Ein Regenschauer prasselt auf uns
herab, nachdem der Tag sonnig und trocken war.
Noch immer haben wir durchschnittlich nicht mehr als 14° und noch
immer sind wir dankbar dafür!
Gestern war der erste richtige
Sommertag und wir haben einen Besuch bei Katja und ihrer Familie gemacht, die
hier in der Nähe
ein großes
Haus gemietet haben. Es war ein mir sehr wichtiger und bedeutsamer Besuch,
sehen wir uns doch nie, außer hier in Connemara! ¨
Irlandfreundinnen¨ und ¨Soulmates¨ sind wir seit
einigen Jahren und hoffentlich auch in nicht allzu langer Zeit, Nachbarn in
Connemara!
Wir saßen um einen
großen
Tisch in einem wirklich schönen Cottage, bei Scones und leckerem Kuchen, beim Austausch
von Erlebtem und Bevorstehendem. Eine wirklich beglückende
Familie, die Katja umgibt! Sehr berührend.💙💜
Es gab noch zwei weitere schöne
Begegnungen. Zufällig auf dem Weg zum Strand nach
Murvey sahen wir Fechin beim Bau einer
Mauer auf dem Grundstück, auf dem er früher lebte.
Eine freudige Begrüßung und ein Chat am Straßenrand! Fechin sieht gut aus und ist sehr beschäftigt, was uns
außerordentlich
freut! Auch Sean, sein großer Sohn ist nun in Dublin. Seine 5
anderen Kinder hier in der Gegend verstreut! Aus praktisch jedem der
vorbeifahrenden Autos wird Fechin mit einem Winken oder kurzen Heben der Hand
vom Steuer begrüßt! Fechin kennt jeder - und er kennt jeden!
Abends, wir hatten gerade im Sunroom
gegessen, kam Cornelia.
Sie war wieder zurück aus Dublin
für
einige Tage um u.a.nach einem Bau zu sehen.
Es war ein schönes Wiedersehen und sie blieb auf
einen Chat bei uns im Sunroom. ¨What a splendid view on the
mountains you have¨ - ja, sie war länger nicht hier! Peter
fehlt ihr - vor allem hier - sehr. Es ist schwer, ohne ihn hier zu sein.
Sie ist aktiv, war in den Tagen hier
fast täglich
schwimmen und legte es uns sehr ans Herz: ¨ It keeps you
young¨
- und wenn ich sehe, mit welch leichtem Schritt sie später den Weg
nach Haus antritt, dann muß ich ihr durchaus recht geben :) Die
Umwelt und die neue Achtsamkeit - Dank Greta - auch bei ihr ein wichtiges
Thema. Sie erzählt,
dass einige Tankstellen nun Wasser ausgeben werden, das man - statt jedes mal
neue Plastikflaschen zu kaufen, abfüllen kann. Ein guter, sinnvoller
Beitrag. Denn dann ist es auch möglich, Wasser in Glasflaschen zu füllen, denke
ich. Auch Irland denkt nach über ¨global warming¨ und
schonenden Umgang mit den Ressourcen und das ist gut.
Ich muß an dieser
Stelle sagen, wie erstaunt wir sind, wie sauber die Strände, die wir
bisher gesehen haben, sind. Kein Plastik, wenig Unrat und Müll. Sehr sehr viel weniger als früher! Wie es
mit dem Abbrennen auf den Feldern aussehen wird, das erfahren wir vielleicht
eher im September. Bisher kein Problem!
Im Haus und Garten sind fast alle
Arbeiten von ¨handy
Hans¨
erledigt. Er hat wirklich sehr viel gemacht und ich mich - das gebe ich zu -
nicht allzu viel im Garten beteiligt. Es sind schwere Arbeiten, wie das
Schneiden der Hecken und des Rasens. An diesen Hecken kann man täglich
schneiden und hat das Gefühl, dass sie über Nacht
weiter gewachsen sind!
Die Rosen blühen wundervoll
und ihr Duft ist großartig. Die Monpretien sind hoch und
werden im September blühen, die Hortensien haben Ansätze zur Blüte. Es wird
allen einfach schwer gemacht! Die großen riesigen
Margeritenfelder werden bald weiße Flecken im Grün bilden.. Wir
werden sie nicht sehen.. Und wenn wir zurück kommen sind
sie verblüht.
Das ist sehr schade!
Die Gäste werden
sich an ihnen satt sehen können und das ist ein kleiner Trost.
23.6.2019
Regen und langsam richtet sich der
Blick aus der Gegenwart in die Zukunft und das heißt, Richtung
Berlin. Ich bin recht wehmütig, denn ich bedauere sehr, dass mein
Ankommen so lange dauerte und mir diese Zeit nun fehlt :( Allein, man kann sie nicht aufholen und nach
uns kommen Gäste,
so dass wir auch nicht bleiben könnten, wenn wir es wollten!
Astrid hat uns am Wochenende besucht
und das hat die Gedanken noch einmal zurückgeholt ins
Hier und Jetzt. Freitag und Samstag überraschten uns Sonne und wärmere
Temperaturen. Der kalte Wind blieb aber leider, so dass wir auch an diesen
Tagen nur windgeschützt am Strand oder hier im Garten
liegen konnten, wenn wir nicht an den Stränden
liefen.
Astrid geht ins Wasser, Astrid
muß
ins Wasser, wenn sie es sieht... Wir schauen ihr amüsiert zu, denn
nichts brächte
uns in diese kalten Fluten! Vor einigen Tagen beobachteten wir drei ältere Damen,
die sich - bis zum Bauch im Wasser stehend - in einer Seelenruhe unterhielten,
als stünden
sie im Mittelmeer! Dann tauchte eine nach der anderen ab und sie schwammen genüßlich ihre
Runde!
