02.09.2016
Das Wetter schlägt draußen seine
Kapriolen und zwingt uns , uns seinen
Launen entsprechend zu bewegen!
Wir machen keine Pläne für die Tage,
weil sie meist wetterabhängig sind und wir uns nicht selbst
frustrieren wollen!
Ja, diesmal klappt es nicht so richtig
mit dem ¨Zauber¨, den wir
sonst zu haben schienen! ¨The summer was just miserable¨ - hören wir ständig und
vielleicht ist er jetzt einfach so, wie er war: Völlig unbeständig.
Noch sind wir nicht wirklich
unzufrieden, denn irgendwann am Tag scheint die Sonne immer - und sei es erst
abends! Wir richten uns nach ihr!
Carola ist wieder abgereist und die
Tage mit ihr waren sehr harmonisch und schön. Wir konnten einige unserer Wege mit ihr gehen
und uns gemeinsam über die Vielfalt, die so ein ¨ einfacher
Spaziergang¨
in sich trägt,
freuen! Das Schöne ist, dass
wir auf diesen Wegen mit den Augen der Anderen schauen und immer auch etwas
entdecken, was für uns ¨neu ¨ ist - und
seien es nur Felsen, die an einander gelehnt auf der Wiese am kleinen Strand
mit dem alten Friedhof liegen, als habe ein Riese mit ihnen gespielt und sie
achtlos in dieser Position liegenlassen!
Ich suche wieder nach ¨Buchstaben¨ im Sand und
bin entzückt,
wie oft ich mein ¨G¨ finde.. Die
Wattwürmer
scheinen darauf programmiert zu sein -
aber ich finde auch ein ¨W¨ - ein ¨C¨ und immer wieder diese an keltische Zeichen
erinnernden, verschlungenen Linien.
Wunderbar.
Es wundert mich, dass sich noch kein Künstler dieser
kleinen Wunder im Sand angenommen hat, jedenfalls habe ich Kunst, in diese
Richtung gehend, noch nicht entdeckt.
Carola ist Irland erprobt und hat uns
auf einigen Irlandreisen begleitet. Wir sind zusammen im Atlantik geschwommen
und wir saßen
triefend nass in Castlegregory bei Tee in einem Pub, wo sich unter dem Tisch Pfützen bildeten!
Wir haben die ¨Irish
Night¨
in Clifden zusammen erlebt und irische Konzerte auf den Aran Islands! Carola
kann also solch ein unbeständiges Wetter nicht erschüttern, was uns
sehr entlastet!
Wir genießen die Abende,
die wir nach dem Essen am Torffeuer sitzend, erzählend
verbringen. Spät
wird es nicht, denn der irische Tag macht müde!
Haus und Garten sind inspiziert und
der erste Handwerker war da. Eamen versucht, die Tür vom Sunroom
zum Garten wasserdicht zu machen. Wieder hat es hineingeregnet. Ansonsten sind
wir erfreut, wenig Wasserflecken an den Wänden zu haben.
Die Mühe,
die sich Hans-Jürgen
mit ihrer Behebung und Isolation gibt, scheint Früchte zu
tragen..
Heute sitze ich im kleinen Zimmer mit
Blick zur Küste. Der Regen, der einsetzte, wärend wir uns
vom sonnigen Spaziergang am langen Strand von Bunowen ausruhten, hat
Wasserpunkte auf dem Glas hinterlassen, der Himmel ist grau und nur kleine
blaue Flecken schauen hier und da hervor. Der Wind fegt durch die Hecken und
die Blüten
der Hortensien nicken und schaukeln.
Die Bucht ist vollgelaufen; das Wasser
kräuselt
sich und silberne Streifen bilden sich
dort, wo der Himmel seine graue Decke lichtet. DIeses Schauspiel ist zeitlos
und hat sich - dachte ich gerade - immer schon genau so abgespielt...Vielleicht
stand im School House ein Lehrer an diesem Fenster und sah besorgt auf das
Wetter hinaus. Vielleicht standen hier Schüler und träumten davon,
endlich hinaus zu dürfen, um am Strand zu toben und die
wiedergewonnene Freiheit zu genießen.
