Die keltische
Weisheit wusste, dass die Natur beseelt ist und einen eigenen Geist besitzt
Berge haben eine große Seele voller Erinnerung. Ein Berg wacht über eine Landschaft und lockt ihren Sinn zum Horizont. Bäche und Flüsse rasten nie; sie sind unermüdliche Nomaden, die weder Form noch Ort für sich beanspruchen. Steine und Felder bewohnen eine
meditative Reglosigkeit und scheinen allen Wünschen gegenüber immun zu sein.... Die Natur ist
von unaufhörlichem Gebet umhüllt. Anders als wir scheint sie nicht unter der Trennung oder Distanz zu leiden, die das
Denken bedingt. Die Natur scheint nie von ihrer eigenen Gegenwart abgeschnitten
zu sein. Sie lebt nun in der Umarmung ihrer eigen Einigkeit. Vielleicht hat sie, ohne dass
wires wissen, Mitleid
mit uns Heimatlosen und Zerstreuten. Ohne Zweifel weiß sie unserenrastlosen Geist zu
beruhigen, wenn wir uns nur dem Schweigen und der Stille ihrer
Umarmung
anvertrauen.¨
John
O'Donohue
Aus:
Landschaft der Seele
21.03.2016
Nach fast sommerlich warmen Tagen
erscheint der heutige Sonntag wie ein ¨Versehen¨ - aber auch,
wenn es sehr kühl
ist (8°),
so ist es doch trocken und seit wir hier sind, ist kein Tropfen Regen gefallen.
Wir sind zurück von meinem
Lieblingsstrand, von hier aus ist es ein langer heller Streifen unterhalb der
Ruine auf Bunowen- aber dies täuscht, wie wir entdeckt haben.
Zwischen Strand und Ruine liegt noch ein großer Streifen
festes Land.
Diesen Strand habe ich - fast
euphorisch - im September beschrieben. Es ist der abwechslungs-reichste Strand
um uns herum, vor allem durch die Vielfalt an Sea Weed. Auch wenn der Himmel grau ist, tut dies hier
der Schönheit
keinen Abbruch. Ich weiß gar nicht, ob
ich diesen Ort überhaupt
bei Sonnenschein bisher gesehen habe...
Unser erster Gang geht über den sehr
alten Friedhof direkt über dem Strand, der in diesen Tagen voller gelber Narzissen
Felder ist.. So schön habe ich ihn nicht erinnert. Das
hohe Gras ist gemäht, so dass der buckelige Untergrund,
der im Sommer kaum zu begehen ist, einigermaßen trittsicher
aussieht. Die meisten Gräber sind nicht mehr als solche zu
erkennen, überwucherte
Feldsteine und namenlos. Es gibt aber
Grabsteine, die davon zeugen, dass noch 2013 hier beerdigt wurde.. Was für ein Ort...
Immer die Küste
und den Atlantik ¨vor Augen¨...
Wir beginnen den Spaziergang mit der
Inspektion eines direkt an der Küste stehenden, langgestreckten und
sehr imposant und interessant aussehenden Gebäudes.. Zu groß für ein
Ferienhaus - aber noch nie haben wir hier Menschen gesehen. Das Tor zum Garten ist offen und vor uns
liegt ein wunderschön angelegter kleiner Park, gepflegt
auch jetzt, wo das Haus ganz offenbar aufgegeben ist.. Vielleicht wurde es
verkauft und er neue Besitzer hat noch nicht mit der Renovierung, die dringend
nötig
ist, begonnen. Ein Berg Gerümpel liegt im Vorgarten, aus dem wir
einen Hocker ziehen, den wir uns aufarbeiten werden. Der Rosmarin blüht, riesige
Palmen und dichte Hecken ergeben ein wirklich sehr schönes Ganzes und
man kann ahnen, wie dieser Ort im Sommer erblühen wird...
Aber wir machen uns auf zum Strand,
teils über
Felsen kletternd, was mir dieses Mal nicht leicht fällt, da meine
Hüfte
sich wieder meldet.. Aber die Neugierde ist ein guter Motor und so klettern wir
von Strand zu Strand, immer weiter und genießen die Stille,
die Einsamkeit hier und mit einigem
Strandgut geht es zurück.
Wir hatten Besuch. Meine Freundin
Claudine war drei Tage bei uns und es war wunderbar, ihr bei schönst möglichem Wetter
¨
unser Connemara¨
zeigen zu können. Endlich haben wir eine Zeugin dafür, dass das
Wetter tatsächlich
schon im März
wundervoll sein kann!! Ausflüge, bei denen man etwas zeigt, sind
noch einmal besonders, denn man schaut sich die Landschaften mit den Augen auch
des anderen an und die Begeisterung von Claudine - nicht nur über unser
Haus, das sie sich nie so schön - vor allem auch von seiner Lage -
vorstellen konnte, ist aufrichtig und ansteckend :)
Uns wird wieder bewusst, welche
Vielzahl an Stränden
wir haben; wie wunderschöne Wege nah
von uns aus in den Bog führen, zu denen wir gar nicht kommen
dieses Mal und so scheint ein nächster Besuch nötig zu sein
:) Wir haben es gut mit einander.
Zwischen Ausflügen,
Wanderungen entlang der Küste, Kaffee in Clifden, legen wir
Erholungspausen hier im Haus und Garten ein.
