TO COME HOME TO YOURSELF
May all that is unforgiven in you,
Be released.
May your fears yield
Their deepest tranquilities.
May all that is unlived in you,
Blossom into a future,
Graced with love.
John O' Donohue
Aber vor Calla lag Dublin! Im Jahr 20 nach Florians Tod war es uns ein großes Bedürfnis ihn im Grosvenor Square zu besuchen. Ich rief Tom, den Hausbesitzer, an und hörte seine Freude, dass wir kommen. Er würde vor dem Haus auf uns warten. ¨ It is twenty years!¨ Wie schön, dass er sich erinnert und weiß!
Die Warnungen vor dem Flug stellten sich als übertrieben heraus. Selten hatten wir einen so entspannten Flug, was die Disziplin der Fluggäste betrifft.. Niemand rührte sich so richtig von seinem Platz, obligatorische Spaziergänge im Gang und selbst Toilettengänge schienen aufgeschoben zu werden. Jeder trug Maske und hielt Abstand. Zum Glück war nicht ausgebucht und wir hatten zwischen uns einen freien Platz.
Dublin empfing uns mit Wind und milden Temperaturen ! Den Weg nach Rathmines kennen wir inzwischen gut.
Tom wartete bereits auf uns vor der Nr. 50 und freute sich sichtlich, uns zu sehen: ¨ It's a strange time for everyone¨ - und wir tauschten uns kurz über das vergangene Jahr aus. Dann erzählte uns Tom, dass er das Haus verkauft habe! Er entschuldigte sich beinahe dafür, aber versicherte uns auch, dass wir - wenn wir wiederkommen - über ihn immer den Zutritt erhalten werden. Dennoch macht uns diese Nachricht traurig. Wieder geht etwas zu Ende! Später im Gespräch stellten wir fest, dass wir das gleiche dachten: Vielleicht ist dies auch für uns ein Abschied von diesem Ort. Aber diesen Gedanken schieben wir doch auf!
Im Flur stehen wir drei dann vor dem breiten Spiegel, an dem Florians Bild uns von den Karten, die Tom an den Rand gesteckt hat, entgegensieht. Es ist ein sehr berührender Moment. Dass an diesem Ort auch nach 20 Jahren noch so deutliche Hinweise auf die Existenz von Florian zu finden sind, grenzt wirklich ab ein kleines Wunder! Dass, wie Tom uns noch erzählt, trotz Renovierung des Treppenhauses, Florians Name an der Fußleiste nicht überstrichen wurde, das rührt zu Tränen. Der Maler meinte, er könne dies nicht tun!
Tom
zieht sich zurück und wir gehen heute mit sehr
langsamen Schritten und beide schweigend die Treppe hinauf zum Absatz. Etwas
ist anders heute als die letzten Male und vielleicht ist es das Gefühl, dass zum ersten Mal die Möglichkeit, diesen Ort zu verlieren oder loslassen zu müssen, im Raum steht..
Wir haben einen leuchtenden Engel, die vorbereitete Karte und einen
kleinen Strauß Blumen aus dem Garten mitgebracht.
Hier starb mein Sohn! Hier starb auch
ein Teil von mir! Um diesen Gedanken kreiste alles in meinem Kopf und meinem
Herzen. Das Geschehen an diesem Ort vor 20 Jahren hat unser Leben für immer neu geprägt
und vor allem mich vor eine Aufgabe gestellt, an der ich lange Zeit dachte, zu
scheitern: ein Leben ohne Florian!
Stairway to Heaven
¨Song for Ireland¨ begleiet unser Schweigen und jeder ist in seinen Gedanken. Eine Tür öffnet sich und ein junger Mann geht an uns vorbei. Er schaut freundlich und mild und verständnisvoll in unsere Gesichter.. Er kennt die Karten und er kombiniert! Danke dafür!
Wir
werfen einen Blick zurück, als wir die Steintreppen herabsteigen und ich höre innerlich Florians Lachen. Ich sehe ihn vor mir - mit großen Schritten die Treppen heraufkommen - freudig, endlich zu Hause zu sein..... Die Bilder sind so nah, so realistisch - Er ist nie weit weg!
Unser Versuch, in Rathmines in einem der Cafés, die wir kennen, einkehren zu können, konfrontiert uns mit der neuen Realität in Zeiten von Corona: Beide Cafés haben den Lockdown nicht überlebt und sind geschlossen. Das macht uns ausgesprochen traurig. Nur "Starbucks" hat überlebt und der Café schmeckt so schal wie der Eindruck des Ortes! Viele kleine Läden sind geschlossen, Menschen sitzen bettelnd auf der Straße. Es ist deprimierend, den erneuten Abstieg dieses Viertels zu sehen. Vielleicht ist Florian doch Vieles erspart geblieben....
Wir möchten weg und sind froh, heute nicht mehr nach Connemara fahren zu müssen, sondern in Athlone in einem B+B übernachten zu können.
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