"Einfachheit ist das Resultat
der Reife." Friedrich von Schiller
Es sind nun bald zwei Wochen
einfachen Strandlebens. Raubauzige Nordsee. Brüllende Natur. Entschleunigung
total. Ich habe seit mehr als zehn Tagen keinen Schuh mehr getragen. Sand
zwischen den Zehen und Leinen auf der Haut. Unser Haus in den Dünen. Keine
hundert Meter in die Brandung. Mal 4, mal 5 und mal 6 Beaufort. Wind. Gischt.
Salz. So viel Sauerstoff in der Luft. Eine eigene Düne mit Fernwehblick von
Ewigkeitswert. Für den Morgenkaffee und den Abendtee. Schweigsames, einsames
Einverständnis. Sonnenuntergänge für weit offene Münder. Wilde, echte Romantik.
Der Schlaf ist tief und lang. Erholsam. Und die Nacht ist klar und voller
Sterne.
Erst kommt die Ruhe. Dann kommt die
Sehnsucht. Nach der Ruhe. Und der Einfachheit. Die Sehnsucht nach mehr
Einfachheit im Alltag. Ich lese von der Einfachheit. Und bleibe an Jean-Jacques
Rousseau hängen. Der Genfer Schriftsteller und Pädagoge sagte schon im 18.
Jahrhundert:
"Auf allen Gebieten ist die
Einfachheit verschwunden, selbst aus der Kinderstube. Schellen von Silber, von
Gold, von Korallen, von geschliffenem Kristall, Klappern von jedem Preise und
jeder Gattung - was für unnützes und verderbliches Zeug! Fort mit all diesem
Krame! Fort mit den Schellen! Fort mit den Klappern! Kleine Baumzweige mit
ihren Früchten und Blättern, ein Mohnkopf, in welchem man die Samenkörner
klappern hört, ein Stück Süßholz, an dem es saugen und kauen kann, werden das Kind
in ebenso großes Entzücken versetzen."
Da hat er Recht. Und das adressiert
er sicher nicht nur an die Kinder. Jeder von uns kennt sein eigenes Süßholz.
Oder das, was es ersetzen sollte, aber viel zu selten wirklich kann. Das was
uns in unserem Alltag gefangen nimmt, uns bindet. An seine vorgebliche
Zwangsläufigkeit. An sein scheinbares Muss. Hinterfragen lohnt. Zerlegen. Und
entrümpeln. Atmen.
Eines dieser großartigen, jüdischen
Bonmots sagt weise, leise und darin auch ganz laut und schmerzhaft wahr:
"Während wir dem Glück hinterherlaufen, verlieren wir unsere
Zufriedenheit." Ja. Ich spüre hier gerade einen Anflug von tiefer und
ruhiger Zufriedenheit. Und die mag ich mir erhalten. Ganz unbedingt.
Bruno Schulz
Ich möchte Euch diesen Text hier zugänglich machen (habe ihn selbst auf Facebook entdeckt),
weil er so gut in mein Irland-Gefühl paßt...
Vielleicht macht ich Euch einfach auch eine Freude damit!
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