Den Iren, die in kurzen Hosen am
Strand laufen, sieht man an, dass es keinen richtigen Sommer gab. Waren viele im letzten Sommer doch mit einem ¨Tan¨ versehen,
sind die Beine in diesem Jahr weiß bis rosa! Die Touristen ziehen erst gar keine kurzen
Hosen an - und laufen in dicken Anoraks und Stiefeln herum, als seien sie im
Wintersport!!
Natürlich ist das
Wetter weiterhin überall Thema. Mattie trafen wir hier in der Nähe bei seinen
Schafen und er lief auf uns zu und beschwerte sich bitter: Seine Knochen würden
schmerzen. Er bräuchte 30° und wir
empfehlen ihm Berlin :) Von Zoubi hören wir, dass noch immer die
Temperaturen - bis auf kleine Ausrutscher nach unten - über 30° liegen und -
pünktlich
zu unserer Rückkehr
steigen sie auf Höchstwerte von bis zu 39°!!
Unseren Kino-Abend mit Helene +Moritz
haben wir alle sehr genossen: ¨Brooklin¨ - die
Verfilmung des gleichnamigen Buches von Colm Toibin ist ein zauberhaft schöner Film, der
uns - obwohl wir ihn schon mehrfach gesehen haben - wieder berührt und
begeistert!
Ein schönes kleines
Essen ging dem Film voraus, denn auch an diesem Abend wollte die Sonne zunächst nicht so
richtig hinter den Wolken verschwinden. Das Kuriose dieser Wochen war nämlich, dass -
laut Wettervorhersage - die Sonne sich meist erst gegen 20 Uhr
(!) zeigte - also praktisch zum
Untergang. Und dann standen wir doch - wie jeden Abend - staunend am Fenster und sahen der Sonne zu, wie sie im Meer verschwindet...
Auch die Bog-Seite des Hauses ist von Sonnenuntergang in magisch schöne Farben getaucht!
Es ist gut und tröstlich zu
wissen, dass wir bald zurück sind.
In Berlin warten Menschen auf unsere Rückkehr, die
unsere Unterstützung
brauchen. Und: wir müssen Zoubi von
der Last des Gartens befreien!! Er hat
einen tollen Job gemacht und er hat es auch sehr genossen. Aber es wird Zeit,
dass er aus der isolierten Wohnsituation wieder zurück in seinen
Kiez kommt und sein Kurs, den das Jobcenter ihm "verordnet" hat,
beginnt am Montag.
Es gäbe sicherlich noch einiges mehr zu erzählen und ein Erlebnis möchte ich festhalten, weil es mich besonders nachhaltig berührt: Meine Begegnung mit der Möwe!
Wir hatten uns am Ende der Gurteen Bay in den Sand gelegt, sahen auf das ruhige Wasser und zu uns gesellte sich eine Möwe.Wir beachteten sie zunächst nicht weiter, bis uns auffiel, dass sie blieb und sich sehr langsam in unsere Richtung bewegte..
Ich begann, mit ihr zu sprechen, fragte sie, ob sie uns etwas "sagen" wolle und ob sie ein Bote sei..Sie sah mich an - und rückte näher.. Die Kamera störte sie nicht. Es störte sie nicht, dass wir uns hinlegten und wieder aufsetzten, um zu sehen, ob sie noch da sei.. sie blieb.
Und dann saß sie fast neben mir....
Ich bat sie, zu fliegen - sie sei frei und nicht - wie wir der Erde angehaftet... und sie öffnete die Flügel und flog...
Wir sprachen auf dem Rückweg über dieses kleine, "wunder"bare Erlebnis. Nie hatten wir Ähnliches mit einer Möwe erlebt.. und ich wurde das Gefühl nicht los, als wolle mir dieses Erlebte etwas mitteilen. Ich spürte aber auch, dass es nichts mit Florian zu tun hatte...
Es brauchte einen Tag - und dann wußte ich es: In dieser Zeit vor einem Jahr nahm sich einer meiner besten und innigsten Freunde - Uwe - das Leben. Der Tag seines Todes ist ungeklärt und nicht mehr bestimmbar.. War es vielleicht der 20. Juni? Der Zusammenhang zwischen Uwe und der Möwe lag auf der Hand: Ich verbrachte mit ihm 2006 ein Wochenende an der Ostsee. Es ging ihm nicht gut und es war beglückend zu erleben, wie er auflebte an der See. Wir waren am Strand, hatten noch unsere Butterbrote von der Fahrt bei uns. Uwe packte sein Brot aus und - statt es zu essen - begann er, damit die Möwen zu füttern. Ein Schwarm von Möwen umgab ihn innerhalb kurzer Zeit und er strahlte vor Glück!
Es war ein sehr besonderer Augenblick, ihn so gelöst zu erleben - und dieses Bild hatte ich plötzlich vor Augen. Ich habe von Uwe bisher kein Zeichen bekommen, das er mir immer versprochen hatte, sollte er vor mir gehen .... Und nun war er da, der Kontakt zu ihm - und ich mir sicher, dass dies das Zeichen war, auf das ich seit seinem schrecklichen Tod gewartet habe.. Ich war und bin so dankbar dafür. Danke, mein Freund! Du fehlst mir sehr!
Ein Foto aus diesen Tagen...💔
“When you had an ‘anam
cara,’ (soul friend), your friendship cut across all convention and category.
You were joined in an ancient and eternal way with the friend of your soul..."
Aus Anam Cara - John O'Donohue