"..und was auch immer deine Mühen und Träume sind
in der lärmenden Verwirrung des Lebens,
halte Frieden mit deiner eigenen Seele.
Mit all ihrem Trug, ihrer Plackerei und ihren zerronnenen Träumen
- die Welt ist schön."
aus einem irischen Segen 1692
24.12.2013
Unsere
Hoffnung auf Wetterbesserung hat sich -erst einmal- zerschlagen.
Denn noch immer brausen und toben die Stürme um dasHaus
und es bewahrheitet sich wieder einmal:
Irland ist das Land der Augenblicke,
der Momente! Immer wieder reißt das Grau
auf und gibt ein
Stück Blau frei und einige Sonnenstrahlen, aber sie dauern nur wenige
Minuten. Nutzen wir sie nicht, um schnell einmal ums Haus zu laufen, Fotos zu
machen oder zu schauen, was unsere Anpflanzungen machen, ist der Moment vorbei
- und Regen setzt ein und wir müssen uns
gegen den Wind stemmen!
Noch
ist viel zu tun im Haus und so fällt es uns tatsächlich nicht schwer,
uns zunächst auf das Innere zu
fokussieren. Viel ist inzwischen
geschehen und Zimmer für Zimmer entfaltet sich zunehmend
in seiner individuellen, bescheidenen ¨Pracht¨...
Das
Wohnzimmer ist längst fertig und begeistert uns täglich neu: es ist ein heller,
freundlicher und vor allem warmer Raum, der wärmste, vielleicht
der ïrischste¨ Raum im Haus, was uns sehr entgegenkommt. Auch hier korrespondiert
das Innen mit dem Außen: zarte Grün- oderSandtöne
sind dem mit Connemara marbel (Marmor) eingefasstenKamin
entliehen¨ Hier findet nun hauptsächlich
unser Leben statt und oft brennt das Torffeuer!
Der
Metalltisch, den wir aus Berlin mitgebracht haben, ist einI-Tüpfelchen
und könnte tatsächlich früher im School House gestanden haben. Seine
Zeitspuren machen ihn zu einem besonders originellen Stückund
an ihm wird im Moment gegessen, geschrieben.
Jetzt, wo ich hier sitze,
fällt mein Blick auf die Bucht vor uns, die mit Wasser gefüllt ist, das sich
bald zurückziehen wird. Bei diesem Sturm
ist das Meer hell
Türkis...mit großen weißen Schaumkronen.. Man kann diesem Schauspiel
stundenlang folgen.. Dazu ein Himmel, der aufreißt, sich wieder
verschließt, ein schneller Wolkenflug und dann stehen sie wie dicke
Wattebäusche im Blau des Himmels... Für Momente! Dann ergibt sich ein völlig neues Bild mit
völlig neuen Farben.
Die
Straße ist noch weniger befahren als im Sommer.. Manchmal wird
uns
zugewinkt. Man scheint sich darüber zu freuen, dass das ¨Calla School House¨
wieder belebt ist. Bridigit sagte uns schon, dass wir ¨the Germans¨ sind, wenn
man von/über uns spricht. Wir sind froh, dass Deutschland
in Irland einen ausgesprochen guten Ruf geniesst. Man liebt
Angela Merkel, weil sie Irland "unter den Schirm¨ genommen hat, aus dem die
Insel nun gerade wieder ausgestiegen ist
und sich auf eigene Füße stellen will.
Alle
versichern uns, dass es aufwärts geht. Sehr langsam und auch mühevoll
und unter großen Opfern für viele... (und sicherlich oft die Falschen)..
Aber man will unabhängig und selbständig sein, das ist den Iren - schon aus
ihrer Geschichte - wichtig. Wir hoffen
sehr, dass es gelingt
und fühlen uns ja nun auch wenig dazugehörig!
Aber
ich schweife ab, ich wollte noch ein wenig vom Inneren des Hauses
berichten
und den großen Fortschritten, die natürlich in erster Linie der Emsigkeit und
den Bohrmaschinen von Hans-Jürgen und Fechine zu
verdanken
ist!
Im
Fenster im Eingang steht ein großer, beleuchteter Stern.. Er ist auch für uns
ein ¨Signalzeichen¨, wenn wir nach Einbruch der Dunkelheit das Gefühl für die
Entfernungen verlieren und unsicher sind, wo unser Zu Hause ist :) Die Nachbarhäuser sind spärlich geschmückt
oder dunkel, da
es holiday homes sind. Ansonsten gibt es - wie bei uns –Weihnachtsschmuckliebhaber
und die,die sich dem Schmuck des Hauses verweigern. Wir liegen - mit dem Stern
- dazwischen. Jedenfalls signalisiert
er, dass jemand im School House wohnt!
