UNTER IREN! Auch, wenn wir uns bisher nicht unter die
Menschen mischen, ist uns doch
aufgefallen, dass es so gut wie keine anderen Touristen zu geben scheint. Wir haben noch kein einziges Mietauto gesehen
und auch die Caravans kommen nur zum Wochenende und sind sicherlich von Iren
gemietet! Irland hat eine ¨ green list¨ auf der - außer Italien und
Griechenland, nur Länder aufgelistet sind, deren Menschen
mit Sicherheit noch nie den Wunsch hatten, ausgerechnet Irland zu besuchen :)
Ein guter Trick, der natürlich auch für viel Ärger sorgt. Vor allem
die Besucher aus USA bleiben aus, die sonst die zahlungskräftigsten Touristen
darstellen. Aber natürlich fehlen die
deutschen und die französischen Touristen, wie auch die aus
anderen europäischen Ländern.
Irland den Iren! Eigentlich ist es ein Traum, einmal unter den Menschen hier zu sein, die einzigen Touristen (obwohl wir ja schon auch einen anderen Status haben :), aber noch profitieren wir ja nicht davon. Wir meiden die Strände wie Dogs Bay, auf den wir von der Straße hinunterschauen und ihn noch nie so voll gesehen haben!
Calla Beach gehört uns! Auch an den Stränden von Dolan und Murvey ist kein Mensch ausser uns, wenn wir hoch oben zwischen Schafen spazierengehen. Connemara, die windige Schönheit!
Nun genießen wir die Tage, lassen uns treiben. Hans ist ständig im Garten verschwunden. Die Hecken haben wieder eine Form, die Rosen werden hochgebunden und beginnen, dankbar zu blühen. Ich helfe dort aus, wo ich mich nicht zu sehr bücken muß und habe den Honeysuckle an der Wand des Schuppens beschnitten. Die Margeriten sind leider fast alle verblüht. Wie wunderschön muß es ausgesehen haben, denn sie bilden immer größere Felder in den Wiesen. Die Hortensie blüht und an Florians Stein hat der Lavendel seine Größe verdreifacht!Schon nach einer Woche sieht der Garten gepflegt und schön aus.
Das Wetter spielt gut mit. Bis auf einen ¨ aussichtslosen¨ Tag, den wir zum Einkaufen nutzten, hatten wir immer sonnige Abschnitte und sogar auch Sonnentage, die wir auch für ein Sonnenbad im Swimmingpool in den Liegen nutzten.
Dann geht der Blick in den Himmel, wo sich die Wolken so viel schneller zu bewegen scheinen als bei uns. Ich suche meine Zeichen, vor allem die Herzen, die meine Boten zwischen dem HIER und dem DORT sind. Sie sind einen Augenblick rund und schön und perfekt - und dann zerfleddert eine Seite und etwas Neues formiert sich.
Ich kann den Wolken stundenlang mit den Augen folgen!
31.08.2020
Wir haben uns entschlossen, unsere
Eingangstür, durch die es doch
zu sehr zieht, auszutauschen. Die Überlegung, eine Holztür zu nehmen, haben
wir verworfen, nachdem wir hörten, was sie kostet und dass sie jährlich gestrichen
werden muß, damit das Holz hält. Nun sind wir
bei einer Verbundtür, einer Mischung von Holz mit Kunststoff.
Inzwischen gibt es täuschend ähnliche
Ausfertigungen. Es sollen uns Haus + Tür ja überleben! Ich denke,
längst sind wir in dem
Alter, in dem wir uns immer öfter sagen hören: ¨Das ist ja das letzte Mal, dass wir
dies und das anschaffen¨... Und dann schauen
wir uns an und wissen, dass es so ist - und manchmal ist es mir egal und
manchmal macht es mich traurig.
Ich möchte keine ¨ewige Jugend¨ oder sonst ein Hirngespinst, das ohnehin nicht möglich ist. Und, ich weiß, dass forever young nur unsere zu früh gestorbenen jungen Menschen sind. Ein Weilchen würden wir beide schon gerne noch bleiben und vielleicht ist es uns vergönnt.
Die Nachricht, die uns an meinem Geburtstag erreichte, traf in diese Gedanken. Ein Freund von Hans aus seiner Männergruppe ist durch einen schrecklichen Unfall zu Tode gekommen. Er ist so alt wie ich - und hat sich mit Sicherheit - wie wir - noch ein Weilchen auf dieser Seite gewünscht! Es macht uns traurig und nachdenklich.
