26.12.2013
Nun
liegt Weihnachten hinter uns und - auch wenn es hier sehr viel leichter und
teilweise sogar wirklich ¨wunder¨schön war, so bin ich doch sehr froh, es
wieder geschafft zu haben...
Aber
fahren wir am 24.12. fort.
Wir
haben den Abend mit einem guten Lachs-Essen, Torffeuer und Musik gut eingestimmt
und eigentlich war es nur eine große Müdigkeit und Erschöpfung, die mich den
ganzen Tag wissen lies, dass dort, tief in mir, die große Wehmut und Sehnsucht
wohnt, ohne dass sie sich in den Vordergrund drängte.. Sie war immer da.
Ich
las meinen Florian-Brief und Hans-Jürgen - sichtlich gerührt - seinen
Weihnachtsbrief.. Wir sprachen viel über uns, unser Leben, über die große,
tiefe Veränderung seit 13 Jahren, die - auch durch solch wunderbare Projekte
wie dies hier, gemildert, aber nie aufgehoben ist. Immer bleibt da diese Lücke,
die wir auch hier und an diesem Abend spüren. An Florians Bild brennt die Kerze
und die Nachricht von Eimears Schwangerschaft beschäftigt mich doch mehr ...
Ich vermisse mein Leben mit Florian und mit diesen Gedanken gehen wir - relativ
früh - zu Bett.
¨Happy
Christmas¨ - überall wird es uns zugeworfen - im Supermarkt an der Kasse, die
Menschen sitzen mit ihren Santa-Mützen im Auto und winken: nun ist Weihnachten in Irland - es ist ein
offenbar fröhliches Fest, bzw.spürt man hier die Fröhlichkeit, die wir eher
besingen, tatsächlich. Natürlich wird noch eifrig eingekauft, an der Kasse in
der Schlange, die bei uns bekanntlich schweigend erduldet wird, werden hier
Rezepte ausgetauscht, wird auf Sonderangebote hingewiesen und noch einmal
schnell zurückgelaufen.. Es wird gelacht und alle wünschen sich - natürlich - happy Christmas.
Wir
nutzen den regenfreien Morgen, unseren Garten genauer zu inspizieren. Die
meisten Anpflanzungen von September scheinen in Ordnung zu sein und an einigen
Pflanzen entdecken wir bereis erste Knospen. Im Februar beginnt in Irland der
Frühling! Auch, wenn der Garten wirklich wenig mit dem vergleichbar ist, was
wir in Deutschland ¨Garten¨ nennen, so sind wir doch ganz zufrieden und
schrauben unsere Erwartungen gartentechnisch wirklich sehr zurück. Es wird
immer wild bleiben und vielleicht die Hauptarbeit darin bestehen, den Wildwuchs
in Schach zu halten!
Wir
beschließen, an der Küste von Murvey das Auto mit Steinen zu füllen..Unsere
Idee: den doch recht häßlichen Betonabsatz an der Seite des Hauses mit Steinen
vom Strand zu belegen... Der Sturm der letzten Tage hat natürlich auch große
Muscheln und drift-wood angespült und so balancieren wir über den Steinstrand
auf der Suche nach ¨Schätzen¨...Unser Versuch eines Spaziergangs an den wilden Küste
Murveys bleibt - im wahrsten Sinne des Wortes- im Regen stecken.. Die Wiesen
sind völlig aufgeweicht.. Gummistiefel-wetter!!
Weiter
geht es zum Strand von Gurteen Bay und wir staunen über die vielen dort
parkenden Autos... Und,man sitzt nicht nur beim ¨car beaching¨, sondern
offenbar gehört zu Weihnachten auch ein Spaziergang - egal, wie das Wetter
ist. Wir nutzen einen blauen Streifen am
Himmel und machen uns auf den Weg zum Strand...aber auch hier überrascht uns
ein heftiger Schauer und wir sind - leider haben wir die Regenhosen vergessen -
sofort nass und beschließen die Rückfahrt anzutreten.
Kaum
sind wir auf der Küstenstraße und haben den Atlantikblick, kommt die Sonne
hervor und - zusammen mit dem Regen - entsteht - über dem bog - ein wunderschöner
Regenbogen! Ach, das ist an diesem Tag ein so großes Geschenk, dass ich ganz
gerührt im Regen stehe und meine Liebe über diesen Bogen zu Florian schicke,
den ich dort - hinter dem Regenbogen vermute!
Zurück
am Haus - bei trockenem Wetter - nimmt jeder die Tätigkeit auf, die ihm im
Moment am nötigsten erscheint: Hans-Jürgen geht in den Garten, ich hole mir
einen großen Eimer Wasser und putze die Fenster, die, nach diesen Stürmen eine
Säuberung dringend benötigen.. Wir hoffen, dass wir nicht gegen irgenwelche
¨weihnachtlichen Regeln¨ verstoßen..Vielleicht fassen sich die Menschen einfach
an den Kopf, wenn sie uns aus ihren Autos beim Weihnachtsausflug sehen.. Vielleicht denken sie einfach: "oh these Germans"...:)
Jedenfalls
ist schon allein die Tatsache, dass wir - endlich - draußen sein können (bei
geschätzten 9°) beflügelnd und der anschließende Kaffee mit dem leckeren Gewürzkuchen am Torffeuer
doppelt schmackhaft!
Manchmal
überkommt mich fast eine Art Angst davor, hier wieder weggehen zu müssen - und
doch weiß ich, dass die Zeit abläuft...so sehr wir es zu ignorieren
versuchen. Was wird sein, wenn wir nicht
mehr nach dem Haus schauen? Auf den
Fensterbänken stand - nach dem schweren Regen und Sturm - das Wasser.. Wir
haben die Türen nach draußen laienhaft isoliert, weil dort Wasser eindrang.. Arbeiten, die Fechine nun alle auszuführen haben wird.... Das Haus braucht jemanden, der sich kümmert. ...Können wir das Haus überhaupt so lange leerstehen lassen?
Morgen
kommt unser erster Übernachtungsbesuch: Astrid, Hans-Jürgens Schwester, bei der
Florian - in Camphill - lebte. Wir freuen uns richtig, jemandem das Haus zeigen
zu können.
Dann
besucht uns Kerstin aus Nordirland. Sie ist eine meiner lieben (jahrelangen)
mail-Freundinnen und auf einer unserer Irland-Umrundungen, haben wir bei ihr
übernachtet. Auch auf sie und Barry freuen wir uns.
Und
dann kommen - am 1.1.2014 Peter und Cornelia aus Dublin. Mit ihnen werden wir hier ein schönes Essen
machen und die Endabnahme (sofern dies überhaupt möglich ist), der letzten
Arbeiten am Haus. Dazu werden wir auch
Fechine benötigen, von dem wir - außer einem Weihnachtsgruß - nichts mehr
gehört haben :) Er wollte - allem voran
- die Türen abdichten!
Nachtrag:
"Shall
comprere thee to a summers day
Thou art more lovely and more temperate...."
William
Shakespeare
Dieser
Satz,der so eng mit Florian verbunden ist, hängt jetzt als Wandtatoo, in
unserem Schlafzimmer!
Ich
erinnere, als ich in Berlin diese Idee hatte, stundenlang im Internet
recherchierte, um sie umzusetzen und nur dieser Satz kam infrage. Ich bin sehr
berührt, ihn nun hier - am Ort seiner Bestimmung - zu sehen ♥
Draussen
sind Sturm und Regen zurück....aber sie können uns nichts anhaben!
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