Mittwoch, 1. April 2015

Frühling in Connemara - März 2015 - Teil 1


....."Eine der schönsten Schwellen, die wir in der Natur erleben können, ist der Übergang vom Winter in den Frühling. Ein alter Zen-Meister sagte: Wenn eine Blume erblüht, ist überall Frühling. Wenn das erste, kindlich unschuldige Blümchen auf der Erde erscheint, spürt man förmlich, wie sich die Natur unter der gefrorenen Oberfläche regt. ... Die herrlichen Farben und das frische Wachstum, mit denen sich die Erde bedeckt, machen den Frühling zu einer Zeit der Überschwänglichkeit und Hoffnung. In gewissem Sinne ist der Frühling die jüngste Jahreszeit. Der Winter wiederum ist die älteste; er war von Anbeginn da. Er herrschte über Abermillionen von Jahren, während die Natur, ehe die allerersten Pflanzen keimten,schweigsam und tot dalag. Der Frühling ist eine jugendliche Jahreszeit; er springt voller Leben und Verheissung aus der Erde, voller Hoffnung und Möglichkeit. Im Herzen des Frühlings lebt eine übermächtige Sehnsucht. Er ist die Jahreszeit, in der sich Erinnerung und Verlangen tief innen regen und aufeinander zustreben....."

John O'Donohue
Anam Cara  (S.186 ff)





Beginnen wir mit dem Wetter - dem Thema Nr. 1 in Irland.  Auch, wenn es uns niemand mehr glauben mag:  Wir haben die Sonne mitgebracht und sie blieb! 
Der Winter war - wie auch in Deutschland - mild und die Menschen hier sehr beruhigt, nach dem schrecklichen Winter 2013/2014, den wir - wie auch die Sonne - mit ihnen geteilt haben.  Soll niemand sagen, dass wir uns nur ¨gutes Wetter¨ aussuchen :) 
Man sieht es der Natur an, dass weder die Stürme so getobt haben wie wir sie erleben mußten - es blüht:  es blüht ¨gelb¨:  Narzissen bedecken ganze Wiesen. Unser Garten bei Ankunft war die große Überraschung: das haben wir doch gar nicht alles gepflanzt!  Narzissen vor und hinter dem Haus -überall aus der Wiese ragen sie leuchtend  hervor und geben der Natur sofort etwas Strahlendes, sonniges!  Der Ginster, der gerade im Aufblühen war, als wir kamen, säumt nun die Straßenränder - gelb! 
Es ist März, es ist Frühling und auch, wenn wir viel Sonne haben, weht doch oft ein recht kühler Wind.  Wenn er aber stoppt, ist die Luft mild und die Temperaturen unterscheiden sich nur wenig von denen im September!  Die Nächte sind kalt - und wir freuen uns an unseren Heizdecken.


 



..."Zwischen der Weise, wie wir Dinge betrachten und dem, was wir tatsächlich entdecken, besteht ein enger Zusammenhang. Wenn es uns gelingt, zu lernen, unser Selbst und unser Leben auf eine liebevolle, schöpferische und abenteuerliche Weise zu betrachten, können wir uns auf erstaunliche, wunderbare Entdeckungen gefasst machen..."

John O'Donohue
Aus: Landschaft der Seele
 


Wir sind zurück von einem Ausflug nach Clare und Anlass war ein Konzert in Ennis.
Vor einigen Wochen entdeckte ich einen irischen Sänger, von dem ich tatsächlich noch nie gehört hatte (und ich glaube, ich bin nicht schlecht ¨zu Hause¨ in irischer Musik):  Mick Flannery.
Ich hörte nicht nur, ich war auf eine Weise sofort von seiner Stimme ergriffen, wie ich dies nur sehr selten erlebt habe. Eine Tiefe, eine Sentimentalität, eine Kraft, eine Ruhe und bei aller Melancholie auch Rock und Lebensfreude.... Sehr besonders! 
Wir hatten sein Konzert (zwei Tage nach Abflug) in Berlin verpasst und so beschlossen wir, uns  das Konzert in Ennis anzuhören. Was für eine gute Idee, wie sich herausstellte!!

 Ich habe seine Musik hier bereits vorgestellt :)


Die Fahrt über Galway dauert etwa 2 Stunden und wir unterbrachen sie schon bald mit einem ersten Stopp an Maam Cross, wo ein ¨Pony Market¨ stattfand und darüber hinaus  Bauern  Selbstgestricktes  und  aus dem Garten Geerntetes anboten. Hühner und Hähne in winzigen Käfigen, ein kleiner Jack Russel in einem Karton, auf neue Besitzer wartend, eine Welt der Männer. Unglaubliche Gesichter, verwittert, durchfurcht, deutlich sichtbare Lebenslinien- und Ausdrücke.  Keine einfachen, leichten Leben, aber vielleicht zufriedenere als das manch eines Städters... Wer weiß es! (Wir lasen vor einigen Tagen in der Zeitung, dass Irland mit 73 %  mit an der Spitze der zufriedenen und subjektiv glücklichen Menschen in Europa liegt).

In einer riesigen Halle entdeckten wir dann den eigentlichen Viehmarkt - keine Pferde oder Ponys, aber Schafe und Kühe.
 




Wir waren fasziniert von diesem Schauspiel der Aukion.  Wir hatten so etwas zuletzt auf
Fischmärkten gesehen. Hier lief der auctioneer¨ auf einer Rampe über den quadratischen kleinen Gattern, in dem die Tiere oft - viel zu eng - standen... und rief die Gebote in schwindelerregender Schnelligkeit - wie einen gebeteten Rosenkranz - herunter... Interesse oder Desinteresse in den Gesichtern, Anspannung und Freude, wenn die Tiere gleich in den Hänger am Wagen geladen wurden. Wir waren die einzigen, die ohne irgenwelche Absichten dem Schauspiel beiwohnten!
Ich genoss es, den Tieren - vor allem den Schafen, die sehr oft Lämmer bei sich hatten, so nah kommen zu können. Auf den Weiden sind sie scheu - und halten gebührenden Abstand...
Hier konnte man sie fast streicheln. 





Weiter ging es Richtung Ennis, mit einem Zwischenstopp in Galway.  Immer gibt es hier - in der nächsten großen Stadt etwas zu besorgen, das wir in Clifden nicht finden können. Diesmal konnten wir nicht umhin, Pflanzen für den Garten zu kaufen - und heute hat Hans-Jürgen sie verteilt und wir werden nach unserer Rückkehr Ende Mai sehen, was aus ihnen wurde!

 Ein lohnender, kleiner Stopp ist der ¨Yeats Tower¨ - Thoor Ballylee, ca. 2o Min. nach Galway.




"1916 erwarb Yeats eine kleine Burg in Galway für eine Gesamtsumme von 35 Pfund. Er war wie verzaubert von dem Gebäude und verliebte sich in die Landschaft der Umgebung. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten benannte er die Burg um: in Thoor Ballylee. In den darauffolgenden 12 Jahren verbrachte er jeden Sommer hier. Die friedliche Lage am Fluss verschaffte Yeats einen inspirierenden Rückzugsort, an dem er einige Gedichte verfasste, einschließlich The Tower (Der Turm) und The Winding Stair (Die Wendeltreppe).... Siehe Eintrag vom 4.3.2015

Noch ist das kleine Museum geschlossen, aber wir saßen -  mit Sicht auf den Turm- an einem Bach und genossen die Abgeschiedenheit und Schönheit dieses Ortes.



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