1.6.2014
Ja,
da hat sich der Sommer nun doch verabschiedet. Wir wussten es ja eigentlich...aber
nun ist es doch schade! Der Wind fegt
wieder ums Haus - weckt Erinnerungen an Weihnachten, aber die Temperaturen sind
recht mild und der Regen kommt bisher noch ¨von oben¨... Wenn er erst einmal
von allen Seiten kommt, bleiben wir im Haus - vorher nicht :) Also kleine
Moorwanderung in Emlaghmore,
vorbei am ¨ Emlaghmore House¨ - ein ¨hidden treasure¨ - ein B+B, in einemwirklich
wunderschönen Herrenhaus, ausgestattet mit edlen Möbel, großen Ahnenbildern und sehr
zauberhaften Zimmern. Wir haben es einmal besichtigt und wurden vom Hausherrn,
der
auch
bessere Tage hinter sich hat :)
herumgeführt. Übernachtung mit Dinner (das eigens von einem (angeblich)
sehr guten Koch zubereitet wird, für ca. 100 €.
Die
Straße und auch der weiterführende Weg enden und führen in einen schmal Pfad,
auf dem man durch diese beeindrucke Moorlandschaft weitergehen kann. Schafe,
die beim einsetzenden Regen noch im Gras liegen, flüchten vor uns und der Weg
endet schließlich in einem Gebiet, in dem Torf abgebaut wird. Große Moorseen
voller Rosen, Wollgras, vielfarbige Moose - graue raue Felsen und die tiefen
Narben, die dem Moor zugefügt werden. Wo gestochen ist, füllt Wasser die Gräben
und die Torfstücke liegen, manchmal zu kleinen Pyramiden aufgehäuft, zum
trocknen.
Diese
Landschaft hat einen so besonderen Reiz und ist wirklich einmalig!
Etwa
1/6 Irlands ist mit Torf überzogen - mit bis zu 3 m dicken Deckenmooren.
Connemara wird von diesen Moorlandschaften geprägt. Leider verhindert der einsetzende stärkere
Regen, dass wir diese Erkundung ausdehnen. Wir müßten jetzt auch eigene Pfade
finden und uns vielleicht den Schafen anschließen... Aber das würden wir doch
besser bei gutem Wetter versuchen!
So
geht es zurück ins warme Haus - und auch heute versichern wir uns, was für
¨Glückspilze¨ wir doch sind, in dieser so unglaublich abwechslungsreichen
Landschaft ein eigenes Zuhause zu haben!
Peter
und Cornelia sind aus Dublin hier.
Bankholiday-Wochenende und die Autoschlagen, die uns auf unserem
gestrigen Weg nach Galway entgegen kamen, machten deutlich, was
¨Bankholiday-Wochenende¨ hier bedeutet.. Wie enttäuschend für die vielen
Menschen, das ausgerechnet heute sich der Sommer so ganz und gar verzogen hat.
So bleiben die warmen Häuser und die Pubs!
Wir
werden für die beiden kochen und freuen uns auf einen - sicherlich sehr
unterhaltsamen, schönen Abend. Wir sind Freunde geworden - wage ich einmal
(sehr vorsichtig!) zu behaupten.
Aber
natürlich gibt es auch noch immer Dinge, die wir mit ihnen besprechen müssen,
nicht zuletzt, wie wir mit Fechine ¨verfahren¨, der sich - natürlich - nicht
gemeldet hat, obwohl er Freitag kommen wollte.
Kurz
vor Galway kamen wir an einem (sehr gepflegten) Gartencenter vorbei und
entstanden die nächsten Pflanzen: Fingerhüte - eine DER irischen Pflanzen. Bei
Woodies, dem Baumarkt, wo wir eine Gartenbank und diverse andere Geräte
kauften, kamen Salbei, ein großer Farn und ein Lavendel hinzu. Wir müssen im
Garten experimentieren und werden in zwei Monaten sehen, was sich hier wohl
fült - und was nicht. Die Rosen am Haus werden heute bereits vom heftigen Wind
geschüttelt!
Galway
ist - leider noch immer - hauptsächlich ¨Shopping fürs Haus¨ und wir warten auf
den Tag, an dem aus Shopping Sightseeing wird!
