11. September
Heute
ist ein Regentag, wie wir ihn sehr selten hier erlebt haben: ¨hard
rain¨ - und er stoppt seit heute früh nicht einen Moment. Mal fällt er ¨ unsichtbar¨ wie ein tiefnasser Nebel, dann in dicken Tropfen, die wütend gegen die Fenster schlagen! Die Landschaft um uns herum ist im Grau
versunken...
Gut,
bei solch einem Wetter nicht angekommen zu sein :) aber auch nach 2 Wochen legt sich die Hoffnungslosigkeit
auf Besserung doch ein wenig auf die Seele.
Es
gibt viel zu tun im Haus: der Tisch (die
Truhe) hat einen neuen Anstrich bekommen. Die Gebrauchsspuren sind
verschwunden. Der Küchenschrank
ist wieder aufgeräumt..
Man
staunt schon ein wenig, wie sehr die Dinge dort ¨wandern¨...
Aber offenbar hat jeder, der hier wohnt, seine eigene Ordnung. Wir stellen
unsere dann so nach und nach wieder her :) bis zum nächsten Mal.
Unser
Versuch, uns - online - bei ¨irish
water¨ zu registrieren, ist gescheitert. Wir
waren gestern bei Declan, unserem Steuerberater, der uns eine riesige Hilfe
ist. Unser Haus war bisher nicht registriert und es brauchte am Telefon fast 20
Min. bis man uns fand; eigentlich erst,
als Declan die Koordinaten durchgegeben hatte. EIRCODE die Neuerung, nämlich die Einführung
von einer PLZ für jedes Haus, jede Wohnung und jedes
business in Irland, scheint bei ¨irish
water¨ noch nicht angekommen zu sein...
Niemand glaubt hier daran, dass diese ¨Neuerung¨ tatsächlich
irgend etwas bewirkt, geschweige denn, angewandt werden wird. Theoretisch
braucht man jetzt auf einen Brief nur noch diese Nummer zu schreiben: H91 NCK 8
- ist übrigens unsere eircode Nummer und unter
eircode.ie kann man jedes Haus auf der Insel
finden! Verrückt,
dass sich dieses System komplett der modernen Navigationstechnik entzieht... Wäre ja auch zu einfach :)
Mal
sehen, wie unsere Adresse künftig
aussehen wird... Was wir herausgefunden haben, ist, dass wir keineswegs zu
Ballyconneely - sodern ausschließlich
zu Roundstone gehören.
Die gesamte Halbinsel Bunown jedoch gehört zu Ballyconneely.
Ich lese wieder Gabriele Alioth: ¨Die Arche der Frauen¨, das ziemlich
düster
ist, mich aber sehr fesselt. (Inhalt:
Ein abgelegenes irisches Tal, ein einsames Haus mit Sicht auf einen
verwilderten Garten, einen kleinen Fluß. Eine Idlle, so scheint es dem Paar
zunächst.
Sie kaufen das Haus, setzen Dach und Mauern instand. Doch dann ist es, als
ergreife das Haus von seinen Bewohnern Besitz. Zunächst ist es
nur ein Unbehagen, ein unbestimmtes Gefühl der
Bedrohung, das Geräusch nächtlicher
Schritteim Kies, die Umrisse eines Mannes, der entschlossen scheint, sich
im äußersten Winkel
des
Grundstücks niederzulassen....¨)
Das Buch lehnt sich an den festen
Glauben auf dieser Insel, dass jedes Haus seine Geschichte, seine Geister hat,
die weiter dort leben. Es sind entweder
gute oder böse
Geister, die sich - über lang oder kurz - melden und die
neuen Bewohner zwingen, sich mit der Hausgeschichte zu beschäftigen.
Wir erinnern die Lesung mit John
O'Donohue, der über
Connemara erzählte,
dass man niemals eine Ruine abreissen sollte, weil dort die Seelen der
Menschen, die darin lebten, weiterleben.
Dass dies früher
respektiert wurde, zeigt die riesige Anzahl von Ruinen alter Häuser, die oft
direkt neben den neuen stehen.
Wie sich das nun damit verträgt, dass
Baugenehmigungen offenbar nur noch dort erteilt werden (jedenfalls in
Connemara), wo bereits eine Ruine steht, das entzieht sich unserer Kenntnis.
