3.9.
Ein wunderschöner Tag! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll – am besten beim Wetter. Endlich wieder Sonne und ein Himmel voller weißer Wattebäusche.
Die wilde Landschaft um uns erscheint in verklärtem Licht, das alles umhüllt.Das Kleine, das Detail buhlt mit dem großartigen Gesamteindruck dieser vielfältigen Landschaft.
Wir beschließen, uns die Buchten westlich von Ballynonneely zu erschließen
(Doonloghan Bay) und landen einen Volltreffer, der mein Herz noch jetzt höher schlagen lässt.
Da das Meer sich um diese Zeit weit zurückgezogen hat, eröffnet sich uns eine Meereslandschaft von Stränden und Felsen, mit Seetang bedeckt, die in diesem besonderen Licht farbenprächtig leuchten. Muschelbänke, kleine Bäche, die wir überspringen müssen, um wieder an einen anderen Strandabschnitt zu gelangen. Weit draußen schäumt der Atlantik und über allem dieser unvergleichliche Himmel – nein nirgendwo auf der Erde kann es schöner sein und aufregender und abwechslungsreicher und bunter und ich kämpfe an gegen Tränen der Rührung und des Glücks, diese magischen Momente erleben zu dürfen. Ich spreche mein „Gebet“ für Florian und zeichne mit dem Absatz ein riesiges Herz in den Sand. „Du siehst die Welt durch meine Augen, mein Sohn – und sie ist wunderschön“. Was gäbe ich dafür, dies alles mit ihm zusammen erleben zu dürfen und ich fühle mich bei diesen Gedanken zerrissen zwischen Glück und Trauer und wäre da nicht die Liebe – die tiefe, große, unendliche Liebe – mein Herz würde bersten unter dem Ansturm dieser Gefühle-
Ein Regenschauer beendet den Spaziergang zunächst einmal, obwohl die Sonne weiterhin scheint, eine dunkle Wolke sich aber über uns geschoben hat und sich für Minuten entleert. Nur ein Schauer und wir setzen unsere Tour im Auto fort.
Ich halte Ausschau nach einem Regenbogen, der eigentlich sichtbar werden müsste.
„Send me a rainbow, Florian“. Mein handy in der Tasche meldet eine sms:
„Sitze im Regen an Florians Grab. Kerze brennt. Denke an euch und an Florian…
Love Carola“
Wir sehen uns schweigend an… und ich halte Hans-Jürgens Hand, dankbar, alle diese kleinen Wunder des Lebens mit ihm teilen zu können: mein Mann, mein Freund, der wichtigste Mensch auf dieser Seite des Universums.
Von ihrer Seite aus halten unsere Kinder (Freunde) in der unsichtbaren Welt uns in der Umarmung ihrer neuen lichten Zugehörigkeit, auch ohne dass wir es merken. Wir sind stets in der schützenden Geborgenheit ihrer heimlichen Umarmung aufgehoben..
John O’Donohue
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