Reise-, Erlebnis-, Gedanken- und Herz-Tagebuch einiger Irland-Urlaube und ein happy-end, wie wir es uns nie schöner hätten erträumen können: das School House in Connemara - a home in Ireland :)
Montag, 14. September 2009
Birthday in Ireland
http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=oRdDnpkR3AQ
30.8.
Wir haben ein Experiment gewagt: große Wäsche – und das, obwohl nicht das kleinste Stückchen Blau am Himmel zu sehen ist und sich heute die Sonne nicht hat blicken lassen. Auf der Leine hing die Wäsche dann auch knapp 10 Minuten und hoffen wir, dass sie nun im cottage trocknet!
Aber bevor ich über das schlechte Wetter weiter schreibe (und laut Wetterprognose bleibt uns diese Wetterlage erhalten..) möchte ich von meinem gestrigen Geburtstag berichten, der vom heutigen Wetterstandpunkt noch sensationeller erscheint: ein geschenkter Sonnentag!
Was sich am Vortag abzeichnete, wuchs sich wirklich zu einem richtig schönen, warmen Tag mit durchgehendem Sonnenschein aus – ein kleines Wunder würde ich heute sagen!
Als uns das handy um 8.30 mit Carola, als erster Gratulantin, weckt, traue ich meinen Augen kaum: blauer Himmel – soweit das Auge reichte!
Das Frühstück müssen wir dennoch im cottage nehmen, denn Hans-Jürgen hat um mein Gedeck mit Hunderten kleiner Muscheln ein Herz gelegt – und eine 62!
Deshalb also war er gestern so lange am Strand – und brachte mir – neben diesen vielen bunten Muscheln – den Regenbogen!
Eine Kerze brennt, Lilien verströmen ihren Duft und über die mitgebrachten Geschenke freue ich mich sehr, vor allem über das Buch „Eine Frau flüchtet vor einer Nachricht“, über das ich eine gute Rezension gelesen habe.
Das handy klingelt häufig und es freut mich sehr, dass die engen Freunde an mich denken. Uwe erzählt vom Sommer in Berlin und ich weiß nicht, ob ich ihn beneide – heute ist auch in Irland „Sommer“! Hans-Jürgens Geburtstagskarte berührt mich sehr und ich spüre, wie groß und stark und wie lebendig unsere Liebe auch noch nach so langer Zeit ist.
Als Geburtstagsausflug habe ich mir die Wanderung an der Cleggan Bay gewünscht, die wir schon häufig an diesem Tag gemacht haben und jedes Mal hat uns dieser Ort besonders begeistert.
Die enge Straße, die durch Cleggan führt und sich mehrfach zweigt, endet hier und vor uns liegen mächtige Felsformationen, die die Küste bilden und an ihren Ufern brechen sich die Wellen des Atlantik. Die weiße Gischt hebt sich gegen das tiefblaue Meer ab. Die Küste mit ihren Klippen und Buchten, langen Sandstränden ist menschenleer. Die grünen Wiesen ziehen sich bis unmittelbar an die Felsen oder den Strand. Schafe grasen und sehen aus wie herab gefallene weisse, kleine Wölkchen.
An diesem Ort überfällt mich jedes Mal eine große Demut, eine Ahnung von Unendlichkeit. Diese Urgewalten, die seit Tausenden von Jahren die Landschaft geprägt haben werden noch existieren und bestehen, wenn wir längst nicht mehr sind.
Der Weg führt über Felsen und Strände und wir müssen ihn uns suchen – der Weg hier ist das Ziel – manchmal müssen wir von Fels zu Fels hüpfen, dann über saftig grüne Wiesen gehen, wo große Brocken den Weg versperren. Die kleine Bucht, in der beim letzten Mal die Kühe lagen, gehört heute uns und aus Muscheln lege ich auf den großen Natur-Herz-Stein ein Muschelherz in Gedanken an all die Mütter und Väter, FreundInnen, die mein Leben „zu Hause“ begleiten und im Gedenken an ihre Verstorbenen:
Max, Peter, Stephan, Anna, Lilli, Lukas, Andreas, Wiebke, Hilke, Heike, Constanze,Hannes, Klaus, Matheo, Gabi, Marqui, Sebastian, Nina, Kai, Philip, Ulf, Stefan, und viele andere. Jedem eine Muschel, ein Gedenken in Irland!
Auf diesem besonderen Weg habe ich das Lied „Song for Ireland“ ständig auf den Lippen und summe es gegen den Wind, der uns heute – sehr viel milder – begleitet. Florians Lied – mein Lied – für immer mit ihm verbunden.
Wir suchen uns eine windgeschützte Stelle und halten die Gesichter in die Sonne: was für ein Geschenk, solch ein Tag! Als wir den Rückweg antreten, bitte ich Florian stumm um ein kleines Zeichen seiner Anwesenheit und in der nächsten Sandbucht stößt mein Fuß gegen einen bunten Stein – ein perfektes, wunderschönes Herz! „Auf Flori ist doch Verlass“ – mein Hans-Jürgen in seiner lakonischen Art. Ja, auf Florian ist selbst heute noch Verlass und es berührt mich dieses Geschenk sehr.
Bei aller Schönheit der Landschaft um Cleggan sind wir doch froh, etwas Neues entdeckt zu haben und mit Roundstone und Ballyconneely sind wir der ursprünglichen Bog-Landschaft auch noch näher – sozusagen im Herzen Connemaras!
Um das gute Wetter auch wirklich auszunutzen, laufen wir noch einmal hier an unseren Hausstrand, damit Hans-Jürgen (im mitgeführten wet-suit) schwimmen kann. Es soll auch das einzige Mal bleiben.
Ein Abendessen in Roundstone in O’Dowd’s Pub mit Blick auf die Bay zur Insel Inishnee rundet einen wunderschönen Tag ab.
Ich fühle mich reich beschenkt.
Heute also ist der Regen zurück und wir trotzen ihm mit einem langen Spaziergang von Dogs Bay über grünes Weideland zwischen blökenden Kühen nach Gurteens Bay, unserem Lieblingsstrand, der bei guten Wetter auch in der Südsee liegen könnte. Selbst bei diesem Wetter sind die Blau- und Türkis-Töne des Wassers bezaubernd. Wir treffen vereinzelnd auf andere Spaziergänger, vermummt und wettergeschützt wie wir. Man grüßt sich ganz selbstverständlich – eine kleine verschworene Gemeinde, die sich nicht um „Wetter“ kümmert: „It could be worse“.
Das cottage bietet uns mit seiner Wärme und Gemütlichkeit ein schönes Refugium, wenn wir zurück kommen und a cup of tea trinken und die Hände an den heißen Tassen wärmen. Mein Blick bleibt heute aus dem Fenster schauend im dichten Nebel über dem See hängen und der Regen singt sein Regenlied.
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