"The world is full of magic things, patiently waiting for our
senses to grow sharper." –
W.B. Yeats
4.6.2018
Endlich ist einmal ¨Schreibwetter¨ ! Die Sonne
hat uns bisher aus dem Haus gezogen und wir erinnern uns nicht, eine solch stabile Wetterphase bisher jemals erlebt zu haben.Wird es der "Jahrhundert-Sommer", von dem die Insel träumt? Wir sind gespannt...
Es ist Ebbe und das Wasser in der
Bucht liegt seidig glatt und grau, wie der Himmel. Die Felsen bilden braun-grüne Inseln und
es ist sehr still. Ab und an fährt ein Auto
vorbei - es ist ¨Bank Holiday¨ und Clifden wird sich füllen!
Es ist nicht leicht, die Dinge
abzuschlütteln,
die wir aus Berlin mitbringen.. Es wird auf eine Art immer schwerer. Ich weiß nicht, ob es
das Alter ist: Das Ablösen und das
Ankommen - beides Prozesse, die nicht mehr automatisch zu geschehen scheinen.Aber einmal angekommen, umfängt mich
dieses tiefe, große Glück, an diesem
Ort sein zu dürfen
und von ihm umfangen zu sein.Meine Gedanken sind zur Ruhe gekommen,
mein Kopf ist leichter und ich bin im Hier und Jetzt und spüre in diesem
zeitlosen Panorama die Unendlichkeit.
Sommer in Irland - wir haben ihn
wieder erlebt mit seiner ganzen Pracht, seinen Farben, seinen Gerüchen, seinem
Grün
und seinem Blühen!
Tage ohne Wolken - wir haben sie herbeigesehnt, wenn die blendende Helligkeit
des Lichts und das Brennen der Sonnenstrahlen auf der Haut beinahe schmerzten.
Das Wasser von azur bis türkis - und
doch für
uns zu kalt für
ein Bad - jedenfalls zunächst.
Eine sanfte Ankunft dieses Mal und
erneut bedauern wir den doch recht langen Weg von Dublin. Dublin bleibt
schwierig für
mich. Jahrelang brach ich alleine beim
Nennen dieses Namens DUBLIN in Tränen aus.. Die Stadt bleibt der Ort des Todes von
Florian - verewigt auf seinem Grabmal zu Hause.
Seit wir unsicher sind, ob Kevin noch
im Haus Grosvenor Square 40 lebt, finde ich es schwierig, dorthin zu gehen -
und wahrscheinlich enttäuscht zu werden. Er hat sich einfach nicht mehr gemeldet - das
bedauere ich sehr.
Es ist immer wieder Thema bei
uns: Weshalb verschwinden Menschen
hier einfach wortlos aus unserem Leben.
Wir haben es so häufiger erlebt in den Jahren und sehen
zwischen den Erlebnissen einen Zusammenhang - nämlich unsere völlig andere
Vorstellung von ¨Verbindlichkeit¨ und ¨Freundschaft¨. Zum Glück haben wir
Menschen, wie Iris, die uns das zu erklären versuchen.
Diese Woche arrangierte sie ein ganz
besonderes Treffen mit Mitgliedern des ¨Clifden Writers Clubs¨, dem Susan +
Denis angehörten. Iris hatte uns das versprochen, um unserem Wunsch, mehr noch über die
beiden, die diesem Haus ihren Atem eingeflöst haben, den
wir noch immer spüren, kennenzulernen, nachzukommen.
Das Treffen fand in ¨Gleann
Aoibheann¨,
einem 1820 erbauten Manor (Herrenhaus) an der Clifden Bay und inmitten eines 2 ha großen
Landschaftsgarten gelegen, bei Brendan,
einem der Gründer
des Writers Clubs statt. Allein die lange, von riesigen alten Bäumen eingefaßte Einfahrt
auf das Grundstück
lies uns staunen und ahnen, was der angrenzende Park an Schönheit
aufweist. Er gehört zu den ¨Gardens of Ireland, die man
besichtigen kann und Brendan vermietet einige Zimmer in seinem wunderschönen Haus als ¨B+B¨.
Hier verbindet sich alles: Geschichte, Natur und Kunst! Brendan lebt dies auch aus vollem Herzen und
ist eine wirklich ganz außergewöhnliche
Erscheinung. Er begrüßt uns herzlich
(wir komen mit Iris und Michael) und führt uns zunächst durch
dieses riesige Aboretum - immer unterbrochen durch blühende Wiesen,
seltene Pflanzen aus aller Welt, die sich hier wohlzufühlen
scheinen. Eine wahrhaft grüne Hand und er
macht all dies alleine! Daneben
produziert er Radiosendungen, schreibt Bücher über die
Geschichte der Gegend und auch seines Hauses, in dem er großgeworden ist.
