zugefallen sind und Rücken und Füße müde werden...Und: es ist völlig friedlich. Keine Streits, Auseinandersetzungen oder auch nur Gegröle, wie bei uns auf ¨Volksfesten¨ doch sehr üblich! Und keiner soll sagen, dass dies daran läge, dass hier weniger getrunken würde.
Ich lache immer, wenn die Gruppen auf
der Bühne
die Hände
klatschend über
dem Kopf zusammenschlagen und das Publum auffordern, es ihnen gleich zu
tun. Wie sollten sie denn nur, wo sie
doch - fast - alle ein Pintglas in der Hand haben, das sie aber keineswegs am
Tanzen hindert! Herrlich!!!
Wir halten tatsächlich bis 1
Uhr durch und kurz bevor die letzte Gruppe ihren Gig beendet und die Party nun in den zahllosen Pubs in Doolin
weitergehen wird, machen wir uns auf in unser B+B und fallen beide
sofort in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
Der nächste Morgen
hat durchaus Potential, der Regen aufgehört und es
scheint ein guter Tag für unseren Ausflug durch den Burren zurück zu werden.
Beim Frühstück treffen wir
auf zwei der drei Damen, die uns schon den Abend über begleitet
haben und wir brechen erneut in Lachen
aus. Eine kommt aus Dublin, die Freundin aus Kerry und wir hatten recht. Sie machen einen Frauenausflug.
Der Abend wird kurz - von Tisch zu
Tisch - nachbesprochen und wir sind uns einig, dass wir nächstes Jahr wieder
dabei sind. ¨We will sit at the same place. And
who is first keeps the chairs for the others!¨
Wir machen uns auf - durchstreifen
noch einmal das bunte Dorf, das wirklich bunt bevölkert ist, vor
allem auch von jungen Menschen, die nun alle die Gesichter in die Sonne halten,
die sich endlch sehen läßt. Die Cafés sind voll,
die Wiesen hinter den B+B s stehen
voller Zelte und ein richtiger Wagenpark für Caravans ist
am Hafen angelegt. Erneut fällt uns auf, wieviele Caravans bereits
jetzt unterwegs sind.. Es scheint noch immer nicht vorbei zu sein mit dieser
Form der Fortbewegung hier...
14.06.2016
Regen und starker Wind wechseln sich
heute ab - dazwischen kommt kurz die Sonne durch eine Wolke, aber so richtig
eine Chance bekommt sie bisher nicht. Dabei wäre es schön, denn Paul
arbeitet seit heute morgen an den Verschönerungen
unserer Betonumrandung und der Eingänge am Haus. Wir haben gestern noch einmal Steine in
Clifden am Strand gesucht und er hat nun wirklich eine tolle Auswahl. Da, wo zu
erkennen ist, wie alles einmal aussehen wird, sind wir wirklich hellauf
begeistert. Es wird dem Haus noch mal einen abwechslungsvolleren Charakter
geben. Und wir sind natürlich
gespannt, wie das ¨Swimmingpool¨ aussehen
wird, sofern wir es noch sehen. Das Wetter besstimmt schon ein wenig den
Arbeitsrhythmus, wenn man draußen arbeitet und vorhin haben wir Paul
zu einem ¨cup
of Tea¨
ins Haus geholt, als sich ein heftiger
Schauer über
uns ergoß.
Wir konnten das gestrige Fußballspiel (Irland : Schweden) noch
einmal nachbesprechen, das wir uns in Keoghs Pub ansahen.
Irgendwie steht dieses Spiel fast
symbolisch für
Irland: Pech! Viel Pech.
Irland führte
- was schon unerwartet war und riesigen Beifall bekam - um dann - durch ein
Eigentor (!) den Ausgleich zu schaffen...
Und: als wäre das nicht
genug - wurde das anschließende weitere
Tor der Iren, das den Pub zum sieden brachte, nicht anerkennt, weil der Ball
aus dem Aus kam!
Soviel zum irischen Glück - oder eben
Pech!
Für Hans-Jürgen ist der
Pub an diesem Abend ein ¨Heimspiel¨. Lachend
kommt er von der Toilette zurück, da er auf dem Weg John, unseren
Dachdecker, Paul und Claudia getroffen hatte. So konnte er mit John noch einmal
über
das noch immer undichte Dach im ¨Shed¨ sprechen und
ihn daran erinnern, dass wir auf Eamon warten, den Tischler, der vor 2 Wochen
versprach, unsere Tür im Sunroom abzudichten! Paul und
Claudia waren mit ihren Kindern da und
interessiert an unseren Doolin-Berichten!
Nach dem Spiel leerte sich der Pub
schnell und wir konnten in Ruhe essen!
Den Ausklang des Tages bot wieder
einmal das Himmelsspektakel vor unserer Küste: der Sonnenuntergang, der heute an Dramatik
kaum zu überbieten
ist... Durch die Wolken bricht sich immer wieder die Sonne, wirft helle
Strahlenbündel
auf das Wasser und verschwindet wieder - in neuer Wolkenformation zurückzukommen...
Ich saß
lange am Fenster und sah diesem Himmelswunder zu.
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