Reise-, Erlebnis-, Gedanken- und Herz-Tagebuch einiger Irland-Urlaube und ein happy-end, wie wir es uns nie schöner hätten erträumen können: das School House in Connemara - a home in Ireland :)
Samstag, 31. Oktober 2009
Souls Day
"Are Space and Time Different in the Eternal World?"
from ANAM CARA
John O'Donohue
* * *
When the soul leaves the body, it is no longer under the burden and control of space and time. The soul is free; distance and separation hinder it no more. The dead are our nearest neighbors; they are all around us. Meister Eckhart was once asked, Where does the soul of a person go when the person dies? He said, no place. Where else would the soul be going? Where else is the eternal world? It can be nowhere other than here. We have falsely spatialized the eternal world. We have driven the eternal out into some kind of distant galaxy. Yet the eternal world does not seem to be a place but rather a different state of being. The soul of the person goes no place because there is no place else to go. This suggests that the dead are here with us, in the air that we are moving through all the time. The only difference between us and the dead is that they are now in an invisible form. You cannot see them with the human eye. But you can sense the presence of those you love who have died. With the refinement of your soul, you can sense them. You feel that they are near.
* * *
Freitag, 16. Oktober 2009
Echo der Seele
Irgendwo, außen am Rand, geht die Nacht
Zurück, und die Wellen der Dunkelheit
Beginnen die Küste des Morgens sacht zu erhellen.
Das schwere Dunkel fällt auf die Erde herab,
Und befreit tobt die Luft von besinnungslosem Licht,
Das Herz füllt sich mit frischem, hellem Atem,
Und der Sinn schickt sich an, Farbigkeit zu gebären.
John O` Donohue „Echo der Seele
There have been a large number of enquiries about the location of John's funeral service and about his gravesite. The church where John's funeral took place is in Fanore, about 12 miles from Ballyvaughan on the coast road south. During winter months it is likely only to be open at weekends for Mass.
John is buried in Creggagh graveyard, about two miles further south along the coast road, just beyond O'Donoghue's pub on the left hand side of the road.
All of John's friends hope that respect will be shown to the grave site and to the environment that John loved so well.
Dienstag, 22. September 2009
Sehnsucht
Donnerstag, 17. September 2009
Ireland is a peace of heaven
Dienstag, 15. September 2009
John O'Donohue
Die Philosophie, Lyrik und Mysthik von John O'Donohue ist schöne Hintergrundlektüre für Connemara. Heute kam eine mail mit Hinweise auf seinen blog - für Interessierte:
http://jodonohue.blogspot.com/
Sein Hauptwerk: ANAM CARA hat mich durch die ersten Jahre der Trauer begleitet. Ich empfehle es Euch wärmstens. O'Donohue starb vor 2 Jahren - plötzlich und ererwartet - an einem Herzinfarkt
Adieu
Gäbe es diese wunderbaren Begegnungen mit der Natur nicht, gäbe es auch keine heilsamen Wege. Dort, wo etwas abgebrochen ist, brauchen wir das Gefühl der Vollkommenheit. Und lassen uns von ihr tragen. Um dem Untragbaren etwas entgegenzuhalten.
Ich danke Euch, die Ihr Euch die Zeit genommen und mich noch einmal durch diese beeindruckenden Tage in Irland begleitet habt, von Herzen. Ich möchte mich von Euch mit einem Irischen Segen verabschieden. Ich kehre nun zurück in meinen Alltag und nehme alles Erlebte als Geschenk und Reichtum mit mir.
Den tiefen Frieden
im Rauschen der Wellen
wünsche ich Dir.
Den tiefen Frieden
im schmeichelnden Wind
wünsche ich Dir.
Den tiefen Frieden
über dem stillen Land
wünsche ich Dir.
Den tiefen Frieden
unter den leuchtenden Sternen
wünsche ich Dir.
Remember me
Am Vorabend des Treffens mit ihr waren wir in Camphill – eine sehr besondere Begegnung mit Florians „specials“, die uns sofort erkannten: „You are Florians Mom“… wie schön, dies wieder zu hören. Clyde nennt mich „Mummy“ – wie immer – und als ich ihn bitte, „Florian“ zu sagen, sagt er „Beewee“ und ich spüre die Tränen in mir aufsteigen. Ja, Beewee war Florians Name für ihn – und Florian liebte diesen Namen! Ich bin erstaunt, wie wenig sich diese Menschen verändert haben… altern sie langsamer als wir? Ich kenne sie nun doch schon seit 1994! Was ist in dieser Zeit in meinem Leben alles passiert… und ihre Leben? Sie scheinen still zu stehen – zeitlos zu sein.. aus der Zeit gefallen.. was für ein schöner Gedanke!
Wir feiern Astrids 50igsten Geburtstag in der Hall, in der Florian Theater spielte und in der alle Festlichkeiten von Camphill stattfinden. Auf dem Klavier steht – neben einer brennenden Kerze – Florians Foto. Astrid versichert, dass sie es nicht für mich aufgestellt habe – es stand, als sie für die Vorbereitungen kam – bereits da.
Niemand wusste, dass ich komme… Es ist Camphills Gedenken an seine Toten.
Neben seinem Foto steht das Foto des ersten „specials“, der auf dem Platz gestorben ist.
Durch die vielen Menschen, die sich einfinden, schaue ich immer wieder auf das Foto und die Kerze – und beides gibt mir Kraft und erfüllt mich mit Liebe. Wir tanzen ausgelassen – ich tanze mit Florians specials… und ich weiß, dass er in diesem Raum anwesend ist.
Ich verlasse den Raum später – in Tränen aufgelöst.. Nein, ich bin nicht soweit – und auch, wenn ich mir Florians Nähe bewusst bin, so gehört er einfach HIER HER. Ich sehe ihn ständig zwischen diesen Menschen, höre sein Lachen, sehe ich hinter Kühen herlaufen, auf dem Feld arbeiten, ich sehe ihn in seinen großen Gummistiefeln und höre, wie er mit den Menschen spricht, höre seine sanfte, schöne Stimme – und diese Bilder sind purer Schmerz – unerträglich! Ich möchte alleine sein, ich möchte mich einhüllen in meine Liebe zu ihm – sie ist mein einziger Trost!
Remember Me
To the living I am gone,
To the sorrowful, I will never return
To the angry, I was cheated
But to the happy, I am at peace
And to the faithful, I have never left
I cannot speak but can listen
I cannot be seen but I can be heard
So as you stand upon the shore,
Gazing at the wonderful sea, remember me.