Er ist überall
in der Welt unterwegs und ist auch im ¨Clifen Arts Festival¨ engagiert..
Ein Mensch, der offenbar mehrere Leben in einem lebt! Er hat uns seinen einzig freien Nachmittag
geschenkt - und wir wissen es wirkich zu schätzen!
Wenn wir bereits vom Garten entzückt waren, so
wich dies der Verzückung beim Eintritt in dieses
Herrenhaus: es entführt uns
augenblicklich
in eine weit zurückliegende Zeit - liebevoll erhalten.
Kräftige
Wandfarben, stilvolles Mobiliar, große Kamine in
allen Räumen,
Blumen und Kunst an allen Wänden! Einfach Wundervoll. Wir sind sehr beeindruckt und nehmen an einem
riesigen Tisch in einem der zahlreichen ¨Salons¨ Platz und
trinken den Tee aus zauberhaften ¨Sammeltassen¨ und der von
Iris mitgebrachte Kuchen schmeckt vorzüglich!
Es dauert ein wenig, bis wir bei Susan
+ Dennis angelangt sind, aber es ist einfach schön, in solch
eine Gesellschaft zu weilen, zuzuhören.
Schon im Garten wurde uns bewußt, dass Susan hier an diesem Ort, in
diesem Haus einen festen Platz hatte:
Brendan scheint sie sehr geschätzt zu haben und hat, da sie und Dennis sich hier kennengelernt
hatten, später
ihre Hochzeitsparty am gleichen Ort ausgerichtet!
Zwei Bäume, die ihnen
zum Geschenk gemacht worden waren und hier im Garten in Calla von einem Sturm
aus der Erde gerissen wurden, stehen
heute bei Brendan als riesige Bäume - sehr unterschiedlich, wie er
schmunzelnd bemerkte.
Nun, im Gespräch wird die
Bedeutung, die diese sehr ungewöhnliche Frau für all die
Menschen um sie herum hatte, noch einmal deutlich. Vielleicht war es ihre unkonventionelle Art,
ihre große
Kreativität
und Leidenschaft für die Kunst, die die Menschen um sie
herum so einnahm
Jeder hatte eine kleine - meist
lustige - Geschichte zu erzählen und wir sonnten uns ein wenig in Susans Glanz,
haben wir doch die Ehre, hier an diesem Ort nun immer wieder zu weilen.
Wir werden nicht eintauchen in diese
Gesellschaft, aber wir haben das große Privileg, immer wieder ein wenig an
ihr teilnehmen zu können.
Das alleine ist sehr bewegend und macht uns sehr dankbar!
Als es klingelt und wir alle
versichern, dass es unsere Handies nicht sind - aber keiner vor der Tür steht, geht
ein Lächeln
über
Brendans Gesicht: ¨Perhaps it was Susan¨ ...
Natürlich laden
wir uns alle beim Abschied gegenseitig ein - wir nach Calla, andere uns nach
Errislannan und im Auto befragen wir
Iris zu diesem Einladungen. Sie lacht herzlich und erklärt uns, dass
eine solche Einladung eigentlich gar nichts bedeutet - sie ist eine freundliche
Geste.
Erst wenn man mehrfach eingeladen
wird, kann es ernster gemeint sein - für Iren, nich für uns Deutsche
natürlich.
Irlen lieben es, spontan zu sein. Eine ¨Einladung in
unserem Sinn¨
würde
Arbeit bedeuten. Man würde aufräumen, sauber machen und etwas anzubieten. Das
macht man als Ire nicht so gerne, meint schmunzelnd auch Michael, der Ire ist. Die besten Treffen, die, die man dem Zufall überlässt, schließen wir
daraus...
Wieder wird uns bewußt, wieviel wir noch zu lernen haben
und wie schwer Irland zu verstehen ist. An der Oberfläche ist eine
große
Herzlichkeit und Freundlichkeit, aber eben nur an der Oberfläche.. Wir
nehmen diese Gesten zu ¨ernst¨, meinen, neue
Freunde zu haben - aber so ist es nicht
- und das spüren
wir eben dann oft erst einige Zeit später.
Viel Enttäuschung hätten wir uns
erspart in den ersten Monaten, wenn wir dieses Wissen gehabt hätten. Wir bezogen alles auf uns und waren oft sehr
verunsichert. So langsam, nach 5 Jahren
und recht vielen Begegnungen, lernen wir, die Dinge besser einzuordnen und sind
weitaus vorsichtiger und auch umsichtiger im Umgang mit Menschen geworden!
Aus Susans workshops ...
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