6. September
Heute ist ein sehr ¨ ambivalenter¨ Tag: Ich glaube, ich habe eine solche Stimmung
draußen
hier noch nicht erlebt. Der Himmel ist grau, es ist sehr kühl (15°) und kein Lüftchen regt
sich.. Die ¨midges¨ sind da - und
man kann sich nur eingesprüht gegen sie verteidigen!
Meine Stimmung ist wie das Wetter. Ich
glaube, auch diese innere Landschaft habe ich hier noch nicht so erlebt...was
mich zusätzlich
bedrückt
macht. Ich erkläre sie mir
damit, dass ich es nicht schaffe, im Hier und Jetzt zu sein! Es ist die Lage in Europa, die mich nicht
losläßt
und mich irgendwie innerlich zerreißt.
Ich bin nicht dort, wo ich anpacken und helfen könnte - und
doch in Gedanken bei denen, die es tun!
Ich sehe die Bilder der Flüchtlinge, ihre Not, ihr Elend und vor allem das Schicksal eines 3-jährigen Jungen - Aylan Kurdi - der / zusammen mit seiner Mutter und seinem 5 Jahre alten Bruder auf der Flucht von Kobane ertrank, hat allem, was in diesen Wochen geschieht, ein Gesicht gegeben, von dem sich niemand mehr frei machen kann....
Ich sehe die Bilder der Flüchtlinge, ihre Not, ihr Elend und vor allem das Schicksal eines 3-jährigen Jungen - Aylan Kurdi - der / zusammen mit seiner Mutter und seinem 5 Jahre alten Bruder auf der Flucht von Kobane ertrank, hat allem, was in diesen Wochen geschieht, ein Gesicht gegeben, von dem sich niemand mehr frei machen kann....
In Deutschland werden Tausende von
Menschen willkommen geheißen, Tausende helfender Hände sorgen dafür, dass sie
sich in unseremLand sicher fühlen können (was ja
auch nicht unbedingt immer gewährleistet ist...) und Irland ist -
endlich - erwacht - nicht zuletzt durch eben dieses Foto des am Strand
liegenden ertrunkenen, kleinen Jungen. R.I.P. kleiner Junge, der Du ein gutes Leben in Europa hättest haben sollen!
Ich habe gezögert, dieses Foto aufzunehmen, aber ich tue es, weil ich denke, dass der Tod dieses Kindes nur dadurch, dass er sich eingebrannt hat, so etwas wie einen "Sinn" bekommt.
Weil es mich so berührt, möchte ich ei wenig aus einem Artikel aus der IRISH TIMES zitieren:
¨Janette in Tipperary has a couple of spare rooms.
Hellen in Donegal has two mobile homes and a plytunnel.
Mary in Cork has spare beds and would also really love to cook some
meals.
Most of all, they all have big hearts - just like all the other people
from all over the country, who by lunchtime yesterday and pledged an
extraordinary number of beds for refugees: 6.640 and rising fast.
Mary: ¨ I came home last night and I went into me
(17-year-old) daughter and said to her, 'How would you feel if we took in two
refugees?' and she said, 'When you put it like that, yes, why not?'
And: ¨ We've got problems in Ireland. But
this is different. I'm trying to identify what I can do. I don't have a lot of
financial resources. Bit I have a home, two spare rooms, two beds and a lot of
love, care and securtity to give¨....
Wieder sind es die Menschen, die die
Herzen und Hände
zu öffnen bereit sind, während die
Regierung hier noch immer mit einer Zahl von 1.500 Flüchtlingen, die
Irland aufzunehmen in der Lage ist, jongliert... Vielleicht erleben wir noch
hier, wer ¨den
Sieg¨
davontragen wird....
Ich versuche, für mich einen
Mittelweg zu finden - wissend, dass dieser Aufenthalt jetzt sich von den bisherigen unterscheiden wird. Dies zu akzeptieren ist vielleicht das, was
mich heute so unruhig und bedrückt macht... Es gibt eben doch kein ¨Paradies¨ auf dieser
Welt!!
