Dienstag, 27. September 2016

Diary September 2016 (2)





02.09.2016

Das Wetter schlägt draußen seine Kapriolen und zwingt uns , uns seinen  Launen entsprechend zu bewegen!  Wir machen keine Pläne für die Tage, weil sie meist wetterabhängig sind und wir uns nicht selbst frustrieren wollen!
Ja, diesmal klappt es nicht so richtig mit dem ¨Zauber¨, den wir sonst zu haben schienen! ¨The summer was just miserable¨ - hören wir ständig und vielleicht ist er jetzt einfach so, wie er war: Völlig unbeständig.
Noch sind wir nicht wirklich unzufrieden, denn irgendwann am Tag scheint die Sonne immer - und sei es erst abends!  Wir richten uns nach ihr!



Carola ist wieder abgereist und die Tage mit ihr waren sehr harmonisch und schön.  Wir konnten einige unserer Wege mit ihr gehen und uns gemeinsam über die Vielfalt, die so ein ¨ einfacher Spaziergang¨ in sich trägt, freuen!  Das Schöne ist, dass wir auf diesen Wegen mit den Augen der Anderen schauen und immer auch etwas entdecken, was für uns ¨neu ¨ ist - und seien es nur Felsen, die an einander gelehnt auf der Wiese am kleinen Strand mit dem alten Friedhof liegen, als habe ein Riese mit ihnen gespielt und sie achtlos in dieser Position liegenlassen!  




Ich suche wieder nach ¨Buchstaben¨ im Sand und bin entzückt, wie oft ich mein ¨G¨ finde.. Die Wattwürmer scheinen darauf programmiert zu sein -  aber ich finde auch ein ¨W¨ - ein ¨C¨  und immer wieder diese an keltische Zeichen erinnernden, verschlungenen Linien.  Wunderbar.
Es wundert mich, dass sich noch kein Künstler dieser kleinen Wunder im Sand angenommen hat, jedenfalls habe ich Kunst, in diese Richtung gehend, noch nicht entdeckt.

Carola ist Irland erprobt und hat uns auf einigen Irlandreisen begleitet. Wir sind zusammen im Atlantik geschwommen und wir saßen triefend nass in Castlegregory bei Tee in einem Pub, wo sich unter dem Tisch Pfützen bildeten! Wir haben die ¨Irish Night¨ in Clifden zusammen erlebt und irische Konzerte auf den Aran Islands! Carola kann also solch ein unbeständiges Wetter nicht erschüttern, was uns sehr entlastet!

Wir genießen die Abende, die wir nach dem Essen am Torffeuer sitzend, erzählend verbringen. Spät wird es nicht, denn der irische Tag macht müde!

Haus und Garten sind inspiziert und der erste Handwerker war da. Eamen versucht, die Tür vom Sunroom zum Garten wasserdicht zu machen. Wieder hat es hineingeregnet. Ansonsten sind wir erfreut, wenig Wasserflecken an den Wänden zu haben. Die Mühe, die sich Hans-Jürgen mit ihrer Behebung und Isolation gibt, scheint Früchte zu tragen..

Heute sitze ich im kleinen Zimmer mit Blick zur Küste.  Der Regen, der einsetzte, wärend wir uns vom sonnigen Spaziergang am langen Strand von Bunowen ausruhten, hat Wasserpunkte auf dem Glas hinterlassen, der Himmel ist grau und nur kleine blaue Flecken schauen hier und da hervor. Der Wind fegt durch die Hecken und die Blüten der Hortensien nicken und schaukeln.

Die Bucht ist vollgelaufen; das Wasser kräuselt sich  und silberne Streifen bilden sich dort, wo der Himmel seine graue Decke lichtet. DIeses Schauspiel ist zeitlos und hat sich - dachte ich gerade - immer schon genau so abgespielt...Vielleicht stand im School House ein Lehrer an diesem Fenster und sah besorgt auf das Wetter hinaus. Vielleicht standen hier Schüler und träumten davon, endlich hinaus zu dürfen, um am Strand zu toben und die wiedergewonnene Freiheit zu genießen.
Wie schön wäre es, wenn wir doch noch auf alte Fotos vom Schulhaus stoßen würden. Geschichten haben wir inzwischen eine Menge gehört.

Hinter dem Haus höre ich die Kühe. Sie waren heute bis am See und nun kommen sie zurück und stehen, direkt vor dem ¨Swimmingpool¨ in Pose auf den Felsen in der sumpfigen Wiese. Was für genügsame, friedvolle und schöne Tiere!
In diesem Sommer reicht das Futter für sie, das sie auf den saftig-grünen Wiesen finden, aus. Letztes Jahr um diese Zeit wurden sie Abend für Abend mit Stroh gefüttert.
Man sieht der gesamten Landschaft und den ¨ 50 shades of green¨ an, dass es sehr viel geregnet haben muss in den letzten Wochen und Monaten.

Was wir hoffen, ist, dass der vorhergesagte Hurrican, der sich vom Atlantik auf Irland zubewegt, noch rechtzeitig von unserer Küste abdreht.  Wir haben nichts mehr weiter gehört, außer der Ankündigung, die alle hier an die schrecklichen Unwetter im Winter 2013/2014 erinnert und man erzählt uns immer neue  beängstigende Vorfälle aus dieser Nacht, die auch wir in schlimmer Erinnerung behalten werden.
Gestern meinte Mattie, dass sich der Hurricane wohl eher auf den Süden und die französische Küste zu bewegt.. Das ist natürlich kein wirklicher Trost.. Vielleicht tobt er sich einfach auf dem Atlantik aus - und kommt nur noch abgeschwächt an einer europäischen Küste - irgendwo - an! 

Eben schickte die Sonne noch einmal ihr Leuchten durch das Grau der Wolken und dann erstrahlt die Küste, erstrahlen die Wiesen, die Steine, die Blumen im Garten - alles noch einmal so wunderbar, dass es einen schon wieder entschädigt für den Schauer davor!

And I shall have some peace there,
For peace comes dropping slow,
Dropping from the viels  of the morning
To where the cricket sings,
There  Midnight's all a glimmer,
And noon a purple glow,
And evening full of the Linnet's wings.

W.B. Yeats

Soeben erreicht mich wieder ein traurige Nachricht aus Berlin.  Eine gute Freundin von Carola, die dem Krebs gerade ein Jahr abgetrotzt hatte und auf einem guten Weg zu sein schien, ist vor einigen Stunden gestorben!
Carola hatte die Nachricht, dass sie sich auf der Intensivstation befindet, vorgestern erhalten und  sie hat uns alle bedrückt.  Auch wir kennen Margot seit vielen Jahren und trafen sie immer bei den  Orchesteraufführungen der OTTOS, wo beide Geige spielen.  Nun wird wieder ein Orchestermitglied fehlen und sehr vermisst werden! 

Es ist das dritte Mal in diesem Jahr, dass uns hier in Connemara die Nachricht des Todes eines Freundes/einer Freundin erreicht.
Bei Florian brennt eine zweite Kerze!
Wir sind traurig.

Die Wolken am Himmel ziehen träge vorbei und das Meer beginnt, sich zurück zu ziehen und kräuselt sich unter den Windböen. Weiter draußen sehe ich die Schaumkronen von den sich an den Felsen brechenden Wellen.  Es ist ruhig auf der Straße und nebenan im Wohnzimmer liest Hans-Jürgen.   Welch Segen ist es, ihn zu haben und wenn ich hier, in diesem Leben, nur einen einzigen Wunsch haben dürfte, dann wäre es der, mit ihm zusammen noch eine Weile bleiben zu können!

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