Freitag, 3. Oktober 2014

Zurück im Reich der Melancholie - Teil 5



Noch 9. September

Wunderbares, sonniges Wetter - jedenfalls am Morgen. Wir sind nun eine Stunde später als im Juni und das macht sich bemerkbar. Wir könnten im Sunroom frühstücken, würden wir nicht zu früh aufstehen. Um 8 ist es noch recht kühl dort - bis die Sonne ihn aufwärmt.. Und dann ist es so warm, dass man die Tür aufreißt... Leider haben die ¨midges¨ uns in den letzten Tagen weiter begleitet und das Leben im Freien wirklich schwer gemacht.
 


Wir haben seit Tagen Vollmond, der sein mildes Licht nachts über unser Haus und die Landschaft wirft.. Ich kann ihn durch den Vorhang sehen, wenn ich wach liege und bevor wir zu Bett gehen, schauen wir noch einmal hinter das Haus, wo sich sein Licht im Maumeen Lake spiegelt.  Der Sternenhimmel über uns ist so nah, als könne man ihn greifen.. wundervolle Nächte!


D ie Ebbe nutzend beschließen wir, die Insel weiter zu erkunden. Der Weg (es sind immer nur Ziegenpfade, die hier Schafpfade heißen müssen) führte uns auf den hohen Felsen auf der Insel, von wo aus man unseren Strand überblickend auf das School House schauen kann..Die Insel strahlt geradezu im Gelb des Ginsters und im Rot der Heide! Immer wieder scheuchen wir Schafe auf, die im Windschatten eines Felsen liegen. Durch die zunehmende Wolkenschicht bricht sich die Sonne immer wieder einen Durchlass und wirft ihr sanftes Licht auf das Meer. Möwen lassen sich vom  Wind tragen und uns umfängt eine stille Gelassenheit und Ruhe.

 Der Himmel hat sich bezogen. Ich habe kleine, bunte Schnecken gesammalt und mit unseren Schätzen beladen, brechen wir auf nach Hause. Die Flut ist noch immer weit zurück und die Boote liegen im Sand.

Die ¨midges¨ zwingen uns schließlich zur Aufgabe und zum Café + Scones fahren wir nach Roundstone. Es sind heute einige touristische Ausflügler unterwegs. Französisch und italienisch um uns herum im Café. Der tägliche Blick ins Netz, eine neue Buchung für das School House für Sommer 2015 und kurze Meldungen an die Freunde.. Viel wird nicht geschrieben. Wir wollen im Hier und Jetzt bleiben. Erzählt wird später! 

Zurück machen wir den Schlenker zur Küste über Ervellagh, einem so malerischen kleinen Flecken mit einer Bucht und einem Pier.  Hier hatten wir uns vor 3 Jahren zum ersten Mal in ein Haus verliebt, direkt über der Bucht, das bei der Flut im Dezember plötzlich ohne Straße war...Beinahe die gesamte Straße entlang der Buch war unterspült und eingebrochen.. Nun ist alles repariert und aus unserem alten, kleinen Cottage ist ein sehr umsichtig und harmonisch umgebautes größeres Haus entstanden!  ¨ Ervallagh¨, sagte Bridgit einmal, ¨ is the place where all the lawers live!¨  Vor der Bucht liegt Inish Leacan, auf der wir drei neue Häuser und etliche Ruinen ausmachen können. Zugang nur übers Meer!

 Das Abendessen findet im ¨“Sun Room“¨ statt, der sich über den Tag wunderbar erwärmt hat - und es gibt Entenbrust, die einfach nur köstlich schmeckt!  Insgesamt schmeckt das Essen hier irgendwie ¨nach mehr¨ als bei uns. Vor allem Fleisch und Fisch (alles irische Produkte) sind sehr frisch, aber auch der Salat hält hier einige Tage länger als bei uns! Ingesamt machen auch die Supermärkte einen sehr viel gepflegteren Eindruck. Ständig wird gefegt und gewischt, bei Supervalue tragen die VerkäuferInnen hinter den Theken weiße Hauben. Alles sieht sehr einladend aus.
Andere - bei uns sehr ¨aufgeblasene¨ Orte -wie Anwaltsbüros oder Steuerberater, die wir ja inzwischen auch kennengelernt haben, sind ausgesprochen bescheiden und verzichten auf jeglichen Dünkel und Schein nach aussen.



Der Montag beginnt mit einem Telefonanruf von Whirlpool, die uns die Lieferung des Herdes für Mittwoch ankündigen! Joe Glancey kann ebenfalls an diesem Tag kommen und ihn später installieren!
Na bitte, da klappt doc mal etwas!  Wir freuen uns wirklich!


Traum letzte Nacht:
Ich bin   an einem unbekannten Ort, in einem Haus mit vielen Menschen. Im Nebenzimmer, sagt man mir, liege Florian und sei krank. Ich scheue mich zunächst, dies Zimmer zu betreten, aber dann höre ich auch dort, Sprechen und sehe, dass einige Menschen um ihn sind. Er liegt - offenbar fiebrig - im Bett. Ich fühle seinen Kopf an und frage ihn: ¨Geht es dir denn schon ein wenig besser¨ - ¨Das will ich doch hoffen¨, antwortet er mir und schaut aus Fieberaugen zu mir auf. 
Der Traum endet und ich werde wach. Ein wenig hat er mich beunruhigt, aber ich interpretiere ihn nicht so, dass ich die Räume, in denen Florian ist, betreten ¨muss¨...Vielleicht zeigt er mir aber einfach auch nur, wie durchlässig die Ebenen, in denen wir weiterleben, sind. Und:vielleicht hat er mich ja besucht und nach meiner Gesundheit gefragt... 


Es gibt diese Magie, vor allem hier in dieser Landschaft, aber sie entfaltet sich nur, wenn man bereit ist, sich verzaubern zu lassen! 


Ich habe meinen Sonnenplatz im Garten kurz verlassen, weil mir der Traum von heute Nacht einfiel und ich ihn festhalten wollte.  Wir haben uns Decken auf die Wiese hinter dem Haus gelegt und ein Weilchen in der Sonne gelegen. Herrlich, diese irische Sonne, die einen einfach in Wärme hüllt, ohne unangenehm zu sein... 



Unsere Minze im Garten!

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