Aber zurück zu den
letzten Tagen:
Seit gestern sind wir alleine im
School House. Unser Besuch ist weitergefahren nach Dublin
Es war schön mit ihnen
und vor allem Lion (13 Jahre alt) hat uns - völlig unvorbereitet,
da wir ihn lange nicht gesehen hatten,
so verblüffend
an Florian in diesem Alter erinnert, dass es mich manchmal schmerzte! Sein Wesen, seine Bescheiden- und Zurückgenommenheit,
seine Hilfsbereitschaft - all das war ¨Flori¨ - und somit
hatten auch diese Tage sehr viel Emotionalität.
Das Wetter konnte sich an den meisten
Tagen einfach nicht entscheiden - und so hatten wir den gesamten Wettermix, den
Irland so auf Lager hat :) Wir
nannten die gemeinsamen Tagen dann einfach ¨ all inclusive¨.
Der Wechsel von Besuchern zurück zur
Zweisamkeit vollzieht sich auch in Wellen:
Erst erscheint das Haus zu ruhig und leer. Die Zimmer sind in ¨ unsere Räume¨ zurückverwandelt;
ein bißchen
fehlt das Leben... Und dann ist es doch schön, ¨ programmfrei¨ zu leben. Wir
richten uns nun nach dem Wetter, das seine Launen offenbar fortzusetzen
scheint:
Zu Hause setzen wir uns gerade mit
einem Capucchino in den ¨Swimmingpool¨ als es an der
Tür
klingelt und eine meiner ¨ unbekannten Freundinnen¨ - Olivia aus
München
mit ihrem Freund René vor der Tür stehen! Überraschung!
Dann sitzen wir zusammen -mit Blick
auf den Bog und die Berge - und genießen unser ersten ¨ reales¨ Treffen hier
in Irland! Es ist viel, was uns verbindet und durch unseren Austausch sind wir
einander vertraut; ein gutes Gefühl hinterläßt dieser
spontane Besuch!!
Zwei Stunden später: vor dem geschlossenen Tor taucht ein rosa Hütchen auf :)
Bevor ich meine Schuhe anziehen kann,
ist Hans-Jürgen
schon draußen
und ich höre
ihn sprechen. Es ist eine Nachbarin (zur
Linken), die - auf ihrem
Abendspaziergang - bei uns vorbei schaut, um uns ein ¨ Geschenk vom Strand¨ zu
bringen--- eine dieser länglichen
Plastik¨kugeln¨, aus denen
wir am ¨
gate¨
ein kleines Kunstwerk gemacht haben. Es
scheint ihr sehr zu gefallen und sie
denkt vielleicht an eine Erweiterung :)
Sie trägt
Handschuhe und das rosa Hütchen ist aus Wolle! Wir dachten, es sei gerade endlich Sommer!!!
Eine reizende ältere
Frau, die uns erzählt, dass sie hier zur Schule gegangen
ist - aber, wie wie meisten, hat sie keine guten Erinnerungen an diese
Zeit! Sie folgt unserer Aufforderung,
sich gerne mal die Räume anzusehen, nicht, weil sie nicht
stören
möchte.
Vielleicht
ein andermal. ¨ You did such a good job on this
place. I love the light in the window at
night.. ¨ Und sie meint, wir hätten mit
unserem Haus den schönsten Platz an dieser Straße! ¨ You can look to both sides - the
bog and the Sea. I
live down here in a hole¨... "I am allways in a hole!"
und sie lacht und winkt und geht weiter!!!!
Auch dies eine wunderschöne Begegnung und wir spüren beide, wie dankbar wir für diese herzlichen Feedback aus der Nachbarschaft sind!!
Auch dies eine wunderschöne Begegnung und wir spüren beide, wie dankbar wir für diese herzlichen Feedback aus der Nachbarschaft sind!!
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