As you look in awe at the mighty forest
And its great majesty, remember me.
Remember me in you hearts
In your thoughts and memories
Of the times we loved, the times we cried,
The battle I fought and the times we laughed
For you will always think of me,
I will never be gone
Abschied von Connemara
4.9.
Der letzte Eintrag aus Connemara und mit ihm möchte ich dieses kleine Erinnerungsheft schließen.
Wir fahren morgen weiter nach Tipperary, zu Hans-Jürgens Schwester, hoffen, am Sonntag Eimear zu sehen und dann geht es zurück nach Berlin, wo – wie wir lesen, der Sommer so langsam auch zur Neige geht…
Connemara hat uns noch einen windigen aber recht sonnigen Ferientag geschenkt und – wie gestern – unternehmen wir einen Ausflug auf einen der westlichen Küstenzipfel, den wir noch nicht erkundet haben.
Dank der recht stabilen Wetterlage heute, wagen wir uns weit hinaus ins Watt und stauen wie vielfältig und schön der Meeresboden ist: Herzen, überall und Formen, die an gälische Schriftzeichen erinnern, aber auch Buchstaben. Immer wieder finden wir
das „G“ – kleine Naturwunder – von Strandwürmern!
Ein wenig Abschiedsmelancholie schleicht sich in diesen Weg. Selbst das so wechselhafte Wetter will es nicht leicht machen, uns von Irland zu verabschieden.
Egal, wann wir wiederkehren, Irland bleibt eine Seelenheimat, da sind wir uns einige und es gibt noch viel zu entdecken.
Men Resumé: Connemara ist ein Ort des Staunens, der Beschaulichkeit, zeitlos, wild, verklärt, mythisch, voller Gegensätze. Dazu passte dieses turbulente Wetter prächtig. Connemara ist eine offene, weite, verletzte Landschaft. Menschenleer waren unsere Wege und leer wurde der Kopf – keine Erwartungen, kein Zeitlimit – Tage im Hier und im Jetzt. Sein ist hier genug eine Landschaft zum Schweigen schön!
Und: als sei der Wunder und Zeichen nicht genug - spannt sich in diesem Augenblick ein unglaublich schöner Regenbogen über unser Haus!
Miracles
3.9.
Ein wunderschöner Tag! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll – am besten beim Wetter. Endlich wieder Sonne und ein Himmel voller weißer Wattebäusche.
Die wilde Landschaft um uns erscheint in verklärtem Licht, das alles umhüllt.Das Kleine, das Detail buhlt mit dem großartigen Gesamteindruck dieser vielfältigen Landschaft.
Wir beschließen, uns die Buchten westlich von Ballynonneely zu erschließen
(Doonloghan Bay) und landen einen Volltreffer, der mein Herz noch jetzt höher schlagen lässt.
Da das Meer sich um diese Zeit weit zurückgezogen hat, eröffnet sich uns eine Meereslandschaft von Stränden und Felsen, mit Seetang bedeckt, die in diesem besonderen Licht farbenprächtig leuchten. Muschelbänke, kleine Bäche, die wir überspringen müssen, um wieder an einen anderen Strandabschnitt zu gelangen. Weit draußen schäumt der Atlantik und über allem dieser unvergleichliche Himmel – nein nirgendwo auf der Erde kann es schöner sein und aufregender und abwechslungsreicher und bunter und ich kämpfe an gegen Tränen der Rührung und des Glücks, diese magischen Momente erleben zu dürfen. Ich spreche mein „Gebet“ für Florian und zeichne mit dem Absatz ein riesiges Herz in den Sand. „Du siehst die Welt durch meine Augen, mein Sohn – und sie ist wunderschön“. Was gäbe ich dafür, dies alles mit ihm zusammen erleben zu dürfen und ich fühle mich bei diesen Gedanken zerrissen zwischen Glück und Trauer und wäre da nicht die Liebe – die tiefe, große, unendliche Liebe – mein Herz würde bersten unter dem Ansturm dieser Gefühle-
Ein Regenschauer beendet den Spaziergang zunächst einmal, obwohl die Sonne weiterhin scheint, eine dunkle Wolke sich aber über uns geschoben hat und sich für Minuten entleert. Nur ein Schauer und wir setzen unsere Tour im Auto fort.
Ich halte Ausschau nach einem Regenbogen, der eigentlich sichtbar werden müsste.
„Send me a rainbow, Florian“. Mein handy in der Tasche meldet eine sms:
„Sitze im Regen an Florians Grab. Kerze brennt. Denke an euch und an Florian…
Love Carola“
Wir sehen uns schweigend an… und ich halte Hans-Jürgens Hand, dankbar, alle diese kleinen Wunder des Lebens mit ihm teilen zu können: mein Mann, mein Freund, der wichtigste Mensch auf dieser Seite des Universums.
Von ihrer Seite aus halten unsere Kinder (Freunde) in der unsichtbaren Welt uns in der Umarmung ihrer neuen lichten Zugehörigkeit, auch ohne dass wir es merken. Wir sind stets in der schützenden Geborgenheit ihrer heimlichen Umarmung aufgehoben..
John O’Donohue
Waiting for the sun...
2.9.
Das Wetter will einfach nicht besser werden und die Hoffnung auf einen weiteren Sonnentag sinkt.
Wir dehnen das Frühstück im warmen cottage aus, aber heute hilft es nicht.
Also: regenfest kleiden und ab an den Strand, denn auf Wiesen und unbefestigten Wegen kann man ohne Stiefel nicht mehr gehen. Knöcheltief sind die Pfützen und groß wie kleine Seen.
Wir schauen noch einmal durch die Scheiben eines cottages, das wir uns ausgesucht haben, sollten wir wiederkommen. Es liegt über Dogs Bay mit einem herrlich weiten Blick auf die Bucht und den Atlantik – und man hört hier das Meer!
Dann wagen wir es – immerhin sind wir mit unserem Vorhaben nicht alleine – noch ein „mutiges“ Paar und weitaus weniger regenfest gekleidet – haben sich mit uns am Strand eingefunden.