Ich hoffe immer, dass wir noch genügend Zeit für alles haben, was wir so
gerne sehen und erleben wollen. Während
sich hier gestern die Wetterveränderung bereits angekündigte, war es in Galway
noch sonnig und man konnte Iren und Touristen sehr leicht an der Kleidung
unterscheiden: leichte Sommerkleider, flipflops
und viel Haut bei den Iren, der obligatorische (meist rote) Anorak bei den
Deutschen, die offenbar nicht dazu zu bewegen sind, diese ¨zweite Haut¨
abzulegen: Man ist schließlich in Irland
- und weiß nie, wann der nächste Regen ¨ um die Ecke kommt¨ - sehr witzig,
fanden wir! Wir gehören natürlich (!) zu
den Iren und genießen in zumindest leichter Bekleidung jeden Sonnenstrahl -
schließlich weiß man hier tatsächlich nie, wann sich die nächste Gelegenheit
zum Sonnen bietet!
Zum
Lesen werden wir wohl erst jetzt kommen - sollte der Sommer nicht
wiederkehren..
Natürlich
lesen wir abends im Bett, aber meist sind wir so müde vom Tag, dass die Bücher
doch recht schnell zugeklappt werden.
Ich
lese - neben Bäuchle, der wirklich viel zum Verständnis der Insel und ihrer
Menschen beiträgt,
¨
An diesem Tage lasen wir nicht weiter¨ von Will Schwalbe. Ein sehr berührendes
Buch. Eine Mutter, ein Sohn und eine Welt von Büchern. Die Literatur als starke
Verbindung zwischen der sterbenden Mutter und dem Sohn, der die kostbare,
verbleibende Zeit so mit ihr zusammen nutzt: der kleinst mögliche Leseclub, wie
sie es nennen. Er beschreibt nicht nur den langsamen Abschied der Mutter,
sondern auch die Literatur, die sie zusammen lesen! Das ist überaus inspirierend und ich werde
mich dieser Leseliste sicherlich annehmen!
Hans-Jürgen
habe ich zum Geburtstag ¨Connemara - im Kreis der Winde¨ von Richard Wall
geschenkt und ihn zum begeisterten Leser gemacht: dies Buch taucht tief ein in die Welt
Connemaras, in die Geschichte. Minitiös schildert er die Landstriche, begegnet
seinen Menschen, Individulisten allesamt, Überlebenskünstler! Kenntnisreich
verfolgt er jede Spur, die in diese Landschaft eingeschrieben ist. Ich freue mich sehr auch auf dieses Buch!
In
der Presse dieser Tage ist etwas ganz besonders präsent: das letzte(?) tief schwarze Kapitel irischer
katholischer Geschichte: das Schicksal
Tausender unehelich geborender Kinder und deren Mütter. Man geht heute davon
aus, dass bis zu 4000 Kinder in Heimen, die von Nonnen geleitet wurden,
gestorben sind (meist wurden sie einfach nicht ernährt!) und in anonymen
Gräbern (auch Massengräbern) rund um die Insel bestattet. Viele wurden in die
USA für Geld ¨verkauft¨. Die meisten Heime waren in Tipperary. Der britische
Journalist Sean Ross hat sich diesem finsteren Kapitel angenommen und Martin
Sixsmith das Buch ¨The lost Child Of Philomena Lee¨ geschrieben, das bei uns
¨Philomena¨ - wie der daraus entstandene Film heißt. Ich habe selten einen Film gesehen, der mich
so tief und so nachhaltig erschüttert hat. Das Buch habe hier hier liegen und
werde es beim nächsten Mal lesen. An Philomenas Schicksal wird die ganze
Tragödie dieser Mütter und Kinder überdeutlich! Nun ist Irland - und seine
Kirche - offenbar bereit, sich diesem Thema zu widmen und durch Philomena Lee
haben die Toten und die noch Lebenden ein Gesicht bekommen.
Auch
das ist Irland - und wir werden unsere Augen auch vor diesen Seiten von
Unmenschlichkeit und Grausamkeit der Kirche, vom Staat geduldet, nicht verschließen!
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