12.6.
Eine schöne Begegnung hatten wir wieder mit Helena + Moritz, die sich mit einem Zettelchen unter dem Stein an der Tür meldeten. Wir verabredeten uns bei Ihnen am Sonntag.
Wie befürchtet, wurde
nichts aus der Terasse mitten im Zaubergarten;
das Wetter spielte einfach nicht mit und so saßen wir - nicht
weniger schön
- in der gemütlichen
Küche,
die, wie unser Sunroom durch die wenigen Sonnenstrahlen, die auch an diesem
Tage immer wieder durchdrangen, im Warmen.
Es war schön, die beiden
wiederzusehen und es erstaunte mich, wie vertraut wir mit einander sprachen,
obwohl wir uns doch wirklich nicht sehr lange und intensiv kennen. Kaffee, Tee,
Scones und leckerer Kuchen, die ganz besondere Atmosphäre dieses
schlichten, schönen
Ortes - alles nahm uns das Gefühl für die Zeit -
und irgendwann gingen wir vom Kaffeetrinken ins Abendessen über und es war
spät
und dunkel, als wir den Rückweg antraten.
Helena + Moritz zeigen uns auf so
bemerkenswerte Art, mit wie wenig Luxus man hier auch leben und glücklich und
zufrieden sein kann. Wir geniessen es sehr mit ihnen und unser Gespräche haben mich
noch den gesamten nächsten Tag beschäftigt.
Beschenkt fuhren wir den Weg von einem eindrucksvollen Sichelmond begleitet zurück nach Calla.
Sonne am nächsten Tag und
endlich ein langer Spaziergang auf Bunowen am Strand. Auch hier - ganz im
Gegensatz zu sonst - ausser einigen wenigen Hundehaltern - niemand, sieht man
von den Kühen
ab, die sich uns an einigen Stellen in den Weg legten und kleine Umwege durch
die Felsen von von abverlangten. Noch
immer sind wir im Umgang mit Kühen eher verhalten .) Da sie im Moment, wie alle anderen Tiere,
Jungtiere haben, zollen wir ihnen besonderen Respekt.
In einer geschützten Bucht
blieben wir eine Weile auf den Felsen sitzend, staunend über die
Vielfalt der Farben des Wassers und des Himmels, der viel von seinem Blau
zeigte.
Ein Wolkenengel?
Ein Wolkenengel?
Wir machen täglich eine
Erholpause nach dem mittäglichen Imbiss. Meist liegt Hans im
Liegestuhl - entweder im Sunroom oder im Swimmingpool - und ich - um meinen Rücken zu
entlasten - auf meinem Bett mit Buch oder auch Smartphone.
Abends wird gekocht und bisher waren
wir nur ein einziges mal im Pub oder Restaurant. Wir wechseln abends die Plätze zwischen Küche, dem
Sunroom, wenn es warm genug ist und dem Wohnzimmer, wenn das Wetter schlecht
ist und wir den Kamin anmachen. Zurückblickend, haben wir nur in den
ersten 4-5 Tagen am Kamin gegessen. Dann verlagerten wir den Schwerpunkt in den
Sunroom mit Blick auf die Berge, die abends von der untergehenden Sonne in
Licht getaucht besonders schön aussehen.
Selbst unsere ¨Kinoabende¨ bleiben aus,
weil es im Wohnzimmer durch die intensive Sonne abends noch immer zu hell ist :) und der Kamin brennt erst so spät, dass wir
ihn dann mit Holz, das wir im Bog gesucht haben, füttern.
Die Abende sind nicht lang, im Gegensatz
zu den Nächten :) Wir
schlafen gut hier und Hans erzählt mir beim Frühstück seine Träume!
Ich weiß nicht, ob man
die Fähigkeit,
sich seine Träume
zu merken, zurückerlangen
kann, wenn sie einem abhanden gekommen ist.. Ich erinnere Träume nicht
mehr, obwohl ich weiß, dass ich geträumt habe!
In Berlin hat sich der erste Wechsel
vollzogen und die jungen Siehls sind über Pfingsten im Haus. Noch immer
herrscht in Deutschland eine Hitzewelle mit Temperaturen bis 35° und der
Garten ist nun wirklich attraktiv! Das
Kanu wird zum ersten Mal in diesem Jahr eingesetzt, alle Plätze am Haus
und am Wasser genutzt. Schön, die Enkelkinder, die wir sonst
nicht mehr oft sehen, dort zu wissen. Es war immer ihr zweites Zuhause!
