30.08.2020
Wir sind also seit einer Woche in Calla und haben unsere Wurzeln bereits in die Erde gesenkt. Es ist schön, dass es noch immer so schnell geht, das ¨ andere Leben¨ hinter uns zu lassen.
Das Haus hatte vor uns viele Gäste beherbergt und diesmal waren es Iren. Seit dem 1. Juli durften sie sich wieder frei auf ihrer Insel bewegen und Connemara scheint ein "hot spot" gewesen zu sein. Volle Strände, jedes Bett ausgebucht und Autoschlagen von Maam Cross bis Clifden. So schilderten uns Paul und Claudia den Sommer. Keine Touristen - "... and to be honest, we missed the Germans"... Für Claudia waren die Monate eine Herausforderung, denn der Umgang mit einem gemieteten Haus ist für irische Gäste offenar ein anderer 😉 um es neutral zu sagen. Wir werden uns darauf einstellen müssen. Freunde und Familie sind schnell erreichbar und so wird das Haus - an 2 Personen vermietet - durchaus nach Tagen von der doppelten Anzahl an Gästen bewohnt.Gefreut hat uns aber auch das Feedback einiger irischer Gäste, die solch liebevolle und umfängliche Ausstattung nicht gewohnt sind und sie sehr genossen! Ein Vater erzählte von seinem 3-jährigen Jungen, der das Haus nur weinend verlies und bis Dublin leise maulend wiederholte: "I want to go back to the lovely holiday home" und: der Vater hat für nächstes Jahr wieder gebucht! Also kein Iren-bashing hier!
Gut, dass die enttäuschenden ersten Eindrücke schnell verfliegen! Der Gang durch den Garten, in dem - neben dem gemähten Rasen - nicht viel passiert ist, lässt das Herz bereits höher schlagen.. Die Küste, der Himmel, der Maumeen Lake, der Erisbeg, hier steht alles noch an seinem Platz! Und dient das Haus nicht letztlich nur dazu, uns diese Blicke auf diese Schönheit täglich zu ermöglichen? Jetzt erst kommen wir an!
Es ist die Natur, die tröstet, die die Dinge in einem zurecht rückt....
...."Die keltische Weisheit wußte, dass die Natur beseelt ist und einen eigenen Geist besitzt. Berge haben eine große Seele voller Erinnerung. Ein Berg wacht über eine Landschaft und lockt ihren Sinn zum Horizont. Bäche und Flüsse rasten nie; sie sind unermüdliche Nomaden, die weder Form noch Ort für sich beanspruchen. Steine und Felder bewohnen eine meditative Reglosigkeit und scheinen allen Wünschen gegenüber immun zu sein.... Die Natur ist von unaufhörlichem Gebet umhüllt. Anders als wir scheint sie nicht unter der Trennung oder Distanz zu leiden, die das Denken bedingt. Die Natur scheint nie von ihrer eigenen Gegenwart abgeschnitten zu sein. Sie lebt ununterbrochen in der Umarmung ihrer eigen Einigkeit. Vielleicht hat sie, ohne dass wir es wissen, Mitleid mit uns Heimatlosen und Zerstreuten. Ohne Zweifel weiß sie unseren rastlosen Geist zu beruhigen, wenn wir uns nur dem Schweigen und der Stille ihrer Umarmung anvertrauen.¨
John O'Donohue
Aus: Landschaft der Seele
Wir nehmen unsere Quarantäne ernst und haben beschlossen, ausser in die Natur zu gehen, Menschen und Kontakte erst einmal zu meiden. Es fällt nicht schwer und unser Einkauf in Clifden bestätigt uns, dass wir noch nicht soweit sind. Es macht auch hier wenig Freude, zwischen maskierten, auf Abstand bedachten anderen Kunden mit dem Wagen durch die Regale zu huschen... Nie haben wir Iren so stumm erlebt. Selbst die munteren kurzen Gespräche an den Kassen bleiben aus; befremdlich für uns. Die Cafés haben geöffnet und die Menschen stehen davor an. Kleine Schlangen auch vor der Apotheke. Das Leben hier ist verändert. Das Virus paßt hier noch weniger hin als bei uns! Die Pubs sind auch jetzt noch geschlossen und sollen wohl erst gegen Ende des Monats wieder öffnen - unter strengen Hygienevorschriften natürlich: Wie soll das gehen?
An Manin Bay sollen wir sogar durch dieses Schild am Zugang zum Strand gehindert werden.. Es treibt Covid-19 auch so einige Blüten....
Es ist sehr windig zur Zeit und wir bekommen auch den ersten Sturm zu spüren. Er weckt Erinnerungen, die wir gerne verdrängen. Zum Glück sind wir nicht im Zentrum, dieses liegt eher im Süden und am nächsten Tag sehen wir Bilder aus dem überschwemmten Cork.
Das Wetter erlaubt uns zum Glück, fast täglich draußen sein zu können. Wir besuchen unsere Strände, geniessen die kühle, saubere Luft, nach der wir uns so sehr gesehnt haben und haben vom Sommer auch in Berlin Abschied genommen.
Was ist überhaupt aus der ¨Kulturstadt Europa¨ geworden, die Galway eigentlich noch immer ist. Niemand spricht und schreibt darüber. Wir hatten uns so sehr auf den Juni und einen Ausflug in die Kultur gefreut. Alles mußte Covid-19 geopfert werden. Das ist unglaublich schade und sicherlich ein großer Verlust für die gesamte Region. Wir werden dies recherchieren und freuen uns auf den Besuch von Markus Bäuchle, an den wir sehr viele Fragen haben!
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