Ich fühlte mich bei
Ankunft noch immer geschwächt von der Influenza, die uns diesen
Winter beide erwischt hatte und über Wochen zu schaffen machte. Irland war immer mein Fixstern - und auch die Hoffnung auf etwas Wärme.
¨Nie
aussichtslos¨
- das ist, was wir hier vom Wetter gelernt haben... Und: wenn es einem so erscheint, dann ein gutes
Buch nehmen, eine Wolldecke und einen Lesetag einlegen!
Kälte macht
klare Himmel - und die Sterne sind nachts so nah, als könnten wir sie
mit den Händen
herunterholen.
Wir schlafen wunderbar - und draußen im Garten
an Florians Stein brennt wieder die Laterne, die die Sonnenstrahlen am Tag
eingefangen hat. Dahinter weit draußen wirft der
Leuchtturm sein Licht in die schwarze Nacht.
Es ist unendlch friedvoll! Was
stört
da eine Blasenentzündung, die ich - dank mitgebrachten
Antibiotika - schnell schmerzfrei im Griff habe... Ich intepretiere diese
Episode so, dass ich noch zu wenig Abwehrkräfte
mobilisieren kann -und gönne mir viel Wärme, Ruhe
literweise Cranberrytee!
Mein Radius bleibt also zunächst - bis auf
einen Besuch am Strand von Manin-Bay sehr klein. Hans und Astrid, die uns
besucht, vergrößeren
ihren mit langen Strandwanderungen. ¨St.-Patricks-Day¨ fällt für mich
aus und die beiden kommen von der Parade in
Clifden ziemlich enttäuscht zurück. Ein
eisiger Wind fegte durch die Straßen und viele der sonst vertretenen
Gruppen, vor allem auch die Schulklassen - traten gar nicht erst an. Also auch da
habe ich nichts verpaßt!
Die gemeinsamen Essen, die Abende am
Torffeuer, sie sind vertraut, gemütlich und es gibt viel zu erzählen, da
Astrid sich selbst nun ein Haus gekauft hat - und zum ersten Mal eigenständig - außerhalb von
Camphill leben wird! Dieser Schritt wird
ihr leicht gemacht, da die Umstellungen und Veränderungen bei
Camphill so drastisch und dramatisch sind, dass ohnehin die Zukunft aller
bisher dort lebenden, langjährigen Mitarbeiter ungeklärt ist. Es schmerzt, zu hören, was aus
dieser wunderbaren Idee, der selbstlosen Initiative und Kreativität dieser Gründer der Plätze hier in
Irland geworden ist. Niemand honoriert
ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Betreuung und das gemeinsame
Leben mit den Menschen mit ¨special needs¨. Das haben sie wahrhaft nicht verdient und Karl König würde sich im Grabe umdrehen, wenn er diese Entwicklung erleben müßte..
Die Bürokratisierung
Irlands ist kaum irgendwo so deutlich wie hier - und Camphill in der Form, in
der wir es erlebt haben und wie Florian als Mitarbeiter dort lebte, ist
gestorben!
Das ist bitter - und so wird Astrid im
besten Fall als Angestellte bei Camphill weiter arbeiten, aber -nach getaner
Arbeit- nach Hause gehen. Kein Zusammenleben mehr mit den ¨specials¨ über diese
Arbeitsstunden hinaus.
Ich ziehe mich bald zurück mit meinem
Buch und lasse den Geschwistern die Zeit, die sie ja nur hier gemeinsam
haben!
Astrids Begeisterung für das Haus, für Connemara, für die
liebevolle Umsorgung durch uns, sind wunderbar und sie ist wirklich ein Gast,
wie man ihn sich wünscht.
Unser gemeinsamer Spaziergang am
Strand von ¨Dogs
Bay¨
und über
die Wiese nach ¨Gurteen¨ ist dann
beinahe euphorisierend! Wie sehr hat mir die Nähe des
Atlantik gefehlt, hier bin ich sofort im Kontakt mit Florian - taumelnd im Glück und
innerlich schreiend vor Trauer...
Nasse Muscheln in der Manteltasche und
zerzauste Haare unter der Kapuze des Mantels - so betreten wir ¨The Bogbean¨ - unser
Lieblingscafé
in Roundstone - und, wie schon in ¨ Upstairs Downstairs¨ in Clifden,
werden wir freudig begrüßt hier sogar mit einer festen Umarmung von Orla: "How wonderful to see you again"!!! Und ja, wir sind keine richtigen ¨Touristen¨ mehr,
wenngleich wir auch keine richtigen ¨residents¨ sind :) eben etwas dazwischen, was sich aber durchaus
gut anfühlt...
Jeder Chat hier beginnt mit dem Wetter
und wir sind erstaunt, wie schlecht Iren ihr Wetter darstellen. ¨It was raining
since June last year¨... Das haben wir nun mehrfach gehört und wir können dies
einfach - durch Anwesenheit sowohl im Juni als auch im September - widerlegen
:)
Es war - zugegebener Maßen kein sehr
stabiler Sommer und es hat auch sicherlich viel geregnet, aber es war
keineswegs ein hoffnungsloser Sommer und selbst der Winter war - wie wir von
Claudia oft hörten
- not too bad! Auch am Zustand des Hauses können wir
feststellen, dass es so naß, wie ständig beteuert,
nicht gewesen sein kann :) Aber wir
kommentieren die Aussage nicht, sind sie doch subjektiv so empfunden - und
letztlich kommt es nur darauf an!