11.6.2014
Heute
ist mal wieder ein wichtiger Tag: wir
haben die Arbeiten, die wir uns vorgenommen haben, abgeschlossen und - vor
allem - Hans-Jürgen gönnte sich einen ¨ Urlaubstag¨, wie er scherzhaft meinte
- verdient!! Nun, so ganz verkehrt ist es nicht, denn er hat wirklich den
Löwenanteil an Arbeit hier geleistet - meist mit viel Freude neben allem
Engagement!
Um
9 brachte Bridgit die kleine Tafel mit ¨Old Calla School House¨, die wir in
Galway bestellt hatten, vorbei - und sie liegt nicht lange und wird
angebracht: nun hat das Haus seinen
(alten) Namen zurück- ganz offiziell - und die Tafel sieht wirklich toll aus -
schlicht in gälischer Schrift.
Martin,
der Glaser hat sich zurückgemeldet und sein Kommen mit dem Fenster für Freitag
(!) angekündigt! OMG! Zum Glück konnten wir ihn auf morgen
vorverschieben, so dass wir doch noch wenigstens einige Stunden durch ein
¨klares Fenster¨schauen werden! Auch der
Schreiner wird wohl nur noch ¨reinschauen¨ und die Arbeit beginnen, wenn wir
schon nicht mehr da sind.
Es
scheint einfach unmöglich zu sein, dass auch nur irgend ein Mensch das
Versprochene zum versprochenen Zeitpunkt erledigt. Eine der ganz wichtigen
Lehren für uns!
Auffallend
ist allerdings - und da möchte ich für die irischen Handwerker einmal eine
Lanze brechen, dass keiner von ihnen es bisher eilig mit der Bezahlung
hatte! Auch jetzt werden wir die
Arbeiten erst bezahlen, wenn wir zurückkommen - auch die von Matthew. Die Großzügigkeilt
fiel uns schon bei Fechine auf, der uns einen Entfeuchter bei LIDL kaufte und
das Geld dafür überhaupt nicht haben wollte. Bei ihm mag es das schlechte
Gewissen gewesen sein, aber nun machen wir die Erfahrung auch mit anderen -
sehr viel Vertrauen + Großzügigkeit!
Heute
also ein richtiger Ausflugstag -und das gute Wetter spielt weiterhin mit:
Frühstück im Sunroom, das ist ja schon zur Regel geworden und der Kamin abends
bleibt fast immer kalt!
Von
Astrid haben wir gerade gehört, dass es in Tipperary ganz anders aussieht..und
regnet und recht kühl ist. Es scheint so zu sein, wie Cornelia sagte: Calla is a tropical Island! It may rain in
Roundstone and it may rain in Clifden - there will be sun in Calla :) Ach, wie schön ist das denn!
In
diversen Büchern haben wir gerade und speziell über diesen Ort gelesen - nicht
zuletzt das Buch von Emma Temple, von dem ich mir noch immer nicht sicher bin,
ob es eine ¨ Empfehlung¨ wert ist, spielt in Carna und auf Fìnish, der
unbewohnten Insel.
Die
Straße nach Carna ist ausgesprochen pittoresk und wir entdecken die ersten Fingerhüte am
Wegrand. Sie gehören so sehr nach Connemara und ich erinnere ein Foto mit
Florian, auf dem wir neben einem gigantisch großen und schönen
Fingerhut-Exemplar stehen. Es war unsere Connemarareise 1999. Wir fahren durch Moorlandschaft, immer wieder
reichen Buchten weit ins Land und an ihren Ufern stehen kleinere Cottages.
An
der Karte orientiert finden wir sogar den Strand, von dem aus man nach der
Beschreibung von
Richard
Wall in ¨Connemara. Im Kreis der Winde¨
bei Ebbe (und die haben wir) auf einem Sandrücken watend Finis erreichen
kann. Es sieht nicht so danach aus - und
zum Glück treffen wir eine Frau am Strand, die uns sagt, dass die Zeit der Ebbe
hier vom Zurückweichen des Wassers an genutzt werden muß, um genügend Zeit für
die Überquerung und das Zurückkommen zu haben. Manchmal stünde das Wasser auch
bei Ebbe noch zu hoch, um zu Fuß auf die Insel zu kommen. Die Flut ist bereits auf dem Weg zurück und
wir haben keine Chance auf einen Besuch dieser Insel, auf der wir - neben
vielen Ruinen, auch zwei neue Häuser entdecken.
Wer sich wohl an solch einem Ort niederläßt? 1983 hatte der letzte Bewohner die Insel
verlassen und nun wird sie - neben Vieh, das wir von einer anderen Nachbarinsel
ausmachen können, in der Hauptsache von Kaninchen bewohnt, die die Insel
unterhöhlen.
Wenn
man mit dem Boot fährt - und das wollen wir beim nächsten Mal recherchieren,
denn wir sind sehr neugierig auf diese Ort - fährt man an Robbenbänken vorbei.
Also
geht es weiter nach Mwinish, die auf gleicher Höhe liegt, aber durch zwei
Brücken mit dem Festland verbunden ist.. Unterwegs halten wir in einem schlicht
aussehenden - sich dann aber als ausgesprochen hübsch und einladend erweisenden
Pub an, das den gälischen Namen (wir sind hier in einer Gaelthacht) ¨Tigh
Mheaic¨ hat, bestellen Cappuchino und Scones und hören mit spitzen Ohren zu,
wie hier gälisch gesprochen wird. Es
klingt so fremd und erinnert an keine Sprache, die wir sonst hören... In
Donegal hörten wir öfter einen gälischen Sender im Radio.. Und es ist doch ganz
schön, einer klangvollen Sprache zu lauschen - und nichts zu verstehen :)
Die
Scones sind ausgesprochen gut, home made und so ist die Rhabarbermarmelade.
