Samstag, 10. Oktober 2020

Calla im Corona-Jahr 2020 - Teil 5

 


8.09.2020

 Inzwischen ist einige Zeit vergangen und ich möchte versuchen, dran zu bleiben... sonst laufen die Erinnerungen  auf eigenen Wegen - vielleicht sogar weg.

 Tage im Gleichklang, sind schwer festzuhalten und dabei hat doch jeder Tag auch einen kleinen Höhepunkt.  

 Eindruck hat der Besuch von Markus Bäuchle, mit dem ich über die Blogs verbunden bin, hinterlassen.  Nun also lernten wir uns kennen.

  Es wurden interessante, schöne, spannende und entspannte 24 Stunden mit ihm. Ein Mensch, der über ein unglaubliches Wissen verfügt und dies gut und relativ bescheiden einsetzt. Kein Dünkel, obwohl er in unseren Augen - neben Sotschek der bekannteste ¨Deutsche in Irland¨ ist.  Seine Bücher, seine Wanderreisen, Auftritt in Dokumentationen über Irland - man kennt ihn, wenn man mit Irland in Verbindung ist..


 Wir hatten zum Gl
ück Wetter,  das uns erlaubte, Markus einige unserer ¨hidden places¨ zu zeigen und es ist schön, zu versuchen, diese mit dem Blick eines Anderen zu sehen.  Resultat:  Nicht nur wir waren - wieder - begeistert darüber, was diese Ecke Connnemaras an Schönheit verbirgt, sondern auch Markus war davon angetan.

 

Für mich war ein sehr berührender Moment, als Markus uns abends am Feuer sitzend nach meiner Trauer fragte, danach, ob Trauer irgendwann vergehe....  Vielleicht hatte ihn die Kerze, die an Florians Bild jeden abend brennt, zu dieser Frage bewogen, vielleicht wollte er mich dies schon immer einmal fragen. Wie selten werden wir noch nach unserer Trauer gefragt - und uns damit die Möglichkeit gegeben, über das Thema zu reden, das eine so wichtige Säule in unserem Leben darstellt. Er erwies sich damit auch als guter, aufmerksamer Zuhörer.  Eine schöne Erfahrung! 

 


"Wenn wir leiden, fällt es uns schwer, sanft mit uns umzugehen. Doch Sanftheit hilft uns, dem Schmerz der uns heimsucht, keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen. Wenn wir aufhören, dem Leiden zu widerstehen, setzt etwas Neues ein. Wir gestatten dem Schmerz allmählich, seiner eigenen Logik zu folgen. Die Annahme hierbei ist, dass  das Leiden uns nicht grundlos heimsucht. In jedem Leiden steckt irgendwo ein verborgenes abgeschirmtes Licht. Das Schicksal sieht uns und unseren Weg in einem größeren Zusammenhang, den wir selbst nie ganz überblicken können; es allein weiß, warum uns das Leiden besucht. Das Leiden folgt seinem eigenen Plan. Es will uns etwas lehren. Wenn wir aufhören, uns gegen sein dunkles Wirken zu sperren, öffnen wir uns den Lehren, die es uns vermitteln will. Oft erhalten wir durch die schwarze einsame Gezeitenfolge des Schmerzes die tiefsten und wertvollsten Offenbarungen....."

 John O'Donohue

 

 
“Happiness is in the quiet, ordinary things. A table, a chair, a book with a paper-knife stuck between the pages. And the petal falling from the rose, and the light flickering as we sit silent.”

 
― Virginia Woolf, The Waves


Wir haben uns in der Zwischenzeit mit dem Thema "Haustür " beschäftigt. Die Stürme beginnen und wir haben erwogen, über Sylvester zu kommen. Wir brauchen eine neue, stabile Tür. Deshalb ging es gestern  - über Cong nach Shrule - wo einer der beiden maßgeblichen Türanbieter seinen Sitz hat. Eine schöne Fahrt - trotz Regen - von Maam Cross abbiegend in diese verlassene Landschaft - deren Grün selbst bei Nebel eine unglaubliche Intensität hat. Einige Sonnenstrahlen, die durch die Nebelwand hindurchdrangen, leuchteten Teile der Felder wie mit einem Scheinwerfer aus. Beeindruckende Lichtspiele!



