Montag, 14. September 2009

bog road and heart stones








31.8.

Das Wetter schlägt weiterhin seine Kapriolen. Regen die ganze Nacht und beim Aufstehen das gewohnte Grau über dem See – kein Horizont.
Wir dehnen das Frühstück aus, hoffend, dass die kleinen blauen Lücken sich ausbreiten – und siehe da: bald sieht der Himmel so aus, als könne es einen trockenen – partly cloudy – sonnigen Tag geben – also: Bog-Wanderung auf einem neuen Weg und dieser ist beinahe noch abwechslungsreicher und beeindruckender als die alte Bog Road. Ausgangspunkt ist Ballyconneely.
Der viele Regen hat die schmale Straße kaum passierbar werden lassen und Schafe begrüßen uns, als wir durch das Gatter kommen. Was für liebenswerte, friedliche und genügsame Tiere. Sie bilden in dieser Landschaft mit ihrem weißen Fall sich bewegende Punkte in der Ferne. Die Farben der Natur erhalten durch das ständig wechselnde Wetter eine eigenartige Intensität. An einem Stein leuchten rostrote oder ockerfarbene Flechten auf. Das Moor ist dort, wo Torf gestochen wird, von Feuchtigkeit tiefbraun, kleine Grasbüschel und überall das Heidekraut in seinen vielfältigen Tönungen. Unscheinbare kleine Blümchen erhalten im Kontrast zu ihrer Umgebung eine besondere Schönheit
Über allem liegt eine tiefe Melancholie und eine große, wohltuende Stille. Kein Mensch begegnet uns.

Die Landschaft der Seele ist so weit wie die einsame Bergwelt Connemaras, so tief wie das Meer und so klar wie ein stiller See. Sie ist geprägt von der unendlichen Sehnsucht nach Geborgenheit, der Polarität von Distanz und Nähe, Aufbruch und Heimkehr, Verlangen und Erfüllung. im Getöse unserer modernen Welt vergessen wir nur allzu häufig, der Stimme unserer Sehnsucht zu lauschen..

Der Weg auf dem wir gehen ist gespickt von Herzen. Überall finde ich Herzen hier in Irland – auf diesem Weg heute sind es besonders viele!

Unseren Cappuchino trinken wir in Clifden und – wie jeden Tag – gibt es Scones dazu. Ein schönes Ritual wie auch andere Rituale den Tagesrhytmus bestimmen, die allerdings wetterabhängig geändert werden müssen.
Während ich nachmittags schreibe, liest Hans-Jürgen (wenn es geht draußen im Liegestuhl am See). Wir spüren beide, wie gut wir uns hier erholen. Hier geht es nur noch um die wirklich „großen“ Dinge: unsere Bucht, unser See, das tägliche selbst gekochte Abendessen, die nächste Wanderung, den Einkauf von ausreichend vielen Karten und das Lesen der mitgebrachten Bücher! Wir erzählen uns beim Frühstück unsere Träume – wir haben sinnfreie Zeit!

Gerade habe ich bei Breda, Eimears Mutter angerufen und vorgefühlt, ob wir uns Sonntag tatsächlich sehen werden – und es sieht gut aus! Ja, Eimear ist wieder verliebt, sie ist glücklich, Ross kommt aus Galway und sei ein netter, sympathischer junger Mann… Irgend etwas solle Eimear uns selbst erzählen.. ein wenig geheimnisvoll – aber um so mehr Vorfreude und Neugierde!

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