I wanted real adventures to myself.
But real adventures, I reflected,
do not happen to people who remain at home:
They must be sought abroad.
- James Joyce, Dubliners
Bild: Paul Henry
31.08.2016
Da sind wir wieder - back home in
Ireland und alles ist vertraut und alles ist immer auch anders!
Während wir
Calla ¨
im Sommer¨
verlassen haben - sind wir nun eher ¨ im Herbst¨ zurückgekehrt. Und
wenn wir im Juni von Sonne verwöhnt wurden, so sind es jetzt die
Farben der Natur, die um die Wette strahlen:
die Monpretien säumen nicht nur die Straßen und Wege, sie verwandeln Felder in ein
orangefarbenes Meer... Meist stehen sie in Nähe der
Fuchsien, die mit ihrem leuchtenden Rot konkurrieren und zusammen verzaubern
sie uns! Die grauen Felsbrocken und die Bogwelt tragen das blasse und das
dunkle Rosé
des Heidekrauts und geben dieser wasserreichen Landschaft ein neues
Gesicht. Die Teichrosen sind verblüht aber ihre
sich im Wind bewegenden Blätter sehen aus wie
Schmetterlinge...
Die Augen gewöhnen sich
schnell an all diese Schönheit, versuchen, sie festzuhalten und
ich fühle
mich beschenkt und beglückt!
¨Hand in hand, with fairy grace, will we sing and bless
this place¨ (William
Shakespeare)
Diesmal kamen wir mit dem letzten
Abendlicht in Calla an und das Haus umfing uns
mit Wärme
und Gemütlichkeit.
Wir sind zu Hause! Es ist ein so
wohliges Gefühl,
zu wissen, dass wir nun eine ganze Weile hier sein werden! Dies Gefühl erzeugt
Gelassenheit und tiefe Freude.
Wir stellen die Koffer und die
schnell eingekauften Lebensmittel erst
einmal ab, um den Garten zu inspizieren. Hier wartet Arbeit auf uns - aber es
gibt auch Erfreuliches: die Fingerhüte, die wir
bei Ballynahinch am Wegrand ausgebuddelt haben, sind angegangen und wir hoffen
darauf, dass sie im nächsten Juni blühen werden! Die Rose an der Mauer wartet darauf, von den
Margeriten, die hier die Regentschaft übernommen haben, befreit zu werden -
und heute dankt sie es uns bereits mit neuer Blüte!
Der Kräutergarten hat
tapfer überlebt
und die Petersilie blüht wunderschön :) Die Gäste scheinen
sich hier nicht zu bedienen. Schade! Dieses geschützte Beet am
Haus steht voller violetter Anemonen!
Wunderschön!
Wir werden sie ein wenig eindämmen, aber erst einmal freuen wir uns
an ihrer üppigen
Blüte.
Rosmarin, Salbei und Lavendel entwickeln sich kräftig!
Die Weidenhecke ist um 10 cm gewachsen
und nun ist der Tank aus unseren Blicken verschwunden!
Es wird langsam dunkel und die Sonne
schickt ihr Licht noch einmal durch ein breites, helles Band, das die Wolken
durchbricht. Es ist - Abend für Abend - ein
erhebender Moment und kein Sonnenutergang gleicht dem anderen!
Die Wetteraussichten sind nicht
besonders gut, aber es soll trocken bleiben und die Sonne ab und zu scheinen.
Heute jedenfalls wurden wir von Sonne empfangen und dafür waren wir
dankbar.
Berlin haben wir bei 32° verlassen - und waren froh darüber, den noch
weiter steigenden Temperaturen zu entkommen.. Was wir sicher vermissen werden,
ist das (warme) Schwimmen in der Dahme, was wir in diesem Sommer wieder sehr ausgekostet
und genossen haben.
