Donnerstag, 31. März 2016

Ireland Diary March 2016 III


Die keltische Weisheit wusste, dass die Natur beseelt ist und einen eigenen Geist besitzt Berge haben eine große Seele voller Erinnerung. Ein Berg wacht über eine Landschaft und lockt ihren Sinn zum Horizont. Bäche und Flüsse rasten nie; sie sind unermüdliche Nomaden, die weder Form noch Ort für sich beanspruchen. Steine und Felder bewohnen eine meditative Reglosigkeit und scheinen allen Wünschen gegenüber immun zu sein....  Die Natur ist von unaufhörlichem Gebet umhüllt. Anders als wir scheint sie nicht unter   der Trennung oder Distanz zu leiden, die das Denken bedingt. Die Natur scheint nie von ihrer eigenen Gegenwart abgeschnitten zu sein. Sie lebt nun in der Umarmung ihrer eigen Einigkeit. Vielleicht hat sie, ohne dass wires wissen, Mitleid mit uns Heimatlosen und Zerstreuten. Ohne Zweifel weiß sie unserenrastlosen Geist zu beruhigen, wenn wir uns nur dem Schweigen und der Stille ihrer
Umarmung anvertrauen.¨

John O'Donohue
Aus: Landschaft der Seele




21.03.2016

Nach fast sommerlich warmen Tagen erscheint der heutige Sonntag wie ein ¨Versehen¨ - aber auch, wenn es sehr kühl ist (8°), so ist es doch trocken und seit wir hier sind, ist kein Tropfen Regen gefallen.
Wir sind zurück von meinem Lieblingsstrand, von hier aus ist es ein langer heller Streifen unterhalb der Ruine auf Bunowen- aber dies täuscht, wie wir entdeckt haben. Zwischen Strand und Ruine liegt noch ein großer Streifen festes Land. 

Diesen Strand habe ich - fast euphorisch - im September beschrieben. Es ist der abwechslungs-reichste Strand um uns herum, vor allem durch die Vielfalt an Sea Weed.  Auch wenn der Himmel grau ist, tut dies hier der Schönheit keinen Abbruch.  Ich weiß gar nicht, ob ich diesen Ort überhaupt bei Sonnenschein bisher gesehen habe...
Unser erster Gang geht über den sehr alten Friedhof direkt über dem Strand,  der in diesen Tagen voller gelber Narzissen Felder ist.. So schön habe ich ihn nicht erinnert. Das hohe Gras ist gemäht, so dass der buckelige Untergrund, der im Sommer kaum zu begehen ist, einigermaßen trittsicher aussieht. Die meisten Gräber sind nicht mehr als solche zu erkennen, überwucherte Feldsteine und namenlos.  Es gibt aber Grabsteine, die davon zeugen, dass noch 2013 hier beerdigt wurde.. Was für ein Ort... Immer die Küste und den Atlantik ¨vor Augen¨... 

Wir beginnen den Spaziergang mit der Inspektion eines direkt an der Küste stehenden, langgestreckten und sehr imposant und interessant aussehenden Gebäudes.. Zu groß für ein Ferienhaus - aber noch nie haben wir hier Menschen gesehen.  Das Tor zum Garten ist offen und vor uns liegt ein wunderschön angelegter kleiner Park, gepflegt auch jetzt, wo das Haus ganz offenbar aufgegeben ist.. Vielleicht wurde es verkauft und er neue Besitzer hat noch nicht mit der Renovierung, die dringend nötig ist, begonnen. Ein Berg Gerümpel liegt im Vorgarten, aus dem wir einen Hocker ziehen, den wir uns aufarbeiten werden.  Der Rosmarin blüht, riesige Palmen und dichte Hecken ergeben ein wirklich sehr schönes Ganzes und man kann ahnen, wie dieser Ort im Sommer erblühen wird...
Aber wir machen uns auf zum Strand, teils über Felsen kletternd, was mir dieses Mal nicht leicht fällt, da meine Hüfte sich wieder meldet.. Aber die Neugierde ist ein guter Motor und so klettern wir von Strand zu Strand, immer weiter und genießen die Stille, die Einsamkeit hier und  mit einigem Strandgut geht es zurück.



Wir hatten Besuch. Meine Freundin Claudine war drei Tage bei uns und es war wunderbar, ihr bei schönst möglichem Wetter ¨ unser Connemara¨ zeigen zu können.  Endlich haben wir eine Zeugin dafür, dass das Wetter tatsächlich schon im März wundervoll sein kann!! Ausflüge, bei denen man etwas zeigt, sind noch einmal besonders, denn man schaut sich die Landschaften mit den Augen auch des anderen an und die Begeisterung von Claudine - nicht nur über unser Haus, das sie sich nie so schön - vor allem auch von seiner Lage - vorstellen konnte, ist aufrichtig und ansteckend :)  


Uns wird wieder bewusst, welche Vielzahl an Stränden wir haben;  wie wunderschöne Wege nah von uns aus in den Bog führen, zu denen wir gar nicht kommen dieses Mal und so scheint ein nächster Besuch nötig zu sein :)  Wir haben es gut mit einander. Zwischen Ausflügen, Wanderungen entlang der Küste, Kaffee in Clifden, legen wir Erholungspausen hier im Haus und Garten ein. 