In
unserem Schlafzimmer hingen die Vorhänge bereits, als wir kamen und
dort sind nun die Nachtischlampen + kleine Nachttische (Bretter) angebracht. Es
ist wirklich ein großzügiger Raum entstanden durch die Zusammenlegung der
beiden winzigen Zimmerchen. Die (Erd)farben der Wände harmonieren mit den Farben der Felder und der Felsen, auf die
wir aus diesen Fenstern schauen.
Das
kleine Schlafzimmer in der Mitte ist einfach sweet! Hier haben Blautöne und
Weiß die Führung übernommen und ein weißes Himmelbett passt
wunderbar dazu. Von den Schlafzimmern ist dies der wärmste Raum
und auch dies macht ihn sehr anziehend. Er wird bei Gästen sicher sehr beliebt
werden!
Das
Schlafzimmer, das dem Eingang gegenüberliegt, ¨Mihalls Room¨
(das
Zimmer, das wir meinem Bruder Michael) zuordnen, hat den alten roten Steinboden
des School Houses behalten. Das macht den Raum im Moment etwas kühler, aber mit
den schönen Läufern, die wir mitgebracht
haben, wird auch dieser Raum, der die Farben des Meeres bekommen
hat, täglich gemütlicher. Bisher haben wir dort die Einkäufe gelagert, aber nun
leert er sich und bekommt seinen Charakter. Ein schönes,
gemütliches, kleines Zimmer!
Zwischen
den Schlafzimmern liegt das Badezimmer, mit dem atemberaubenden
Blick auf den bog.Leider
sind in diesen Regen- und Sturmtagen die Fenster meist beschlagen
oder über dem bog hängen die Wolken dicht und geben keinen weiten Blick
frei.
Außerdem ist das Bad - durch diese beiden verhältnismäßig großen Fenster - nicht richtig warm zu bekommen in diesen Tagen. So hält man sich nur kurz auf und dieser Raum wird sicher im Frühling und Sommer erst seine Besonderheit entfalten.
Außerdem ist das Bad - durch diese beiden verhältnismäßig großen Fenster - nicht richtig warm zu bekommen in diesen Tagen. So hält man sich nur kurz auf und dieser Raum wird sicher im Frühling und Sommer erst seine Besonderheit entfalten.
Bleiben
Küche mit der schönen irischen Essecke und der ¨sun room¨, der eher den
Kühlschrank erweitert. Er ist in diesen Tagen nicht zu benutzen, da er nicht beheizbar
ist!
Umso mehr freuen wir uns, dass im Mai neue Wohnmöglichkeiten herrschen werden!
Umso mehr freuen wir uns, dass im Mai neue Wohnmöglichkeiten herrschen werden!
Die
Küche ist inzwischen fertig eingerichtet und auch, wenn wir beim
Kochen
noch immer etwas vermissen, so ist sie doch schon recht perfekt und wirklich
sehr praktisch und schön.Die
erste Wäsche ist gewaschen und in der Maschine getrocknet! Ein Luxus,
den wir zu Hause nicht haben!
Gestern
waren wir, nachdem wir Nessa, unsere Notarin kurz besucht haben,
da wir noch immer über keinerlei Dokument verfügen, das uns als
Eigentümer des School Houses ausweist, in Galway. Nessa hatte uns vor dem
erneut angekündigten Sturm und Unwetter gewarnt, aber wir schafften es bis 18
Uhr zurück zu sein.
In
Galway herrschte absolulutes Verkehrschoaos. - Wir hätten es uns denken
können: Die Iren lieben das ¨last minite shopping¨, wie mir eine irische
Freundin schrieb, der ich von unseren Absichten erzählt hatte! Unfassbar-
Stau in alle Richtungen und wir waren froh, als wir vor allem den wichtigsten
Kauf erledigt hatten: Heizdecken für unsere Betten. Das Zimmer,auf dem seit
Tagen der Wind steht, ist einfach kalt und das Zubettgehen gestern wurde so
eine wahre Freude!
Wir beliessen es angesichts
der Fülle beim Shopping Center, verzichteten auf die City,
in der sicher kein einziger freier Parkplatz zu finden war und machten
uns möglichst schnell auf den Rückweg.
Ich
spüre, dass ich der weihnachtlichen Stimmung entkommen möchte
und
dies einer der Gründe ist, weshalb wir hier sind: Flucht vor Weihnachten,
Flucht vor den Tagen,die sich falsch anfühlen, seit Florian nicht mehr da ist.