Wie schön wäre es, wenn
wir doch noch auf alte Fotos vom Schulhaus stoßen würden.
Geschichten haben wir inzwischen eine Menge gehört.
Hinter dem Haus höre ich die Kühe. Sie waren
heute bis am See und nun kommen sie zurück und stehen,
direkt vor dem ¨Swimmingpool¨ in Pose auf
den Felsen in der sumpfigen Wiese. Was für genügsame,
friedvolle und schöne Tiere!
In diesem Sommer reicht das Futter für sie, das sie
auf den saftig-grünen Wiesen finden, aus. Letztes Jahr
um diese Zeit wurden sie Abend für Abend mit Stroh gefüttert.
Man sieht der gesamten Landschaft und
den ¨
50 shades of green¨ an, dass es sehr viel geregnet haben
muss in den letzten Wochen und Monaten.
Was wir hoffen, ist, dass der
vorhergesagte Hurrican, der sich vom Atlantik auf Irland zubewegt, noch
rechtzeitig von unserer Küste abdreht. Wir haben nichts mehr weiter gehört, außer der Ankündigung, die
alle hier an die schrecklichen Unwetter im Winter 2013/2014 erinnert und man
erzählt
uns immer neue beängstigende Vorfälle aus dieser
Nacht, die auch wir in schlimmer Erinnerung behalten werden.
Gestern meinte Mattie, dass sich der
Hurricane wohl eher auf den Süden und die französische Küste zu
bewegt.. Das ist natürlich kein wirklicher Trost..
Vielleicht tobt er sich einfach auf dem Atlantik aus - und kommt nur noch abgeschwächt an einer
europäischen
Küste
- irgendwo - an!
Eben schickte die Sonne noch einmal
ihr Leuchten durch das Grau der Wolken und dann erstrahlt die Küste,
erstrahlen die Wiesen, die Steine, die Blumen im Garten - alles noch einmal so
wunderbar, dass es einen schon wieder entschädigt für den Schauer
davor!
And I shall have some peace there,
For peace comes dropping slow,
Dropping from the viels of the morning
To where the cricket sings,
There Midnight's all a glimmer,
And noon a purple glow,
And evening full of the Linnet's
wings.
W.B.
Yeats
Soeben erreicht mich wieder ein
traurige Nachricht aus Berlin. Eine gute
Freundin von Carola, die dem Krebs gerade ein Jahr abgetrotzt hatte und auf einem
guten Weg zu sein schien, ist vor einigen Stunden gestorben!
Carola hatte die Nachricht, dass sie
sich auf der Intensivstation befindet, vorgestern erhalten und sie hat uns alle bedrückt. Auch wir kennen Margot seit vielen Jahren und
trafen sie immer bei den Orchesteraufführungen der
OTTOS, wo beide Geige spielen. Nun wird
wieder ein Orchestermitglied fehlen und sehr vermisst werden!
Es ist das dritte Mal in diesem Jahr, dass uns hier in Connemara die Nachricht des Todes eines Freundes/einer Freundin erreicht.
Bei Florian brennt eine zweite Kerze!
Wir sind traurig.
Die
Wolken am Himmel ziehen träge
vorbei und das Meer beginnt, sich zurück
zu ziehen und kräuselt
sich unter den Windböen.
Weiter draußen sehe ich die
Schaumkronen von den sich an den Felsen brechenden Wellen. Es ist ruhig auf der Straße und nebenan im Wohnzimmer liest Hans-Jürgen. Welch Segen
ist es, ihn zu haben und wenn ich hier, in diesem Leben, nur einen einzigen
Wunsch haben dürfte, dann wäre es der, mit ihm zusammen noch eine Weile bleiben zu können!
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