Wir sind pünktlich zu
Beginn im Zelt am Hotel, das inzwischen ein fester Bau geworden ist und sich
insgesamt hin zu ¨perfekt¨ verändert, was dem
Ensemble ein wenig den Charme nimmt.
Der Hof zwischen Eingang und ¨Zelt¨ ist nun mit Bänken und Tischen vollgestellt, dort saßen wir noch auf Strohballen vor 2 Jahren an den offenen Feuern, die nun ebenfalls von Bänken umlagert sind. Es ist alles noch sehr ruhig und überschaubar.
Der erste Gig des Abends ist Yvonne Casey,
eine Fiddle-Spielerin, die uns ans Herz gelegt wurde.
Wir lauschen eine Weile, aber diese
Gruppe erreicht uns nicht und wir haben hier schon so viel mehr Brillanz an der
Geige gehört
und gesehen, also schauen wir uns um.
Auf der zweiten Bühne, dem ¨White Horse
Stage¨
spielt ¨little
Oak¨
eine mit einer wundervollen Stimme beschenkten Sängerin mit
ihrer Gitarre. Es ist eine große Freude, ihr zuzuhören und ein
Schlaflied habe ich aufgenommen.
Auf der Hauptbühne hat eine
neue Gruppe (zwei Gitaristen und Sänger) ¨MurphyBeds¨ aus den USA, wie man der Aussprache leicht
entnehmen kann - begonnen, den sich füllenden Saal fast zum einschlafen zu
bringen: Simon + Garfunkel angelehnte
Liedchen, die nach einer halben Stunde langweilen. Ich habe mich in die ¨Rentnerbänke¨ - ganz hinten
in der Halle gesetzt. Hier bin ich genau von den Touristen (sie belegen 2 der 3
möglichen
und einzigen Sitzreihen in der ganzen Halle) umgeben, die vor uns im holländischen Bus
auf der Fahrt nervten :) Ich mag Holländer wirklich,
aber das war irgendwie zuviel Holland auf einmal. Das Irrste: sie bleiben alle (!) den ganzen Abend auf ihren Plätzen sitzen
und viele Versuche anderer, auch einen Sitzplatz zu ergattern scheiterte an
ihrem konsequenten ¨Besetzen der Stühle¨, sollte ein
Gatte oder eine Gattin mal ¨ müssen¨... Also
letztlich fühlte
ich mich weder hier wohl, noch erreichte mich die einschläfernde Musik.
Und es wurde noch schlimmer! Der dritte Gig bestand im einstündigen Spiel
einer ¨Concertina¨ - einer
kleinsten Ausgabe einer Art Harmonium. Grelle Töne und als
Solo einfach nicht zu ertragen. Das
hatten wir uns anders vorgestellt, und mischten uns lieber im ¨Hof¨ unter die nun
zahlreich einlaufenen anderen Festivalgäste, aßen unsere
mitgebrachen Wraps (letztes Mal standen wir fast eine Stunde an, um etwas zu
Essen zu erhaschen...) Diesmal hätten wir nicht
warten müssen
:)
Wir sahen den Kindern zu, die ausgelassen tobten, mindestens zwei von ihnen mit feuerroten Haaren! Eltern im Hippilook und alle sehr fröhlich - in der Hand ein Pint of Guiness!
Auf Stage II spielten jüngere Gruppen
und auch gut! ¨Clare Sands
Band¨-
oder ¨Mud
Bubble¨...Namen,
die uns nichts sagen, aber das kann sich - wie wir wissen ändern. Auf
dieser kleinen Bühne spielen eher Newcomer und es kann
der Start zu einer Karriere werden.
Alles wird aufgezeichnet und wer weiß, wer es sich
anschaut!
Also liegt nun unser Hoffnung auf
CLANNAD und ein wenig enttäuscht sind wir schon. Es wird richtig voll um kurz vor 10 und als
sich die Band zeigt, brandet großer Jubel auf.. Wir stehen weit vorn,
um diese Band, mit der alles hier vor fast 25 Jahren begann und die wir auch in
Berlin schon gesehen haben, besser hören und auch sehen zu können. Sie sind
in die Jahre gekommen, die Brennans und die Duggans. Von ihnen ist nur noch
einer übrig.
Zwei junge Musiker ergänzen jetzt die Band. Pòl Brennan ist noch unglaublich vital
und heizt der Band wirklich ein. Eine Freude, ìhm zuzusehen.
Máire
Brennan, wie sie sich früher noch (irisch) nannte und dann in
Moya - der Einfahrheit halber umbenannte, hat noch immer eine wundervolle Stimme
- aber sie hat ein Timbre bekommen, das das Alter der Stimme verleiht. Es ist
nicht wirklich störend, aber es zeigt einfach, dass
Gruppen wie diese nicht nur durch den Tod von Mitgliedern (Pádraig Duggan,
2016) sondern einfach durch das Alter auch an Qualität
verlieren.
