(Teresa P.)
5.6.2014
Wieder
sind einige Tage vergangen, die so angefüllt waren mit Aktivitäten, dass ich
abends zu müde war, um zu schreiben!
Ich
fange mit heute an, denn heute war ein besonderer Tag - in zweierlei Hinsicht.
Wir
hatten - gleich am Morgen - ein sehr schockierendes Erlebis, als wir
entdeckten, dass ein Flügel unseres gestern am späten Nachmittag geliefertes
neues Tors in der Nacht gestohlen wurde!
Es hat uns wirklich erst einmal völlig entsetzt! So etwas kann hier doch
gar nicht passieren!!! Wir waren -
vielleicht - ein wenig leichtsinnig, die neuen Flügel angelehnt an die alten in
der Einfahrt stehen zu lassen.. Aber es drückte auch unser Gefühl von absoluter
Sicherheit aus.
Beim
Frühstück beschlossen wir, die ¨Garda¨ (Polizei) vom Diebstahl zu
benachrichtigen und sie kamen tatsächlich dann auch nach ca. 1 Std. und waren fast so entsetzt wie wir! ¨This is so unusual - this normally doesn't
happen here¨! Sie konnten es sich so
wenig erklären wie wir und so rätselten wir - mit viel Humor und Lachen - herum, wer eine solche Absurdität begeht -
einen Flügel eines Tors zu stehlen... ¨Perhaps it was your neighbour and he
painted it green tonight¨, meint einer und zeigt auf das grüne Tor des
Nachbargrundstücks, wo das Haus zum Verkauf steht.. Wunderbar, dass sie so
locker und humorvoll sind. Das hilft uns sehr. Cornelia, der ich eine sms
geschickt habe, kommt ebenfalls angefahren - sie kann es nicht fassen und
möchte uns Trost spenden! Und dann kommt auch noch Matthew, der das Tor
einhängen wollte :) Ja und da stehen wir
und rätseln und es schält sich die Vermutung heraus, dass dies ein ¨bestellter
Diebstahl¨ sein könnte, denn wer konnte in dieser kurzen Zeit, denn das Tor
überhaupt richtig zur Kenntnis nehmen... Der Auslieferer des Supply Shops in
Clifden könnte jemandem einen Hinweis gegeben haben. Das Ärgerlichste an allem ist, dass
ausgerechnet das Tor verschwand, das wir ersetzen MÜSSEN.. Das andere wären wir
gerne los geworden!
Matthew
fühlt sich schuldig, am Abend davor nicht mehr gekommen zu sein und man sieht
ihm sein Bedauern wirklich an! Dafür
schafft er es - zusammen mit Hans-Jürgen - aus zwei ¨linken¨ Flügeln ein
gangbares Tor -mit einigen Tricks und Schellen und Konstruktionen - zu
schaffen! Super, denn es zeigt uns, den richtigen Handyman gewählt zu haben!
Mit
Cornelia haben wir uns für nachmittags zu einer Bogwanderung verabredet - und
sie fährt wieder los, um - wie wir - die Wäsche rauszuhängen :) Es ist wunderbares, sommerliches Wetter!
Wir
fassen es kaum. Jeden Morgen werden wir
von Sonnenschein begrüßt und frühstücken entweder im Sunroom, wenn es windig
ist - oder, wie heute wieder draußen auf der kleinen Terrasse! Der Garten sieht toll aus! Hans-Jürgen hat die Sträucher, die wir beim
Gärtner in Claddaghduff gekauft haben, vor den Tank gepflanzt und überhaupt
übertrifft er sich in seinen gärtnerischen Arbeiten! Man sieht es wirklich an allen Ecken und
Enden und sogar der ¨Swimmingpool¨ nimmt mehr Gestalt an. Ich habe einen kleinen Beitrag (mein Rücken schmerzt
noch immer ziemlich quälend) geleistet und die alten Bänke, die wir im Schuppen
gefunden und ¨gesichert¨ hatten, neu gestrichen und sie sind richtig schön
geworden.. Auch der kleine Tisch, der hier im Wohnzimmer stand, als wir das
Haus zum ersten Mal betraten, steht nun wieder hier: in einem grau-blauen, warmen Ton gestrichen
ist er ein Schmuckstück. ¨Oh, this looks
georgeous, where did you get this?¨ fragte Cornelia heute, als sie uns
abholte.... Und ich war ein bißchen stolz auf meine Arbeit! Viel ist es nicht, was ich beisteuern kann,
jedenfalls nicht gärtnerisch.
Vieles
blüht einfach auch von alleine - wie die Margeriten, die überall in kleinen
Büscheln im Rasen stehen oder der Jelängerjelieber, der sich an der Hauswand
vom Schuppen auf den Weg macht, das neu angebrachte Klettergerüst zu
erklimmen... Die Montbretien haben noch nicht ihre Zeit und die Hortensien, tun
sich schwer in dieser rauen
Landschaft, haben aber auch Ansätze von
Blüten... Die gepflanzten Gräser, Kräuter und Rosen müssen noch immer gegossen
werden, da es nicht regnet!