 Von Shrule ist es nicht weit bis Galway und es war sch
ön, die Stadt, die sonst vor Menschen überläuft, so relativ leer vorzufinden:  Unter Iren! Keine andere Sprache zu hören. Uns fällt auf, wie viele Menschen hier auf der Straße den Mundschutz tragen und die Desinfektion der Hände wird im Café z.B. überwacht. Dafür kann man die Maske ablegen.  Es hat fast etwas Selbstverständliches an sich - und einen Moment lang überlege ich, ob dies ein Bild der Zukunft werden könnte... Es schmerzt, muß ich gestehen.  Die Gesichter verschwinden unter den Masken und nehmen so viel Individualität weg.

Ich hoffe, es wird einen Weg geben, dem Virus Herr zu werden.

Wir suchen vergeblich nach Hinweisen auf die ¨ Kulturstadt Galway 2020¨ - nichts weist darauf hin. Selbst das Tourist Office ist offenbar aufgelöst!  Was ist hier nur los? 

  

Wir sind täglich draußen - und bis auf heute war dies möglich.  Das Wetter bleibt unbeständig, was aber auch Lücken schafft, in denen die Sonne durchkommt, oder der Wind ein wenig abnimmt.  Von den warmen, beständigen Septembertagen der Vergangenheit träumen wir zwischenzeitlich nur noch :)

Aber noch haben wir 2 Wochen und vielleicht bekommen wir noch eine stabile Phase!

 


In Roundstone haben wir zwischenzeitlich auch Orla im ¨Bog Bean¨ zu einem  ersten Scone aufgesucht. Sie bewirtet nur noch außerhalb an 3 Tischen und im ¨take away¨ Verfahren!  Sie hat sich sichtlich gefreut - und immer wieder strahlend gesagt, wie sehr sie uns willkommen heißt. ¨I knew you must be coming at this time... It is your time in the year!¨ Drücken durften wir uns nicht.  Das war schade!

Auch Orla erzählte von den Massen an Touristen,mit denen Roundstone natürlich auch völlig überfordert war. Es fehlte an Zimmern und auch an Restaurants. Alle B+Bs  haben noch immer das Schild ¨no vacancy¨ an der Tür hängen.

 



Bevor wir zu Orla gingen, erinnerten wir uns des Spaziergangs mit Cornelia über die ¨stepping stones¨ durch den Bog - am Ende von Roundstone.   Der Weg ist - auch ohne uns auf das Abenteuer dieser ¨Gehsteine¨, die wirklich oft ein Hüpfen erfordern, einzulassen, ist der Weg, den man beschreitet und an den Stones vorbeiführt, einer der schönsten Bogwege. Er gibt nicht nur die weiten Blicke über diese so geheimnisvolle Landschaft, sondern auch auf die Bergkette der Twelve Bens frei!  Am Wegrand blüht es und wir pflücken die ersten Brombeeren, die auf der Sonnenseite bereits schmecken, auf der Schattenseite noch sauer sind. Der Weißdorn ist hier zerfleddert von den Stürmen und voller Moos..  Hier müssen die Feen einfach zu Hause sein! 



Wir halten Ausschau nach den kleinen niedig blühende Blumen, die Cornelia uns damals zeigte. Man kann sie nur hier sehen.. Eine Vielfalt, von der man nichts ahnt, wenn man sich ihr nicht zuwendet.  Überall zwischen dem Grün das Schwarz  des Torfs und ich erinnere die Mahnungen in meiner Kindheit, wenn wir auf dem Schulweg durch das Hochmoor gingen.. Natürlich liebten wir es besonders, weil es eine geheimnisvolle Welt darstellte.

 


On  a day of bright sky, when the hills are of that intoxicating blue

That belongs expecially to the West,

The bogland is a loveley far-reaching expanse of purple and rich brown:

And the lakelets take on the quite indescriable colour that comes from clear sky

Reflected in bog-water, while the sea-inlets glow with an intensive but rather greener blue.

On such a day the wanderer will thank is lucke star that it has brought him to Connemara.

 

 Robert Lloyed Praeger, The Way that I went

 







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