Freitag, 29. September 2017

Herbsttage in Calla (5)



Dolan Horn

Gestern beschlossen wir, uns nicht weiter von den Launen des Wetters beeindrucken und leiten zu lassen, zogen uns regenfest an und machten uns auf den Weg zum kleinen Strand am alten Friedhof in Dolan.

Auch dieser Ort hat seine eigene Magie! Der schmale Weg, der eher ein Fußweg ist und doch von den wenigen dort anliegenden Häusern benutzt werden muß, durchläuft eine von Felsen, Ginster und Heide, kunstvollen Mauern und zwischen ihnen auftauchenden Ruinen, spannende Landschaft.  Auf der einen Seite die Küste, die hier steil ist und unzugänglich, weite Blicke auf den Atlantik und zur anderen Seite der Bog, ein schöner Moorsee, auf dem Teichrosen in breiten Teppichen blühen. Gräser und Brombeeren säumen den Weg.  Die Brombeeren schmecken in diesem Jahr nicht richtig gut. Sie scheinen zu wenig Sonne bekommen zu haben.
Es blüht auch weniger auf den Wiesen.... Überall ist zu sehen, dass dieser Sommer nicht nur subjektiv von den Menschen als schlechter empfunden wird.  Zuviel Regen, zu wenig Sonne.

Wir kommen auf der Höhe des Weges an das Ruinendorf und finden einen Aushang, der darauf schließen läßt, dass einige dieser Ruinen gekauft wurden und dort gebaut werden soll... Der Gedanke ist geradzu erschreckend. Es scheint keinen Ort zu geben, egal wie unzugänglich oder schwer zugänglich er ist, der nicht jemanden findet, der ihn ¨besitzen¨ oder ¨besetzen¨ möchte.. Wir hoffen ein wenig, dass genügend Einwände gegen diesen Plan vorgebracht werden und dieser spiritituelle, wunderbare Ort so erhalten bleibt.

Im Hintergrund die Ruinen des Hauses von Fechins Eltern.  Auf dem Friedhof besuchen wir - wie immer - das Grab seines Vaters.
Am Strand überfällt mich eine tiefe Lust, mich der Kleidung zu entledigen und dort in das sanft auf dem Sand auslaufende Wasser zu hüpfen!  Was für eine verrückte Idee, denn es ist wirklich sehr kühl und der nächste Regen bereits in Sicht. 
Ich werte es als Aussdruck meiner Begeisterung, meiner geradezu leidenschaftlichen Liebe zu diesen Orten!  Zum Glück haben wir kein Handtuch dabei und einige Minuten später ergiesst sich ein Schauer über uns - und bis zum Auto sind wir naß... Dann eben von oben!!! 



Roundstone and Ervallagh


In Roundstone staunen wir über die vielen Menschen auf der Straße! Auch im ¨Bogbean¨, unserem Stammcafé, wo wir immer freudig  begrüßt werden, oder im ¨Postoffice¨, das auch Tankstelle ist und Karten und Bücher verkauft ist es ziemlich belebt!



Wir hatten einen Schlenker über Ervallagh, dem Flecken, an dem (wenn man den Menschen hier glaubt :)  haupsächlich Bänker und Rechtsanwälte ihre Cottages haben :)  Wir hatten dort zum ersten Mal ein Traumcottage direkt über dem Pier, das zum Verkauf angeboten wurde, ins Herz geschlossen - aber nur, bis wir den Preis von € 500.000 (!) am Telefon hörten.. Ich fragte den Makler noch lachend, ob er Lire meine  oder tatsächlich Euro.. Nein, er meinte es ernst!
 Später wurde das Cottage praktisch ausgehöhlt und um die Mauern ein doppelt so großes, hübsches Haus gebaut.. Beim Sturm 2013 wurde genau vor diesem Haus die Straße über Nacht weggerissen und es dauerte Wochen, bis die Eigentümer ihr - neben dem Haus geparktes Auto - wieder bewegen konnten!  Soviel zu diesem Traum!!


 Nun steht nur noch das eine alte cottage am Pier und ich bin gespannt, wann es verkauft sein wird und auch dort ein schmucker Neubau stehen wird.  Ervallagh ist ein Beispiel dafür, wie man zu Zeiten der ungezügelten Bauerei in Irland ein Dorf zugrunde gerichtet hat. Hier wurde "Geld in die Hand genommen" von diversen Spekulanten und dann brach der Markt ein - und nun steht so manche unfertige Scheußlichkeit in der Natur und hat die Ursprünglichkeit des Ortes zerstört!


Dem Ort vorgelagert liegt Inislacken, eine Insel, auf der nur noch wenige Ferienhäuser und Dutzende von Ruinen stehen.  Wir beschlossen am Pier spontan, diese Insel besuchen und durchstromern zu wollen.. Es ist reizvoll, Orte zu durchwandern, die so fern von touristischen Pfaden liegen, wobei uns klar ist, dass hier zur Saison, boattrips angeboten werden... Es gibt sie kaum noch, die Orte, an denen man den Fuß auf unberührten Boden setzt - auch nicht hier in Irland!

Der (nächste) ¨Zufall¨ will es, dass uns die nette Besitzerin des ¨Bogbean¨ auf unsere Frage, wie man auf die Insel gelangt, nicht nur im Handy sofort ihre Fotos vom Strandtag auf Inislacken zeigt, sondern uns auch die Telefonnummer ihres Onkels gibt, der quasi als Boottaxi fungiert und uns dort hinbringen kann!  Bingo!  Wir sind glücklich und nun warten wir auf passendes Wetter!!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen