5.6.2018
¨There is a fine line between pleasure and pain¨
Vielleicht wird dies einmal die Überschrift über mein Leben
sein, ich würde
mich in ihr wiederfinden!
Gestern war einer dieser Tage, an
denen sich dies bewahrheitet: eine
Enttäuschung,
Wut und Trauer und dann dreht sich der
Tag - und plötzlich scheint
alles ¨gut¨ zu sein und ich
das Glück
und die Zufriedenheit auf meiner Seite zu haben..Strange life!
Beginnen wir mit dem Morgen: der Blick
auf das Wetter der nächsten Tage
versprach weiterhin Sommer! Heute und
morgen kann es einige Schauer geben, aber ab Freitag 13 Stunden Sonne.
Auf die Liste des heutigen Einkaufs in Clifden kam ein Sonnenschirm, da wir unser Frühstück am Morgen ins Haus verlegt hatten, um der brennenden Sonne zu entkommen. Bei Aldi hatten wir einen einzigen Schirm vor Tagen gesehen... Und: er war noch da und ist unserer!! Hans erstand eine weitere Heckenschere und ich schenkte ihm eine wirklich hübsche meerblaue Jacke für den Garten! Das ist kleines Glück...und sollte mit einem ¨Rhubarb Crumble¨ im STEAM Café gefeiert werden :) Zum ersten Mal setzten wir uns draußen vor das Café an einen der bunten Tische unter die Birke, die in einem großen Topf steht.
Eine Frau, etwas jünger als wir
mit einem jungen Mann nahmen an einem der anderen Tische Platz und ich wußte
sofort, dass ich dieses Gesicht kenne,
ohne es unterbringen zu können. ¨Das ist Mary, "unsere" Mary aus Cleggan¨ versicherte mir Hans und ich sah auch
in seinem Gesicht die große Freude, die ihre Erscheinung in uns
auflöst!
Mary und ihr wunderschönes B+B ¨Wild Heather¨, in dem wir
mehrfach waren - meist als einzige Gäste, ein Haus in dem wir uns wohl und
geborgen fühlten
in den ersten schweren Jahren nach Florians Tod. Hier war ¨Heimat¨ - sie so mitfühlend,
umsichtig und freundlich mit uns, wir fühlten uns wohl
mit und bei ihr. Irgendwann erklärte sie uns, dass sie schließe und wir tatsächlich ihre
letzten Gästen
bleiben würden. Sie hatte sich entschlossen nach England zu
gehen und noch einmal zu studieren. Die beiden Söhne waren alt
genug, ihr Leben in die Hand zu nehmen - sie fühlte sich frei
und wollte noch einmal etwas Neues beginnen.
Mary bot uns an, das Haus für die Zeit,
die sie nicht da sei, zu übernehmen und gerne das B+B weiterzuführen...Es
ehrte uns und war natürlich keine Option.
Wir blieben in dieser Gegend, fanden
aber kein vergleichbares B+B mehr und dies war einer der Gründe, weshalb
wir uns dann um Häuser bemühten, die uns aber ebenfalls enttäuschten! Alles
war seelenlos und vor allem lieblos.... Und das sicher öffneten diese
Erfahrungen auch das Tor für das ¨Calla School
House¨
:)
Jedenfalls machten wir uns bemerkbar
und auch, wenn Mary unsere Namen nicht erinnerten, sie erkannte uns und
freute sich offenbar nicht weniger über ein Wiedersehen! ¨ OMG, what a long time since we met¨...Sie stellte
uns ihren Sohn vor, der in Galyway mit seiner Familie lebt und hier über das
Bankholiday Wochende als junger Arzt Praxisvertretung in der Praxis, die auch
wir kennen, machte.
Wir liessen alles im Schnelldurchlauf
noch einmal vorbeipassieren und lachten und wärmten uns an
den Erinnerungen. Mary ist zurück in ihrem Haus, das leider in den
Jahren sehr heruntergewirtschaftet wurde und man sah ihr an, welche Enttäuschung dies für sie
bedeutet.
Sie versucht nun, den Zustand, in dem
es einmal war, wiederherzustellen, was aufgrund der fehlenden Fachkräfte wohl
wirklich schwer geworden ist.
Wieder versprachen wir uns, uns
gegenseitig zu besuchen und - ein kleiner Schachzug von mir -ich gab Mary meine
Karte, so dass es nun auf ihrer Seite ist, ob sie darauf zurück kommt, oder
nicht.. Wir lernen dazu!
2005, als wir bei Mary zum letzten Mal waren, lies ich an einem ihrer Fenster meinen schönen Herzstein zurück....
Um noch einmal die Füße zu vertreten
und den milden, sonnigen Tag für einen Spaziergang zu nutzen, fuhren
wir nach Errislannan, was zumindest am Heimweg gelegen ist.