Dennoch bleibt ihre Ausstrahlung, Moya an der Harve einfach wundervoll und man kennt die Lieder allesamt und viele singen mit.
Meine Beine werden schwer und ich habe
Problme, mich durch die Massen, die nun die Halle bis auf den letzten cm füllen, zu
quetschen und zu sehen, ob bei ¨Holland¨ vielleicht
ein Platz zu ergattern ist :) und siehe da, ich habe Erfolg. Ein Paar steht
gerade auf und packt zusammen und ich lasse mich dankbar auf einen der beiden
Stühle
fallen! Danke Holland!!!
Die letzten Songs werden angestimmt,
die Stimmung in der Halle ist - wie auch bei den letzten Festivals - so völlig frei von
Rücksichtnahme
auf die, die gekommen sind, um zu HÖREN... Es wird getrunken und laut
gelacht und gerufen und der Versuch einiger mit - durch die Reihen nach hinten
weitergegebenen PSSCCHHHTTTT scheitert
an diesen Festivalgästen!
Das ist sehr schade und fast ärgerlich, denn viele frühlen sich gestört und
irgendwann greift jemand durch, bittet die lautesten Gruppen, sich nach draußen zu begeben
und schließt
die Rolltore zur Bar-Halle.
So kommen wir alle noch in den großen Genuß - gemeinsam -
eines der schönsten
Lieder anzustimmen: ¨Down by the
Sallys Garden¨
- ein bewegender Moment. Hans erzählt mir später, dass eine
neben ihm stehende Frau bei diesem Lied die Hände faltete
und zum Himmel, hier zur Decke, sah...
Mir liefen - unter den Holländern - die Tränen über das
Gesicht. Ein Florian-Moment unter all diesen Menschen!
(Eine alte Aufnahme hier, da es keinen Mitschnitt vom Festival gibt. Dafür in Berlin aufgenommen)
Ein Blick in das Programm von Samstag
und Sonntag sagt uns, dass dieses Festival an
Klasse weit hinter denen der letzten Jahre liegt. Wir kennen überhaupt keine
Gruppe, die an den beiden Tagen auftreten wird.. Und wir sind musikalisch hier
doch ganz gut unterwegs. Schade!
Ein wenig lassen wir uns noch treiben und anstecken durch die Fröhlichkeit, die hier herrscht, Ausgelassenheit und niemals haben wir hier - trotz sehr vieler Pints, die über den Tresen gehen - Aggression erlebt!
Ein wenig lassen wir uns noch treiben und anstecken durch die Fröhlichkeit, die hier herrscht, Ausgelassenheit und niemals haben wir hier - trotz sehr vieler Pints, die über den Tresen gehen - Aggression erlebt!
Wir fallen in unsere Betten und in einen schnellen, tiefen Schlaf.
Unsere Gastgeber erwarten beim Frühstück unseren ¨Report¨ - und erzählen ein
wenig, über
ihre Erfahrungen mit dem zunehmenden Tourismus in Doolin. Einige der Pubs, sagen sie, sind inzwischen
ausschließlich
auf Busladungen aus. Sie selbst werden nicht mehr willkommen geheißen - und wenn
jemand anfängt,
den Boden zu feudeln und die wenigen einheimischen Gäste praktisch
des Pubs verweist, weil ein Bus ankommt, dann ist etwas faul in Irland! Sie waren wirklich empört und
meinten, dass sie kaum noch in die Pubs gehen, weil es erniedrigend sei, Gast
zweiter Klasse zu werden. Ihre
Beobachtungen, dass dann aber von dieser Busladung, die abgeworfen wird, kaum
konsumiert wird, dass mancheiner bis zu 2 Stunden mit einem Wasser das Pub ¨verstopft¨, das zu sehen, bringt sie völlig auf die
Palme.
Einige Restaurants haben Abkommen mit
Busfahrern, denen sie - pro Gast - 1,00 bezahlen - was sich bei einer Ladung
von bis zu 60 Touristen, lohnt. Es ist nicht mehr schön in Doolin
sagen sie, und sie gingen kaum mehr nach draußen. Uns betrübt das sehr
und wir können
ihre Resignation gut verstehen.
¨Wir
sind müde,
hier Amerikaner zu beherbergen, die meinen, nicht nur das Bett, sondern auch
uns gebucht zu haben und uns löchern und mit 100 Fragen die Zeit
stehlen. Sie wollen ständig etwas haben, wissen und sind
unersättlich.
