...."Wenn wir allein hinausgehen + in die Einsamkeit eintauchen, kehren wir heim zu unserer Seele.
Wenn wir einen Platz in der Natur finden, an dem Geist und Herz zur Ruhe kommen,
dann haben wir einen Zufluchtsort für unsere Seele entdeckt.
Die westirische Landschaft bietet der Seele bereitwillig Schutz und Geborgenheit...."
John O'Donohue
"Echo der Seele"
Wir sind uns sicher, diesen Ort für unsere Seelen gefunden zu haben!
Blick von der (entstehenden) Terasse neben dem Schuppen auf den bog
29.12.2013
Hoechste
Zeit, wieder zu schreiben...die Tage eilen dahin und wie schnell haben wir
vergessen, was ¨gestern¨ war.
Dass
der Sturm, der in der Zeitung inzwischen als ¨hurricane¨ bezeichnet wird, uns
nichts anhaben kann, erwies sich - leider - als Trugschluß, denn wir hatten in
der gleichen Nacht einen ersten Stromausfall. Astrids Kommen stand ebenfalls in Frage,
da auch Tipperary ohne Strom war. Schön, dass sie sich schließlich doch auf den
Weg machte und nach dem Frühstück kam der Strom - zunächst - zurück. Aufatmen.
Die Heizung war nur kurz ausgefallen und das Haus wurde schnell wieder warm.
Einkauf
und Blick ins Internet und whatsapp in Clifden in UPSTAIRS DOWNSTAIRS, wo es den besten
Cappuchino gibt. Zu unserer großen
Freude gab es gleich 2 Anfragen für das School House im April und 2 Anfragen für ARSINOE! Was für eine Freude.
Clifden
ist wie ausgestorben! Unsere Vermutung,
dass um diese Zeit - durch die vielen über Weihnachten nach Hause kommenden
Auslands-Iren, ¨Hochsaison¨ sei, erweist sich ebenfalls als Trugschluß. Die
kleinen Läden bleiben geschlossen, die Restaurants sind gut besucht - und die
Supermärkte halten Preisbrecher bereit,
wie 1 Pfund Karotten für 00,06 € oder Kartoffeln für 00,08 €. Und selbst hier tobt, wie Astrid uns später
erzählt, noch der Preiskampf zwischen LIDL und Aldi. Aber das Einkaufen scheint
größtenteils erledigt zu sein. Man huscht durch die Regale und packt das
Nötigste, das in die Arme paßt und eilt zur Kasse..
Meine
Fenster, die ich so einigermaßen sauber bekommen hatte, sind durch den Sturm
der vergangenen Nacht wieder völlig dreckig! Dieser Sturm hatte es wirklich in sich und zwang uns gegen Morgen die Zimmer zu welchseln, da er direkt auf die Seite einpeıtschte, auf
der unser Schlafzimmer liegt! Es war
beängstigend und er hatte seine Kraft und Wucht noch einmal gesteigert! So war der vorübergehende Stromausfall auch
nicht wirklich erstaunlich.
Astrid
berichtete, dass bei Oughterad Bäume umgestürzt waren und dass
über Schäden - vor allem auch an der Ostküste berichtet wurde. Ein Orkan hatte
über der gesamten Insel gewütet und an den Küsten bis zu 10 m hohe Wellen
aufgetürmt..
Während
wir am Torffeuer saßen, erzählten und uns über die Begeisterung, die der
Rundgang durch das Haus bei Astrid auslöste, freuten, hatte sich die
Elektrizität praktisch verabschiedet. Zunächst fiel unsere zusätzliche Pumpe
aus und dann die Heizung! Oh my
God! Selbst unser Klempner, der
tatsächlich kam - brachte keine gute Nachricht.
Die starken Stromschwankungen, meinte er, könnten das Gerät kaputt
gemacht haben und er riet uns, alle anderen, am Strom hängenen, empfindlichen
Geräte, wie Heizung, Kühlschrank und Waschmaschine, ebenfalls auszustellen. Das Licht, wenn überhaupt noch da, funzelte
nur auf halber Stärke.. Und wir ahnten, was kommen würde: Jemand von der ESB, die für die Leitungen verantwortlich
sind, kam etwas später und unterbrach den Strom für unser und einige Nachbarhäuser (bis auf Weiteres)... Direkt in unserer Nähe war ein Kabel
unterbrochen.... So ging um 19 Uhr hier das Licht aus und ein Kerzenmeer und
der Kamin übernehmen die Beleuchtung..
