Montag, 13. Januar 2014

Tagebuch Dez. 2013, Teil IV "Weihnachten 2"




26.12.2013
Nun liegt Weihnachten hinter uns und - auch wenn es hier sehr viel leichter und teilweise sogar wirklich ¨wunder¨schön war, so bin ich doch sehr froh, es wieder geschafft zu haben...

Aber fahren wir am 24.12. fort.
Wir haben den Abend mit einem guten Lachs-Essen, Torffeuer und Musik gut eingestimmt und eigentlich war es nur eine große Müdigkeit und Erschöpfung, die mich den ganzen Tag wissen lies, dass dort, tief in mir, die große Wehmut und Sehnsucht wohnt, ohne dass sie sich in den Vordergrund drängte.. Sie war immer da. 
Ich las meinen Florian-Brief und Hans-Jürgen - sichtlich gerührt - seinen Weihnachtsbrief.. Wir sprachen viel über uns, unser Leben, über die große, tiefe Veränderung seit 13 Jahren, die - auch durch solch wunderbare Projekte wie dies hier, gemildert, aber nie aufgehoben ist. Immer bleibt da diese Lücke, die wir auch hier und an diesem Abend spüren. An Florians Bild brennt die Kerze und die Nachricht von Eimears Schwangerschaft beschäftigt mich doch mehr ... Ich vermisse mein Leben mit Florian und mit diesen Gedanken gehen wir - relativ früh - zu Bett.



¨Happy Christmas¨ - überall wird es uns zugeworfen - im Supermarkt an der Kasse, die Menschen sitzen mit ihren Santa-Mützen im Auto und winken:  nun ist Weihnachten in Irland - es ist ein offenbar fröhliches Fest, bzw.spürt man hier die Fröhlichkeit, die wir eher besingen, tatsächlich. Natürlich wird noch eifrig eingekauft, an der Kasse in der Schlange, die bei uns bekanntlich schweigend erduldet wird, werden hier Rezepte ausgetauscht, wird auf Sonderangebote hingewiesen und noch einmal schnell zurückgelaufen.. Es wird gelacht und alle wünschen sich -  natürlich - happy Christmas.




Wir nutzen den regenfreien Morgen, unseren Garten genauer zu inspizieren. Die meisten Anpflanzungen von September scheinen in Ordnung zu sein und an einigen Pflanzen entdecken wir bereis erste Knospen. Im Februar beginnt in Irland der Frühling! Auch, wenn der Garten wirklich wenig mit dem vergleichbar ist, was wir in Deutschland ¨Garten¨ nennen, so sind wir doch ganz zufrieden und schrauben unsere Erwartungen gartentechnisch wirklich sehr zurück. Es wird immer wild bleiben und vielleicht die Hauptarbeit darin bestehen, den Wildwuchs in Schach zu halten! 




Wir beschließen, an der Küste von Murvey das Auto mit Steinen zu füllen..Unsere Idee: den doch recht häßlichen Betonabsatz an der Seite des Hauses mit Steinen vom Strand zu belegen... Der Sturm der letzten Tage hat natürlich auch große Muscheln und drift-wood angespült und so balancieren wir über den Steinstrand auf der Suche nach ¨Schätzen¨...Unser Versuch eines Spaziergangs an den wilden Küste Murveys bleibt - im wahrsten Sinne des Wortes- im Regen stecken.. Die Wiesen sind völlig aufgeweicht.. Gummistiefel-wetter!!


Weiter geht es zum Strand von Gurteen Bay und wir staunen über die vielen dort parkenden Autos... Und,man sitzt nicht nur beim ¨car beaching¨, sondern offenbar gehört zu Weihnachten auch ein Spaziergang - egal, wie das Wetter ist.  Wir nutzen einen blauen Streifen am Himmel und machen uns auf den Weg zum Strand...aber auch hier überrascht uns ein heftiger Schauer und wir sind - leider haben wir die Regenhosen vergessen - sofort nass und beschließen die Rückfahrt anzutreten.


Kaum sind wir auf der Küstenstraße und haben den Atlantikblick, kommt die Sonne hervor und - zusammen mit dem Regen - entsteht - über dem bog - ein wunderschöner Regenbogen! Ach, das ist an diesem Tag ein so großes Geschenk, dass ich ganz gerührt im Regen stehe und meine Liebe über diesen Bogen zu Florian schicke, den ich dort - hinter dem Regenbogen vermute!


Zurück am Haus - bei trockenem Wetter - nimmt jeder die Tätigkeit auf, die ihm im Moment am nötigsten  erscheint:  Hans-Jürgen geht in den Garten, ich hole mir einen großen Eimer Wasser und putze die Fenster, die, nach diesen Stürmen eine Säuberung dringend benötigen.. Wir hoffen, dass wir nicht gegen irgenwelche ¨weihnachtlichen Regeln¨ verstoßen..Vielleicht fassen sich die Menschen einfach an den Kopf, wenn sie uns aus ihren Autos beim Weihnachtsausflug sehen.. Vielleicht denken sie einfach: "oh these Germans"...:)
Jedenfalls ist schon allein die Tatsache, dass wir - endlich - draußen sein können (bei geschätzten 9°) beflügelnd und der anschließende Kaffee mit dem leckeren Gewürzkuchen am Torffeuer doppelt schmackhaft!


Manchmal überkommt mich fast eine Art Angst davor, hier wieder weggehen zu müssen - und doch weiß ich, dass die Zeit abläuft...so sehr wir es zu ignorieren versuchen.  Was wird sein, wenn wir nicht mehr nach dem Haus schauen?  Auf den Fensterbänken stand - nach dem schweren Regen und Sturm - das Wasser.. Wir haben die Türen nach draußen laienhaft isoliert, weil dort Wasser eindrang.. Arbeiten, die Fechine nun alle auszuführen haben wird.... Das Haus braucht jemanden, der sich kümmert. ...Können wir das Haus überhaupt so lange leerstehen lassen?

Morgen kommt unser erster Übernachtungsbesuch: Astrid, Hans-Jürgens Schwester, bei der Florian - in Camphill - lebte. Wir freuen uns richtig, jemandem das Haus zeigen zu können.
Dann besucht uns Kerstin aus Nordirland. Sie ist eine meiner lieben (jahrelangen) mail-Freundinnen und auf einer unserer Irland-Umrundungen, haben wir bei ihr übernachtet. Auch auf sie und Barry freuen wir uns.

Und dann kommen - am 1.1.2014 Peter und Cornelia aus Dublin.  Mit ihnen werden wir hier ein schönes Essen machen und die Endabnahme (sofern dies überhaupt möglich ist), der letzten Arbeiten am Haus.  Dazu werden wir auch Fechine benötigen, von dem wir - außer einem Weihnachtsgruß - nichts mehr gehört haben :)  Er wollte - allem voran - die Türen abdichten!






Nachtrag:

"Shall comprere thee to a summers day
Thou art more lovely and more temperate...."
William Shakespeare

Dieser Satz,der so eng mit Florian verbunden ist, hängt jetzt als Wandtatoo, in unserem Schlafzimmer!
Ich erinnere, als ich in Berlin diese Idee hatte, stundenlang im Internet recherchierte, um sie umzusetzen und nur dieser Satz kam infrage. Ich bin sehr berührt, ihn nun hier - am Ort seiner Bestimmung - zu sehen





Draussen sind Sturm und Regen zurück....aber sie können uns nichts anhaben!



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