Wir essen zusammen am Torffeuer und es gibt viel zu erzählen, da wir uns in Berlin in der Alltagswelt meist nur kurz sehen.  Hier haben wir Zeit. Das ist wunderbar.
Aus Berlin ereilt uns aber auch die schreckliche Nachricht darüber, dass ein gemeinsamer Freund schwerst erkrankt im künstilichen Koma liegt und mit dem Tod ringt.. Vor kurzem saßen wir noch mit ihm zusammen. Er war neu verliebt - und immer wieder betonte er, welches Glück diese späte Liebe für ihn bedeutet....  Nein, das Leben ist nicht gerecht und  ich spüre, wie dieses Geschehen einen Schatten wirft auf das Glück hier und uns zugleich wieder deutlich macht, dass wir unserem Glücklichsein hier verpflichtet sind.  ¨Life is for living¨ - diese Worte bekommen noch einmal eine besondere Bedeutung!  Wir hoffen inständig, dass Michael überleben wird und ich bete auf meine Art für ihn.

Bevor Claudine kam, unternahmen wir verschiedene Ausflüge u.a. Richtung Carna, wo wir vor 2 Jahren den jungen Tramper aufnahmen, Aaron, der uns letztes Jahr hier wieder in die Arme lief.
Es ist die Fahrt durch diese wunderschöne, archaische Boglandschaft, die einem viel Aufmerksamkeit abverlangt, aber auch belohnt durch Blicke, die heften bleiben an einer Farbe, dem Blau eines Moorsees, in dem sich der Himmel spiegelt, oder dem Grau der Felsen, die oft wie Elefantenrücken rund sind und diese Landschaft durchziehen. 



Die Insel Leitir Moir, die wir über einen schmalen Übergang befahren, ist eher ¨ bescheiden¨ an Charme und wir belassen es bei einem kleinen Spaziergang hinab zu einem Pier, der sehr malerisch liegt.
Dornenhecken, die bezeugen, dass hier noch kaum jemand lief, müssen zur Seite getreten werden und sicherlich würden wir hier im September dicke schwarze Brombeeren vom Strauch sammeln. 

Am Strand von Carrarou sammeln wir Korallenstückchen und legen uns einen Moment in die Sonne.  Ein junges Paar, das an Eimear und Ross erinnert, machen begeistert Fotos von ihrem Kind, das gerade krabbeln gelernt zu haben scheint.
Ein älteres Paar sitzt an einen Felsen gelehnt und schaut dem Buddeln des Enkelkindes zu, das in einer uns unverständlichen Sprache mit ihnen kommuniziert. Zunächst hielten wir es für eine ¨Kindersprache¨, bis wir - anhand der Antworten der Großeltern hören, dass sie sich auf gälisch mit dem kleinen Jungen unterhalten, der voller Begeisterung Sand in die Luft wirft und  nicht zu bremsen ist .)
Es ist warm, fast kann man sich vorstellen, die ersten Schwimmer hier am Strand zu sehen...
Aber es ist März!!!


Einige Reparaturen am Haus müssen erledigt werden und - wie immer - ist es nicht ganz einfach, die Handwerker zu mobilisieren.  Es sind alles Arbeiten, die bereits erledigt sein müssten, aber dank der ¨Dreiviertelperfektion¨  der irischen Handwerker eben Nachbesserungen brauchen. 

Einen von ihnen sehen wir in Roundstone bei der St.-Patricks-Parade. Mal sehen, ob unsere Erinnerung fruchten wird.


Ja, St. Patrick ist auch in diesem Jahr ein kleines Highlight dieser Tage. Letztes Jahr haben wir uns für die Parade in Clifden entschieden, dieses Jahr ist es Roundstone und wir haben Claudine bei uns.
Wir beginnen den Vormittag mit einem Spaziergang vom Strand von Dogs Bay, der offenbar gerade vom Müll des Winters, den die Stürme angeschwemmt haben, gereinigt wurde. Über die Wiese, auf der noch keine Kühe grasen, geht es hinüber zum Strand von Gurteen Bay. Mit der Aussicht auf diese beiden Strände können wir unsere Besucher immer wieder tief beeindrucken und begeistern!  Es ist sehr windig und leider hat sich das angekündigte gute Wetter ein wenig hinter grauen Wolken versteckt und so wird die Parade zwar im Trockenen - aber nicht bei Sonne stattfinden, was wir sehr bedauern. 

Zum angekündigten Zeitpunkt 14.30 - ist kaum jemand da und wir beobachten das langsame Sammeln der Teilnehmer an der Parade (an den verschiedenen Kostümen zu erkennen) und der Zaungäste aus dem Café heraus, wo wir uns aufwärmen.  Es wird eine kleine Parade werden, aber sie löst große Begeisterung aus - und wir lachen viel und freuen uns an dem vielen GRÜN der Menschen in und um die Parade herum.. 




Die Schulen scheinen in Clifden teilzunehmen, hier sind es eher Vereine, ein Kindergarten , der besonders niedlich ist, ein Kindersportverein mit einer kleinen Performance, Wagen, von denen herab ein wenig Karnevalstimmung zu den Menschen schwappt.. Es wird gerufen, man kennt sich, es wird viel gelacht und die Pubs und Restaurants werden überquellen vor Menschen, die sich dort zum Essen oder einfach auf ein oder mehrere Pints of Guinness treffen werden.
Irland feiert ausgelassen und nicht nur in Irland. Überall auf der Welt werden sie ihr GRÜN an diesem Tag feiern. Sogar der Funkturm in Berlin erstrahlt in Grün wird mir geschrieben!  Wunderbar!




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