Der Hausberg Roundstone – der Erisbeg – ist heute nicht zu sehen, der Nebel reicht bis an seinen Fuß – kein gutes Zeichen und der heftiger werdende Wind (wir haben nur
12,5 °) zwingt uns bald zum Umdrehen. Der Regen tropft von unseren Nasen, die Hände sind kalt und die in den Sandalen steckenden Füße sehnen sich nach der Heizung im Auto.
„Ballynahinch-Wetter“ schlägt Hans-Jürgen vor und nachdem wir die nassen Sachen im cottage gewechselt und zum Trocknen aufgehängt haben, geht es zum Cappuchino und den guten Scones ins „Fisherman Pub“ des erwürdigen Schlosses.
Hier, am riesigen Kamin fühlen wir uns wohl und wärmen uns auf. Die Hotelgäste sitzen beim lunch – meist Forelle oder Lachs. Riesige, verstaubte Fangbücher liegen zum Anschauen und zeugen von Rekordfängen aus dem gleichnamigen See und Fluss.
Der Besuch mit Florian hier liegt 15 Jahre zurück – und doch sind die Bilder dieses Aufenthaltes ganz präsent. Wir stöbern im riesigen Gästebuch und finden unsere Eintragung von 2007. Am 4.9. waren wir hier mit Carola.
Es klart der Himmel etwas auf und als wir Roundstone erreichen und ich die letzten Postkarten eingeworfen habe, versuchen wir es erneut mit einem Strandspaziergang – bei einem „soft rain“…
Inish Nee
1.9.
Solch einen Sommer haben wir hier noch nicht erlebt – im Reich der Melancholie.
Wir haben uns an die Launen des Wetters aber gewöhnt und werden dennoch immer wieder überrascht- wie heute beim Frühstück-
Mostly blue sky und der Tisch wird auf die Terrasse am See gestellt und in unserem Blickfeld sieht es gut aus. Das Blau spiegelt sich im See, der Wind hat nachgelassen, nachdem er in der Nacht – zusammen mit Regengüssen – nichts Gutes für heute erahnen ließ.
Aber wir wären nicht in Irland, wenn nicht auch dieser schöne Morgen eine jähe Wende nähme: Hinter unserem Rücken hatte sich eine dunkle Wolkenfront genähert und innerhalb von Sekunden entlud sich diese – direkt über uns! Keine Zeit, den Tisch abzuräumen – wir selbst können uns gerade noch ins Trockene bringen, dann peitscht der Regen gegen die Fensterscheiben. So schnell dieser Spuk kam – so schnell ist er vergangen und Sonne empfängt uns!
Die Wiese vor dem Haus gleicht einem nassen Schwamm – und so planen wir die heutige Wanderung besser auf befestigten Wegen: Inish Nee. Diese von Roundstone über eine Brücke zu erreichende Insel haben wir bisher nur vom Auto aus besichtigt und sie scheint es wert zu sein, erwandert zu werden.
Neben weidenden Schafen und Kühen kleine eingefallene Cottages und sehr schöne neue Häuser, wie überall in dieser schönen Landschaft. Ihr Stil ist dem der alten Häuser angepasst – und so stören sie nicht allzu sehr.
Wir schauen über die Bucht auf Twelve Bens, das Gebirge, das wir immer wieder im Blick haben uns wenn jeder einzelne dieser Berge bisher eine Nebelkrone trug, so sind sie heute deutlich zu sehen!
Wie Wolkenpracht begeistert uns auf diesem Spaziergang besonders. Man kann sich an diesem Himmel einfach nicht satt sehen. Wie gemalt und am Himmelsblau aufgehängt sehen sie aus – so malen Kinder Wolken – wie dicke, runde Schafe!
Nur ein Schauer erreicht uns – und bis wir die Regenjacken und –hosen anhaben, ist auch er vorüber. Die Temperaturen sind mild, so dass ich immer in meinen Wandersandalen gehen kann.
Ein fast zahnloser Bauer begleitet uns ein Weilchen, sein Rad schiebend – auf der Suche nach einem kurzen Gespräch. Die Freundlichkeit der Menschen begeistert uns auch in diesem Jahr immer wieder. Man grüßt und selbst im Vorübergehen lässt man einen kurzen Satz fallen – meist über das Wetter oder man wünscht uns einen schönen Tag, einen sicheren Weg – ein wundervoll diese Menschen in Irland!
Deutsche Touristen erkennen wir am meist roten Anorak und daran, dass sie – selbst wenn wir mit ihnen allein an einem riesigen Strand sind – beim Aufeinandertreffen schnell zur Seite blicken. Kein Ire würde dies tun! Die wenigen Touristen, die jetzt noch geblieben sind, sind meist Franzosen oder Italiener. Manch einer schreibt seine Nationalität in riesigen Lettern in den Sand – so, wie wir Florians Namen dort schreiben und am nächsten Tag vom Regen und Wind ausgelöscht nur noch Fragmente finden.
Das für Sonntag mit Eimear geplante Treffen wirft seine Schatten voraus; Schatten in Form von Ängsten, die mich letzte Nacht haben lange Zeit wach liegen lassen.
Wird sie überhaupt kommen? Wie wird es sein, sie so glücklich zu sehen und zu wissen, dass dieses Glück mit einer neuen Beziehung verbunden ist. Muss sie Florian gegenüber Ross verleugnen? Ich sehe Eimear in Gedanken als Braut, als junge Mutter und dies schmerzt und ich werde die Bilder nicht mehr los…
Florian ist seit meinem Brief an ihn und dem Geschenk des Regenbogens zur gleichen Zeit wieder nah! Es ist ein kindliches Bild, aber ich habe das Gefühl, als sei er über diesen Regenbogen, der Himmel und Erde verband, herabgestiegen… Ich spreche wortlos mit ihm auf den Wanderungen und höre, was er mir sagt.
Wir sprechen oft über Florian, erinnern uns gemeinsam und lassen die Bilder in uns erstehen, die Schmerzen und Freude zugleich sind. Oft greifen wir nach der Hand des anderen: wir schaffen es, wir haben es Florian versprochen!
Natürlich ermahnt mich Florian, Eimear ihr Glück zu gönnen und mich an ihm zu freuen. Was wäre, wenn sie an seinem Tod zerbrochen wäre? Nein, ich will versuchen, weniger an mich und meine Ängste, Eimear zu verlieren, zu denken. Vielleicht wird es ja wie beim letzten Mal vor 2 Jahren – leicht und unbeschwert. Vielleicht kommt sie nicht… Als habe ich nicht gelernt, Dinge so anzunehmen, wie sie sind und das Geschenk, dass Eimear im JAHR ZEHN überhaupt noch in unserem Leben zu haben, ist doch schon eine Sensation!