Ja,
und das war der zweite Teil des Tages:
eine lange Wanderung mit Cornelia und ihrem Hund ¨Domino¨ durch den Bog!
¨Aillenacally¨ heißt dieses Stückchen
Land und es besticht mit seiner Weite
und nichts, was den Blick aufhält und dann lernen wir, was das Wort ¨stepping stones¨ wirklich - und vielleicht auch ursprünglich -
bedeutet: Der Weg, den wir nun im Gänsemarsch (uns allen voraus Domino, der
hier nicht mehr an der Leine gehen muß, gehen besteht aus nicht mehr als
Felssteinen, in allen Formen und Arten, die im bog liegen - und meist so, dass
man sie mit dem nächsten Schritt erreicht... Unglaublich! Das haben wir so noch
nie gesehen und es wird ein recht langer Weg, den wir so -mal ganz bequem, mal
hopsend und manchmal auch ohne Stein durch den bog (mit natürlich bald nassen
Füßen) gehen. Um uns herum blüht das
weiße Wollgras Farne, Schilf,Binsen, Moose mit schönen Namen wie ¨Sundew¨,
verschiedene Heidekräuter und das Knabenkraut beginnt zu blühen. Eine so eigene
Vegetation und das Licht, das die Konturen noch einmal schärft! Es wird auch dort noch Torf gestochen und
Domino legt uns Brocken von Torf vor die
Füße, die wir zurück ins Moor
werfen... Er ist völlig ausgelassen!
Cornelia drückt mir ein Stückchen trockenes Moos in die Hand: ¨This is one of
the colours of your house¨ und ich halte es hier an die Wand im Wohnraum und es
stimmt!
Die
Fuchsien beginnen zu blühen und bald werden sie die Straßen und Wege mit ihrem
leuchtenden Rot säumen.
Der
Weg endet schließlich in einer Bucht und man glaubt es nicht: dort steht ein
kleines, gepflegt aussehendes Cottage
mit einem verwunschenen Garten aus Farnen und den ersten Apfelbäumen, die wir
hier sehen! Einfach wundervoll diese kleine Wanderung und die Boglandschaft ist
wirklich einmalig und aufregend. Wie
aufregend merken wir beim Rückweg, wo wir die Steine plötzlich verlieren und
uns direkt durch das Moor zum Ausgangsweg zurückfinden müssen. Domonino versagt
leider als ¨Spurensucher¨ und mit nassen freuen wir uns, wieder festen Boden zu
betreten - empfangen von einem Connemara
Pony und seinem Fohlen. Beide eigen keinerlei Scheu, bleiben stehen und
betrachten uns ebenso neugierig wie wir sie. Noch nicht einmal Domino
schüchtert sie ein. Das Fohlen ist noch sehr jung.
Conelia erzählt mir unterwegs von ihren beiden Söhnen: Jonathan und Marc, die gerade in New York mit ihrer kleinen Firma: ¨Makers & Brothers¨bei einer Ausstellung sind: irisches Design!
Peter
ist heute in Dublin, wird aber heute zurückerwartet.
Gerade kommt eine sms von
Cornelia: ¨ Yesterday was just a memory. We were so lucky to have such a day
for the best walk ever. I hope your back is not worse. See you later¨... Ein schönes feed-back zu
einem besonderen Tag!
¨Das
Schweigen der Landschaft verbirgt eine gewaltige Gegenwart. Der Ort ist ist
nicht lediglich ein Wo. Ein Ort ist ein zutiefst individuelles Da-Sein. Sein
Äußeres aus Gras und Stein wird vom Regen, Wind und Licht liebkost. Mit
vollendeter Achtsamkeit feiert die Landschaft die Liturgie der Jahreszeiten,
gibt sich rückhaltlos der Leidenschaft der Göttin hin. Die Gestalt einer
Landschaft ist eine uralte schweigende Form von Bewußtsein. Berge sind
unermessliche stumme Betrachtungen. Flüsse und Bäche leihen dem Land ihre
Stimme,sind die Tränen der Wonne und Trauer der Erde.
Die
Erde ist voller Seele¨....
John
O'Donohue
Landschaft
der Seele
Ja,
Peter und Cornelia - unser gemeinsames Essen hier im School House war
ausgesprochen unterhaltsam und fröhlich und wir sind sehr erleichtert, Peter
wieder bei guter Gesundheit zu erleben.
Wir waren doch sehr in Sorge um ihn. Cornelia meinte heute, er habe ein solch
positives Wesen, dass er selbst niemals daran zweifelte, wieder gesund zu
werden! Er ist 83 und er arbeitet
täglich weiter in seinem Büro in Dublin und heute nahm er den Bus nach Galway,
um mit dem Zug weiter zu fahren. Einfach
bewundernswert.