Sie gehen um 7 zum Essen ins Pub und um 9 sitzen sie hier und wollen
unterhalten werden.. Deshalb machen wir zu! ¨ You are wonderful guests - not demanding
and easy going! You
can come back any time - as friends!¨
Wir machen uns bald auf, freuen uns
auf die Fahrt durch den Burren und das Wetter ist - seit wir in Clare sind -
gut! Schnell noch ein Blick auf die Aran Islands, die hier ganz nah liegen.
Weisse kleine Fähren
schaukeln schon im Atlantik und bringen die ersten Touristen auf diese
zauberhaften Inseln.
Mehr zu Doolin
Der Burren
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Der Burren
¨
Zu wenig Bäume,
um einen aufzuhängen,zu
wenigwasser, um ihn zu ertränken, zu wenig Erde, um ihn zu
vergraben¨..
So beschrieben Cromwells Soldaten abfällig eine der faszinierendsten
Regionen Irlands, den Burren! Hier ist nur noch Stein (ich habe es früher schon
beschrieben), aber das ist nur der erste Eindruck. In den Spalten des
Kalksteins wachsen bis zu 1.400 Pflanzen, die sonst nur in den Tropen oder
mediteranen Ländern
vorkommen. Ein Blütenmeer im Frühjahr.
Hübsche Orte, wie Ballyvaughan oder Lisdonvarna sind gut bevölkert von Neugierigen, die sich meist keine Zeit nehmen, hier einmal auszusteigen und einige Schritte durch diese - zugegebeben schwer zu begehende - Landschaft zu machen.
Hübsche Orte, wie Ballyvaughan oder Lisdonvarna sind gut bevölkert von Neugierigen, die sich meist keine Zeit nehmen, hier einmal auszusteigen und einige Schritte durch diese - zugegebeben schwer zu begehende - Landschaft zu machen.
Wir genießen die Fahrt, freuen uns darauf, Eimear und ihre Familie in Galway zu besuchen und vorher aber in Fanore den gepflückten Strauß auf O'Donohues Grab zu legen. Das Grab hat sich verändert, ein Stein auf dem die Namen von anderen Familienangehörigen stehen, ist nun bei John aufgestellt. Es irritiert ein wenig, denn wir kennen das Grab seit Jahren: zuerst ein kleiner, blühender Garten, dann verwaist und vernachlässigt, ist nun mit dicken, runden und flachen grauen Steinen (vom Strand?) bedeckt. Am Rand stehen kleine, abgeblühte, traurig aussehende Plastikblumentöpfe, die wir später auf den Müll des Friedhofs tragen.
Wieder denke ich, dass dieser so wichtige Mensch es nicht verdient, dass man sich hier so wenig um sein Grab kümmert.. Wir stellen die Heide in eine kleine Vase, in der noch Wasser steht und setzen uns einen Moment lang auf einen flachen alten Grabstein, jeder in seinen Gedanken, die sich vielleicht sehr ähnlich wären, würden wir sie aussprechen!
Der Text auf dem Grabstein
Wir kommen wieder - dieses Versprechen geben wir hier jedes Mal ab - und wir halten es seit vielen Jahren!
🌼🌼🌼🌼
Wir kommen wieder - dieses Versprechen geben wir hier jedes Mal ab - und wir halten es seit vielen Jahren!
🌼🌼🌼🌼
Ich melde mich bei Eimear und sage
ihr, dass wir recht bald eintreffen würden und wir finden ihr Haus in einem
Vorort von Galway - sehr malerisch mit Wiesen und Wäldchen hinter
dem Haus. Groß
und sehr geräumig
leben sie nun hier und die Kinder haben nur den Weg über die ruhige
Straße,
um zur Schule und Kita zu kommen. Wunderbar!
Es wird ein sehr harmonisches,
vertrautes Treffen, das mich sehr glücklich in die Zukunft schauen läßt! Wir
scheinen es tatsächlich geschafft zu haben, eine Ebene
zu finden, die für uns alle gangbar ist. Sicherlich
nicht leicht für
Eimears Mann, der sehr tolerant, großzügig und
freundlich zu uns ist! Die Kinder sind aufmerksam und lebendig, aber auch immer
wieder zugeneigt. Das ist sehr schön.
Selbst mit Eimears Mutter führe ich ein
kurzes Gespräch
- zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren. Versöhnlich und
gut!
Wohin mit all den Eindrücken, denke
ich nur noch, als wir durch die karge, geliebte Landschaft Connemaras nach
Hause fahren.
So viel ist in diesen zwei Tagen
geschehen, so beeindruckend, so tiefe Spuren in uns hinterlassend.... Ich möchte schreiben
- ich möchte
festhalten und gerne teilen, denke ich.
Der auf diesen Tag folgende Regentag
machte all dies möglich!
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