Montag, 14. September 2009
Stolen Child
Come away, o human child!
To the waters and the wild
With a faery, hand in hand,
For the world’s more full of weeping
than you can understand
Komm heran, Oh Menschenskind!
To the waters and the wild
With a faery, hand in hand,
For the world’s more full of weeping
than you can understand
Komm heran, Oh Menschenskind!
Zu den Wassern und der Wildnis
Hand in Hand mit einer Fee,
Denn die Welt ist weit mehr voller Tränen,
als Du verstehen kannst.
als Du verstehen kannst.
W.B. Yeats
Stolen Child
By W.B.Yeats
Where dips the rocky highland
Of Sleuth wood in the lake
There lies a leafy island
Were flapping herons wake
The drowsy water- rats
There we’ve hid our fairy vats
Full of berries
And the reddest stolen cherries
Come away oh human child
To the waters and the wild
With a fairy hand in hand
For the world’s more full of weeping
Than you can understand
Where the wave of moonlight glosses
The dim grey sands with light
By far off furthest Rosses
We foot it all at the night
Weaving olden dances
Mingling hands and mingling glances
Till the moon has taken flight
To and fro we leap
And chase the frothy bubbles
Whilst the world is full of troubles
And is anxious in its sleep
Where the wandering water gushes
From the hills above Glen Car
In pools among the rushes
That scarce could bathe a star
We seek for slumbering trout
And whispering in their ear
Give them unquiet dreams
Leaning softly out
From ferns that drop their tears
Over the young streams.
Away with us he’s going
The solemn-eyed
He’ll bear no more the lowing
Of the calves on the warm hillside
Or the kettle on the hob
Sing peace into his breast
Or see the brown mice bob
Round and round the oatmeal chest.
For be com the human child
To the waters and the wild
With a faery hand in hand
For the world’s more full weeping
Than you can understand
By W.B.Yeats
Where dips the rocky highland
Of Sleuth wood in the lake
There lies a leafy island
Were flapping herons wake
The drowsy water- rats
There we’ve hid our fairy vats
Full of berries
And the reddest stolen cherries
Come away oh human child
To the waters and the wild
With a fairy hand in hand
For the world’s more full of weeping
Than you can understand
Where the wave of moonlight glosses
The dim grey sands with light
By far off furthest Rosses
We foot it all at the night
Weaving olden dances
Mingling hands and mingling glances
Till the moon has taken flight
To and fro we leap
And chase the frothy bubbles
Whilst the world is full of troubles
And is anxious in its sleep
Where the wandering water gushes
From the hills above Glen Car
In pools among the rushes
That scarce could bathe a star
We seek for slumbering trout
And whispering in their ear
Give them unquiet dreams
Leaning softly out
From ferns that drop their tears
Over the young streams.
Away with us he’s going
The solemn-eyed
He’ll bear no more the lowing
Of the calves on the warm hillside
Or the kettle on the hob
Sing peace into his breast
Or see the brown mice bob
Round and round the oatmeal chest.
For be com the human child
To the waters and the wild
With a faery hand in hand
For the world’s more full weeping
Than you can understand
bog road and heart stones
31.8.
Das Wetter schlägt weiterhin seine Kapriolen. Regen die ganze Nacht und beim Aufstehen das gewohnte Grau über dem See – kein Horizont.
Wir dehnen das Frühstück aus, hoffend, dass die kleinen blauen Lücken sich ausbreiten – und siehe da: bald sieht der Himmel so aus, als könne es einen trockenen – partly cloudy – sonnigen Tag geben – also: Bog-Wanderung auf einem neuen Weg und dieser ist beinahe noch abwechslungsreicher und beeindruckender als die alte Bog Road. Ausgangspunkt ist Ballyconneely.
Der viele Regen hat die schmale Straße kaum passierbar werden lassen und Schafe begrüßen uns, als wir durch das Gatter kommen. Was für liebenswerte, friedliche und genügsame Tiere. Sie bilden in dieser Landschaft mit ihrem weißen Fall sich bewegende Punkte in der Ferne. Die Farben der Natur erhalten durch das ständig wechselnde Wetter eine eigenartige Intensität. An einem Stein leuchten rostrote oder ockerfarbene Flechten auf. Das Moor ist dort, wo Torf gestochen wird, von Feuchtigkeit tiefbraun, kleine Grasbüschel und überall das Heidekraut in seinen vielfältigen Tönungen. Unscheinbare kleine Blümchen erhalten im Kontrast zu ihrer Umgebung eine besondere Schönheit
Über allem liegt eine tiefe Melancholie und eine große, wohltuende Stille. Kein Mensch begegnet uns.
Die Landschaft der Seele ist so weit wie die einsame Bergwelt Connemaras, so tief wie das Meer und so klar wie ein stiller See. Sie ist geprägt von der unendlichen Sehnsucht nach Geborgenheit, der Polarität von Distanz und Nähe, Aufbruch und Heimkehr, Verlangen und Erfüllung. im Getöse unserer modernen Welt vergessen wir nur allzu häufig, der Stimme unserer Sehnsucht zu lauschen..
Der Weg auf dem wir gehen ist gespickt von Herzen. Überall finde ich Herzen hier in Irland – auf diesem Weg heute sind es besonders viele!
Unseren Cappuchino trinken wir in Clifden und – wie jeden Tag – gibt es Scones dazu. Ein schönes Ritual wie auch andere Rituale den Tagesrhytmus bestimmen, die allerdings wetterabhängig geändert werden müssen.
Während ich nachmittags schreibe, liest Hans-Jürgen (wenn es geht draußen im Liegestuhl am See). Wir spüren beide, wie gut wir uns hier erholen. Hier geht es nur noch um die wirklich „großen“ Dinge: unsere Bucht, unser See, das tägliche selbst gekochte Abendessen, die nächste Wanderung, den Einkauf von ausreichend vielen Karten und das Lesen der mitgebrachten Bücher! Wir erzählen uns beim Frühstück unsere Träume – wir haben sinnfreie Zeit!
