Freitag, 5. Juli 2019

Calla-Days Juni 2019 II




05.06.
Zu Hause zieht Mirco morgen aus und fliegt übermorgen nach Griechenland. Er hat die Sommerhitze in Berlin durch den Garten sicherlich besser überstanden,als manch anderer!  35° seit Tagen und die Stadt stöhnt unter der Hitze. Drei weitere Parteien werden das Haus übernehmen und wir wir sind gespannt, was uns empfangen wird -  aber heute ist das kein Thema!


Wir sind im Hier und im Jetzt und das sieht heute sehr gut aus!  Die Sonne hat uns aufgeweckt und nur der starke Wind hat uns daran gehindert, endlich draußen frühstücken zu können.  Der Sunroom hat 27°!  Ich liebe die Blicke über das nun gemähte Gras und immer mehr Margeriten tauchen auf! Oft stehen die Kühe - die immer sehr eng beisammen bleiben - auf den Felsen und sehen aus, als würden sie posieren für ein Bild!  Der Maumeen Lake hat wieder sein tiefes Blau und grün zieht sich über den Erisbeg fast bis zur Spitze, deren Felsen im Sonnenlicht unterschiedliche Farben einnehmen.
Dieser Anblick hat eine unglaubliche Ruhe und strahlt puren Frieden aus. Er war es, der mich vom ersten Augenblick verzauberte - mehr noch als der Blick zur anderen Seite auf die Küste.

Heute wollten wir eigentlich auf die Insel laufen. Die Ebbe war günstig, aber wir sind so in den Aufgaben um das Haus herum beschäftigt gewesen, dass der Zeitpunkt verstrich.  Hans mäht mit der neuen Telescopschere die Hecken, die zum Teil unter dem Winter sehr gelitten haben. Die Blicke müssen wieder freigelegt werden - alles wächst hier in einer unglaublichen Geschwindigkeit - jedenfalls die Hecken.. Die Blumen weniger:) 

Eine Einladung am Donnerstag zum Kaffee bei Helene + Moritz auf Inisnee. Eigentlich wollten wir auf ihrer schönen Terasse im Zaubergarten sitzen - aber daraus wird wohl nichts werden. Für morgen ist Regen angesagt und der Wind bleibt so stark wie heute und die letzten Tage.
Aber sicherlich wird es auch im Cottage gemütlich sein und wir freuen uns, sie wiederzusehen. Ein Besuch in Berlin mit der Aufführung ihres Stückes von Kafka ¨Bericht für eine Akademie - oder die Stunde des Affen¨ fiel leider aus, weil Moritz in Berlin schwer erkrankte.
Wir wollen versuchen, es im Herbst noch einmal bei uns als Wohnzimmertheater stattfinden zu lassen.

Claudia hat sich gemeldet und Paul haben wir im Auto auf dem Rückweg von einem Abendspaziergang am Strand von Dolan schon gesprochen. Mit ihnen werden wir hier einen Abend mit einem schönen Essen verbringen und freuen uns, über alles, was im Winter hier geschehen ist, upgedated zu werden.

Über der Küste macht sich die Sonne bereit, langsam ins Meer zu tauchen. Noch steht sie - grell gelb - wolkenlos am Himmel. Es ist im Wohnzimmer fast zu hell und ich habe mich in die Küche verzogen, um zu schreiben.  Gleich werde ich nachschauen, wie sie ¨versinkt¨.. Jeden Abend ist dies Schauspiel von Neuem ein Vergnügen, denn nie sind die Farben und die Wolkenformationen identisch..
Wie so oft, ist der Himmel zweigeteilt - wolkenlos über dem Atlantik und dunkel über den Bergen, deren Spitzen in den Wolken stecken.
Gestern gab es den ersten Regenbogen! 

Auf Manin Bay fiel heute unsere Wahl für den abendlichen Spaziergang am Strand. Menschenleer und sein ruhiges, von azurblau über türkisfarbenes Wasser leckt nur träge den Sand und spült Muscheln an Land. Dieser Strand, den wir so spät erst entdeckt haben, ist heute unser Lieblingsstrand. 
Zu unserer Überraschung kommt eine kleine Herde von Schafen von ihrer Wiese, die am Strand endet und betritt vorsichtig das Wasser... Das haben wir noch nie gesehen. Kühe ja und wir wissen inzwischen, dass es in Irland schwimmende Kühe gibt - aber Schafe am Strand, das war neu! 
Es schien das salzige Wasser auch nicht ihr Element zu sein, denn ein besonders großes und mit dicker Wolle ausgestattetes Schaf läutete den Rückzug ein!  



Wir halten die Gesichter eine kleine Weile in die Sonne. Sie hat noch immer Kraft und wärmt. Nachmittags hatten wir in den Liegestühlen im ¨Swimming Pool¨ gelegen und den Wolkenformationen zugeschaut und ihre Formen interpretiert.  Ich bin immer auf der Suche nach Herzwolken, eine meiner Verbindungen zu Florian! Heute hatte ich keinen Erfolg. 