Hans-Jürgen
stand am Gasherd mit Taschenlampe und Kopflampe! Was für ein
Bild... Aber wir versuchten, es leicht zu nehmen und uns die Freude über
das Zusammentreffen nicht nehmen zu lassen..
In
die Betten legten wir, um sie vorzuwärmen,
leere Wasserkanister mit heißem Wasser.
Uns
wurde an diesem Abend und in dieser Nacht sehr bewußt, wie schnell das Haus
auskühlt und wie wichtig deshalb die bessesre Isolierung ist - sie hat nun
Vorrang vor allen anderen -noch durchzuführenden - Arbeiten bekommen!!!
Um
es vorwegzunehmen: wir haben es gut
überstanden! Es war weitaus weniger
schlimm, als befürchtet und zum Frühstück brannte das Torffeuer und gegen 10
Uhr ging das Licht wieder an. "It could have been worse" - stellten wir fest:
Die
¨Feuertaufe¨ für unsere Irlandtauglichkeit war bestanden!
Der
nächste Morgen erwartete uns mit rosa Wolken, angestrahlt von der hinter den
Bergen aufgehenden Sonne... Und rosa das Meer in der Bucht vor uns! Was für ein Geschenk - und bei Torffeuer und
ausgedehntem Frühstück ist alles schnell vergessen! Astrid ist total begeistert und sie, der wir ein Urteil darüber zutrauen,
versichert uns, dass dieses Haus eine gute, gesunde und heilende Aura
besitzt. Sie habe selten so ruhig und so
tief und erholsam in einem neuen Haus geschlafen. Das hören wir wirklich gerne - denn ein wenig
glauben auch wir daran, dass die Seelen der Verstorbenen in den Häusern
weiterhin ein- und ausgehen!
Wir
gehen ein Stück entlang der hohen Küste, suchen immer wieder nach Steinen und
stoßen auf eine Stelle hinter einem Felsen wo Hunderte von ¨Teller¨muscheln
übereinandergeschoben einen Muschelberg bilden... Und mit vollen Händen geht es
auf den Rückweg. Was werden wir mit all diesen Schnecken, Muscheln, Steinen
anfangen? Wir werden uns inspirieren
lassen und ganz sicher etwas finden!
Kurz
bevor wir das Auto erreichen, überrascht und doch noch ein Schauer, der sich
aus dunklen Wolken, die hinter unserem Rücken lagen, ergiesst...
Das
Café in Roundstone ist - leider - ungeheizt und so trinken wir den Cappuchino
und essen unseren Scone bei ungemütlichen Innentemeraturen..
Gut,
dass unser Haus wieder warm ist.. Dennoch schlüpfe ich in mein Bett und wärme
mich an der Heizdecke auf... Ich lese ein sehr interessantes Buch, das den
Konflikt von Nordirland beleuchtet in einer wunderbar erzählten
Liebesgeschichte, die in Deutschland spielt, aber auch dort stoßen die beiden
Protagonisten immer wieder an ihre ¨nordirischen Grenzen¨.. Sehr berührend und
für mich immer wieder erhellend, diesen Konflikt in unterschiedlichen Formen zu
verstehen versuchen . (Killen Mc Neill: Am Schattenufer)
"Es ist eine wahnsinnige Freiheit, wenn man lieben kann, wen man will und wenn da keine Steine auf dem Weg liegen. Das ist vielen Menschen nicht bewusst, aber das ist auf der Welt noch an sehr vielen Orten so."
"Es ist eine wahnsinnige Freiheit, wenn man lieben kann, wen man will und wenn da keine Steine auf dem Weg liegen. Das ist vielen Menschen nicht bewusst, aber das ist auf der Welt noch an sehr vielen Orten so."
Killen McNeill
Zum Abendessen gibt es Lachs und dann sitzen wir wieder am Torffeuer und erzählen. Es ist interessant, zu hören, wie sich das Leben in Camphill in den letzten Jahren verändert hat. Aus dem - manch mal fast an eine Sekte erinnernden - Freiraum ist ein recht bürokratisches, vom irischen Staat
reguliertes Unternehmen geworden. Die meisten
Mitarbeiter sind nun angestellt und noch die ¨Fossile¨, wie Astrid, leben in
der bisher gewohnten Weise - ohne festes Einkommen, aber von Camphill
¨versorgt¨. Wir bewundern wieder Astrids
Engagement an diesem Ort mit diesen Menschen - den "people with special needs" -
sehr. Vielleicht ist der Veränderng am meisten dadurch sichtbar, dass diese
Menschen nun auch hier "disabled" (Behinderte) genannt werden!
