Sonntag, 22. Juni 2014

Diary Juni - the last!



11.6.2014

Heute ist mal wieder ein wichtiger Tag:  wir haben die Arbeiten, die wir uns vorgenommen haben, abgeschlossen und - vor allem - Hans-Jürgen gönnte sich einen ¨ Urlaubstag¨, wie er scherzhaft meinte - verdient!! Nun, so ganz verkehrt ist es nicht, denn er hat wirklich den Löwenanteil an Arbeit hier geleistet - meist mit viel Freude neben allem Engagement!
Um 9 brachte Bridgit die kleine Tafel mit ¨Old Calla School House¨, die wir in Galway bestellt hatten, vorbei - und sie liegt nicht lange und wird angebracht:  nun hat das Haus seinen (alten) Namen zurück- ganz offiziell - und die Tafel sieht wirklich toll aus - schlicht in gälischer Schrift.


Martin, der Glaser hat sich zurückgemeldet und sein Kommen mit dem Fenster für Freitag (!) angekündigt!  OMG!  Zum Glück konnten wir ihn auf morgen vorverschieben, so dass wir doch noch wenigstens einige Stunden durch ein ¨klares Fenster¨schauen werden!  Auch der Schreiner wird wohl nur noch ¨reinschauen¨ und die Arbeit beginnen, wenn wir schon nicht mehr da sind.
Es scheint einfach unmöglich zu sein, dass auch nur irgend ein Mensch das Versprochene zum versprochenen Zeitpunkt erledigt. Eine der ganz wichtigen Lehren für uns! 
Auffallend ist allerdings - und da möchte ich für die irischen Handwerker einmal eine Lanze brechen, dass keiner von ihnen es bisher eilig mit der Bezahlung hatte!  Auch jetzt werden wir die Arbeiten erst bezahlen, wenn wir zurückkommen - auch die von Matthew. Die Großzügigkeilt fiel uns schon bei Fechine auf, der uns einen Entfeuchter bei LIDL kaufte und das Geld dafür überhaupt nicht haben wollte. Bei ihm mag es das schlechte Gewissen gewesen sein, aber nun machen wir die Erfahrung auch mit anderen - sehr viel Vertrauen  + Großzügigkeit!


Heute also ein richtiger Ausflugstag -und das gute Wetter spielt weiterhin mit: Frühstück im Sunroom, das ist ja schon zur Regel geworden und der Kamin abends bleibt fast immer kalt!
Von Astrid haben wir gerade gehört, dass es in Tipperary ganz anders aussieht..und regnet und recht kühl ist. Es scheint so zu sein, wie Cornelia sagte:  Calla is a tropical Island!  It may rain in Roundstone and it may rain in Clifden - there will be sun in Calla :)   Ach, wie schön ist das denn!
Nachdem wir uns die Tafel immer wieder angeschaut haben - also los nach Carna


In diversen Büchern haben wir gerade und speziell über diesen Ort gelesen - nicht zuletzt das Buch von Emma Temple, von dem ich mir noch immer nicht sicher bin, ob es eine ¨ Empfehlung¨ wert ist, spielt in Carna und auf Fìnish, der unbewohnten Insel.
Die Straße nach Carna ist ausgesprochen pittoresk und  wir entdecken die ersten Fingerhüte am Wegrand. Sie gehören so sehr nach Connemara und ich erinnere ein Foto mit Florian, auf dem wir neben einem gigantisch großen und schönen Fingerhut-Exemplar stehen. Es war unsere Connemarareise 1999.  Wir fahren durch Moorlandschaft, immer wieder reichen Buchten weit ins Land und an ihren Ufern stehen kleinere Cottages. 

An der Karte orientiert finden wir sogar den Strand, von dem aus man nach der Beschreibung von
Richard Wall in  ¨Connemara. Im Kreis der Winde¨ bei Ebbe (und die haben wir) auf einem Sandrücken watend Finis erreichen kann.  Es sieht nicht so danach aus - und zum Glück treffen wir eine Frau am Strand, die uns sagt, dass die Zeit der Ebbe hier vom Zurückweichen des Wassers an genutzt werden muß, um genügend Zeit für die Überquerung und das Zurückkommen zu haben. Manchmal stünde das Wasser auch bei Ebbe noch zu hoch, um zu Fuß auf die Insel zu kommen.  Die Flut ist bereits auf dem Weg zurück und wir haben keine Chance auf einen Besuch dieser Insel, auf der wir - neben vielen Ruinen, auch zwei neue Häuser entdecken.  Wer sich wohl an solch einem Ort niederläßt?  1983 hatte der letzte Bewohner die Insel verlassen und nun wird sie - neben Vieh, das wir von einer anderen Nachbarinsel ausmachen können, in der Hauptsache von Kaninchen bewohnt, die die Insel unterhöhlen.
Wenn man mit dem Boot fährt - und das wollen wir beim nächsten Mal recherchieren, denn wir sind sehr neugierig auf diese Ort - fährt man an Robbenbänken vorbei. 

