Reise-, Erlebnis-, Gedanken- und Herz-Tagebuch einiger Irland-Urlaube und ein happy-end, wie wir es uns nie schöner hätten erträumen können: das School House in Connemara - a home in Ireland :)
Dienstag, 15. September 2009
Inish Nee
1.9.
Solch einen Sommer haben wir hier noch nicht erlebt – im Reich der Melancholie.
Wir haben uns an die Launen des Wetters aber gewöhnt und werden dennoch immer wieder überrascht- wie heute beim Frühstück-
Mostly blue sky und der Tisch wird auf die Terrasse am See gestellt und in unserem Blickfeld sieht es gut aus. Das Blau spiegelt sich im See, der Wind hat nachgelassen, nachdem er in der Nacht – zusammen mit Regengüssen – nichts Gutes für heute erahnen ließ.
Aber wir wären nicht in Irland, wenn nicht auch dieser schöne Morgen eine jähe Wende nähme: Hinter unserem Rücken hatte sich eine dunkle Wolkenfront genähert und innerhalb von Sekunden entlud sich diese – direkt über uns! Keine Zeit, den Tisch abzuräumen – wir selbst können uns gerade noch ins Trockene bringen, dann peitscht der Regen gegen die Fensterscheiben. So schnell dieser Spuk kam – so schnell ist er vergangen und Sonne empfängt uns!
Die Wiese vor dem Haus gleicht einem nassen Schwamm – und so planen wir die heutige Wanderung besser auf befestigten Wegen: Inish Nee. Diese von Roundstone über eine Brücke zu erreichende Insel haben wir bisher nur vom Auto aus besichtigt und sie scheint es wert zu sein, erwandert zu werden.
Neben weidenden Schafen und Kühen kleine eingefallene Cottages und sehr schöne neue Häuser, wie überall in dieser schönen Landschaft. Ihr Stil ist dem der alten Häuser angepasst – und so stören sie nicht allzu sehr.
Wir schauen über die Bucht auf Twelve Bens, das Gebirge, das wir immer wieder im Blick haben uns wenn jeder einzelne dieser Berge bisher eine Nebelkrone trug, so sind sie heute deutlich zu sehen!
Wie Wolkenpracht begeistert uns auf diesem Spaziergang besonders. Man kann sich an diesem Himmel einfach nicht satt sehen. Wie gemalt und am Himmelsblau aufgehängt sehen sie aus – so malen Kinder Wolken – wie dicke, runde Schafe!
Nur ein Schauer erreicht uns – und bis wir die Regenjacken und –hosen anhaben, ist auch er vorüber. Die Temperaturen sind mild, so dass ich immer in meinen Wandersandalen gehen kann.
Ein fast zahnloser Bauer begleitet uns ein Weilchen, sein Rad schiebend – auf der Suche nach einem kurzen Gespräch. Die Freundlichkeit der Menschen begeistert uns auch in diesem Jahr immer wieder. Man grüßt und selbst im Vorübergehen lässt man einen kurzen Satz fallen – meist über das Wetter oder man wünscht uns einen schönen Tag, einen sicheren Weg – ein wundervoll diese Menschen in Irland!
Deutsche Touristen erkennen wir am meist roten Anorak und daran, dass sie – selbst wenn wir mit ihnen allein an einem riesigen Strand sind – beim Aufeinandertreffen schnell zur Seite blicken. Kein Ire würde dies tun! Die wenigen Touristen, die jetzt noch geblieben sind, sind meist Franzosen oder Italiener. Manch einer schreibt seine Nationalität in riesigen Lettern in den Sand – so, wie wir Florians Namen dort schreiben und am nächsten Tag vom Regen und Wind ausgelöscht nur noch Fragmente finden.
Das für Sonntag mit Eimear geplante Treffen wirft seine Schatten voraus; Schatten in Form von Ängsten, die mich letzte Nacht haben lange Zeit wach liegen lassen.
Wird sie überhaupt kommen? Wie wird es sein, sie so glücklich zu sehen und zu wissen, dass dieses Glück mit einer neuen Beziehung verbunden ist. Muss sie Florian gegenüber Ross verleugnen? Ich sehe Eimear in Gedanken als Braut, als junge Mutter und dies schmerzt und ich werde die Bilder nicht mehr los…
Florian ist seit meinem Brief an ihn und dem Geschenk des Regenbogens zur gleichen Zeit wieder nah! Es ist ein kindliches Bild, aber ich habe das Gefühl, als sei er über diesen Regenbogen, der Himmel und Erde verband, herabgestiegen… Ich spreche wortlos mit ihm auf den Wanderungen und höre, was er mir sagt.
Wir sprechen oft über Florian, erinnern uns gemeinsam und lassen die Bilder in uns erstehen, die Schmerzen und Freude zugleich sind. Oft greifen wir nach der Hand des anderen: wir schaffen es, wir haben es Florian versprochen!
Natürlich ermahnt mich Florian, Eimear ihr Glück zu gönnen und mich an ihm zu freuen. Was wäre, wenn sie an seinem Tod zerbrochen wäre? Nein, ich will versuchen, weniger an mich und meine Ängste, Eimear zu verlieren, zu denken. Vielleicht wird es ja wie beim letzten Mal vor 2 Jahren – leicht und unbeschwert. Vielleicht kommt sie nicht… Als habe ich nicht gelernt, Dinge so anzunehmen, wie sie sind und das Geschenk, dass Eimear im JAHR ZEHN überhaupt noch in unserem Leben zu haben, ist doch schon eine Sensation!
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