Die Sonne steht noch immer hoch um 21.30 und es wird noch eine ganze Weile hell bleiben. Gestern wollten wir uns einen Film ansehen und mußten abbrechen, weil der Raum einfach nicht dunkel werden wollte.. (Vorhäng haben wir nicht - und nur an solchen Abenden vermisse ich sie..)
Im Gegensatz zum Juni letzen Jahres brennt jeden Abend das Torffeuer. Bald muß Fechin Nachschub bringen.  Uns einen richtigen Torfhaufen im Garten anzulegen, haben wir verworfen. So wird er in Säcken gebracht und der Schuppen hält ihn trocken!



11.6.2019

Suchen

Ich suche
Eine Insel
Wo man atmen kann
Und träumen,
Dass die Menschen gut sind.

Rose Ausländer


Zeit, wieder einmal festzuhalten, was an Eindrücken zurückgeblieben ist..
Heute warten wir auf unseren ¨gravel¨ - neuen Kies, der über den jetzigen gelegt werden soll. Wir haben lediglich den häßlichen ¨8 o 4¨, den jeder hier in seiner Auffahrt hat und der jetzt eine gute Grundlage für den Kies sein soll, den wir uns im September ausgesucht haben.
Wir sind gespannt.  Martin und sein Mitarbeiter Joachim - Matties Bruder - haben gestern mit einem Rüttler die Grundlage eben gemacht - nun müßte eigentlich auch das Unkraut nicht mehr ¨ ungebremst¨ nach oben wachsen können. We will see!

Das Wetter ist sich ziemlich treu geblieben in den letzten Tagen - und hat uns zum Glück aber mit sonnigen Abschnitten immer wieder bei Laune halten können.  Leider geht ein kalter Wind, der auch Sonnentage, wie den gestrigen (13 Stunden Sonne!) letztlich nur im Windschatten angenehm machen.  Unser ¨Swimmingpool¨ ist da ein guter Ort, in dem man es liegend in der Sonne aushalten kann!! Dennoch waren wir jeden Tag auch an einem unserer Strände - die auffallend leer sind im Gegensatz zum letzten Sommer!  




"Wenn wir leiden, fällt es uns schwer, sanft mit uns umzugehen. Doch Sanftheit hilft uns, dem Schmerz der uns heimsucht, keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen. Wenn wir aufhören, dem Leiden zu wiederstehen, setzt etwas Neues ein. Wir gestatten dem Schmerz allmählich, seiner eigenen Logik zu folgen. Die Annahme hierbei ist, dass  das Leiden uns nicht grundlos heimsucht. In jedem Leiden steckt irgendwo ein verborgenes abgeschirmtes Licht. Das Schicksal sieht uns und unseren Weg in einem größeren Zusammenhang, den wir selbst nie ganz überblicken können; es allein weiß, warum uns das Leiden besucht. Das Leiden folgt seinem eigenen Plan. Es will uns etwas lehren. Wenn wir aufhören, uns gegen sein dunkles Wirken zu sperren, öffnen wir uns den Lehren, die es uns vermitteln will. Oft erhalten wir durch die schwarze einsame Gezeitenfolge des Schmerzes die tiefsten und wertvollsten Offenbarungen....."

John O'Donohue

12.06.

Ich weiß nicht, ob das wechselhafte Wetter auch meine Stimmumgen so wechselhaft sein läßt. Es scheint nicht mehr so leicht zu sein, Irland mit Glücksgefühlen gleichzusetzen... Ist es vielleicht die ¨Normalität¨ hier, die wir inzwischen leben? ¨Wenn alles getan ist¨ - dann muß man ein Haus, ein Grundstück mit Leben füllen - und dazu gehören ausser uns beiden natürlich die Menschen, die uns besuchen, die Gast sind. Und da spüre ich diese Leerstelle in mir - Florian - besonders. Er wäre unser Lieblingsgast, er würde das Haus mit Freude und Lachen und Lebendigkeit füllen... Er fehlt mir hier noch mehr als in Berlin!
Ich verspüre oft eine große innere Müdigkeit und Leere, die mit nichts zu füllen ist...  Ich weiß, dass das Leben auch dann gelebt werden muß und ich für meine Freude am Leben selbst etwas tun muß.. Es fällt mir zunehmend schwer.
Auch mein Alter macht mir zu schaffen. Beschwerlich ist vieles geworden und anstrengend. Es fehlt Elan und es fehlt an Leichtigkeit.
Da wäre die Sonne vielleicht doch auch ganz hilfreich :)
Vielleicht sollte man weniger Erwartungen haben und dankbarer für das sein, was machbar und erlebbar ist...



Irgendwo, außen am Rand, geht die Nacht
Zurück, und die Wellen der Dunkelheit
Beginnen die Küste des Morgens sacht zu erhellen.

Das schwere Dunkel fällt auf die Erde herab,
Und befreit tobt die Luft von besinnungslosem Licht,
Das Herz füllt sich mit frischem, hellem Atem,
Und der Sinn schickt sich an, Farbigkeit zu gebären.


John O` Donohue 
„Echo der Seele“. .........



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