Gerade habe ich bei Breda, Eimears Mutter angerufen und vorgefühlt, ob wir uns Sonntag tatsächlich sehen werden – und es sieht gut aus! Ja, Eimear ist wieder verliebt, sie ist glücklich, Ross kommt aus Galway und sei ein netter, sympathischer junger Mann… Irgend etwas solle Eimear uns selbst erzählen.. ein wenig geheimnisvoll – aber um so mehr Vorfreude und Neugierde!
Birthday in Ireland
http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=oRdDnpkR3AQ
30.8.
Wir haben ein Experiment gewagt: große Wäsche – und das, obwohl nicht das kleinste Stückchen Blau am Himmel zu sehen ist und sich heute die Sonne nicht hat blicken lassen. Auf der Leine hing die Wäsche dann auch knapp 10 Minuten und hoffen wir, dass sie nun im cottage trocknet!
Aber bevor ich über das schlechte Wetter weiter schreibe (und laut Wetterprognose bleibt uns diese Wetterlage erhalten..) möchte ich von meinem gestrigen Geburtstag berichten, der vom heutigen Wetterstandpunkt noch sensationeller erscheint: ein geschenkter Sonnentag!
Was sich am Vortag abzeichnete, wuchs sich wirklich zu einem richtig schönen, warmen Tag mit durchgehendem Sonnenschein aus – ein kleines Wunder würde ich heute sagen!
Als uns das handy um 8.30 mit Carola, als erster Gratulantin, weckt, traue ich meinen Augen kaum: blauer Himmel – soweit das Auge reichte!
Das Frühstück müssen wir dennoch im cottage nehmen, denn Hans-Jürgen hat um mein Gedeck mit Hunderten kleiner Muscheln ein Herz gelegt – und eine 62!
Deshalb also war er gestern so lange am Strand – und brachte mir – neben diesen vielen bunten Muscheln – den Regenbogen!
Eine Kerze brennt, Lilien verströmen ihren Duft und über die mitgebrachten Geschenke freue ich mich sehr, vor allem über das Buch „Eine Frau flüchtet vor einer Nachricht“, über das ich eine gute Rezension gelesen habe.
Das handy klingelt häufig und es freut mich sehr, dass die engen Freunde an mich denken. Uwe erzählt vom Sommer in Berlin und ich weiß nicht, ob ich ihn beneide – heute ist auch in Irland „Sommer“! Hans-Jürgens Geburtstagskarte berührt mich sehr und ich spüre, wie groß und stark und wie lebendig unsere Liebe auch noch nach so langer Zeit ist.
Als Geburtstagsausflug habe ich mir die Wanderung an der Cleggan Bay gewünscht, die wir schon häufig an diesem Tag gemacht haben und jedes Mal hat uns dieser Ort besonders begeistert.
Die enge Straße, die durch Cleggan führt und sich mehrfach zweigt, endet hier und vor uns liegen mächtige Felsformationen, die die Küste bilden und an ihren Ufern brechen sich die Wellen des Atlantik. Die weiße Gischt hebt sich gegen das tiefblaue Meer ab. Die Küste mit ihren Klippen und Buchten, langen Sandstränden ist menschenleer. Die grünen Wiesen ziehen sich bis unmittelbar an die Felsen oder den Strand. Schafe grasen und sehen aus wie herab gefallene weisse, kleine Wölkchen.
An diesem Ort überfällt mich jedes Mal eine große Demut, eine Ahnung von Unendlichkeit. Diese Urgewalten, die seit Tausenden von Jahren die Landschaft geprägt haben werden noch existieren und bestehen, wenn wir längst nicht mehr sind.
Der Weg führt über Felsen und Strände und wir müssen ihn uns suchen – der Weg hier ist das Ziel – manchmal müssen wir von Fels zu Fels hüpfen, dann über saftig grüne Wiesen gehen, wo große Brocken den Weg versperren. Die kleine Bucht, in der beim letzten Mal die Kühe lagen, gehört heute uns und aus Muscheln lege ich auf den großen Natur-Herz-Stein ein Muschelherz in Gedanken an all die Mütter und Väter, FreundInnen, die mein Leben „zu Hause“ begleiten und im Gedenken an ihre Verstorbenen:
Max, Peter, Stephan, Anna, Lilli, Lukas, Andreas, Wiebke, Hilke, Heike, Constanze,Hannes, Klaus, Matheo, Gabi, Marqui, Sebastian, Nina, Kai, Philip, Ulf, Stefan, und viele andere. Jedem eine Muschel, ein Gedenken in Irland!
Auf diesem besonderen Weg habe ich das Lied „Song for Ireland“ ständig auf den Lippen und summe es gegen den Wind, der uns heute – sehr viel milder – begleitet. Florians Lied – mein Lied – für immer mit ihm verbunden.
Wir suchen uns eine windgeschützte Stelle und halten die Gesichter in die Sonne: was für ein Geschenk, solch ein Tag! Als wir den Rückweg antreten, bitte ich Florian stumm um ein kleines Zeichen seiner Anwesenheit und in der nächsten Sandbucht stößt mein Fuß gegen einen bunten Stein – ein perfektes, wunderschönes Herz! „Auf Flori ist doch Verlass“ – mein Hans-Jürgen in seiner lakonischen Art. Ja, auf Florian ist selbst heute noch Verlass und es berührt mich dieses Geschenk sehr.
Bei aller Schönheit der Landschaft um Cleggan sind wir doch froh, etwas Neues entdeckt zu haben und mit Roundstone und Ballyconneely sind wir der ursprünglichen Bog-Landschaft auch noch näher – sozusagen im Herzen Connemaras!
Um das gute Wetter auch wirklich auszunutzen, laufen wir noch einmal hier an unseren Hausstrand, damit Hans-Jürgen (im mitgeführten wet-suit) schwimmen kann. Es soll auch das einzige Mal bleiben.
Ein Abendessen in Roundstone in O’Dowd’s Pub mit Blick auf die Bay zur Insel Inishnee rundet einen wunderschönen Tag ab.
Ich fühle mich reich beschenkt.
Heute also ist der Regen zurück und wir trotzen ihm mit einem langen Spaziergang von Dogs Bay über grünes Weideland zwischen blökenden Kühen nach Gurteens Bay, unserem Lieblingsstrand, der bei guten Wetter auch in der Südsee liegen könnte. Selbst bei diesem Wetter sind die Blau- und Türkis-Töne des Wassers bezaubernd. Wir treffen vereinzelnd auf andere Spaziergänger, vermummt und wettergeschützt wie wir. Man grüßt sich ganz selbstverständlich – eine kleine verschworene Gemeinde, die sich nicht um „Wetter“ kümmert: „It could be worse“.