Daran hat das Vergehen der Zeit nichts ändernkönnen! Was sollte sich auch ändern - so lange diese
Zeit eine wehmütige,
sehnsuchtsvolle ist.. Bei einsetzendem Regen und Beide in Gedanken
fahren wir durch das Dunkel ¨nach Hause¨.
....You'll remember me when the west wind moves
Among the fields of barley
You can tell the sun in his jealous sky
When we walked in fields of gold.....
Als wir die Lichter des Hafens von Roundstone sehen, wissen wir, es
....You'll remember me when the west wind moves
Among the fields of barley
You can tell the sun in his jealous sky
When we walked in fields of gold.....
Als wir die Lichter des Hafens von Roundstone sehen, wissen wir, es
gleich
geschafft zu haben.
In
diesem Moment durchzuckt ein riesiger Blitz den Himmel und löscht alles Licht
in Roundstone aus! Ein surrealer
Augenblick, den wir da erleben.
Ob es ein Blitz oder eine Kurzschluß in einer Oberleitung war, wir
wissen es nicht, müssen aber befürchten, dass auch wir nun ohne Strom
sein werden und vor allem der Genuß der neuen Heizdecken ausbleibt!
Wir
haben Glück: Calla hat Strom und das
Haus ist warm und anheimelnd und wunderbar, der Hektik entkommen zu sein.
Das
angekündigte Wetter zieht schnell auf und der Sturm wird zum Orkan
und die Kerzen auf der Fensterbank zeigen uns mal wieder, dass die alten
Fenster nicht völlig dicht sind, und solch starker Wind eindringen kann. Das macht es schwierig, im Winter
gleichmäßige Wärme imHaus
zu bekommen. Aber wir wollten Weihnachten hier sein und wir wissen,
dass wir ein über 100 Jahre altes Haus gekauft haben. Also wollen wir uns nicht
beschweren und die Gegebenheiten akzeptieren, wie sie sind.
So
lange wir auf sind, kochen, essen, Musik hören, solange dasTorffeuer
brennt, macht der Regen, der gegen die Fenster schlägt, uns nicht
viel aus. Anders wird es in der Nacht.
Wir haben das Gefühl, als würde
am Haus gerissen und gezerrt - was zwischendurch wirklich beängstigend
ist..Wir haben noch nicht einmal eine Versicherung! So schlafen
wir in dieser Nacht besonders unruhig und selbst die tröstliche Wärme der
Heizdecke kann nicht verhindern, dass wir den Morgen
sehnsuchtsvoll
erwarten!
Ja,
heute ist Weihnachten und heute konnten wir - endlich - an den Strand.
Der Regen verzog sich, der Sturm legte sich und der Himmel riss im Laufe des vormittags auf. Es schien
sich die Möglichkeit anzukündigen,
einen längeren Spaziergang wagen zu können, was auch
gelang.
Wie schön, endlich wieder draußen sein zu können, auch, wenn es noch
immer
windig und kühl ist. Der Küste sind die Stürme anzusehen. Berge an Seetang
türmen sich auf und das alte Carragh wurde vom
Strand auf die Wiese getragen... Niemand ist bei solchem Wetter zu Fuß unterwegs. Auf den Weiden
stehen die Kühe im Windschatten der Mauern und
die Felder stehen unter Wasser. Der Hafen ist leer und die Boote entdecken
wir, als wir ein Stück Küste entlang gehen, in einem geschützteren
Küstenteil auf der Wiese, wo sie wohl in Sicherheit gebracht
wurden.
Auf
das Sammeln der kleinen bunten Schnecken verzichten wir heute, denn die Hände
sind froh, im Handschuh zu stecken! Wir hoffen darauf, dass sich das Wetter
weiterberuhigen wird und wir vielleicht auf die kleine
Insel laufen können, wo die Schnecken ganze Strände bedecken.
Heute belassen wir es bei dem kürzeren Weg und den weiten Blicken auf den Atlantik, auf dem sich etwas weiter draußen die Wellen meterhoch türmen... Es ist wirklich ein wildes Schauspiel, dem wir da beiwohnen!
Ich
entdecke am Himmel eine Herzwolke und grüße Florian und danke
ihm
von ganzem Herzen, dass wir dies alles erleben dürfen! Ich weiß ihn nah.
Vorgestern kam übrigens ein Weihnachtsgruß per sms von Eimear, die uns schreibt, dass sie in der 17. Woche schwanger ist, einen Jungen erwartet, wie sie seit einigen Tagen weiß und sehr glücklich ist!