Wir jedenfalls hätten damit ein großes Problem,
zumal O'Donohue meinte, dass denen, die die ignorierten, oft etwas Schlimmes
zugestoßen
ist....
Rätselhaft
bleibt bei all seiner wunderbaren Mystik und Spiritualität sein eigenes Schicksal, da er ja nur wenige Jahre nach Florian auf die
selbse (stille) Weise starb. Er wurde
nur 53 Jahre alt!
Natürlich berührt mich dies
alles auch persönlich,
weil wir selbst vom ersten Moment an, das Gefühl hatten,
dass etwas oder jemand uns zu diesem Haus hier lockte und das, was wir von
seinen Vorbewohnern fanden, hat dies ja sehr dramatisch unterstützt: Susan, die hier Workshops - u.a. für Trauernde durchführte; sie gab REIKI und war offenbar von einer sehr großen Spiritualität und
Verbundenheit mit ¨der anderen Welt¨.
Zugleich hat das Haus seine Geschichte
als Schule - und auch dieses Mal hörten wir ja von der Nachbarin mit dem
rosa Hütchen,
dass diese Schule sehr ambivalente Gefühle in den Menschen hinterlassen hat.
Vielleicht haben aber Susan und Dennis
diese Geister bereits ausgetrieben, als sie das Haus als Wohnhaus übernahmen.. Wir sind noch immer sehr interessiert, mehr
von der Geschichte des Hauses zu erfahren. .Über ein irisches Forum auf fb,("Connemara Foto Memories") auf dem alte Bilder ausgetauscht werden, habe ich immerhin ein Klassenfoto aus den später 40igern geschickt bekommen, auf dem Mattie und eine andere Nachbarin zu sehen sind..
Dort haben mir auch ehemalige Schüler - meist leben sie in den USA - angeboten, bei ihrem nächsten Besuch in Connemara von diesen Zeiten zu erzählen.. Wir werden - später - noch sehr dramatisch an sie erinnert werden....
Ich denke, viele können sich eine Weile lösen von den Problemen der Zeit.. ich kann es nicht!
Nach wie vor studieren wir täglich die
Nachrichten aus Deutschland und der Menschenstrom versiegt nicht und Tausende
warten auf den griechischen Inseln auf die Weiterreise in andere europäische Länder,
bevorzugt Deutschland - aber auch Schweden oder Holland.
Was im Moment ¨zu Hause¨ gestemmt wird
- vor allem auch nach wie vor und sicherlich noch für lange Zeit
von freiwilligen Helfern, ist unglaublich!
Noch unglaublicher ist der Umgang von
Ländern,
wie Ungarn, durch die die Fluchtwege führen und die alles - aber auch
wirklcih alles versuchen - diese Wege zu kappen - mit Stacheldraht und prügelnden
Polizisten... ¨Is this Europe?¨ - war die Frage eines syrisichen Flüchtlings, der mich ins Herz traf! Ich hoffe, dass Deutschland die Kraft und die
Ausdauer haben wird, die Menschen, denen heute die Hände gereicht
werden, auch künftig
als ¨Mit-Menschen¨ zu
akzeptieren und weiter zu begleiten! Was, wenn es fehlschlägt? Das macht mir Angst! Ich habe keine Angst vor den Flüchtlingen, ich habe Angst vor meinem eigenen Volk, wenn es sie zu "Feinden" erklärt!
Irland eiert noch immer herum, wird aber die zunächst genannte Zahl von 1.500 wohl um einiges erhöhen müsssen. Das verlangen schon die Iren selbst von ihrer Regierung!
Heute abend gehe wir zu ¨Keoghs¨ Essen. Wir müssen unter
Menschen und vielleicht ist morgen ein
trockener Tag und die Aktivitäten außerhalb des
Hauses können
wieder aufgenommen werden!!!
13. September
Ich schreibe im ¨Mihalls Room¨ und mein
Blick auf die Küste
ist endet schnell in einem unrühstück im
Sunroomdurchdringbaren Grau! Aber ich will mich nicht beschweren. Wir
hatten heute endlich wieder einmal ein Frühstück im Sunroom. Schon beim Aufwachen konnte ich
das Blau des Himmels durch die Vorhänge sehen!