Der anthroposophische Überbau ist geblieben, aber viele der damals so wichtigen und vielleicht auch sinnvollen Rituale sind verschwunden und der bürokratische Aufwand, der von den Leitungen der Häuser betrieben werden muß, ist enorm und erinnert wirklich sehr an Deutschland!
Der anthroposophische Überbau ist geblieben, aber viele der damals so wichtigen und vielleicht auch sinnvollen Rituale sind verschwunden und der bürokratische Aufwand, der von den Leitungen der Häuser betrieben werden muß, ist enorm und erinnert wirklich sehr an Deutschland!
Gut,
dass die Menschen aber - gerade hier in Irland - viele neue Nischen finden,
ihrer Spiritualität anders Ausdruck zu verleihen. Im Supermarkt - am schwarzen
Brett - hängt zum Beispiel (neben Angeboten für besonders guten, preiswerten
Torf, oder Kindersitze für das Auto und vieles mehr) eine Visitenkarte:
Angel ReadingsSeek guedance from the Angels. Make contact with your
Guardian Angel. Contact Blaithin
Astrid gibt REIKI und so findet nun auch das REIKI-Schild, das wir hier im Schuppen fanden, endlich einen dankbaren, gerührten Abnehmer! Wir sind sicher, dass dies sehr im Sinne von Susan wäre.
Ich
habe Astrid ein Heft mit handschriftlichen Aufzeichnungen von Susan gegeben, in
das ich bisher nicht geschaut habe. Es
sind Aufzeichnungen von Susan, in denen sie den Verlauf ihrer Krebserkrankung
festhält. 2006 enden sie - und ich weiß,
dass Susan ihrer Krebserkrankung erlag.
Ich
weiß nicht, ob man solche Dinge ¨bewahrt¨ - aus Pietät und weil sie hier so
lieblos ¨herumlagen¨, oder ob Susan es lieber wäre, wenn wir sie dem Torffeuer
üb
ergäben. Ich habe ja noch Zeit, darüber nachzudenken.
Irgendwie
fühle ich mich dieser unbekannten Frau, die einmal hier lebte, verbunden! Dinge, wie ihre bunte, wahrscheinlich selbst
gesponnene Wolle, teilweise auf Spindeln
aufgewickelt, die in einem Korb hier im Wohnzimmer steht, die Knopfsammlung in
zwei Gläsern, ein Glas nur mit weißen Knöpfen, ein Glas mit bunten, die im
kleinen, blauen Schlafzimmer auf dem breiten Fenster stehen, sind Relikte eines
Lebens, ihres Lebens und ich möchte sie
bewahren.
Die
Nacht wird ruhig und das Frühstück braucht noch kein offenes Feuer! Das Haus
ist gemütlich und warm. Nach dem Frühstück liegen Hans-Jürgen und Astrid auf
den Knien in ¨Mihalls¨room und schaben die Leim- und Betonreste mit Spachtel
und Drahtbürste ab! Ein riesige Hilfe
für uns - und dann - nach einem Müsli und einem Kaffee - saß sie im Auto,
wehmütig und traurig, diesen Ort, in den sie sich total verliebt hat, verlassen
zu müssen.
Wir
haben ihr versichert, dass wir uns wirklich freuen, wenn sie - jederzeit, wenn
hier frei ist - wiederkommt. Es ist auch ein ¨Familienhaus¨ - und der irische
Teil der Familie hat es ja nun sehr viel näher als wir. (Gerade rief sie an und
die ersten Planungen mit ihren beiden Kids sind bereits in vollem Gange!)
Besuch
löste Besuch ab, denn zum Kaffee kamen meine liebe (mail)-Freundin Kerstin und
ihr Mann Barry aus Belfast. Leider hatten sie einen durch und durch trüben,
verregneten Tag und umso mehr freute ich mich, dass sie diesen Weg für uns auf
sich genommen hatten. Ein wirklich schöner Nachmittag - natürlich am Torffeuer
- und die gesamte Konversation in Englisch! Das tut uns zwar gut, aber es
strengt doch auch an... Und so lagen wir bald im Bett - jeder mit seinem Buch
auf der Heizdecke! Was für ein Luxus im
¨Calla Old School House¨ ging mir beim Einschlafen durch den Kopf!!!
Gute Nacht!
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