Das cottage bietet uns mit seiner Wärme und Gemütlichkeit ein schönes Refugium, wenn wir zurück kommen und a cup of tea trinken und die Hände an den heißen Tassen wärmen. Mein Blick bleibt heute aus dem Fenster schauend im dichten Nebel über dem See hängen und der Regen singt sein Regenlied.
tears and rainbow
http://www.youtube.com/watch?v=0SG6ZITbWpU&feature=related
28.8.
Die ersten Geburtstagswünsche, die per sms kommen, wecken uns – und Grau, soweit der Blick reicht, empfängt uns am Vortag meines Geburtstages. Kaum vorstellbar am Morgen, dass dies unser „beach-Tag“ wird, aber das ist eben Irland!
Noch während des Frühstücks reißt der Himmel auf und Blau löst Grau ab. Endlich Sonne! Der starke Wind ist geblieben und so suchen wir uns an unseren Traumstränden „Dogs Bay“ und „Gurteens Bay“ ein windgeschütztes Plätzchen nach einer langen Strandwanderung. Menschenleer die Strände und nur dort, wo der Strand per Auto leicht zu erreichen ist, sitzen irische Familien mit buddelnden Kindern. Noch immer sind 3 Kinder der Durchschnitt, wenn wir aus unserem Blick eine Statistik erstellen – irlandweit sind es inzwischen wohl nur noch 2.
Wunderbar, die Sonne auf der Haut und bei diesem Wind sind unsere Gesichter (und mehr legt man hier zur Zeit nicht frei) vom feinen Sand bald „gepökelt“.
Aber wen stört das denn, wenn die Sonne scheint und wie kostbar diese Sonnenstunden sind, darüber erteilt uns Irland in diesem Sommer eine Lektion.
Aber der Tag - je mehr er sich seinem Ende neigt - hat auch eine große sehnsuchtsvolle Traurigkeit.. und ich beschließe, an Florian zu schreiben.
28.8.
Geliebter Florian,
der Vorabend eines weiteren Geburtstages in Irland (ich zähle sie nicht mehr, es ist nicht wichtig, wie oft ich hierher „geflüchtet“ bin vor diesem Tag).
Mein Blick fällt aus dem Fenster in eine Landschaft, die mich auch in diesem Jahr tief berührt: Connemara – in seiner kargen Schönheit und mit seinem unvergleichlichen Himmelsbildern. Die Sonne senkt sich über diese Weite und taucht sie in warme Farben. Es ist so friedvoll hier, mein Sohn, aber heute bin ich voller innerer Unruhe und spüre eine große verzweifelte Traurigkeit. Ich habe Sehnsucht nach dir, nach deiner Nähe, dem Leben, das um dich kreiste und ich spüre zugleich immer deutlicher, wie sehr ich mein jetziges Leben von diesem alten Leben abgekoppelt habe, abkoppeln musste, um zu leben? Du würdest es so sehen, das weiß ich, Florian.
Wie oft habe ich dich dies sagen gehört: Go, Mom and live your life. I will always be a part of it but I will not be the center anymore. This doesn’t mean that I love you less. I love you as much as I ever did – perhaps even more because I saw you struggling to go on living and it made me feel sad and so sorry for what I did without having had any other chance.
What hurts you so much at the moment is that you feel that you have taken your own life in your hands and you really made the best out of it. Be sure Mom that I am so proud of you and my love shines down on you and on Hans every single day.
I am your son and I will always be! I love you Mom
Und nun, da die Tränen sich lösen, lese ich vor mir auf dem Tisch liegend ein Gedicht von O’Donohue
" There is a deep beauty
hidden in the
luminosity at the heart
of the soul
... behind the dull
facade of our daily lives.
Only in your solitude
will you actually
find it, find the
neglected beauty of your life!"
John O'Donohue
Vielleicht ist in diesem Gedicht deine Botschaft zusammengefasst, liebster Florian.
Ich spüre, dass sich mein Leben verändert hat – besonders auch hier in Irland. Hier, wo du immer so besonders nah warst, kann ich die inneren Bilder nicht mehr so deutlich erkennen. Die Zeit hat schmerzliche Arbeit geleistet. Es haben sich neue, andere Bilder über die Erinnerungen an unser gemeinsames Leben geschoben, Bilder aus dem Leben ohne dich. Das Leben ist stark, stärker als ich immer dachte und es bewegt sich unerbittlich vorwärts. Die Blicke zurück sind Teil dieses Lebens, aber nicht mehr Inhalt.
Verstehst du, geliebter Sohn, wie weh das tut? Du hast dich immer weiter entfernt und ich kann dich nicht mehr so nah heranholen – oder habe ich mich entfernt von dir?
Du bist wie ein unglaublich schöner, ferner Stern, den ich mir betrachte, der mich berührt und der über steht und mich begleitet. „A star far away“ – hieß das erste Trauerbuch, das ich nach deinem Verlassen der Erde las.
Viel zu weit bist du weg, unerreichbar und doch immer da.
Ich werde morgen 62 Jahre alt und Du, mein Sohn bist und bleibst 23!
Dies geht in meinem Kopf heute nicht zusammen – aber wie sollte es denn auch? Dein Tod wird für mich für immer unbegreifbar bleiben; ein Schnitt, ein Bruch in unserem Leben und die Erinnerungen sind heute das Paradies in das wir uns für Momente in Gedanken zurückziehen können – um dann in der Realität zu erwachen!
Eine Deine Geburtstagskarten der letzten Jahre begleitet mich auch in diesem Jahr an diesem Tag. „Happy birthday, liebste Mom“ – und mein Blick fällt aus dem Fenster und bleibt an den Wolken hängen. Irgendwo dort im großen Universum weiß ich dich, liebster Florian und aus Liebe zu dir will ich weiterleben.
Deine Mom
P.S. Hans-Jürgen kommt gerade, als ich diesen Brief beende, zur Tür herein und fragt, ob ich den unglaublich schönen Regenbogen gesehen habe?
Nein, ich habe in eine andere Himmelsrichtung geschaut – aber ich weiß jetzt, dass er deine Brücke vom Himmel zu uns ist, dein Geschenk zu meinem Geburtstag – und ein Zeichen deiner Nähe!
Ich danke dir, liebster Florian.