Die Kühe sind wieder
neben und oder vor uns am Ufer des Maumeen Lake. Wir schauen ihnen beim Frühstück zu. Meist sind sie bei einander und oft steht
eine von ihnen eine lange Weile ganz still - den Blick auf etwas gerichtet, das
wir nicht sehen können.
Ich denke dann an den verstorbenen Bruder des Nachbarn, der so ähnlich auf dem
Feld unter ihnen stand - wie eine Statue auf seine Sense gestützt Vielleicht vermissen sie ihn :) wer weiß?
Ich pflücke Mageriten für die Vasen und freue mich am blühenden Garten!
Ich pflücke Mageriten für die Vasen und freue mich am blühenden Garten!
Waschtag! Sobald die Sonne scheint, denke ich an Wäsche -
herrlich! Unsere Neuerung ist eine Wäschespinne... Omg höre ich einige ¨denken¨... So ziemlich das
"Piefigste", was man sich vorstellen kann :)
so dachte ich auch, aber seit sie hier - zum Nachbargrundstück steht und
wir z.B. die Handtücher nach dem Duschen schnell dort in
den Wind hängen
können
- sind wir mit ihr versöhnt! So viel Schönheit und
Esthetik hier, kann solch eine ¨Spinne¨ durchaus
aushalten!
Heute war mein Lieblingsstrand unsere
Ziel - der Strand der sich an die Steilküste anschließt, an dem der
alte Friedhof liegt - und das kleine ¨griechische¨ Gebäude... Im Juni
begeisterte er mich über alle Maßen mit all der
Schönheit,
die sich beim Spazierengehen und vor allem Hinschauen auftat. Heute war das Wetter nicht so günstig - die
Sonne hatte sich bereits verzogen, aber
auch hinter den Wolken lies sie ihre Helligkeit sehien... Genug für die heutigen
Entdeckung: das Seaweed! Diese Formen
und Farben zu beschreiben, fehlt mir die Sprache - und so lasse ich die Bilder
sprechen, die dort entstanden.
Dank der Ebbe konnten wir - hinter eine Wand aufgehäufter Felsen, die aber ganz gut zu überklettern waren, erkennen, dass sich hier Strand an Strand reiht... Bucht an Bucht und endlich scheinen wir die Entdeckung gemacht zu haben, die als ¨ offene Frage¨ immer im Raum stand:Wir schauen vom Haus auf der anderen Seite der Bucht genau auf diese Strände, die wir aber nie zuordnen konnten, weil sie eben nur bei Ebbe zugänglich sind! Das hieß, dass wir von hier aus auch unser Haus sehen konnten :) Immer mehr Rätsel lösen sich auf!
Der sich zunehmend verdüsternde Himmel
ließ
uns aufbrechen - nicht, ohne dass ich wieder eine Reihe neuer ¨Schätze¨ - nämlich bunte ¨Kugeln¨, die ich zum
Teil aus dem Sand ausgrub, mit mir schleppte!
Außerdem ist ¨Herzsaison¨! Ich weiß nicht, wann
zuletzt ich so viele Herzen fand, wie in diesen Tagen...Selbst vom Strand in
Salthill /Galway gestern schleppte wir ein großes Steinherz
an!
Kaum saßen wir im
Trockenen, fielen die ersten Tropfen und kaum hatten wir die Wäsche von der
Leine genommen, begann es ¨Strippen zu regnen¨ :) Hugh, der gerade vorbeikam, um sich den
Wasserschaden, der letztes Jahr Weihnachten im Bad geschehen war, anzusehen,
meinte, es würde
auch morgen regnen, aber dann könnten wir uns auf noch einige schöne Tage
freuen!
As the day ends I sit on the hill, watching the sun set in the sky. I'm in the warm breeze and close my eyes reflecting, proud I made it through another day unharmed I sigh, content smiling. I open my eyes and find myself amongst the stars ...
- Humming Bird -
As the day ends I sit on the hill, watching the sun set in the sky. I'm in the warm breeze and close my eyes reflecting, proud I made it through another day unharmed I sigh, content smiling. I open my eyes and find myself amongst the stars ...
- Humming Bird -
Was für ein schöner Bericht. Ich bin für eine Weile total eingetaucht in diese geheimnisvolle Welt. Danke, dass du teilst, was dich reich macht!
AntwortenLöschenHerzlichen Gruss, Gabriela