Ob wir uns in den (kalten) Atlantik trauen, wage ich sehr zu
bezweifeln :) Ich glaube, ich habe vor
Jahren zum letzten Mal den Versuch unternommen und bin mit weiteren kläglich
gescheitert: die Kälte nahm mir
den Atem und die Füße fühlten sich an,
als würden
sie nicht mehr zu mir gehören :)
Nein, das ist kein Vergnügen und das sollte ein Bad im Meer
doch sein!
Trotz Müdigkeit packen
wir die Koffer aus und bereiten uns unsers obligatorisches Lachsessen mit Salat
und frischem Weißbrot.
Ich bin müde und freue
mich auf mein (vorgewärmtes) Bett. Wir fallen beide schnell in einen traumlosen,
tiefen und erholsamen Schlaf!
Dem bevorstehenden Geburtstag sehe ich
gelassen entgegen. Geburtstage in Irland sind mir vertraut, es ist der 14e in
den letzten 16 Jahren! Ich weiß, wie er sich
anfühlen
wird. Ich bin froh, hier zu sein!
Das Wetter ist trocken und nicht
unfreundlich und schnell nimmt jeder seine Rolle ein: ich richte ein, pflücke die
letzten Mageriten und stelle sie in Vasen, während Hans-Jürgen bereits
mit den Winden kämpft, die die Rosen an der Mauer
niederzuringen versuchen :) Mattie hat
gemäht
und wir sind beglückt, wie gut die Wiese (ein Rasen wird
es nicht werden) aussieht. Grün und weich und besser, als jemals erwartet!
Er hat sich sogar die Mühe gemacht, kleine ¨ Inseln¨ von Margeriten
auszusparen. Wenn man weiß, welches Verhältnis man hier
so zu Wiesenblumen hat, erstaunt uns das doch sehr :)
Inzwischen sind wir angekommen und
nicht nur wir: Am Abend meines
Geburtstages kam unsere Freundin Carola aus Berlin und somit gab es doch noch
ein kleines Highlight an diesem Tag, neben dem der unglaublich vielen lieben
Grußbotschaften
im Netz und der Kartengrüße und kleinen Geschenke, die
hier auf meinem Geburtstagstisch am Morgen lagen, überstrahlt von
einem wunderbar leuchtend bunten Strauß, den Hans-Jürgen von den
Wiesen gepflückt
hatte.
Ich spüre aber auch
an diesem Morgen den Unwillen in mir, diesen Tag begehen zu müssen, ihn
nicht überspringen
zu dürfen
und in einem ganz normalen Tag zu
landen! Geburtstage sind Tage voller Sehnsucht und als wir beim Frühstück sitzen, Musik
hören,
der Blick aus dem Fenster auf die Küste fällt, aus der
sich das Wasser gerade zurückzieht und weiße
Strandflecken freigibt, beginnen die Tränen zu
laufen.. Ich kann es nicht steuern, es geschieht.. FLORIAN - wie ein Schrei in mir - ein stummer
Schrei.
Ich möchte in den
Garten und Hand in Hand laufen wir um das Haus, bleiben an Florians Stein im
Vorgarten stehen, an dem der Lavendel blüht und der
mehr von mehr von einem kleinblättrigen Efeu umfangen wird. Die Laterne, die wir gleich bei Ankunft
aufgestellt haben, hat das erste Licht gesammelt und in der Nacht zurückgestrahlt..
FLORIAN - wie sehr er fehlt! Seine Geburtstagskarte aus einem lang zurückliegenden, anderen, vollen Leben ist immer bei mir - und sie hat fast etwas "zeitloses..." Wie gut, diese Zeugnisse unserer gemeinsamen Zeit zu haben!
Es geht mir besser, als wir zum Frühstück zurückkehren! ¨Es ist was es ist¨.... Ich habe
doch gelernt, mit dem Verlust auch und gerade an diesem Tag, zu leben! Ich muss mich erinnern..
Lion und Malia haben liebe Bilder mitgegeben... Ich bin so dankbar, diese Kinder in meinem Leben zu haben!
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