Wir essen zusammen am Torffeuer und es
gibt viel zu erzählen, da wir uns in Berlin in der
Alltagswelt meist nur kurz sehen. Hier
haben wir Zeit. Das ist wunderbar.
Aus Berlin ereilt uns aber auch die
schreckliche Nachricht darüber, dass ein gemeinsamer Freund
schwerst erkrankt im künstilichen Koma liegt und mit dem Tod
ringt.. Vor kurzem saßen wir noch mit ihm zusammen. Er war
neu verliebt - und immer wieder betonte er, welches Glück diese späte Liebe für ihn
bedeutet.... Nein, das Leben ist nicht
gerecht und ich spüre, wie dieses
Geschehen einen Schatten wirft auf das Glück hier und
uns zugleich wieder deutlich macht, dass wir unserem Glücklichsein
hier verpflichtet sind. ¨Life is for
living¨
- diese Worte bekommen noch einmal eine besondere Bedeutung! Wir hoffen inständig, dass
Michael überleben
wird und ich bete auf meine Art für ihn.
Bevor Claudine kam, unternahmen wir
verschiedene Ausflüge u.a. Richtung Carna, wo wir vor 2
Jahren den jungen Tramper aufnahmen, Aaron, der uns letztes Jahr hier wieder in
die Arme lief.
Es ist die Fahrt durch diese wunderschöne, archaische
Boglandschaft, die einem viel Aufmerksamkeit abverlangt, aber auch belohnt
durch Blicke, die heften bleiben an einer Farbe, dem Blau eines Moorsees, in
dem sich der Himmel spiegelt, oder dem Grau der Felsen, die oft wie Elefantenrücken rund sind
und diese Landschaft durchziehen.
Die Insel Leitir Moir, die wir über einen
schmalen Übergang
befahren, ist eher ¨ bescheiden¨ an Charme und
wir belassen es bei einem kleinen Spaziergang hinab zu einem Pier, der sehr
malerisch liegt.
Dornenhecken, die bezeugen, dass hier
noch kaum jemand lief, müssen zur Seite getreten werden und
sicherlich würden
wir hier im September dicke schwarze Brombeeren vom Strauch sammeln.
Am Strand von Carrarou sammeln wir
Korallenstückchen
und legen uns einen Moment in die Sonne.
Ein junges Paar, das an Eimear und Ross erinnert, machen begeistert
Fotos von ihrem Kind, das gerade krabbeln gelernt zu haben scheint.
Ein älteres Paar
sitzt an einen Felsen gelehnt und schaut dem Buddeln des Enkelkindes zu, das in
einer uns unverständlichen Sprache mit ihnen kommuniziert.
Zunächst
hielten wir es für eine ¨Kindersprache¨, bis wir -
anhand der Antworten der Großeltern hören, dass sie
sich auf gälisch
mit dem kleinen Jungen unterhalten, der voller Begeisterung Sand in die Luft
wirft und nicht zu bremsen ist .)
Es ist warm, fast kann man sich
vorstellen, die ersten Schwimmer hier am Strand zu sehen...
Aber es ist März!!!
Einige Reparaturen am Haus müssen erledigt
werden und - wie immer - ist es nicht ganz einfach, die Handwerker zu
mobilisieren. Es sind alles Arbeiten,
die bereits erledigt sein müssten, aber dank der ¨Dreiviertelperfektion¨ der irischen Handwerker eben Nachbesserungen
brauchen.
Einen von ihnen sehen wir in
Roundstone bei der St.-Patricks-Parade. Mal sehen, ob unsere Erinnerung
fruchten wird.
Ja, St. Patrick ist auch in diesem Jahr ein kleines Highlight dieser Tage. Letztes Jahr haben wir uns für die Parade in Clifden entschieden, dieses Jahr ist es Roundstone und wir haben Claudine bei uns.
Wir beginnen den Vormittag mit einem Spaziergang
vom Strand von Dogs Bay, der offenbar gerade vom Müll des
Winters, den die Stürme angeschwemmt haben, gereinigt
wurde. Über
die Wiese, auf der noch keine Kühe grasen, geht es hinüber zum Strand
von Gurteen Bay. Mit der Aussicht auf diese beiden Strände können wir
unsere Besucher immer wieder tief beeindrucken und begeistern! Es ist sehr windig und leider hat sich das
angekündigte
gute Wetter ein wenig hinter grauen Wolken versteckt und so wird die Parade
zwar im Trockenen - aber nicht bei Sonne stattfinden, was wir sehr bedauern.
Zum angekündigten
Zeitpunkt 14.30 - ist kaum jemand da und wir beobachten das langsame Sammeln der
Teilnehmer an der Parade (an den verschiedenen Kostümen zu
erkennen) und der Zaungäste aus dem Café heraus, wo
wir uns aufwärmen. Es wird eine kleine Parade werden, aber sie löst große Begeisterung
aus - und wir lachen viel und freuen uns an dem vielen GRÜN der Menschen
in und um die Parade herum..
Die Schulen scheinen in Clifden
teilzunehmen, hier sind es eher Vereine, ein Kindergarten , der besonders
niedlich ist, ein Kindersportverein mit einer kleinen Performance, Wagen, von
denen herab ein wenig Karnevalstimmung zu den Menschen schwappt.. Es wird
gerufen, man kennt sich, es wird viel gelacht und die Pubs und Restaurants
werden überquellen
vor Menschen, die sich dort zum Essen oder einfach auf ein oder mehrere Pints
of Guinness treffen werden.
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