Es ist sehr kühl und auch im
Haus waren es - ohne Heizung - nur 17°, das ist ungemütlich. Nun läuft die (neue)
Heizung und wärmt
und sofort fühle
ich mich wohler. Der Blick in das Wetter für das
Wochenende sieht leider auch nicht besser aus: es bleibt sehr kühl und es kommt Regen hinzu. Das ist
sehr schade, aber es ist wie es ist!
Ich freue mich auf die Fahrt nach
Doolin und wir wollen in Glentrasna versuchen, das Haus zu finden, in dem John
O'Donohue lebte.
Morgen Abend kommen erst einmal
Claudia + Paul zum Dinner und das wird sicher ein munterer Abend. Moritz und Helene fahren am Wochenende nach
Dublin zum ¨
Blooms Day¨. Mal schauen, ob wir sie noch einmal sehen.Wir
hatten uns überlegt,
einen Kinoabend hier zu machen und uns ¨Nothing
Personal¨
zusammen anzuschauen. Vielleicht klappt es ja.
Von Cornelia haben wir nichts gehört und uns
auch nicht gemeldet.
Sie wird am Wochenende zurückfahren nach
Dublin. Vielleicht klappt es ja im September. Alles hat hier offenbar seine
Zeit - und wir müssen uns daran gewöhnen, dass
dies auch für
die zwischenmenschlichen Beziehungen zu gelten scheint.
"Sie hat Augen wie Teiche und eine wunderschöne Haarmähne in der Farbe von Laub im Oktober. Sie ist gertenschlank, weiß wie Milch; sie ist um die fünfunddreißig, vielleicht aber auch viel jünger. Das macht eben die Trauer mit einem"
Ich lese ein sehr berührendes Buch,
von dem ich hier kurz erzählen möchte: Kit de
Waal ¨Die
Zeit und was sie heilt¨.
Natürlich
hat der Titel mich zum Kauf bewogen aber nun bin ich ganz beglückt vom
Inhalt.
Ïn
einem englischen Küstenort unterhält Mona einen
kleinen Laden für
Künstlerpuppen.
Die hölzernen
Figuren stellt ein Tischer aus der Nachbarschaft her. Mona näht die
Kleider. Immer wieder treten stille, traurige Frauen in ihr Geschäft. Die
Besucherinnen kommen aus einem Gesprächskreis für Mütter
totgeborener Kinder, und die meisten kommen widerstrebend. Aber Mona hat eine
Gabe: Mit Hilfe der Puppen gelingt es ihr, den Trauernden Wege aus dem Schmerz
zu weisen.
Die Arbeit mit den Frauen liegt Mona
am Herzen und dafür gibt es einen Grund. Ihre eigene
Leidensgeschichte erzählt der Roman parall: der frühe Tod
der Mutter in der irischen Heimat, die Auswanderung nach England, eine stürmische Liebe, die freudig begrüßte Schwangerschaft. Und dann jene
Nacht, in der Mona alles genommen wird, sie in einen Abgrund stürzt, aus dem
es keinen Weg zurück ins Leben zu geben scheint.
Das Schicksal seiner starken Heldin
erzählt
dieser Roman mit ungeheurer emotionaler Wucht. Aber an keiner Stelle deprimiert
die Lektüre,
das Buch ist so schön, wie es traurig ist. Eine
schmerzvolle Lektüre. Und ein Buch, das tröstet.¨
Draußen sind die
Arbeiten der ¨drei
alten Männer¨, wie ich sie
letztes Mal schon - respektlos :) - nannte, so gut wie abgeschlossen und schon
jetzt, auch ohne dass der Regen die Steine ¨sauber
gewaschen¨
hat, sieht der driveway sehr viel besser aus. Die Farbmischung der
unterschiedlichen kleinen Steine enthält spiegelt die Farben der Natur in
ihren braun-grau-Tönen.
Mein Chat eben mit Martin hat bestätigt, was wir schon die ganze Zeit hier beobachten: einen großen Touristenschwund! Martin meint, dass der Brexit und die Verunsicherung der Menschen schuld sei. Vor allem die Franzosen blieben weg, aber auch die Briten, für die der Urlaub wegen des schwachen Pfundes zu teuer geworden sei.