R.I.P. lieber Harald
💚💚
Große Freude bereitet uns allerdings die Nachricht, dass das ¨Clifden Arts Festival¨ - zumindest in abgespeckter Weise stattfinden wird. Wir hätten es sehr vermisst, wo in diesem Jahr schon das Festival in Doolin, zu dem wir gehen wollten, ausgefallen ist. Geschweige denn, dass es ein Konzert von Mick Flannery gibt! Es ist schon eine harte Zeit für Künstler, denn in Corona-Zeiten finden die Konzerte entweder gar nicht statt, oder nur mit sehr reduziertem Publikum, was natürlich auch viel von der Freude und Begeisterung nimmt.
Iarla Ò'Lionàird! Mehr Freude hätte man uns kaum machen können. Neben Flannery ist die Gruppe THE GLOAMING, deren Sänger er ist, eine unserer besten Entdeckungen hier in Irland. Inzwischen macht Iarla Solokonzerte und Platten und nun tritt er mit seinem Gitaristen, Dennis Cahill, mit dem wir ihn schon in einem Konzert gesehen haben, auf! Ein Highlight in einem Jahr, in dem es sonst wohl keine Konzerte für uns geben wird. Sicher werden wir Ausstellungen besuchen und sehen, was sonst für uns passt!
Wir sind nun 10 Tage hier und wenn ich sie zusammenfassen wollte, würde ich sagen, dass sie überwiegend schön und harmonisch - von gutem irischen Wetter begleitet - waren.
Ich schaue beim Schreiben auf die Küste vor dem Haus. Wir haben die Heizung angestellt, nachdem wir einen wunderschönen sonnigen Tag hatten, der sich erst gegen Abend verzog. Nun ist das Meer grau, grau auch der Himmel und die Farben fließen in einander. Es ist Flut und die Brandungsfelsen mit ihren grünen Köpfen ragen gerade noch aus dem Wasser.
Pete hinkte gerade mit seinem Stock vorbei und sein Bordercollie ist natürlich immer an seiner Seite. Er wirft jeden Abend noch einmal einen Blick auf seine Kühe, die zur Zeit auf der Weide an der Küste grasen. Pete spricht nicht, aber immerhin scheint er uns inzwischen als Owner zwischen den vielen Gästen ausgemacht zu haben, denn er winkte uns vor Tagen zu.
Unsere direkten Nachbarn haben wir nur kurz gesehen. Sie haben den ¨Sommer¨, den Connemara 2 Wochen vor unserer Anreise hatte, sehr genossen. In unserem Haus wohnten zwei ihrer Kinder mit Partnern und Kleinkindern. Sie haben diese Nähe wohl sehr genossen und uns zum Dank eine Flasche Champagner geschenkt, den Hans an meinem Geburtstag mit Claudia - genüßlich - trank!
Wir verfolgen die Nachrichten hier am Rande. Die Anzahl der Covid-19 Erkrankten geht zum Glück immer weiter zurück, wogegen sie in anderen europäischen Ländern, wie Frankreich z.B. erschreckend ansteigt. Die "green list" bleibt unverändert und Touristen, bis auf Iren, werden weiterhin kaum zu sehen sein.
Entsetzen hat ein Treffen von ranghohen Politikern mit anderen ¨VIPs¨ hier in Clifden im ¨Station House¨ zu einem Dinner - ohne Rücksicht auf Hygiene - und Abstandsregeln oder gar Mundschutz - hervorgerufen. Wie kann man - nach wie vor - den Menschen so viel an Verständnis und Verzicht abverlangen (noch immer sind alle Pubs z.B. geschlossen!) und sich selbst dann über die eigenen erlassenen Regeln hinwegsetzen. Auch bei einer Partie Golf auf Bunowen wurde niemand mit Maske und Abstand gesehen! Die Entschuldigungen waren erst recht dazu angetan, die Rücktritte der Teilnehmer dieses unveranwortlichen Events zu fordern! An diesem Beispiel wird uns wieder bewußt, wie tief die Gräben zwischen der ¨ oberen Klasse¨, aus der so gut wie alle Politiker stammen - und dem Volk, das sie eigentlich repräsentieren sollten, sind! Es hat fast etwas unversöhniches und kein Wunder, dass Sin Fein mit Mary-Lou Mc Donald, die die Sprache der ¨ einfachen Menschen¨ spricht und sie nach ihren Nöten und Sorgen befragt, so erfolgreich ist. Noch wurde (letztlich durch Fehler ihrer eigenen Partei) verhindert, dass sie hier das Sagen hat, in einer nächsten Wahl dürfte dies anders ausgehen! Wir sind gespannt.
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