Montag, 6. Oktober 2014

Zurück im Reich der Melancholie - Teil 9

Im Park von Erislannen Manor 



17.09.
Die Nächte sind gut, wenn auch ein wenig unruhig. Aber das hat wohl mehr mit dem Alter zu tun, als mit der Umgebung, in der wir schlafen  :)   Der Vollmond, der uns tagelang begleitet hatte, ist einem abnehmenden Mond gewichen und die Himmel nachts nicht mehr so klar. Gestern sah ich allerdings den Sonnenaufgang - um 7.10 Uhr. Dunkel wird es abends erst gegen 1/2 9. 
Heute ist es recht diesig. Ich kann nicht auf Bunowen schauen und über dem Meer liegt ein grauer Schleier. Der Wind hat zugenommen und es ist ein bißchen ungemütlich. Hans-Jürgen ist im Garten - wo sonst und die Arbeiten und Projekte gehen ihrem Ende zu. Ich habe gestern den ollen Schrank im Schuppen gestrichen - fast ein wenig verrückt, aber auch der Schuppen gehört zu uns und wir benutzen ihn doch recht häufig. Ein alter, häßlicher Spiegel, den wir übernommen haben, ist nun auch gestrichen und wird hier in ¨Mihall's room¨ hängen. 

Der Kies, der gestern abend gebracht werden sollte, kam nicht und Michael ist auch nicht mehr telefonisch zu erreichen:)  Das haben wir ja nun oft genug erlebt, aber immer wieder erstaunt uns doch diese Unverbindlichkeit - oder unsere Naivität, zu glauben, dass etwas, das versprochen ist, auch gehalten wird :)  Auch heute erreichen wir niemanden.. Also sei's drum! 
Es wird ein Andermal geben und dann wird die Projekt eben im Mai erledigt.




Wir freuen uns auf die Ausstellungseröffnung in Clifden - in den alten Räumen des Supermarktes in der Market Street.. Wir haben schon einmal einen Blick hineinwerfen können - und die Kunst hat uns gut gefallen. In allen Läden, Büros, Pubs und Restaurants, aber auch Apotheken und Fleischer- und Fischgeschäften wird nun in dieser Woche Kunst zu sehen sein. Eine wunderbare Idee!  Schön, dass wir - zum ersten Mal - ein wenig von dieser Woche mitbekommen!

Wir machen einen Abstecher nach Erislannen Manor - und entdecken einen kleinen Zaubergarten!









18.9.
¨Das wird uns in Deutschland keiner glauben¨.... Wie oft haben wir diesen Satz in den letzten Tagen gesagt :)  Und heute ist der Sommer noch einmal mit aller Wärme zurück! Wir kommen vom Strand und lagen im Sand, bis es zu heiß wurde... Hans-Jürgen konnte sich richtig abkühlen und schwimmen, ich stand nur bis über die Knie im Wassers .)  Auf unserem Ausflug nach Ballynahinch bin ich auf einer Treppenstufe falsch aufgekommen und seither ist das Knie leicht dick und schmerzt.. Im Meer stellte ich mich in einen Ring von Seaweed und redete mir ein, dass mich Wasser und Seegras zusammen heilen würden.. Ein bißchen besser ist es auf alle Fälle schon!

Aber erst noch mal zurück nach Clifden gestern abend. Die Vernissage war richtig schön und so anders als eine ¨Vernissage¨ in Deutschland... Klingt schon so offiziell -und hier ist es einfach locker und ohne jedes Getue und ohne Dresscode und Gehabe!  Jeder konnte sich die Ausstellung (die Leihgabe eines irischen Kunstsammlerpaares) ansehen, ein Glas Wein trinken und ungezwungen plauschen und plaudern. 

Da war die Kunst dann manchmal zweitrangig und das Gespräch und die Freude, sich zu sehen, im Vordergrund. Was uns aber am meisten erstaunte, ist, dass diese doch recht hochkarätige Ausstellung mit zwei Drucken von Andy Warhol und einer Lithographie von Henry Moore - soweit zu den uns bekannten Künstlern - völlig ungeschützt ist. Sie findet - wie schon gesagt - in den Räumen des ehemaligen Supervalue statt - und wir konnten niemanden ausmachen, der so aussah, als habe er die Funktion hier Schutz auszuüben - undenkbar bei uns!  


Wir fallen in solch einem Rahmen nicht auf, niemand schenkt uns besondere Beachtung, im Gegenteil: sobald man sich dem Infostand näherte, wurde man sofort angesprochen, ob man etwas brauche, alle InforMattionen habe - und noch mal auf die eingschenkten Gläser mit Sekt, Wein und Wasser hingewiesen.  Ach, Irland, wie machst du uns das Leben schön!

Hier gab es nur noch ein kleines Essen (Ziegenkäse auf Ruccola) und dann der Ausklang des Tages vor dem Torffeuer, wo wir noch einmal die Tage revuepassieren lassen und wo dann dieser Satz, ¨das wird uns in Deutschland keiner glauben¨ - fällt!
Der Garten ist trocken und wir schleppen reichlich Wasser in der Kanne. Ein Gartenschlauch wäre angebracht, aber vielleicht würden wir die nächsten Jahre über diese Anschaffung lachen... ¨ Das war doch dieser verrückte September, in dem es nicht regnen wollte¨..




 Ballynahinch

In der Nacht meine ich, Regen zu hören, aber es ist nur das Schilf, das sich an der Hauswand reibt.Dennoch beginnt der Morgen eher diesig und gegen 11 fallen sogar ein paar Tropfen Regen...

Die Regentropfen, die kaum spürbar und nur auf dem Dach des ¨Sunroom¨ hörbar sind, halten uns nicht von einem Ausflug ab und es ist Ballynahinch, wohin es uns zieht. An meinem Geburtstag wollte ich nicht dort sein, wissend, dass die Erinnerungen gerade an solch einem Tag zu schwer wiegen.  Heute war ein guter Tag und als wir im Pub sitzen, der nicht sehr stark besucht ist heute, sind wir - wieder - glücklich, diesen ehrwürdigen und doch ganz leichten Ort mit Florian entdeckt zu haben. 


Die Scones sind lecker, der Kaffee schien uns schon einmal besser  :)  

Wir tragen uns, wie immer, in das monströse Gästebuch ein und bewundern noch einmal die Hortensienpracht, die wir noch niemals anderswo so üppig gesehen haben.. Von der Rückseite des Schlosses schauen wir auf den Ballynahinch River und auf den Weg am anderen Ufer, den wir damals mit Florian gingen! ¨Be with us - and look through our eyes, beloved son¨.... Wie gut, diese Orte mit ihren Erinnerungen zu haben und sie immer wieder aufsuchen zu können.. Das ist was bleibt! 

Das Wetter entwickelt sich immer mehr Richtung ¨Sommer¨ und so beschließen wir, es bei Ballynahinch zu belassen und schnell zurück zu fahren, um hier an unereren Strand zu gehen... Beach weather!


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