Also geht es weiter nach Mwinish, die auf gleicher Höhe liegt, aber durch zwei Brücken mit dem Festland verbunden ist.. Unterwegs halten wir in einem schlicht aussehenden - sich dann aber als ausgesprochen hübsch und einladend erweisenden Pub an, das den gälischen Namen (wir sind hier in einer Gaelthacht) ¨Tigh Mheaic¨ hat, bestellen Cappuchino und Scones und hören mit spitzen Ohren zu, wie hier gälisch gesprochen wird.  Es klingt so fremd und erinnert an keine Sprache, die wir sonst hören... In Donegal hörten wir öfter einen gälischen Sender im Radio.. Und es ist doch ganz schön, einer klangvollen Sprache zu lauschen - und nichts zu verstehen :)
Die Scones sind ausgesprochen gut, home made und so ist die Rhabarbermarmelade. Sogar die Cappuccino schmeckt hier - am Rande der Welt - ausgesprochen gut.
Als ich nach dem Passwort für Internetzugang frage, schlägt mir die jüngere, sehr freundlich und aufgeschlossene Frau hinter der Bar vor, es selbst zu schreiben... Und dann fragt sie, ob ¨Abbruch¨ die Bestätigung sei und ich sage ihr, nein, es heiße ¨Bestätigung¨ und sie antwortet:
¨ Abbruch is German and it means the same like abortion(Schwangerschaftsabbruch) und da bin ich wirklich platt und ich lerne:  man darf die Iren niemals unterschätzen :)

Ja, und dann weiter als nach Mwinish und diese Insel gefällt uns wirklich ganz besonders: eine Mischung aus blühenden Wiesen mit einer offebar riesiger Artenvielfalt, alten Cottages und neuen den alten nachempfundenen. Ruinen in deren Umfeld Pferde grasen und Schafe überall mit ihren teilweise noch sehr kleinen Lämmern.  In ihrem noch sauberen weißen Fell machen sich die bunten Zeichnungen der Besitzer besonders lustig aus!
  An den Wegrändern Fuchsien und Liguster. Die Brombeeren haben weiße, hübsche Blüten.  Im September werden wier ernten können. Auch der Weg hier zum Strand ist voller Brombeersträucher!  Wir folgen der schmalen Straße, die sich windet und immer neue Blicke frei gibt auf Buchten, in denen Boote im weißen Sand liegen, auf die Küste, an deren Ufer riesige Felssteine liegen, über die wir schließlich an einen Strand herunterklettern.  Nun sind wir - wieder einmal - ganz alleine auf der Welt! Dieses Gefühl vermittelt Irland so häufig - und es ist erhebend und beglückend!
Am Ende der Bucht klettern wir wieder auf Felsen und von dort haben wir einen recht nahen Blick auf Finish. Wir sehen die Kühe am Strand und wir entdecken ein Haus, das unserem in der Form ähnlich ist und das, wie beschrieben, direkt am Strand liegt. Wir haben gelesen, dass Finish früher eine Schule hatte - und so wird es wohl das School House sein. Ein Grund mehr, diese Insel irgendwann einmal zu durchwandern!

Ich sammle - wie an allen Stränden Muscheln und Schnecken. Hier sind sie besonders klein und zart und ich kann mich an ihren Formen und Farben nicht sattsehen.. Das Haus füllt sich immer mehr mit Strandgut - und so bekommt es seinen eigenen Charakter.  Ich hoffe, wir übertreiben nicht damit!  Es macht einfach viel Freude - und unsere Blicke sind längst auf Muscheln, Holz und Steine ausgerichtet!   Auch die Herzsteine fehlen natürlich nicht. Die Sammlung vor dem Haus an der alten Schulhaustafel ist jetzt schon beachtlich!

Wir lösen uns nicht leicht von diesem Ort. Beide sind wir uns einig, dass diese Tage, die wir im Moment hier erleben, durch und durch besondere sind:  nicht nur, dass wir (außer Weihnachten, wo die Umstände ja ausgesprochen widrig und bedrohlich waren) endlich im eigenen Haus leben und uns unglaublich wohl und geborgen fühlen - wir genießen Sommer in Irland, wie wir ihn noch nie erlebt haben, nicht in dieser Länge. Und wir entdecken Connemara und sind immer wieder überwältigt von seiner Vielfalt, seinen Farben, seinen Küsten, den Stränden und  seinem Licht! 


Dass wir in zwei Tagen nachts in Berlin landen werden, ist für uns heute noch nicht vorstellbar - aber es wird so sein und dann ist dies die Vergangenheit, die einer Gegenwart weicht und die Erinnerungen das, was bleibt.  Um sie lebendig zu halten, schreibe ich das Erlebte auf. 

Natürlich ist es in erster Linie für  uns - aber wenn Menschen diese Eindrücke mit uns teilen oder an ihnen teilhaben wollen, dann freut mich dies sehr.  Vielleicht findet der /die Eine oder Andere ja - angeregt von meinem Erzählten - selbst den Weg in diese Wunderwelt  Connemaras.


Löste sie den Griff um die Gegenwart und ließ sich wie Treibgut auf einer Welle zurück in die Zeit tragen, bevor die Welt zusammengebrochen war und je weiter die Gegenwart zurückwich, desto mehr rückte die Vergangenheit in den Vordergrund.
Emma Temple

1 Kommentar:

  1. Hallo Gabi und Hans-Jürgen, vielen Dank für die schönen Geschichten aus eurem School House! Es freut mich, dass ihr euch jetzt nach den letzten Arbeiten wohl fühlt in eurem Häuschen (das mit dem geklauten Tor ist schon ärgerlich; hoffentlich habt ihr nicht noch mehr negative Erlebnisse). Jetzt seit ihr richtig angekommen. Schade nur, dass wir uns nun gar nicht gesehen haben. Vielleicht klappt's beim nächsten Besuch?
    Liebge Grüße aus Dublin,
    Dirk

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