Vielleicht
sollte auch dies so sein, dass mich diese Nachricht hier erreicht. SIe ist zur
Zeit in Irland und schreibt, dass sie sich freuen würde, uns zu
sehen, falls wir in der Nähe seien. Ich glaube, dass die direkte Konfrontation nach dieser Nachricht zu schwer wäre für mich. So lasse ich
sie langsam in mich einsickern.. Manchmal vergesse ich sie auch wieder.. Ja,
jede neue Nachricht von Eimear ist zugleich der Beweis, dass Florian nicht mehr
lebt! Dennoch freuen wir uns für Eimaer und wünschen ihr von Herzen alles Glück!
Als
wir - durchgefroren,mit roten Wangen - ins Haus kommen, stellen wir fest, dass
wir einen Stromausfall haben! Oh nein,
alles, aber nicht das!
In mir steigt wirklich- zum ersten Mal -eine leichte Panik auf: Nicht das und
auch nicht heute! Die Heizkörper sind kalt, das Haus kühlt sofort
ab. Das Torffeuer braucht ein wenig, bis es Wärme abgibt und der Cappuchino,
auf den wir uns gefreut haben, bleibt aus! Die Telefonnummer, die man bei
Stromausfall anrufen kann, ist zur Zeit ¨not available¨ - wer hätte das gedacht!
Also auf nach Clifden und herausfinden, was dieses Malheur verursacht hat.
Also auf nach Clifden und herausfinden, was dieses Malheur verursacht hat.
Ein
letzter Blick in den Sicherungskasten und noch einmal alles
kontrollierend,
ergibt, dass der Strom bereits wieder zurück ...nur die Sicherung
ausgestellt ist!... Dennoch beschließen wir, das Haus erst einmal warm werden zu
lassen und den Capucchino in Clifden zu trinken. Wir brauchen ohnehin Torf, da
wir nicht wissen, ob morgen die Geschäfte geöffnet
sind. Morgen ist immerhin Weihnachten auch in Irland!
Das
Checken der sms und whatsapps ergibt,
dass viele liebe Menschen an mich/uns denken und das ist ein schönes
Gefühl. Für viele von ihnen ist dies ein
schwerer,ein trauriger Tag, das weiß ich und doch ist es gut, dass wir auch
über den Atlantik hinweg verbunden bleiben!
Wir freuen uns auch über 4 eingegangene Anfragen für das School House im Jahr 2014! Das beginnt ja rasant...
Der Briefträger war zwischenzeitlich schon 2 X da und hat uns Post gebracht.
Auch er scheint sich zu freuen, dass wieder Leben im School House ist. Wir haben ihm versprochen, einen Briefkasten anzubringen!
Wir freuen uns auch über 4 eingegangene Anfragen für das School House im Jahr 2014! Das beginnt ja rasant...
Der Briefträger war zwischenzeitlich schon 2 X da und hat uns Post gebracht.
Auch er scheint sich zu freuen, dass wieder Leben im School House ist. Wir haben ihm versprochen, einen Briefkasten anzubringen!
Nun
ist es 18.50. Das Torffeuer spendet eine wohlige Wärme, das Haus ist wieder
warm und viele Kerzen verbreiten ein mildes, schönes Licht.
Mal
sehen, wie der Abend weitergehen wird. Ich habe den jährlichen Weihnachtsbrief,
den ich vor einiger Zeit schon an Florian geschrieben habe, mitgenommen und ich
werde ihn Hans-Jurgen -wie immer - vorlesen. Wir werden Florian ganz besonders
in unsere Mitte nehmen und uns den Abend geschehen lassen!
Draußen zieht der Sturm wieder auf - also doch
noch kein Wetterwechsel. Aber auch das ist ja inzwischen eher
Gewohnheit und vielleicht wird uns dies Geräusch fast fehlen, wenn es denn noch
während wir hier sind, ausbleibt!
Hallo Gabi,
AntwortenLöscheneuer kleines Irland-Projekt läuft sich doch im Großen und Ganzen sehr gut an. Bedenkt man all die vielen Anlaufschwierigkeiten, die ihr hattet (und noch habt), hat sich das School House sehr gut entwickelt. Daran hat auch der Sturm nichts ändern können. Wir können es kaum erwarten, euch dort einmal zu besuchen.
Liebe Grüße aus Dublin,
Dirk
Lieber Dirk, wie schön, von Dir zu hören! Ja, wir sind sehr glücklich und wir freuen uns sehr, Euch im School House 2014 zu treffen :) Im Mai/Juni sind wir zurück! Alles Liebe und ein gesundes Neues Jahr Euch beiden!
Löschen