Sogar die Cappuccino schmeckt hier - am Rande der Welt - ausgesprochen gut.
Als
ich nach dem Passwort für Internetzugang frage, schlägt mir die jüngere, sehr
freundlich und aufgeschlossene Frau hinter der Bar vor, es selbst zu
schreiben... Und dann fragt sie, ob ¨Abbruch¨ die Bestätigung sei und ich sage
ihr, nein, es heiße ¨Bestätigung¨ und sie antwortet:
¨
Abbruch is German and it means the
same like abortion(Schwangerschaftsabbruch)
und da bin ich wirklich platt und ich lerne:
man darf die Iren niemals unterschätzen :)
An den Wegrändern Fuchsien und Liguster. Die Brombeeren haben weiße, hübsche Blüten. Im September werden wier ernten können. Auch der Weg hier zum Strand ist voller Brombeersträucher! Wir folgen der schmalen Straße, die sich windet und immer neue Blicke frei gibt auf Buchten, in denen Boote im weißen Sand liegen, auf die Küste, an deren Ufer riesige Felssteine liegen, über die wir schließlich an einen Strand herunterklettern. Nun sind wir - wieder einmal - ganz alleine auf der Welt! Dieses Gefühl vermittelt Irland so häufig - und es ist erhebend und beglückend!
Am
Ende der Bucht klettern wir wieder auf Felsen und von dort haben wir einen
recht nahen Blick auf Finish. Wir sehen die Kühe am Strand und wir entdecken
ein Haus, das unserem in der Form ähnlich ist und das, wie beschrieben, direkt
am Strand liegt. Wir haben gelesen, dass Finish früher eine Schule hatte - und
so wird es wohl das School House sein. Ein Grund mehr, diese Insel irgendwann
einmal zu durchwandern!
Ich
sammle - wie an allen Stränden Muscheln und Schnecken. Hier sind sie besonders
klein und zart und ich kann mich an ihren Formen und Farben nicht sattsehen..
Das Haus füllt sich immer mehr mit Strandgut - und so bekommt es seinen eigenen
Charakter. Ich hoffe, wir übertreiben
nicht damit! Es macht einfach viel
Freude - und unsere Blicke sind längst auf Muscheln, Holz und Steine
ausgerichtet! Auch die Herzsteine
fehlen natürlich nicht. Die Sammlung vor dem Haus an der alten Schulhaustafel
ist jetzt schon beachtlich!
Wir
lösen uns nicht leicht von diesem Ort. Beide sind wir uns einig, dass diese
Tage, die wir im Moment hier erleben, durch und durch besondere sind: nicht nur, dass wir (außer Weihnachten, wo
die Umstände ja ausgesprochen widrig und bedrohlich waren) endlich im eigenen
Haus leben und uns unglaublich wohl und geborgen fühlen - wir genießen Sommer
in Irland, wie wir ihn noch nie erlebt haben, nicht in dieser Länge. Und wir
entdecken Connemara und sind immer wieder überwältigt von seiner Vielfalt,
seinen Farben, seinen Küsten, den Stränden und
seinem Licht!
Dass
wir in zwei Tagen nachts in Berlin landen werden, ist für uns heute noch nicht
vorstellbar - aber es wird so sein und dann ist dies die Vergangenheit, die
einer Gegenwart weicht und die Erinnerungen das, was bleibt. Um sie lebendig zu halten, schreibe ich das
Erlebte auf.
Natürlich ist es in erster Linie für uns - aber wenn Menschen diese Eindrücke mit uns teilen oder an ihnen teilhaben wollen, dann freut mich dies sehr. Vielleicht findet der /die Eine oder Andere ja - angeregt von meinem Erzählten - selbst den Weg in diese Wunderwelt Connemaras.
Natürlich ist es in erster Linie für uns - aber wenn Menschen diese Eindrücke mit uns teilen oder an ihnen teilhaben wollen, dann freut mich dies sehr. Vielleicht findet der /die Eine oder Andere ja - angeregt von meinem Erzählten - selbst den Weg in diese Wunderwelt Connemaras.
…Löste sie den Griff um die Gegenwart und ließ sich wie
Treibgut auf einer Welle zurück in die Zeit tragen, bevor die Welt
zusammengebrochen war… und je weiter die Gegenwart zurückwich, desto
mehr rückte
die Vergangenheit in den Vordergrund.
Emma Temple
Hallo Gabi und Hans-Jürgen, vielen Dank für die schönen Geschichten aus eurem School House! Es freut mich, dass ihr euch jetzt nach den letzten Arbeiten wohl fühlt in eurem Häuschen (das mit dem geklauten Tor ist schon ärgerlich; hoffentlich habt ihr nicht noch mehr negative Erlebnisse). Jetzt seit ihr richtig angekommen. Schade nur, dass wir uns nun gar nicht gesehen haben. Vielleicht klappt's beim nächsten Besuch?
AntwortenLöschenLiebge Grüße aus Dublin,
Dirk