Reise-, Erlebnis-, Gedanken- und Herz-Tagebuch einiger Irland-Urlaube und ein happy-end, wie wir es uns nie schöner hätten erträumen können: das School House in Connemara - a home in Ireland :)
Montag, 14. September 2009
tears and rainbow
http://www.youtube.com/watch?v=0SG6ZITbWpU&feature=related
28.8.
Die ersten Geburtstagswünsche, die per sms kommen, wecken uns – und Grau, soweit der Blick reicht, empfängt uns am Vortag meines Geburtstages. Kaum vorstellbar am Morgen, dass dies unser „beach-Tag“ wird, aber das ist eben Irland!
Noch während des Frühstücks reißt der Himmel auf und Blau löst Grau ab. Endlich Sonne! Der starke Wind ist geblieben und so suchen wir uns an unseren Traumstränden „Dogs Bay“ und „Gurteens Bay“ ein windgeschütztes Plätzchen nach einer langen Strandwanderung. Menschenleer die Strände und nur dort, wo der Strand per Auto leicht zu erreichen ist, sitzen irische Familien mit buddelnden Kindern. Noch immer sind 3 Kinder der Durchschnitt, wenn wir aus unserem Blick eine Statistik erstellen – irlandweit sind es inzwischen wohl nur noch 2.
Wunderbar, die Sonne auf der Haut und bei diesem Wind sind unsere Gesichter (und mehr legt man hier zur Zeit nicht frei) vom feinen Sand bald „gepökelt“.
Aber wen stört das denn, wenn die Sonne scheint und wie kostbar diese Sonnenstunden sind, darüber erteilt uns Irland in diesem Sommer eine Lektion.
Aber der Tag - je mehr er sich seinem Ende neigt - hat auch eine große sehnsuchtsvolle Traurigkeit.. und ich beschließe, an Florian zu schreiben.
28.8.
Geliebter Florian,
der Vorabend eines weiteren Geburtstages in Irland (ich zähle sie nicht mehr, es ist nicht wichtig, wie oft ich hierher „geflüchtet“ bin vor diesem Tag).
Mein Blick fällt aus dem Fenster in eine Landschaft, die mich auch in diesem Jahr tief berührt: Connemara – in seiner kargen Schönheit und mit seinem unvergleichlichen Himmelsbildern. Die Sonne senkt sich über diese Weite und taucht sie in warme Farben. Es ist so friedvoll hier, mein Sohn, aber heute bin ich voller innerer Unruhe und spüre eine große verzweifelte Traurigkeit. Ich habe Sehnsucht nach dir, nach deiner Nähe, dem Leben, das um dich kreiste und ich spüre zugleich immer deutlicher, wie sehr ich mein jetziges Leben von diesem alten Leben abgekoppelt habe, abkoppeln musste, um zu leben? Du würdest es so sehen, das weiß ich, Florian.
Wie oft habe ich dich dies sagen gehört: Go, Mom and live your life. I will always be a part of it but I will not be the center anymore. This doesn’t mean that I love you less. I love you as much as I ever did – perhaps even more because I saw you struggling to go on living and it made me feel sad and so sorry for what I did without having had any other chance.
What hurts you so much at the moment is that you feel that you have taken your own life in your hands and you really made the best out of it. Be sure Mom that I am so proud of you and my love shines down on you and on Hans every single day.
I am your son and I will always be! I love you Mom
Und nun, da die Tränen sich lösen, lese ich vor mir auf dem Tisch liegend ein Gedicht von O’Donohue
" There is a deep beauty
hidden in the
luminosity at the heart
of the soul
... behind the dull
facade of our daily lives.
Only in your solitude
will you actually
find it, find the
neglected beauty of your life!"
John O'Donohue
Vielleicht ist in diesem Gedicht deine Botschaft zusammengefasst, liebster Florian.
Ich spüre, dass sich mein Leben verändert hat – besonders auch hier in Irland. Hier, wo du immer so besonders nah warst, kann ich die inneren Bilder nicht mehr so deutlich erkennen. Die Zeit hat schmerzliche Arbeit geleistet. Es haben sich neue, andere Bilder über die Erinnerungen an unser gemeinsames Leben geschoben, Bilder aus dem Leben ohne dich. Das Leben ist stark, stärker als ich immer dachte und es bewegt sich unerbittlich vorwärts. Die Blicke zurück sind Teil dieses Lebens, aber nicht mehr Inhalt.
Verstehst du, geliebter Sohn, wie weh das tut? Du hast dich immer weiter entfernt und ich kann dich nicht mehr so nah heranholen – oder habe ich mich entfernt von dir?
Du bist wie ein unglaublich schöner, ferner Stern, den ich mir betrachte, der mich berührt und der über steht und mich begleitet. „A star far away“ – hieß das erste Trauerbuch, das ich nach deinem Verlassen der Erde las.
Viel zu weit bist du weg, unerreichbar und doch immer da.
Ich werde morgen 62 Jahre alt und Du, mein Sohn bist und bleibst 23!
Dies geht in meinem Kopf heute nicht zusammen – aber wie sollte es denn auch? Dein Tod wird für mich für immer unbegreifbar bleiben; ein Schnitt, ein Bruch in unserem Leben und die Erinnerungen sind heute das Paradies in das wir uns für Momente in Gedanken zurückziehen können – um dann in der Realität zu erwachen!
Eine Deine Geburtstagskarten der letzten Jahre begleitet mich auch in diesem Jahr an diesem Tag. „Happy birthday, liebste Mom“ – und mein Blick fällt aus dem Fenster und bleibt an den Wolken hängen. Irgendwo dort im großen Universum weiß ich dich, liebster Florian und aus Liebe zu dir will ich weiterleben.
Deine Mom
P.S. Hans-Jürgen kommt gerade, als ich diesen Brief beende, zur Tür herein und fragt, ob ich den unglaublich schönen Regenbogen gesehen habe?
Nein, ich habe in eine andere Himmelsrichtung geschaut – aber ich weiß jetzt, dass er deine Brücke vom Himmel zu uns ist, dein Geschenk zu meinem Geburtstag – und ein Zeichen deiner Nähe!
Ich danke dir, liebster Florian.
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