Wir hatten auf den Straßen beobachtet,
dass sehr viel weniger Wohnmobile unterwegs zu sein scheinen, was uns
aufatmen lies und auch Martin bestätigte, dass man - im Prinzip - froh über den Rückgang sei,
denn allzu viel Geld hätten gerade die Touristen in ihren
fahrbaren Häusern
nicht hiergelassen!
Irland - den Iren! Das ist auch ein guter Gedanke! Es war längst zuviel
und die Insel erstickte im Verkehr. Vielleicht normalisiert sich nun alles
wieder - und ein Tourismus, der der Insel dient (mehr Unterstützung der B+B,
der lokalen Geschäfte und Restaurants und nicht nur der
Pubs am Abend, würde Irland sicherlich gut tun!
Vielleicht ist dies also der einzige
Grund, dem Brexit etwas Positives abzugewinnen, aber festlegen möchte ich mich
da lieber nicht.
Wir werden sicherlich auch in Doolin
von unseren Gastgebern mehr zum Tourismus 2019 erfahren!
12.6.
Die Überraschungen
im Wetterwechsel machten sich gestern endlich einmal zum Positiven bemerkbar.
Was man morgens noch nicht einmal geahnt hätte - vollzog
sich ab mittag: Sonne und große blaue
Flecken am Himmel, die uns sofort in die Liegestühle lockten.
Die Sonne hat eine so starke Intensität, dass man
sich ihr nicht allzu lange aussetzen kann und schon gar nicht ohne Kleidung :)
Wir beschließen zur Quelle
zu fahren - also nach Ballynahinch und einen der Wege durch den neu
struktuierten Park zu gehen.
Wenn man bedenkt, dass Ballynahinch zu
den traditionsreichsten und idyllischsten Fliegenfischer-Reservaten Europas gehört, dann hat
es doch jedes Mal etwas Erhebendes, dort ein- und aus zu gehen. Trotz der edlen
Ausstattung prunkt das Haus nicht und verlangt von seinen Gästen keine
edle Ausstaffierung. Die Gummihosen werden an der Garderobe aufgehängt und dort
steht eine lange Reihe von Gummistiefeln in allen Größen!
Wieder erleben wir den Pub leer und
diesmal kommt uns ein junger Mann mit leuchtend rotem - hoch gestylten -
Haarschopf entgegen. Ein strahlendes Lächeln - einstudiert, aber nicht
unangenehm :)
Die Scones lassen wir zurückgehen, denn
sie sind vom Vortag und so klein, dass die Portion an Butter und Cream geradezu
zum Lachen zwingt. Auch wenn Wally uns vor 2 Tagen sagte, dass Iren sich grundsätzlich in
Restaurants nicht beschweren, hinterher aber umso mehr über alles
herziehen, beschließen wir, wenig ¨ irisch¨ zu sein und
die neuen Scones sind zwar nicht größer, aber frischer!
Bei ¨Schloßpreisen¨ sollte man
Qualität
und Frische erwarten dürfen.
Beim Bezahlen fragt uns der
freundliche Kellner, der hauptsächlich damit beschäftigt war, die
Stühle
immer wieder in Position zu rücken und sich nebenbei die Artefakte
(meist riesige Fische hinter Glas) und historische Bilder und verstaubte Fangbücher, die die
Daten von Rekordlachsen und Fängern dokumetieren, von einem Kollegen
erklären
zu lassen, ob alles okay gewesen sei und woher wir kämen. ¨Germany¨ - Oh, I was
in Berlin for a while¨...
Ja, das geschieht hier einfach ständig. Und auf
unsere Frage, wo in Berlin er gelebt hat antwortete er - ziemlich bescheiden
nebenbei in fast akzentfreiem Deutsch (!) - dass er ein Praktikum im Hotel ADLON gemacht habe. Die Zeit in
Berlin sei wunderbar gewesen, aber für sein Praktikum in einem so riesigen
Hotel zu kurz. Ballynahinch sei - in
seiner Überschaubarkeit
- für
ihn besser und er fühle sich sehr wohl! Und was wir
gelernt haben:
¨Never
laugh about someones haircut¨... Darunter kann ein sehr kluger Kopf
stecken .)
Der Pub füllt sich und
wir treten den ¨River
Walk¨
an, den wir vor langer Zeit, in einem anderen Leben, mit Florian gegangen sind.