Sonntag, 13. September 2009
Ballynahinch Castle
Von Clifden fahren wir auf der Bog Road nach Ballynahinch Castele.
Diese unglaublich schöne schmale Sraße, die mitten durch das Moor führt, ist meine Traumstraße! Steinwüste, Wasserwüste, ein kleiner See neben dem anderen. Felsen und leuchtende Heide und Gister und Schafe auf schwarzen Beinen, die die Straße für sich wie einen laufsteg benutzen und das Licht, das ganz besondere Licht Connemaras.
Trotz des Sturms steige ich aus und setze mich auf einen der Felsen und schicke Florian meine Gedanken und meine Liebe. Diese Landschaft ergreift mich und berührt mich zutiefst. Ein wundervoller Ort für eine kleine Meditation und eine Einstimmung auf Ballynahinch.
Mir ist mein ganzes Leben zumut,
als ginge mein Weg oft
an der Hecke des Paradieses vorbei.
Dann streift mich ein warmer Hauch,
dann mein` ich, Rosen zu sehen
und zu atmen,
ein süßer Ton rührt mich zu Tränen,
auf der Stirn liegt es mir
wie eine liebe friedgebende Hand –
sekundenlang.
So streife ich oft vorbei
An der Hecke des Paradieses…
Christian Morgenstern
Unlöslich ist dieser Ort mit Florian verbunden. Wir verbrachten hier 1998 eine Nacht mit ihm anlässlich Hans-Jürgens Geburtstag… mein Geschenk… und beim Cappucino im Pub des Schlosses tritt eine Stille zwischen uns. Jeder hängt seinen eigenen Bildern und Erinnerungen nach und wir schweigen und ich ziehe mich auf meine inneren vergangenen Welten zurück. Es ist oft nicht leicht, der Trauer, die jeder für sich anders an Intensität und Tiefe erlebt, eine Sprache zu geben. Manchmal tut es gut, gemeinsam zu schweigen.
Connemara - wildes Heiligtum
"Eine Insel ist ein umgrenzter Ort, eine spannungsgeladene Schwelle zwischen Himmel und Meer, Land und Licht. Im Westen Irlands herrscht wundervolles Licht. Das gemeine Einverständnis von Wolken, Regen, Licht und Landschaft birgt immer neue Überraschungen. Im Verlauf eines einzigen Morgens können draußen vor dem Fenster völlig verschiedene Landschaften auftauchen. Hin und wieder herrscht dichte Dunkelheit, dann reißt vielleicht die Wolkendecke auf, und plötzlich verleiht ein einzelner Lichtstrahl selbst einem Steinhaufen rätselhafte Präsenz. Oder das Licht spielt mit dem ernsten Antlitz eines Berges und verziert es mit einem bizarren Schattenmuster. Manchmal scheint es die Morgendämmerung sehr eilig zu haben, damit das Licht endlich hervorbrechen und mit der stillen Landschaft spielen kann.
Landschaften in diesem Licht sind eine endlose Augenweide. Die Landschaft wellt und wölbt sich. Jeder Ort ist buchstäblich anders, sticht klar gegen das Licht und den Ozean ab und ist von kraftvoller, dauerhafter Individualität. Selbst die unberührtesten, unwirtlichsten Landschaften besitzen Präsenz. Kein Mensch verweilte hier lang genug, um Anspruch auf sie zu erheben oder sie zu zivilisieren. Sie verharren in der Geborgenheit ihrer eigenen ursprünglichen Geschichte.
Solche Landschaften sind wilde Heiligtümer, weil sie vollkommen in sich selbst ruhen und uns leise in ihr Wissen und ihre Stille hineinziehen. Fast unmerklich weicht der innere Druck von der Seele. Die Sinne werden besänftigt, und die inwendige Erde in uns wird von dieser uralten Schönheit bewegt...."
John O'Donohue
"Schönheit"
Foto: die bog road bei Roundstone
Freitag, 11. September 2009
Irish night
27.8.
Beim Blick aus dem Fenster heute morgen dachte ich an die Worte unseres Nachbarn, den ich täglich auf der Strasse treffe: „You got a terrible weather“. Wenn das ein Ire sagt, dann hat es Gewicht: grau in grau und der Regen hat in der Nacht auf unser Dach getrommelt. Überall riecht es jetzt nach Torf, was so viel heißt, dass auch in den anderen Häusern geheizt wird!
Beim Frühstück erinnern wir uns des gestrigen Abends, der ein wirklich tolles Erlebnis war: Irischer Abend in Roundstones Community Hall und alles, was singen und tanzen kann in der Umgebung trat an!
Kein Abend für Touristen, die sind abgereist – ein Abend, an dem die Menschen hier sich selbst feiern und ihre Freude springt auf uns über.
Da singt ein alter Mann aus Claire einen Pubsong, den schon sein Großvater sang und da tanzen 6-jährige Kinder Tapdance und werfen die kleinen Beine hoch und stampfen den Rhythmus der irischen Musik im takt und manchmal auch knapp daneben – wunderbar! Es wimmelt von Kindern in der ausverkauften Halle und wir staunen, wie ernsthaft und aufmerksam sie dem Musikprogramm folgen. Aber da tanzt die größere Schwester oder der Bruder und die Kleinen sind kaum zu halten, wippen mit den Füßen und ahmen die Schritte der schwierigen Tänze nach.. Für Nachwuchs an Tänzerinnen und Tänzern ist in Irland jedenfalls sicher gesorgt.
Es treffen sich an diesem Abend die Generationen und singen und tanzen zu tausendfach gespielten Liedern und Themen; junge Menschen singen in gälisch – auch diese Sprache ist noch immer wichtiger Bestandteil irischer Identität.
Bis 23 Uhr geht der Abend, der – natürlich – mit einer Tombola endet und einem kleinen Buffet. Auch die Kleinsten haben durchgehalten. Wir jedenfalls sind so spät hier noch nie ins Bett gegangen!
Beim Blick aus dem Fenster heute morgen dachte ich an die Worte unseres Nachbarn, den ich täglich auf der Strasse treffe: „You got a terrible weather“. Wenn das ein Ire sagt, dann hat es Gewicht: grau in grau und der Regen hat in der Nacht auf unser Dach getrommelt. Überall riecht es jetzt nach Torf, was so viel heißt, dass auch in den anderen Häusern geheizt wird!