Das Auto parkten wir am alten Cottage,
das wir vor zwei Jahren entdeckten und damals inspizierten und
fotografierten. Ein sehr eindrückliches
Erlebnis, denn hier war die Zeit tatsächlich stehen geblieben. Der Tag, an dem der oder die letzte
Bewohner/in hier herausgetragen worden war - wurde sozusagen eingefroren - und
alles war noch genau wie zu diesem Augenblick. Die Tasse auf dem Tisch, das
Bett mit der Bettwäsche, Geschirr in der Küche und die
Ohrringe auf einem kleinen Tisch. In der
Handtasche ein Hinweis auf die Bewohnerin... Unfassbar für uns, wie
dies alles - nach über 20 Jahren - noch genau so
dalag!
Nun ist das Haus der Natur übergeben: die Tür und die
Fenster sind von Efeu bedeckt und kaum noch zu erkennen. Die üppige Vegetation um das Haus nimmt es
immer mehr in Besitz und man kann an diesem Haus gut erkennen, wie Häuser zu Ruinen
werden. Irgendwann wird das Dach einstürzen und alles unter sich begraben!
Wir laufen zum Pier, vorbei am Manor
House, das gerade von Gästen, die dort wohl über das
Wochenene logierten, verlassen wird.
Dass dies ein B+B ist, haben wir von Iris + Michael erst erfahren; eines der gebobenen Klasse natürlich -
wunderbar gelegen!
Im leeren Hafenbecken suche ich nach
den ersten Herzsteinen - und werde fündig. Dieser Strand ist der
Steinstrand, der Hans an einen der Stände in Südfrankreich
erinnerte: Kugelrunde und flache runde Steine... Alles rund und
pastellbarben... Ein sehr besonderer Strand - an dem auch das Cottage von Iris
+ Michael liegt.
Wir hatten nicht vor, sie zu besuchen
und laufen Iris doch einige Minuten später in die Arme!
Sie kommt, mit einem Strohhut auf dem
Kopf den Weg zum Cottage heruntergelaufen und lädt uns ein,
doch kurz mit ihr mitzukommen. Sie würde Michael
fragen, ob ihm Besuch willkommen sei und wir finden das ehrlich und
wunderbar!
Wir bewundern erneut diesen magisch
schönen
Ort, an dem ihr Haus inmitten der Natur über der Küste liegt -
fernab von allem und nur an Tagen wie diesem, von einigen Autos angefahren.
Wir setzen uns in den Garten unter
einen Schirm, denn die Sonne ist doch noch immer sehr intensiv.
Natürlich ist
Susan wieder das Bindeglied zwischen uns
und es ist schön,
weiter von ihr und über sie zu hören. Aber wir haben auch eigene Berührungen, wie
zum Beispiel Berlin, das den beiden bei einem Besuch vor etlichen Jahren sehr
gut gefallen hat.. Der ¨Zufall¨ wollte es nun
auch noch, dass der Freund, den sie dort besuchten, praktisch ein Nachbar von
uns in Köpenick
ist!
OMG - what a day... Von ¨Zufall zu
Zufall¨
und da wir nicht an Zufälle glauben, sehr bewegend für uns!
Hätten wir, wie
sonst, oben im Café gesessen, hätten wir Mary
nicht getroffen.. Wären wir an einen der anderen Strände gegangen,
wären
wir Iris nicht in die Arme gelaufen... Wäre..hätten.. Es ist
manchmal unerklärlich,
wie Dinge sich in unserem Leben fügen, die uns viel bedeuten und die manchmal Weichen
stellten.
Es ist ein schönes, ein fröhliches
Treffen mit den Beiden. Es ist schön, dass Iris
immer auch einmal ein wenig deutsch mit uns spricht, was ihr tatsächlich nicht
(mehr) leicht fällt.
Wir können
sie fragen, sie kann uns Irland erklären. Das ist so wertvoll für uns. Sie ist
so lebendig und ihr Gesicht steht nie still. Wunderbar. Michael ist eher ein
wenig zurückhaltend,
aber voller Humor und Überraschung - vielleicht ähneln sie als
Paar uns beiden!
Wir verabreden uns für Donnerstag für den
Spaziergang über
Dogs Bay, wo Michael uns die Stelle zeigen will, an der die Asche von Susan vor
Jahren dem Wind und dem Meer übergeben wurde.
Auf dem Weg zum Auto pflücke ich einen
kleinen Strauß
mit ¨Honeysuckle¨ (Jelängerjelieber), der die Wege oft säumt und an den
Zäunen
entlangklettert. Unserer am Shed hat
inzwischen die Dachkante erreicht, aber
- wie schon im letzten Jahr - scheint er nur wenige Blüten zu bekommen.
Es ist spät geworden -
wir belassen es bei einem kleinen, kalten Abendessen mit Lachs und lassen die
Bilder des Tages noch einmal vorübergehen. Es war ein ¨ Tag der
kleinen Wunder¨
- der Synchronizitäten, wie man es auch nennen würde, wenn man
an ¨Wunder¨ nicht glauben
will oder kann.
Obwohl ich so müde bin, will
der Schlaf nicht kommen - zu aufgewühlt, zu dankbar, für das, was wir
hier erleben und in Gedanken an Florian, der - wie sich sicher bin - die ¨Strippen zieht¨ an denen wir
durch dieses Leben ohne ihn gehen!
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