Peter
kommt aus Carna, nicht weit von hier und er erzählte ein wenig von den Zeiten,
in denen er groß wurde. Carna haben wir beschlossen,werden wir uns auch genauer
ansehen. Der Name heißt im Gälischen so viel wie ¨Steinhaufen¨ und so sieht es
dort voraussichtlich ähnlich aus wie hier! Zwischen den Felsen der
Stechginster, der nun zu blühen beginnt. Vorgelagert liegt, wie auch hier bei
Ebbe erreichbar, eine kleine Insel - Feenish - die jedoch früher bewohnt war.
Morgen abend sind wir jedenfalls zum
Gegenbesuch bei ihnen eingeladen!Ihr
Haus, das sie seit über 30 Jahre haben, liegt direkt über der Küste mit endlos
weitem Blick.
Apropos
Blick: Während ich hier am alten Schulhaustisch (so nennen wir ihn jedenfalls)
sitze, ist draußen die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, nicht, ohne uns
ihr Licht in allen nur möglichen Rot- und Gelbtönen zu hinterlassen. Ich denke
jeden Abend, dass dies der bisher schönste Sonnenuntergang sei, aber dann
übertrifft sich die Sonne - und so ist einfach jeder der Schönste!
Wir
sind im Gästebuch - zum Glück - darauf aufmerksam gemacht worden, dass auf den
Brandungsfelsen - nicht weit draußen vor der Küste - sich abends Seerobben tummeln und so haben
wir gestern bei unserem Abendspaziergang zum ersten Mal darauf geachtet und sie
tatsächlich entdeckt: Ach, was für eine Freude - und heute entdeckten wir, dass
wir sie auch hier aus dem Fenster mit dem Fernglas beobachten können!
Manchmal
fragen wir uns, was dieser magische Ort noch alles für uns bereithalten
mag! Er ist einfach unerschöpflich und
¨wunder¨voll! Wir haben das negative
Erlebnis von heute morgen jedenfalls schon wieder fast vergessen und
beschlossen, uns unsere Freude auf keinen
Fall trüben zu lassen!
Der
Verkäufer im Supply Shop, dem wir von dem gestohlenen Tor erzählten, war der
Meinung, dass dieses Tor, dem Dieb kein Glück bringen würde - es sei kein gutes
Omen, das von ihm ausgehen werde! Möge
es einfach so sein!
Bridgit
war zwischenzeitlich auch hier und wir haben mit ihr besprochen, wie nun alles
weitergehen wird. Matthew wird sie entlasten und sie ist froh darüber, weil die
Saison in Irland ja nun erst beginnt.
Sie scheint den Job hier nun richtig angenommen zu haben und wir sind
uns sicher, dass keines ihrer sonstigen Häuser so viel an Arbeit bietet...Sie
beschäftigt in der Saison bis zu 10 Frauen. Es ist schön, sie zu sehen, wir mögen sie und
irgendwie erinnert sie ja immer auch ein wenig an Eimear... ¨Schneewittchen¨
mit schwarzen Haaren und blauen Augen!
Noch
immer haben wir unsere Kreise nicht weiter gezogen und wir genießen dies
richtig: Cleggen haben wir einen Besuch abgestattet und uns an Mary und ¨Wild
Heather¨ erinnert. Dies war der Ausgang der Entdeckung dieses Landstrichs.
Wir
sehen natürlich auch an der Bog Road von Cilfden nach Roundstone nach dem
¨cottage im bog¨, das wir beinahe auch gekauft hätten und sind froh, damals
nicht den Mut gehabt zu haben. Die Lage des School Houses ist einfach
unvergleichbar.
Es
sieht so aus, als sei Connemara ¨ im Kommen¨ und wir können das am ausgebuchten
Haus ganz gut nachvollziehen. Auffallend ist, dass wir wieder sehr viel mehr
Deutsche sehen, viele Fahrrad- und Motorradfahrer und vor allem sehr viel mehr
Wohnmobile. Es ist fast beängstigend, wenn man an die Straßen hier denkt. Die
Hinweisschilder auf den ¨Wild Atlantic Way¨ scheinen zu fruchten. Uns stört es nicht, denn die Nächte sind
völlig ruhig und wir hören den Kuckuck und - sehr leise - abends das ¨Singen¨
der Robben!
Die
Krähen, die in unserem Schornstein und unter den alten Dachbalken (die wir nun
ersetzen lassen) nisten, sind noch nicht ausgeflogen und so werden wir morgens
von ihren hungrigen Stimmen begleitet...
Dies
wird uns auch täglich dadurch bewusst, dass unser Haus von vorbeifahrenden oder
laufenden oder radfahrenden Touristen fotografiert wird. Beim ersten Mal dachte
ich, es sei wohl jemand, der vielleicht einmal hier zur Schule ging.. Aber nun
hielten so viele Autos und jemand sprang heraus, um das Haus - und die
malerische Küste - aufzunehmen. Mit ein
bisschen Stolz erfüllt es uns doch: wenn
wir daran denken, wie wir diesen Ort vor 2 Jahren vorgefunden haben..
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