1996, zu Hans' Geburtstag und Florian
war knapp ein Jahr in Irland.Er hatte uns in Shannon am Flughafen
abgeholt und wir starteten eine Rundreise mit ihm. Unvergessliche Tage, die in
der Rückschau
sehr schmerzen und zugleich Dankbarkeit auslösen.
Ballynahinch
Clifden
Es gab dieses Leben und es gibt sie,
diese Bilder, die nicht verlorengehen. Mal sind sie schemenhaft, mal ganz
deutlich und dieser Spaziergang mit Blick auf das Schloß entlang des
Flusses, gehört
zu diesen unvergessbaren Momenten. Unser Blick zum Himmel: eine große Wolke in
Federform sieht im Blau und die Sonne schickt ein gleissendes Licht auf uns
herab...Sie sind nie weit weg....
Der Weg ist inzwischen ein kleiner
(2,3 km langer) Rundweg, der in dem neu angelegten kleinen Park des Schlosses,dem "Walled Garden",
endet. Hier blüht es üppig in allen
Farben und großzügig
aufgestellte Bänke
und hübsche
Eisenstühle
lassen uns in der Sonne sitzen und die Gedanken fliegen zu lassen. Ich fühle, dass ich
vielleicht erst an diesem Tag wirklich angekommen bin... Und dass es der Tag
ist, an dem ich Florian deutlicher als bisher spüre.
Bei der Quelle erhalte ich kleine
Video-Filme von Zoubi, die einen sintflutartigen Regen im Garten
dokumentieren.. Unwetter über Berlin, die sich nun häufen. In den
Nachrichten lasen wir über den Ausnahmezustand aufgrund einer
völlig
überspülten Autobahn
und an anderer Stelle unterspülten Durchgangsstraßen. Einen
kleinen Einblick gaben diese Bilder über die Wucht der Unwetter. Gut, dass
er dort ist und M. nicht alleine. Über skipe sprechen wir kurz und er
beruhigt uns - wie immer. ¨Macht euch
keine Sorgen! Alles ist gut, ich schaffe
das¨.
Und wir vertrauen seinen Worten!
Hans steigt mit seinen Kanistern mit
frischem Quellwasser den Einstieg, den ich lieber nicht mache, hoch und man
sieht ihm die Freude über diese neue Entdeckdung sichtlich
an: Es ist eine wirklich große Bereicherung, weil das Wasser
unvergleichlich klar ist und so rein auch schmeckt!
Es ist schon fast Abend und dennoch
beschließen
wir, da die Sonne noch immer hoch steht und uns lockt, draußen zu bleiben,
zum ¨Stoning¨ an den Strand
jenseits der ¨Sky
Road¨
zu fahren.
Eyrephort Beach ist sein Name. Von
hier sieht man auf zwei Inseln, die mit Ferienhäusern (wie wir
annehmen) leicht besiedelt sind, schauen. Nur einmal sahen wir ein Boot, dass
Menschen auf transportierte.
Während Hans
einige Eimer der schönen, runden Steine schürft, laufe ich
ein wenig an der Küste entlang. Eine schöne
Abendstimmung umgibt mich und eine tiefe Dankbarkeit, hier sein zu können.
In Ballyconneely beschließen wir, sollte
es Muscheln geben, das Abendessen dorthin zu verlagern. Es ist schon 19 Uhr und
wir sind ein wenig müde vom vielen Schauen und Erleben.
Als wir Keoghs betreten ist der Geräuschpegel des
Pubs unterlegt mit dem ¨Song for Ireland¨ ... Wir schauen uns nur an!
Nun scheint die Magie Irlands wieder
zu wirken und wir lassen geschehen, was geschieht.. Denn, als wir gehen
durchdringt leise den angestiegenen Lärmpegel ¨the voyage¨ von Christie
Moore.
Ein song von Florian, der vielleicht
Pate stand für
seine Metapher ¨life
is an ocean and love is a boat¨, die sich immer wieder durch seine
wundervoll poetischen Briefe zieht.... ¨When we started the voyage there was
just me and you...¨ Die Leerstelle
im Herzen schmerzt...
¨Together we're in this relationshop
We built it with care to last the
whole trip
Our true destinations's not markded on any charts
We're navigating to the shores of the heart¨....
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