Beim Frühstück erinnern wir uns des gestrigen Abends, der ein wirklich tolles Erlebnis war: Irischer Abend in Roundstones Community Hall und alles, was singen und tanzen kann in der Umgebung trat an!
Kein Abend für Touristen, die sind abgereist – ein Abend, an dem die Menschen hier sich selbst feiern und ihre Freude springt auf uns über.
Da singt ein alter Mann aus Claire einen Pubsong, den schon sein Großvater sang und da tanzen 6-jährige Kinder Tapdance und werfen die kleinen Beine hoch und stampfen den Rhythmus der irischen Musik im takt und manchmal auch knapp daneben – wunderbar! Es wimmelt von Kindern in der ausverkauften Halle und wir staunen, wie ernsthaft und aufmerksam sie dem Musikprogramm folgen. Aber da tanzt die größere Schwester oder der Bruder und die Kleinen sind kaum zu halten, wippen mit den Füßen und ahmen die Schritte der schwierigen Tänze nach.. Für Nachwuchs an Tänzerinnen und Tänzern ist in Irland jedenfalls sicher gesorgt.
Es treffen sich an diesem Abend die Generationen und singen und tanzen zu tausendfach gespielten Liedern und Themen; junge Menschen singen in gälisch – auch diese Sprache ist noch immer wichtiger Bestandteil irischer Identität.
Bis 23 Uhr geht der Abend, der – natürlich – mit einer Tombola endet und einem kleinen Buffet. Auch die Kleinsten haben durchgehalten. Wir jedenfalls sind so spät hier noch nie ins Bett gegangen!
Seelenschatten
26.8.
Heute liegt ein Schatten auf meiner Seele und ich kann ihn nicht vertreiben. Vielleicht ist meine Seele nur das Spiegelbild des unbeständigen Wetters, das uns doch ein wenig zu schaffen macht, vielleicht der herannahende Geburtstag?
Ich spüre die Nähe von Florian weniger als in den Jahren zuvor und dies irritiert mich zunehmend. Sind es die Jahre, die auch hier in Irland den Abstand wachsen lassen? Waren die Erwartungen zu hoch? Wenn ich die Trauer nicht spüre, spüre ich auch die Liebe nicht. Ich blättere im Tagebuch der Erinnerung, aber die Bilder wollen nicht klar in mir erstehen. In welchem Jahr waren wir mit Florian auf dieser oder jener Reise durch Irland? Alles ist verblasst wie in einem alten Album.
Heute empfing uns ein grauer Himmel, aber der Regen und der Sturm, die in der Nacht um unser Haus getobt haben, waren weiter gezogen. Ein Lichtblick!
Wir unternehmen einen kleinen Ausflug nach Cashel, das als Ort unspektakulär, landschaftlich aber sehr schön ist. Eine kleine Wanderung führt uns zum weit vom Ort gelegenen Friedhof und wieder staunen wir darüber, wie weit entfernt und (wie heute) nur sehr mühsam zu erreichen, man seine Toten oft bettet. Entsprechend nüchtern sind diese Orte, schmucklos die Gräber, überwachsen und oft nicht mehr kenntlich. Alte Felssteine in einer Wiese. Uns beide beschäftigt der Gedanken, wie Florians Grab heute wohl aussähe, wäre er in Irland bestattet worden und wir sind froh und dankbar, dass wir ihn nach Hause geholt haben. Wie schmerzlich wäre es, ihn hier auf einem solchen Friedhof besuchen zu müssen.
Auch heute gelingt es uns nicht, trocken zum Auto zurück zu kommen. Umso mehr freut uns eine kleine stabile Schönwetterlage am Nachmittag, die aber gerade auch neuen, grauen Wolken weichen muss!
Hans-Jürgen ist zum Strand, ich wollte ein wenig alleine sein mit meinen Gedanken. Vor Florians Foto brennt eine Kerze, eben landet ein Vogel vor meinem Fenster und sieht mich an…. Ich wünsche mir sehr, die „Boten des Himmels“ wieder so spüren und nicht nur zu sehen!
Heute liegt ein Schatten auf meiner Seele und ich kann ihn nicht vertreiben. Vielleicht ist meine Seele nur das Spiegelbild des unbeständigen Wetters, das uns doch ein wenig zu schaffen macht, vielleicht der herannahende Geburtstag?
Ich spüre die Nähe von Florian weniger als in den Jahren zuvor und dies irritiert mich zunehmend. Sind es die Jahre, die auch hier in Irland den Abstand wachsen lassen? Waren die Erwartungen zu hoch? Wenn ich die Trauer nicht spüre, spüre ich auch die Liebe nicht. Ich blättere im Tagebuch der Erinnerung, aber die Bilder wollen nicht klar in mir erstehen. In welchem Jahr waren wir mit Florian auf dieser oder jener Reise durch Irland? Alles ist verblasst wie in einem alten Album.
Heute empfing uns ein grauer Himmel, aber der Regen und der Sturm, die in der Nacht um unser Haus getobt haben, waren weiter gezogen. Ein Lichtblick!
Wir unternehmen einen kleinen Ausflug nach Cashel, das als Ort unspektakulär, landschaftlich aber sehr schön ist. Eine kleine Wanderung führt uns zum weit vom Ort gelegenen Friedhof und wieder staunen wir darüber, wie weit entfernt und (wie heute) nur sehr mühsam zu erreichen, man seine Toten oft bettet. Entsprechend nüchtern sind diese Orte, schmucklos die Gräber, überwachsen und oft nicht mehr kenntlich. Alte Felssteine in einer Wiese. Uns beide beschäftigt der Gedanken, wie Florians Grab heute wohl aussähe, wäre er in Irland bestattet worden und wir sind froh und dankbar, dass wir ihn nach Hause geholt haben. Wie schmerzlich wäre es, ihn hier auf einem solchen Friedhof besuchen zu müssen.
Auch heute gelingt es uns nicht, trocken zum Auto zurück zu kommen. Umso mehr freut uns eine kleine stabile Schönwetterlage am Nachmittag, die aber gerade auch neuen, grauen Wolken weichen muss!
Hans-Jürgen ist zum Strand, ich wollte ein wenig alleine sein mit meinen Gedanken. Vor Florians Foto brennt eine Kerze, eben landet ein Vogel vor meinem Fenster und sieht mich an…. Ich wünsche mir sehr, die „Boten des Himmels“ wieder so spüren und nicht nur zu sehen!
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